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Es werden Posts vom Februar, 2012 angezeigt.

"Ich ist ein anderer." *

Von Arthur Schnitzler, dem österreichischen Dramatiker und Schriftsteller, der in 150 Jahren in Wien zur Welt kam, gibt es eine äußerst irritierende Kurzgeschichte. Sie heißt „Ich“ und erzählt von einem Mann, dem die Welt abhanden kommt. Er weiß nicht mehr, was ist und was nicht ist, und versucht sich vor dem Verlust der Dinge zu retten, sich ihrer zu versichern, indem er sie benennt. Zunächst nur die Dinge der Außenwelt und nur sporadisch: An den Baum im Park hängt er einen Zettel „Baum“, an den Busch einen Zettel „Busch“. „Bank“. „Gatter“. Dann fängt er an, auch die Gegenstände in seiner näheren Umgebung und in seiner Wohnung zu benennen und zu verzetteln – Stuhl, Tisch, Schrank, Bett -, dann die Dinge des persönlichen Gebrauchs – Schuh, Hut, Mantel -, schließlich beschriftet er auch sich selbst: „Ich“. Heute nachmittag klingelte bei mir im Büro das Telefon. Im Display erschien eine mir unbekannte Nummer – ich nahm ab und meldete mich wie ich mich im Büro immer melde: Mit dem N

Seat-Filler

Heute ist der 29. Februar. Den gibt es – wie jeder weiß - nur alle vier Jahre und er ist dazu da, um die „Differenz zwischen einem planmßigen Kalenderjahr und dem Sonnenjahr auszugleichen“. Der Tag schließt also eine Lücke. In der Nacht vom Sonntag auf Montag sind in Los Angeles - kurz L.A (wie wir als globale Weltbürger gerne sagen) – die diesjährigen Oscars verliehen worden. Seit dem weiß ich, dass es so etwas gibt, wie den Job des „Seat Fillers“, die den gleichen Zweck erfüllen wie der 29. Februar: Sie sind Platzhalter und füllen Lücken. Es gibt zwei Arten von Seat-Fillern: Die einen kommen dann zum Einsatz, wenn ein furchtbar wichtiges Event so furchtbar wichtig ist, dass es ausverkauft sein sollte, es aber nicht ist – dort befüllen sie dann also die leeren Plätze und sorgen dafür, dass voll ist, was voll zu sein hat. Oder sie sind so etwas wie „Seat-Hopper“ und haben die Aufgabe, während eines Events kurzfristig mal hier und mal da Platz zu nehmen, wenn der Eigentlich-Dort-

Kopf aufkrempeln! Aufwachen!

Es war einer dieser Tage, von denen man hätte wissen müssen, dass sie schief gehen. Bei denen man irgendwann ziemlich sicher weiß, dass es auch so kommen wird und sich trotzdem hartnäckig einredet: Heute nicht. Schon gestern zum Beispiel, der allsamstägliche Austausch mit den Eintrachtlern auf dem Mainzer Wochenmarkt: Optimismus war gar kein Ausdruck. „E klar Sach wird des – und dann simmer so gut wie dorsch.“ Ja. So wäre es wohl gewesen... Heute, beim Aufwachen: Vogelzwitschern, gähnende Katz  und ein erwartungsvolles Kribbeln im Bauch. Sogar mein Mit-Adler, der nicht zum Überschwang neigt, sieht den kommenden Ereignissen vorsichtig zuversichtlich entgegen. Heute Nacht hat der Wind aufgefrischt; erste mahnende Worte schlage ich in selbigen.  Überhaupt: Man muss die Zweitliga-Anstoßzeiten nehmen wie sie fallen und  - haha - nutzen solange es sie noch gibt  - unser kleiner Adlertrupp hatte sich deshalb zum Brunch verabredet und um halb eins komme ich auf die glorreiche Idee – "

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Mit oder ohne? Das ist die Frage, die uns  in drei Wochen beim Spiel gegen Dresden, aber auch bereits morgen in Paderborn alle bewegt. Mal sehen, wie viele Eintrachtler es rechtzeitig zum Anpfiff ins Stadion schaffen. Wer den Fanbrief des Polizeieinsatzleiters von Paderborn liest, gewinnt den Eindruck, dass dies wohl nur einer verschwindend kleinen Gruppe gelingen wird. Auf dem Weg zum Stadion sind nämlich einige Tücken und Unwägbarkeiten zu meistern, die ein pünktliches Eintreffen äußerst unwahrscheinlich erscheinen lassen. Zunächst müssen die „Bahnreisenden“ nämlich in Warburg in einen „Zug der EuroBahn“ umsteigen. Möglicherweise bleibt diese EuroBahn auf halber Strecke von Warburg nach Paderborn stecken – denn es könnte ja sein, dass die „Bahnreisenden“ (Tipp: Schild mit Angabe des individuellen Lebendgewichts gut sichtbar um den Hals tragen, auf die Mitnahme von Apfelwein-Fäsjer  tunlichst verzichten) das technisch vorgeschriebene Gewichtslimit überschreiten. „Eine technis

