So ein bisschen blöd bin ich mir ja schon vorgekommen als
ich am Samstag nach dem Spiel die Umfrage zum Spieler der Stunde hier
eingestellt habe. Soll ich wirklich?
Kurz hatte ich noch überlegt, ob ich statt dem Spieler der Stunde den Idioten
der Stunde wählen lassen sollte und dabei nur einen zur Auswahl stellen: Knall
Depp. Aber hey, nicht der richtige
Zeitpunkt für blöde Scherze. Dann habe ich mich entschlossen, die Wahl auch
dieses Mal ganz ohne weitere Kommentare durchzuziehen.. Weiß wohl, die Wahl zum
SdS ist nur ein Pillepalle in der großen, weiten Eintracht- Klick- und
Abstimmungslandschaft – trotzdem hatte ich so ein Gefühl von: Jetzt nicht den Schwanz einziehen, weitermachen.
Wie auch immer - jetzt haben wir also
den Salat. Grade mal 38 Stimmen, das ist
das niedrigste Abstimmungsergebnis, das es je bei der Umfrage gegeben hat. Und
natürlich würde ich auch hier eigentlich gerne ein wenig herumkäsen, von
wegen: Zeigefinger eingeschneit?
Abstimmungsmüde, weil In den letzten
Wochen bei den Wahlen zu den Spielern, Trainern, Bäumen und Blumenständern der
Hinrunde zu viel geklickt?
Aber, hey, dazu ist die Lage zu ernst. Die Raketen, die in
Leverkusen aus dem Eintracht-Block aufs Feld geflogen sind, haben der
Eintracht-Welt einen Tiefschlag versetzt – sie haben voll getroffen. Mitten ins Herz. Oder in die Magengrube, wie man's nimmt. Fast herrscht so etwas wie
ein Schockzustand. Die
Aufbruchsstimmung, der Übermut, die Lockerheit – weg. Allen Eintrachtlern, die ich kenne, ist der
Samstag in die Knochen gefahren. Dieses Mal ist alles anders. Schluss mit
Diskussionen, Schluss mit lustig. Stefan im Blog G ist müde. Beve bringt es auf den Punkt. Die Nordwestkurve und die Ultras geben - getrennt voneinander - Stellungnahmen ab. Die FuFa appelliert an die Gemeinsamkeiten der Frankfurter Fanszene. Ein „Fünkchen Hoffnung“ (hoho) für einen Neuanfang. Und vielleicht ist das ja der geheime Sinn, der
aus all dem erwachsen kann. Vielleicht entsteht da – zumindest punktuell und
für den Augenblick - so etwas wie eine neue Solidarität. Ich für mich weiß
schon seit längerem, dass irgendwann der Zeitpunkt kommen wird, an dem mir das,
was sich im und ums Stadion tut, endgültig zu doof wird, und ich zu Hause
bleiben werde. Ich weiß aber auch: Ich werde mich nicht von ein paar Idioten aus dem
Stadion vertreiben lassen. So nicht. Wir
müssen die Kurve ermutigen, das Heft in die Hand zu nehmen und gegen die, die
gegen die Eintracht sind, vorzugehen. Und vielleicht können wir an diesem
Punkt, das sein, was wir in vielen Dingen schon lange nicht mehr sind: Uns
einig. Ich. Du. Er. Sie. Es. Wir.
Wollen. Das. Nicht.
Wer trotzdem Lust zum Weiterlesen hat - hier geht es zur Auswertung des Spielers der Stunde:
38 Leserinnen und Leser dieses Blogs haben sich auch in
dieser Woche an der Wahl zum Spieler der Stunde beteiligt. Herzlichen Dank
dafür.
