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Seat-Filler

Heute ist der 29. Februar. Den gibt es – wie jeder weiß - nur alle vier Jahre und er ist dazu da, um die „Differenz zwischen einem planmßigen Kalenderjahr und dem Sonnenjahr auszugleichen“. Der Tag schließt also eine Lücke.

In der Nacht vom Sonntag auf Montag sind in Los Angeles - kurz L.A (wie wir als globale Weltbürger gerne sagen) – die diesjährigen Oscars verliehen worden. Seit dem weiß ich, dass es so etwas gibt, wie den Job des „Seat Fillers“, die den gleichen Zweck erfüllen wie der 29. Februar: Sie sind Platzhalter und füllen Lücken.

Es gibt zwei Arten von Seat-Fillern: Die einen kommen dann zum Einsatz, wenn ein furchtbar wichtiges Event so furchtbar wichtig ist, dass es ausverkauft sein sollte, es aber nicht ist – dort befüllen sie dann also die leeren Plätze und sorgen dafür, dass voll ist, was voll zu sein hat. Oder sie sind so etwas wie „Seat-Hopper“ und haben die Aufgabe, während eines Events kurzfristig mal hier und mal da Platz zu nehmen, wenn der Eigentlich-Dort-Sitzer seinen Platz gerade einmal verlassen hat – um eine Zigarette zu rauchen oder zur Toilette zu gehen, um zwischendurch draußen ein Schwätzchen zu halten oder – nur zum Beispiel - kurz Backstage zu verschwinden, um dann auf der Bühne einen Oscar zu verleihen.

Seat-Filler. Und auch mir fill, also fiel, es bei diesem Begriff wie Schuppen von den Augen. Deshalb also. Deshalb wird allerorten alle paar Tage eine andere Sau durchs Dorf getrieben. Die kommt nicht aus dem Off – nein, die steht im toten Winkel bereits bereit und wartet darauf, den freiwerdenden Platz einzunehmen, damit bloß keine Lücke entsteht und das Ding weiter rund läuft.

Am wichtigsten ist natürlich der Platz mit dem Label „Sündenbock“ und/oder „Buhmann“ – der ist ziemlich weit vorne in der Reihe, fällt also gleich ins Auge. Bei der Eintracht sitzt dort in dieser Woche… Na ja, wer wohl? Häufiger frei wird außerdem  (mal weiter vorne, mal weiter hinten) der Platz der Lichtgestalt (bei der Eintracht der „Wenn-mer-den-net-hole-steige-mer-ab“ bzw. "-net-uff"-Platz), gleich neben dem - etwas weiter vorne gelegene - Stuhl des Hoffnungsträgers (bei uns der „Der-lässt-den-doch-sowieso-net-spiele“ bzw. der „Mir werde des schon schaffe, den auch noch zu vergraule"-Thronsessel).  Sehr wichtig auch, dass der Platz des „Good Guys“  („So einen braucht jede Mannschaft.“) nie leer bleibt. Zum Glück kann er bei Bedarf gerne auch von einem zum Good Guy mutierten Bad Guy eingenommen werden. Immer besetzt sein müssen außerdem die dicht nebeneinander liegenden – Plätze von „Von-dem-hab-ich-noch-nie-was-gehalte“, „Den-kann-ich-net-mehr-sehn“ und „Der-konnt-noch-nie-was.“  

Mmh. Wenn es zeitlich klappt, gibt es hier im Laufe des Tages (spätestens morgen) noch einen Eintrag zum aktuellen „Spieler der Stunde.“ Nein. Kein Seat-Filler. Headliner!

Kommentare

  1. Jetzt habe ich doch glatt "Seat-Filter" gelesen, an die Automarke und einen neuen Hauptsponsor gedacht ...

    Es ist schon richtig: Die Fans - und ich beziehe mich da durchaus mit ein - können ganz schön platt bzw. einfach gestrickt sein. Wenn ich allerdings die Floskeln und Phrasen der Spieler und Verantwortlichen lese, besonders in den letzten beiden Tagen lese, würde ich sagen: Das passt schon. :-)

    Gruß
    Rüdiger

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  2. Hihi. Obwohl ich's selbst hingeschrieben hab, ging's mir ähnlich - hab beim Drüberlesen auch zunächst Se-at gelesen.

    Klar, simmer einfach gestrickt - aber auch das Gegenteil davon. Vielleicht isst das eine wie das andere nur zusammen erträglich? *g Die sprichwörtlichen Säue durchs Ort muss man allerdings nicht unbedingt treiben (und grad du tust das am allerwenigsten!).

    Ansonsten gilt selbstverständlich: Die Eintracht - die sieht uns ähnlich ,-)

    lgk

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