Manche Fußballspiele sind einfach nur Fußballspiele. Andere regen dazu an, sich mit den großen Dingen des Lebens auseinanderzusetzen. So wie das Spiel der Eintracht gegen Aachen, das allerorten zu fast philosophischen Diskussionen führte. Ist Glück unendlich? Ist es Ausdruck von Stärke oder von Schwäche, wenn man es über Gebühr in Anspruch nimmt? Kommt Glück immer dorthin wo ohnehin schon Glück herrscht? Und wenn dies so ist, ist das dann verdient? Kann man Glück planen? Ist geplantes Glück überhaupt Glück? Kann man dem Glück trauen, kann man sich darauf verlassen? Und wenn man sich darauf verlässt, verlässt es einem dann? Oder bleibt es gerade dann, wenn sich nicht darauf verlässt, aber darauf vertraut, dass man es hat und deshalb den Mut hat, es zu erzwingen? Fragen über Fragen.
Jetzt aber wirklich schnell zum Spieler der Stunde bevor das Spiel in München angepfiffen wird.
Ergebnisse im Überblick
87 Adler-Fans haben dieses Mal an der Abstimmung teilgenommen, deutlich weniger als vor zwei Wochen, aber immer noch eine ziemlich stattliche und repräsentative Zahl, wie ich finde. Vielen Dank für eure Beteiligung. Die Wahl zum Spieler der Stunde fiel dieses Mal sehr deutlich aus. 40 % der Teilnehmer haben sich für den späteren Sieger entschieden, nur zwei weitere Spieler erzielten 10 oder mehr Stimmen, noch einmal zwei bekamen mehr als 5 – der Rest - immerhin 12 der 87 Stimmen verteilt sich auf weitere 6 Spieler und die Mannschaft. Und wie das bei der Wahl zum Spieler der Stunde so ist: Nicht nur derjenige, der in der Liste ganz oben steht, sondern auch der Mikrokosmos der Stimmenverteilung ist ein Spiegelbild von Entwicklungen, Tendenzen und Verschiebungen von Gewichten innerhalb der Mannschaft
Die Defensivabteilung
Eine Stimme für den nachträglich vom Trainer wieder rehabilitierten Oka Nikolov.. Nein, für das Tor konnte er nichts. Das sah zwar dabbisch aus, wie der von Meier abgefälschte Ball da von der Latte auf Oka und von dort hinter die Torlinie flog, wo er von Schildenfeld einen Tick zu spät herausgeschlagen wurde, aber es war kein Torwartfehler. Der wirklliche Patzer (= der kurz vor Schluss vergebens außerhalb des Strafraums herumirrende Oka) blieb folgenlos. Ächz. Das hätte in dieser kuriosen Schlussviertelstunde gerade noch gefehlt. Glück gehabt, obwohl – da hat er recht der Oka – „das Glück irgendwann aufgebraucht ist.“ Und genau für diesen warnenden Satz hat er – so vermute ich – die Stimme bekommen.
Zwei Stimmen für Constant Djakpa, den „Ivorer“ mit seinen ewigen „Langhölzern“ (schon putzig, wie bestimmte Begriffe irgendwo auftauchen und dann überall – sozusagen als Nachweis der eigenen Expertise – kennerhaft in die Runde geworfen werden). Kein Langholz am Sonntag, kein einziges. Sicher kein Zufall und keine plötzliche Eingebung, die über ihn kam – Djakpa schien erkennbar bemüht, seine Fähigkeit zur taktischen Disziplin und sein Konzentrationsvermögen unter Beweis zu stellen. Und ich überlege noch, ob das seiner Spielweise tatsächlich gut tut.