Bei tollen Spielen
und großen Siegen einen Spieler der Stunde zu wählen, ist einfach. Bei
Niederlagen wird es diffiziler. Zwar gibt es in der Regel schon den einen oder
anderen Spieler, der trotzdem aus dem Team herausragt, weil er sich vielleicht
mehr als die anderen gegen die Niederlage stemmt, weil er durch seinen Einsatz
(noch) Schlimmeres verhindert – der oder diese Spieler setzen sich dann am Ende
bei der Wahl verdientermaßen auch durch. So auch dieses Mal. Richtig spannend ist das Abstimmungsergebnis aber eigentlich
auf den Plätzen dahinter. Welche Gründe gibt es – so kann man sich fragen
- trotz ab der 30. Minute einheitlicher
Unter-Normal-Leistung trotzdem einzelne Spieler hervorzuheben? Wollen wir doch
mal sehen:
Im Abstimmungsergebnis bedeutet das: Nur eine Stimme für
einen Mittelfeldspieler und zwar für Pirmin Schwegler, die ich mal als
Kapitänsbonus-Stimme interpretiere. Etwas besser weg kommt bei der SdS-Wahl die
Abteilung Sturm: Drei Stimmen für Alex
Meier (für sein Tor, das zwar nicht mehr rechtzeitig für eine Aufholjagd kam,
aber den Leverkusenern ein bisschen Wind aus den Segeln und sich im Ergebnis
gut macht: Ein 3:1 sieht deutlich besser aus als ein – ebenfalls mögliches –
4:0). Zwei Stimmen für Sonny Kittel, der zwar in den sieben Minuten, in denen
er auf dem Platz war, nicht weiter auffiel, den zumindest die beiden
Stimmabgeber – wie ich vermute – trotzdem gerne öfter und länger sehen würden.
Hat Armin Veh nicht neulich von Sonny Kittel als einer möglichen Option
für die Sturmspitze gesprochen? Ja, gerne mal ausprobieren. Eine Stimme auch für Olli Occéan, der in der
60. Minute für den gewohnt wuseligen, aber ineffizienten Karim Matmour kam und
deutlich mehr Torgefahr ausstrahlte und mit ein bisschen Glück bereits kurz
nach seiner Einwechslung den Anschlusstreffer erzielen hätte können.
Apropos Stürmer: Ja, ein weiterer Stürmer stünde uns gut zu
Gesicht. Ja, wir brauchen da noch jemanden -
warum die Stürmerfrage jetzt aber
praktisch zur Überlebensfrage hochstilisiert wird, vom neuen Stürmer das Wohl
und Wehe und die komplette Zukunft der Eintracht abhängen soll, das will sich
mir nicht recht erschließen. Der immer
gut gelaunte Herr Veh, der schon in der Pressekonferenz vor dem
Leverkusen-Spiel nicht ganz so lustig drauf war, kehrt den Miesepeter nach Außen und grantelt sichein. „Ich kann nicht drei Spieler
abgeben und keinen kriegen.“ „Ein neuer Stürmer ist absolut notwendig.“ Da man
muss sich schon mal kurz fragen, warum das Fehlen von drei Spielern, die bisher keine Rolle gespielt
haben, jetzt als Begründung dafür herhalten muss, dass unbedingt ein Stürmer
her muss. Immerhin 34 Tore hat die Eintracht in der Hinrunde erzielt, weder
Kouemaha, noch Friend, noch Benni Köhler haben auch nur einen Treffer dazu
beigetragen – konnten sie ja gar nicht, sie standen ja nicht auf dem Platz. Nun
denn.
Von den 36 Stimmen sind jetzt noch 29 übrig, die - trotz 3 Gegentoren – allesamt an die
Defensivabteilung vergeben wurden. 3 Stimmen für Bastian Oczipka, der in der
Anfangsphase des Spiels der auffallendste Akteur in den Reihen der Eintracht
war und dort weiterwirbelte, wo er vor der Winterpause aufgehört hatte.
4 Stimmen für Marco Russ – als Willkommensgruß, aber sicher
auch als Ermutigung und Anerkennung für
die überraschend solide, fast schon gute Abwehrleistung, die leider durch diesen einen dicken Patzer, der zum 1:0
führte, Getrübt wird. Wer nach den Testspielen gegen Al Jazira und Gladbach
Schlimmes befürchtet hatte, wurde eines Besseren belehrt. Marco Russ hat
gezeigt, dass er lernfähig ist, sich
jetzt bereits besser auf das neue Spielsystem der Eintracht eingestellt hat und
durchaus eine Alternative in der Innenverteidigung sein kann.