Spieler der Stunde: Karim Matmour (Spät-aber-trotzdem-noch-Edition)

Gestern war Aschermittwoch – und heute streue ich ein wenig Asche auf mein Haupt. Das Spiel gegen den FSV ist bereits drei fach abgehakt, die Kür des Spielers der Stunde interessiert wahrscheinlich keine Socke mehr – ich will trotzdem kurz der Chronistenpflicht Genüge tun. Aaaaalso: Herzlichen Glückwunsch an Karim Matmour! Und wer jetzt noch Lust dazu hat, dazu auch noch ein paar Worte zu lesen - bitte sehr:

"Reingemacht." * Eins schöner als das andere.

Samstag, 18. Januar, Waldstadion. Eintracht Frankfurt : FSV Frankfurt. 11. Minute: Die Eintracht kommt über rechts. Ein FSVler klärt, bekommt den Ball aber nicht unter Kontrolle, spielt ab – und trifft Sebi Jung. Der Ball prallt von ihm ab, Sebi gibt ihm zusätzlichen Effet mit – Hoffer sprintet hinterher, hat den Ball, zieht nach Innen, er müsste passen, wartet noch einen Moment, jetzt – passt den Ball in die Mitte. Da ist Karim Matmour: Toooooooor! Special Freu-und Hüpf-Faktor:   Karim Matmour, der so schmal und wuselig ist, dass er immer ein bisschen aussieht als ob ihm Arme und Beine um den Kopf schlackern, der noch viel besser sein könnte als er ist, wenn er den Ball nicht so häufig vertändeln würde und der auch bei diesem Tor den Batmour-Faktor einbaut: Aaargs, er  verbaselt ihn. Klandt ist dran. Und den Ball dann doch  im Nachsetzen ins Tor bugsiert. 33. Minute:   Dieses Mal kommt die Eintracht über die Mitte. Lehmann geht mit dem Ball, sieht Hoffer, der in den freien Raum sta

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Es sind närrische Zeiten - und das hängt nicht vorrangig damit zusammen, dass wir uns mit großen Schritten dem Höhepunkt der Fastnacht nähern. Wie regelmäßige Leser dieses Blogs wissen, lebe ich in der Nähe von Mainz und man sollte meinen, dass hier in diesen Tagen von früh bis spät die Stimmung immer höhere Wogen schlägt. Tut sie nicht, im Gegenteil. Zumindest dann nicht, wenn man sich – tagsüber - außerhalb der närrischen Kernzeiten befindet. Dann herrscht in der Stadt so etwas wie ein fast ingrimmiges närrisches Pflichtbewusstsein. Mit ernsten Gesichtern werden lustige Hüte, bunte Schals, vereinzelt auch Ganzkörperkostüme durch die Stadt getragen. Ein wunderbares Beispiel für diese Verhaltensweise ist z.B. unsere Metzgerei der Herzen. Dort gibt es an Fastnacht Weck, Worscht und Woi für 8 Euro 88 und im Geschäft, hinter der Theke steht der Metzgermeister – mit dem gewohnten, wohltuend missmutigen Gesichtsausdruck, flankiert von drei gleichfalls über die Maßen gut gelaunten Mitarbeite

Spieler der Stunde: Alex Meier

Nur noch knapp 48 Stunden bis zum Spiel gegen den FSV.  „Du kommst immer hinnerher – wie die alt Fastnacht“ hat meine Oma öfter mal zu meiner Cousine Beate gesagt – die war nämlich ein bisschen langsam. Da trifft es sich gut, dass heute Weiberfastnacht ist - und hier kommt auch prompt der Eintrag zum Spieler der Stunde. Hinterhergedackelt. Zum Spiel der Eintracht in Düsseldorf ist in den vergangenen Tagen alles gesagt worden – oder auch wieder wenig. Das fulminante Ende des Spiels, die Schwalben-Provokateur-Rotzlöffel-Debatte haben die Leistung der Mannschaft fast ein wenig in den Hintergrund gerückt. Und diese Leistung war gut – wie ich finde: Sie war mehr als gut. Vom letztlich leistungsgerechten Unentschieden war häufig die Rede. Jetzt mal abgesehen davon, dass durch solche Aussagen dieser unsägliche Elfer im Nachhinein noch eine höhere Weihe erhält: Es stimmt einfach nicht. Die Eintracht war die allen Belangen bessere, klar überlegene Mannschaft. Natürlich hatten auch die D