Bamba Anderson und Gordon Schildenfeld sind ein Innenverteidiger-Paar, das so – wie man inzwischen immer öfter hört – auch in der ersten Bundesliga bestehen könnte. Fast nennt man die Beiden schon in einem Atemzug, was natürlich die Chance für den dahinter auf eine weitere Chance wartenden Stefan Bell nicht gerade ins Unermessliche schraubt. Hatte in den ersten Spielen dieser Saison Bamba Anderson (= Spieler der Stunde am 4. Spieltag) gegenüber seinem Kollegen klare Vorteile, verschiebt sich - heimlich, still und leise - das Bild in den letzten Wochen zugunsten von Schildenfeld (= Spieler der Stunde in der zweiten Pokalrunde zwischen dem zwölften und dem dreizehnten Spieltag). Auch bei der Stimmenverteilung liegt Schildenfelder – auf niedrigem Niveau , aber eben doch und zwar regelmäßig – seit einigen Wochen vor Anderson. So auch an diesem Spieltag, an dem Schildenfeld 2, Bamba Anderson keine Stimme erhielt. Mir kommt es so vor, als ob ich ihn während eines Spiels – auch ohne herausragende Szenen – öfter sehe – ein Eindruck, der auch durch die Spielstatistik (102 vs. 86 Ballkontakte, 13 vs. 8 gewonnen Zweikämpfe) bestätigt wird. .
Im Aufwind befindet sich aus meiner Sicht nach wie vor Sebi Jung, der langsam, aber stetig, in sein Spiel zurück findet. Er rückt wieder häufiger auf, hat viele Ballkontakte - aber es fehlt ihm an Unterstützung, wenn er die Initiative ergreift. Fast wirkt es, als müsse Jung sich – wie vor zwei Wochen in Aue schon angedeutet - seine Position in der Vorwärtsbewegung – insbesondere gegen Rode - zurück erobern. Keine Stimme für ihn.
Es hat gute Tradition bei der Wahl zum Spieler der Stunde, dass auch die Spieler eine Lobby haben, die längere Zeit nicht auf dem Platz gestanden haben, die zurückkommen und denen man- aus den unterschiedlichsten Gründen – mehr Einsatzzeiten gönnt oder wünscht. Und so ragt an diesem Spieltag einer aus der relativ einheitlichen Bewertung der Defensivkräfte heraus: Georgios Tzavellas, der für seinen 10-minütigen Kurzeinsatz 10 und damit 11% der Stimmen erhalten hat. Nach ausgeheilter Verletzung übergewichtig, trotz Aufbautraining nicht fit genug, um am Mannschaftstraining teil zu nehmen, von Armin Veh bereits aussortiert – und jetzt wieder da, wie Venus aus der Muschel, soweit ich das erkennen konnte schlanker als zuvor und vielleicht sogar eine Alternative für den bisher gesetzten Djakpa.
Tzavellas wirkte wild entschlossen, kein Dauerlächeln im Gesicht - im Gegenteil fast grimmig, hoch konzentriert. Kein Tätscheln und Diskutieren, kein (?) Kaugummi. Er war es, der den Freistoß herausholte, der zum 4:3 führte. Und er war es auch, der – nach dem Führungstreffer, als die Aachener fast schon wieder über rechts durch waren - nach setzte, nicht locker ließ, irgendwie seinen Körper, ein Bein dazwischen bekam und den Ball ins Seitenaus bugsierte. Schwegler klatschte ihn ab. Hey - danke. Und dann war da auch noch diese Szene: Tzavellas, der nach dem Abpfiff minutenlang alleine auf dem Rasen saß. Die Hände vors Gesicht geschlagen. Weinte er? Fast sah es so aus.