Nun aber zu den beiden, die dieses Mal bei der Wahl zum
Spieler der Stunde ganz oben stehen. Fast schon selbstverständlich, dass einer
von beiden Kevin Trapp ist. Trapp ist der einzige Spieler der Eintracht, der in
der Hinrunde (dazu in getrenntem Eintrag mehr) bei jeder Wahl zum Spieler der
Stunde mindestens eine Stimme erhalten hat – dieses Mal sind es 10. Und es ist
vor allem die Trapp-Szene in der 70. Minute, die von diesem Spiel im Gedächtnis
bleibt: Gerade noch hatte Occéan auf der
andere Seite leider nur die Latte getroffen, jetzt kommen die Leverkusener im direkten
Gegenzug auf unser Tor zu. Trapp mit vollem Körpereinsatz, wehrt einen Schuss
mit dem Kopf zur Ecke ab, bleibt erst
einmal benommen liegen, fast sieht es
aus als müsse er vom Platz, aber dann steht er wieder. Einmal mehr hat
er die Eintracht im Spiel gehalten - auch wenn an diesem Tag der 3-Tore-Rückstand zu viel und die Leverkusener zu stark für uns waren.
Während sich bei Kevin Trapp alle einig sind, gibt es bei
dem Mann, der dieses Mal die SdS-Wahl für sich entschieden hat, immer zwei
Meinungen – Carlos Zambrano ist ein Spieler, der polarisiert. Alle sehen das Gleiche, ziehen aus dem, was
sie sehen, aber unterschiedliche Schlüsse. Das erlebe ich z.B. regelmäßig auf
engstem Raum im Waldstadion: Der DK-Adlerfreund in der Reihe vor mir ist
hellauf von Zambranos Spielweise begeistert und zwar vom ersten Tag an: Endlich, da haben wir wieder einen. Der
spielt, als wäre er schon immer da. Der
hat alles im Griff. Der hat Überblick. Der hängt sich rein. Er ist schnell. Der
ist knallhart. All das sieht mein
Mit-Adler auch – aber er sieht auch die Fehler – und jedesmal, wenn Zambrano
wieder so ein Ding durchrutscht, sieht er sich in seiner Meinung bestätigt: Ich will ja nix sagen. Zu unberechenbar. Zu viel Mengenges.
Ich halte es in
diesem Fall mehr mit meinem DK-Freund und bin froh, dass wir ihn haben. Der
Mann hat eine unglaubliche körperliche Präsenz und strotzt vor Energie. Bamba Anderson spielt neben Zambrano eine
Klasse besser als ohne ihn, auch mit Marco Russ versteht er sich –
offensichtlich nicht nur auf dem Platz – prächtig. Im Vorfeld seiner
Verpflichtung war viel von seinen Eskapaden die Rede, von Spuckattacken,
rote Karten, eine gewisse Großkotzigkeit wurde ihm attestiert (die dann nach seinem großartigen Auftritt im Länderspiel der Peruaner gegen Argentinien auch kurzzeitig aufblitzte). Eine
Art Maik Franz-Ruf eilte ihm voraus, der
sich so nicht bestätigt hat. Zambrano diskutiert schon mal gerne, bewegt sich stets am Rande der gelben Karte – aber er kämpft immer mit offenem Visier, macht
keine Mätzchen. Bei all dem vergisst man fast, dass er erst 23
Jahre alt ist – Carlos Zambrano wirkt wie ein alter Haudegen. Vielleicht ja
deshalb, weil er trotz jungen Jahren schon viel erlebt und auf dem Buckel hat.
Die wenigen Informationen, die man über den Menschen Carlos Zambrano
zusammentragen kann, zeichnen das Bild eines talentierten und sehr zähen jungen
Mannes, der es wahrscheinlich nicht ganz leicht hatte in seinem bisherigen
Leben: Mit 16 wurde er mit viel Vorschusslorbeeren von ist, lebt er in
Deutschland, hängt aber sehr an seinem
Heimatland Peru und hat immer ein bisschen Heimweh. Er spricht – wie kürzlich in der Frankfurter Rundschau zu lesen war l
– ganz gut Deutsch. Er hat zwei Söhne, die er sehr liebt – der
Älteste ist bereits 5, beide leben in Peru bei ihrer Mutter. Nach einem
Sehnenabriss – noch während seiner Zeit bei St. Pauli – sah es zwischenzeitlich
fast einmal so aus als stünde seine Karriere vor dem Aus. Er hat sich wieder
heran gekämpft und spielt heute da, wo er hinwollte: In der Bundesliga, bei
einem Verein, der oben mithalten kann! Wollen wir hoffen, dass er am Samstag beim Sieg gegen Hoppenheim wieder mit dabei sein kann!