Kleines Fußball ABC – Heute: "R" wie Rotzlöffel

Rotzlöffel, der (sing); die (pl) (ugs) Früher häufiger, im modernen Zusammenhang sowohl im politisch-korrekten wirklichen Leben wie im fußballerischen Zusammenhang äußerst ungebräuchlicher Begriff bzw. nur noch selten verwendetes → Schimpfwort . Vgl. hierzu auch: → „Lümmel“ oder → „Babbsack“  Rotzlöffel- Anwendungsbeispiele sind äußerst selten, unlängst jedoch im Hessischen. Bsp. : "Soll mich der Rotzlöffel doch beschimpfen, das interessiert mich nicht." (Armin Veh, Trainer Eintracht Frankfurt, Februar 2012) Während der Babbsack eher mundartlich ( insbes . im Hessischen) gebräuchlich ist und – je nach Gemütsverfassung – bösartig ( B sp: „Hau bloß ab du Babbsack“), mitunter aber durchaus fast liebevoll ( Bsp.  „Du bist mer vielleicht en Babbsack…“) verwendet werden kann, wird der Begriff „Rotzlöffel“ im gesamten deutschsprachigen Raum verstanden und ist eindeutig konnotiert. Ähnlich oder synonym verwendete Begriffe sind z.B.: →  Rotzbengel, der und →  Rotznase,

Rheinischer Satansbraten

Dienstag, 14.02.2012, 13:17 Uhr. Mail in meinem Posteingang. Ich zitiere: "Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Unterhaus-Fans, soeben erreicht uns die Nachricht, dass der rheinische Satansbraten nicht auftreten kann. Deshalb muss heute die Vorstellung im 'großen' Unterhaus leider ausfallen." Hä? Die Vorstellung war doch schon gestern...

Großes Kino

In Berlin läuft derzeit die Berlinale. Auch der beste Film dürfte es schwer haben, ein so furioses Finale hinzulegen wie es die letzten fünf Minuten gestern Abend beim Spiel in Düsseldorf waren. Und man sieht einmal mehr: Die besten Drehbücher sind immer die einfachsten. Genau dieses Szenario hatte man, nach dieser Woche, nach dem Vorfeldgeplänkel im Kopf – haha, stell dir vor, und dann… Natürlich hat man sie wieder verworfen. Ist ja nur ein Gedankenspiel. Quatsch, so wird es nicht kommen. Wäre ja auch zu platt – fast mit Ankündigung. Und dann die Fassungslosigkeit, als es tatsächlich – also wahr und wahrhaftig – am Ende dann doch genau so kommt. Die letzte Spielminute. Wir sind durch. Da brennt nichts mehr an. Lass die ruhig noch mal kommen. Gewonnen. Yeah.  Da passiert nichts mehr. Raus mit dem Ding. Raus. Boah, was für ein Spiel. Die klar bessere Mannschaft. Spitzenreiter. Spitzenreiter. Pfeif ab. Pfeif ab. 2 Minuten. Ein Düsseldorfer ist links durch. Im Strafra

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Es ist auch heute immer noch schweinekalt, Schnee rieselt – aber der klirrendkalte Ring, der sich in den letzten Wochen um die Welt gespannt hatte, hat sich gelöst und gestern lag tagsüber zwischendurch fast so etwas wie eine zarte Ahnung von Frühling in der Luft. Die Vögel zwitscherten und Katerle und Kazz waren zum ersten Mal seit Tagen wieder auf einem längeren Streifzug im Freien. Nachmittags lag das Kätzchen wohlig und müde auf einem Sonnenfleck im Wohnzimmer, räkelte sich, streckte alle viere in die Luft und blinzelte schläfrig in die Sonne. „Fehlt nur noch die Sonnenbrille,“ meinte mein Mit-Adler. Irgendetwas fehlt ja immer. Zum Beispiel bei Hertha in Berlin ein Trainer - entgegen anders lauternder Nachrichten allerdings nicht erst seit gestern. Gut für Hertha, dass sie es gerade noch rechtzeitig gemerkt haben. Schade für uns, da wir jetzt leider nicht zu hören bekommen, wie Michael Skibbe unverdrossen auch den wahrscheinlichen Absturz der Hertha als Selbstbestätigung und N