Der Sturm
Das Stürmerduo Jimmy Hoffer und Mo Idrissou trifft weiter, rangiert in dieser Woche bei der Wahl zum Spieler der Stunde jedoch eher unter „ferner liefen“. Hoffer erhielt 3, Idrissou immerhin 6 der abgegebenen Stimmen. Der größte und der kleinste Spieler im Team ergeben nebeneinander ein Bild, das optisch sogar die Kombination Meier/Köhler schlägt: Idrissou extrem schlank und langgliedrig – Hoffer eher gedrungen mit sehr niedrigem Körperschwerpunkt. Spielerisch harmonieren die beiden trotzdem, vielleicht ja auch gerade. Erwin Hoffer, der - zielstrebig, konsequent, gradlinig - gegen Aachen sehr stark begann und an seine Leistung gegen Ingolstadt anknüpfte, dann aber über weite Strecken des Spiels wenig zu sehen war. Im entscheidenden Moment war er da, hatte den Mut, die Verantwortung zu übernehmen und machte nach dem Aachener Anschlusstreffer mit dem 3:1, das Tor, mit dem der Sack dann zu war. Also: Fast ,-)
Mo Idrissou wirkte gegenüber dem Spiel in Ingolstadt verbessert. Permanent rotierend, wieder leichtfüßiger – wenn auch noch ein ganzes Stück weit entfernt von der ungebärdigen Kraft und Spielfreude, die ihn in den ersten Spielen für die Eintracht auszeichnete. Ein Fast-Treffer. Ein Tor. Die Vorlage für das 2:0 von Benni Köhler – mit gutem Blick für die Situation und gutem Timing.
Das Mittelfeld
Paradestück – hoho – der aktuellen Eintracht ist, wenn man die Stimmverteilung anschaut, das Mittelfeld . 58, also fast zwei Drittel der Stimmen (inklusive die für den mitelstürmenden Mittelfeldspieler der Stunde) wurden an Spieler, des defensiven oder offensiven Mittelfelds vergeben. Es lahmt im Moment nur an einer, allerdings wichtigen Stelle: Keine Stimme für Alex Meier, der jetzt bereits zum fünften Mal hintereinander bei der Abstimmung (fast) leer ausging und sich stimmungsmäßig im Stadion schon fast wieder auf dem Weg vom „Alexje“ über „Maaaan“ zum buckligen Meier befindet. Was spielt er für einen schönen, sauberen Ball, wenn er ihn denn spielt – flach, präzis, mit dem genau richtigen Tempo (doch, zwei drei davon gab es auch am Sonntag) - und wie zaghaft und unsicher wirkt er, wenn es nicht läuft. Nur kurze Pässe, kein Mut, kaum direktes Spiel. häufig hinten herum, Tempo aus dem Spiel. Erstaunlich genug: Meier hat vier Mal aufs Tor geschossen, so häufig wie kein anderer Spieler. Mmh.
Zwei Stimmen für Sebastian Rode, der rennt und wirbelt und macht, dessen Übereifer sich aber zunehmend kontraproduktiv auf seine Leistung auswirkt. Was für ein feiner Fußballer, ich kann mich da nur wiederholen, und deswegen doppelt schade, dass viele seiner Aktionen unkonzentriert und überhastet sind. Die Pässe kommen ungenau, häufig löst er sich elegant, aber ziellos von seinem Gegenspieler, verliert vollkommen überflüssig dann doch noch den Ball. Auch die immer noch viel zu häufig brachliegende rechte Seite („Ei, da könnt mer ja parallel noch e D-Jugendspiel mache.“) geht nach wie vor vorrangig auf seine Kappe.
Pirmin Schwegler, der mich immer mehr an Chris erinnert, war, wie fast immer in den letzten Wochen, mit herausragenden 119 Ballkontakten der Dreh- und Angelpunkt des Spiels. Wie schon in Ingolstadt bereitete er auch gegen Aachen den Siegtreffer vor. Damals mit einem No-Look-Pass der anderen Art („Ich hab Karim nicht gesehen.“), war es dieses Mal ein feiner Freistoß, scharf und eher flach, genau dahin, wo er hin musste –in das Getümmel vors Tor. „Nur“ 6 Stimmen für ihn, was verdeutlicht, dass der Grad der Zustimmung zur Leistung eines Spielers immer auch davon abhängt, wie viel wir von ihm erwarten. Wenn ein Spieler prinzipiell hoch geschätzt wird und das erwartet gute Spiel macht, zählt das am Ende weniger als überraschende, unerwartete Höhenflüge. Spieler, von denen wir uns viel erhoffen, haben es - wie z.B. Sebi Jung – auch bei aufsteigender Tendenz schwerer, honoriert zu werden. Merkwürdig. Oder auch nicht.