Herzlichen Glückwunsch, Carlos Zambrano!
Ich glaube, ich habe die Abstimmung verschwitzt. Vor lauter Ärger über s.o., worüber ich mich nicht mal mehr näher äußern brauche. Es ist eigentlich alles gesagt.
AntwortenLöschenAber Zambrano hätte ich auch gewählt. Bin froh, dass wir den haben, ganz wichtiger Spieler ist geworden für uns. Irgendwie so heimlich, still und leise. So eine feste Größe.
So, nächstes Mal werde ich die Wahl nicht vergessen. Tzzzz. Sowas aber auch.
LG Nicole
Ich denk auch: Zambrano hat es - eigentlich schon längst mal - verdient. Mir ist beim Schreiben aufgefallen, dass er einer derjenigen ist, von denen ich aus der aktuellen Mannschaft am wenigsten weiß. Obwohl ich natürlich *g weiß, wie er aussieht, bin ich mir nicht ganz sicher, ob ich ihn erkennen würde, wenn er "in Zivil" im Restaurant am Nebentisch sitzen würde. Doch - jetzt schon :)
AntwortenLöschenFreu mich, wenn du nächstes Mal wieder dabei bist. Dann geht es - hoffentlichhoffentlichhoffentlich - auch wieder hauptsächlich um Fußball.
lgk
Ich fürchte, dass diesen ganzen Feuerwerksquatsch nur die Kurve selber regeln und verhandeln kann. Wenn das nicht gelingt, werden wir über kurz oder lang englische Verhältnisse haben.
AntwortenLöschenWas die leidige Stürmerfrage angeht. Kann mir jemand erklären, warum unser guter Jimmy Hoffer nicht mal für zwei, drei Spiele eine vernüftige Chance erhält? Die ganz große Klasse von Matmour und Olli O. kann ja kaum der Grund sein.
Gruß, C.
Diese Frage beschäftigt mich auch. Habe keine Antwort darauf. Zumindest einwechseln könnte man Jimmy mal. In Nürnberg hat er doch gezeigt, dass er es kann.
LöschenSchade. Den mag ich nämlich.
Muss man wohl einfach dem Trainerurteil glauben, der wohl denkt, es passt nicht (mehr). Habe lange kein Training mehr gesehen, vielleicht findet man da einen Grund.
LG Nicole
Gute Wahl der kleinen Herde, die sich dann wahrscheinlich geschockt hier in diesen ruhigen, freundlichen Hafen geflüchtet hat, um für einen Moment durchzuatmen.
AntwortenLöschenGute Entscheidung, die SdS Wahl "jetzt gerade" durchzuführen.
Und jetzt erst recht, ins Stadion gehen, Mannschaft supporten. Wir können uns nicht von einer kleinen Gruppe, die nicht zur Eintracht gehört, quasi in Geiselhaft nehmen lassen.
Liebe K., danke für contenance und Deine Extraportion Energie.
LG, la Sarroise en rage
4 Stimmen für Marco Russ? Ich lachte.
AntwortenLöschenEi, warum?
LöschenBesten Dank. Kerstin. Und: alles im [url=http://www.youtube.com/watch?v=lj7TPWpR-RY] grünen Bereich [/url] ...
AntwortenLöschenHey,
Löschenwir haben hier ja eher rot und schwarz und weiß so gern, ABER: danke für den link, Wunderlich und Schubert, kaum jemals wieder erreicht.
Oh ja, für den Link will ich mich auch ganz herzlich bedanken. bin nämlich ein absoluter Schumann-/Schubert-Romantisches-Lied-Freak. Ich kann das - echt! - alles von vorne nach hinten mitsingen (also "ich kann" meint hier nur, dass ich weiß wie es geht und das Mitsingen erfolgt ausschließlich unter Ausschluss der Öffentlichkeit *g).
LöschenAlles im grünen Bereich heißt hier ja wohl eher: Alles im Eimer...
Bin zu spät dran,merde ;-). Wenn die Mannschaft nach dem Spiel nicht in die Kurve gegangen wäre, um ein Zeichen zu setzen, hätte ich sie gewählt, aber so, na ja...
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