Der „Zugriff aufs Spiel“ ist aktuell einer meiner liebsten
fußballtaktischen Plattitüden. Ohne Zugriff geht nämlich gar nix, das weiß
schließlich jeder von der E-Jugend über die Landesliga bis zur Championsleague: Wir müssen in die Zweikämpfe gehen, damit wir Zugriff aufs
Spiel bekommen. Oder anders herum: Wenn wir keinen Zugriff
haben, kommen wir auch nicht in die Zweikämpfe. Vielleicht sogar: „Wir haben keinen Zugriff in den Zweikämpfen.“ Ich sag mal: Je nachdem!
Bei der Eintracht ist das vermaledeite Heimunentschieden
gegen Hannover inzwischen ausführlich analysiert worden. Wie konnte es sein,
dass wir – obwohl wir dieses Mal nach dem Führungstreffer noch ein zweites Tor
nachgelegt haben – den Sieg trotzdem nicht über die Ziellinie bringen konnten? Das lag zunächst natürlich mal daran, dass wir
„zu keinem Zeitpunkt einen Zugriff auf die Partie“ hatten. Mitentscheidend war aber auch, dass Spieler im Defensivbereich falsche
Entscheidungen getroffen haben. Statt einen Ball mit „5 Prozent Risiko“ zu
spielen, entschied sich der eine oder andere zu häufig dafür, den Ball mit „60
Prozent Risiko“ zu spielen. Das ist natürlich ärgerlich. Möglicherweise hätte
man darüber nachdenken können, den Ball mit 15% - je nach Situation auch mit
17,8 % Risiko - zu spielen, aber 60%? Das grenzt schon an Dummheit. Immerhin: Wenn unsere Spieler
auf dem Platz mitunter einen geistesabwesenden Eindruck machen – dann wissen wir jetzt, woran das liegt: Sie denken nach!
Mit dieser Erkenntnis im Rücken gehen wir – trotz des Ausfalls von Meier und Stendera
und vielleicht auch Aigner –
gestärkt in das Spiel gegen Gladbach. Idealerweise können wir auf dem Platz auch noch einige weitere
taktische Feinheiten umsetzen, die direkt aus der Schatzkiste von Frank Wormuth stammen, der die Fußballlehrerausbildung an
der Hennes-Weisweiler-Akademie des Deutschen Fußball-Bundes leitet und Trainer
unserer U 20-Nationalmannschaft ist.
Sollten unsere Innenverteidiger etwa ein Problem mit dem Spielaufbau haben,
sei Ihnen gesagt, dass (nachzulesen in
diesem brandneuen Taktik-Lehrbuch) sie sich vorab noch einmal genauer
informieren sollten: Aus der Innenverteidigung heraus gibt es nämlich exakt 14 - und keineswegs mehr oder weniger - Möglichkeiten, um den Ball abzuspielen.
Zum Beispiel auf die „Schweini-Position“ oder auf die „diametrale Doppelsechs“ (ebda., S.19), was natürlich voraussetzt, dass sich auf der
Schweini-Position - wenn schon nicht Schweini himself - dann vielleicht ein
Schweini-artiger oder zumindest überhaupt ein Spieler befindet. Auch die diametrale Doppelsechs sollte sich - so ist zu vermuten - exakt auf
der für die diametrale Doppelsechs vorgeschriebenen
Position befinden und nicht etwa
diametral dagegen.
Und wenn beim Zweikampf wieder einmal der Zugriff fehlt und
das Passrisiko möglichst gering gehalten werden muss? Vielleicht hilft dann dieser Ratschlag:
„Spiel deinen Mitspieler immer auf dem Fuß an, der gerade gegnerentfernt
ist.“ (ebda., S. 24) Mal ehrlich: Das kann doch so
schwer nicht sein.
Jürgen Klopp wollte der „perfekte Trainer“ für Dortmund
sein. Bruno Labbadia hat laut eigenem
Bekunden „Bock“ auf den HSV. Thomas Schaaf will „einen besseren Zustand“ (ich nehme mal an: für die Eintracht?)
erreichen. Und was will ich?