Spieler der Stunde: Alex Meier

Seit Tagen ist es klirrend kalt (war es je anders?), auf dem Main treiben Eisschollen und in den Stadien der Republik wird auf beheizten, aber auch auf unbeheizten Plätzen unbeirrt weiter Fußball gespielt. Die Mutter meines schwäbischen Mit-Adlers hat mit Fußball nichts, aber auch gar nichts am Hut. Am Montag, nach dem Spiel der Eintracht gegen Braunschweig, haben wir miteinander telefoniert. Sie erzählte mir, dass in dieser Nacht auf der Schwäbischen Alb minus 23 Grad gemessen worden sind und dass die Hühner jetzt auch tagsüber im Stall bleiben. Ich erzähle, dass wir gestern im Waldstadion waren. „Mädle, ja so was. Waren da noch mehr Leut?“ Ähem. „Ja – 36.000.“ „Alex Meier schießt die Eintracht auf Platz 2.“ „Einfach überragend.“ „Meier köpft Eintracht zum Sieg.“ „Meier im Alleingang.“ „ Meier hat die Lufthoheit.“„ Meier ist nicht zu verteidigen.“  "Gelungener Start dank Meier.“   "Meier übernimmt Verantwortung."  So lauteten die Schlagzeilen nach dem höchst

Tell me a Story

Charles Dickens ist einer meiner Lieblingsschriftsteller und immer, wenn ich traurig bin, dass ich schon (fast) alle Dickens-Romane gelesen habe, tröste ich mich damit, dass ich den ein oder anderen alle paar Jahre einfach noch einmal lese. David Copperfield zum Beispiel. Bleak House. Oliver Twist. Oder den Raritätenladen. Bei keinem anderen Autor sind die Helden so gut,  die Frauenfiguren so lieblich, die Elenden so elend, die Weltverbesserer so bigott und ekelhaft und die Bösewichte so abgrundtief böse  wie bei Dickens. Uriah Heep. Scrooge. Fagin. Brrrrr. Gefühle. Jammer. Schicksal. Tränen. Glück. Nur nicht zu zart mit dem Pinsel tupfen, sondern dick Farbe auftragen. „Mr. Popular Sentiment“ wurde Dickens  deshalb  von seinem (von  mir ebenfalls sehr geschätzter) Kollegen  Anthony Trollope genannt. Dabei darf man nicht vergessen, dass Dickens zwar ein grandioser Fabulator und Geschichtenerzähler ist, darüber hinaus aber ein überaus genauer Beobachter des städtischen Lebens in Lon

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Ziemlich märchenhaft hat an diesem Wochenende der Restrundenstart aus Adlersicht begonnen. Gleich drei Mitkonkurrenten um den Aufstieg - Fürth, St. Pauli und Düsseldorf - haben Punkte liegen lassen. Jetzt muss die Eintracht "nur" noch ihr Spiel gegen Braunschweig gewinnen um drei Tüpfelchen aufs "i" zu setzen.  Ohne ***wiehießdernochgleich?***. Aber mit Sebi und Seppel. Mit Martin und Heiko. Matthias und Gordon. Benni, Alex und Erwin. Mit Karim. Mit Oka. Vielleicht ja auch mit Rob oder Constant. Mit Mo. Mit Sonny, Ümit oder Caio. Jedenfalls mit heißem Herzen und Adlermut. Wir! Ziemlich märchenhaft war für mich übrigens auch der Samstagabend. Zum ersten Mal seit hundert Jahren war ich auf einer Kappesitzung. Ja, ja – ich weiß: Den Kokolores haben wir in der Winterpause schon hinter uns gebracht. Trotzdem. Verkleidet war ich auch. rotundschwarz natürlich - als Rotkäppchen. Da ist es ja nur logisch, dass ich jetzt in ein paar Stunden in den Wald und außerdem fest dav

Go west!

Geschafft. Endlich. Transferschluss. Helmes vom Tisch. Das war schon vom Feinsten wie sich in den letzten Wochen die Stimmung immer weiter hochgehypt hat. Von "In Frankfurt sind die Nerven angespannt" - über „Zuversicht trotz Hängepartie“ bis „Wenn Helmes nicht kommt, ist der Aufstieg in Gefahr." Nur Stunden zwischen „Veh wartet geduldig“   zu „Veh erhöht in Sachen Helmes den Druck“ . Im Schnelldurchlauf von „Wäre cool, wenn Helmes käme…“ über „Helmes muss kommen…“ bis „Wenn Helmes nicht kommt, sehe ich schwarz…“ und schließlich „Ohne Helmes können wir den Aufstieg vergessen.“   Und dann, als schon sämtliche Dämme gerissen, das Wohl und Wehe der Eintracht untrennbar und unausweislich mit dem Namen Helmes und dem Daumen von Felix Magath verbunden waren, die Geschichte wie ein Brummkreisel immer noch mehr Speed aufgenommen hatte und auf ihren finalen Höhepunkt zusteuerte, letzten Donnerstag dann der Neujahrsempfang der Eintracht und dort ein weiteres  Statement vo