Ein Sieg gegen Gladbach würde mir fürs erste genügen - am
liebsten in Kombination mit dem ersten Bundesligatreffer von Luca Waldschmidt.
Heimsieg und sonst gar nix!
PS: Weiß jemand, seit wann die Eintracht sich bei der Pressekonferenz vor dem Spiel die Fragen überwiegend selbst stellt?
AntwortenLöschenSeit Jestaedt.
LöschenDu liebes bisschen. Ich habe mir die pk zum ersten Mal seit langem wieder mal angeschaut. Mein Eindruck: Das War keine PK, sondern eine Verlautbarung, bei der Herr Jestaedt mit ernster Miene die Leseweise vorgegeben hat. Die Antworten von Schaaf so umständlich und ausführlich, dass offensichtlich kaum einer der anwesenden Journalisten mehr Lust hatte nachzufragen. Ich hab mich echt erschrocken.
LöschenWie immer: Große Klasse!
AntwortenLöschenDanke.
Und ich danke dir :)
LöschenDer "bessere Zustand"? Das ist doch nichts anderes als die leistungsgesellschaftlich optimierte Version von Musils "anderem Zustand". Mystische Utopie. Ach ja, und: "Parallelaktion"! Doppelpass! Ich glaube, Musil war ein ganz gewiefter Fußballtaktiker. Was wir brauchen, ist ein/e "Mann/Frau ohne Eigenschaft". Null Eigenschaft = Gegner in der Zirkuskuppel: ratlos.
AntwortenLöschen"Zugriff"? Abgelehnt. Da assoziiere ich penetrant SEK: "Der Zugriff erfolgte im Morgengrauen" etc. Wäre eh zu früh, um die Zeit ist selbst ein Favre noch nicht aufgestanden. "Gegnerentfernt"! I like, definitly. Vor allem der "gegnerentfernte Fuß" (GEF). Nimmt da jemand klammheimlich Reißaus? Ist der GEF gar ein Hasenfuß (HAF)? Ein Hase B - Fuß? Mer waaß es net. Außerdem spukt mir das Wort "aufzeigen" im Kopp rum. Aber das ist schon wieder eine andere Geschichte.
Kein HAF, stattdessen jede Menge GEF, Parallelaktionen und sogar Doppelpässe auf dem Weg zum BZ oder AZ, fast ist sie da, die mystische Utopie. Hach!
LöschenVielleicht hatten die Buben gestern auch einfach nur Glück und sind überwiegend auf FEGs getroffen ; - )
LöschenDas Nullnull fühlt sich heute immer noch gut an. Nährt die Hoffnung, dass es nächste Saison - alles noch besser zusammengewachsen, dazu ein paar gezielte Ergänzungen (IV, RV, 6er, ein Offensiver der Flügel kann) - positiv weitergeht. Wäre fein, wenn unter den Neuen wenn nicht der allseits geforderte Dreggsagg, so doch ein Führungs-Spieler wäre mit Autorität, der das Spiel strukturieren und lenken kann: zweifellos der wichtigste Transfer, sowas wie ein neuer Schwegler. Freue mich auf Kittel und Stendera, ebenso auf Gerezgiher, Waldschmidt und den Watschlaff (soll mal schön in Prag Deutsch mit Kafka lernen, etwa 'Der Schlag ans (Hof-) Tor').
Eine starke Leistung der Eintracht. Mit der bin ich zufrieden.
AntwortenLöschenAuch ich fahre absolut zufrieden nach Hause.
AntwortenLöschenStarke Leistung.
Mit der Einstellung in den "anderen" Spielen wären wir weiter.
Ein richtig gutes Spiel. Kein Torspektakel, aber eine tolle geschlossene Mannschaftsleistung, mit Kampf, spielerischen Akzenten. Für mich die beste Leistung, die ich in dieser Saison im Waldstadion gesehen habe. Wem heute langweilig war, ist selber schuld.
AntwortenLöschenwas? nurn nullzunull? graupen! fck, wasngeiles spiel.
AntwortenLöschengoy