Einer fehlt noch: Benni Köhler, der dieses Mal (mit 15 Stimmen und 19 %) auf dem zweiten Platz landete. Vorbei die Zeiten, in denen man zittern musste, wenn er frei vor dem Tor zum Schuss kam. Der Benni 2011, der macht das schon. Wie in der 12. Minute: Den Ball ruhig angenommen, noch einmal kurz aufgeschaut, platziert links an Watermann vorbei gelegt. Geballte Faust. Tor. Und hätte er in eine Viertelstunde vor Schluss nicht am langen Pfosten gestanden, wer weiß... Anders als in den Jahren zuvor, in denen seine Leistung öfter einmal schwankte, hat Köhler es in dieser Saison geschafft, seine Leistung zu stabilisieren. Ja, es gibt immer auch einmal Ausschläge nach unten, aber es gibt eben auch die Ausschläge nach oben – wie zuletzt und die sind in der Mehrzahl. Und das was – sozusagen „normal“ - zwischendrin liegt, ist so gut, dass er für die Mannschaft fast unentbehrlich ist.
Jetzt aber...
...endlich zu dem Mann, der zum zweiten Mal kurz hintereinander und aus dem nämlichen Grund und bei der Wahl zum Spieler der Stunde die Nase vorn hatte: Karim Matmour, der „Last-Minute-Man“, der „Edeljoker“, der Mann, der in seinen überwiegend kurzen Einsätzen bereits 3 Tore (und damit nur eines weniger als in seiner kompletten Gladbacher Zeit) gemacht und damit 5 unserer 35 Punkte unter Dach und Fach gebracht hat. Nett, lieb, goldisch wie er da am Montag im HR Heimspiel saß, freundlich die zwei, drei Fragen beantwortete, die ihm gestellt wurden und dann wohlerzogen schweigend zuhörte wie Thomas Berthold ein ums andere Mal den Vorstandsvorsitzenden der Eintracht unerträglich jovial „anheribertete“. „Ich bin froh, dass ich das Tor machen durfte“ – sagt er und lächelt freundlich.
Also, ich glaube ja: Es war zwar Matmour, der das Tor geköpft hat, aber der Vater des Tors war Armin Veh, der das Spiel richtig „gelesen“ und das Tor gewissermaßen antizipiert und mit der Art der Auswechslung die Weichen gestellt hat. Wir erinnern uns: Vor drei Wochen gegen Ingolstadt. In der 71. Minute kommt Matmour für Köhler ins Spiel, zur „Belebung des Flügelspiels“ – allein, er belebte das Flügelspiel nicht, sondern drängte – zum Unwillen des Trainers – viel zu sehr nach Innen. Genau dort, wo er dann in der 96. Minute den Ausgleichstreffer erzielte. Das hat Veh – knitz wie er ist – natürlich nicht vergessen. Dieses Mal sparte er sich den Umweg über die ohnehin vergebliche Belebung des Flügels. Er nahm Idrissou aus dem Spiel und brachte für ihn den späteren Torschützen Karim Matmour. Huch, dachte ich im Stadion. Das ist aber merkwürdig. Jetzt weiß ich: Veh ist zwar Realist und kein Phantast, aber der Mann weiß die Zeichen zu lesen und zu deuten. Matmour stand im Zentrum als der Freistoß von Schwegler kam – und er stand da nicht zufällig, sondern er stand da - ja genau - um das Glück zu erzwingen.
Frei nach Shakespeare wissen wir also jetzt: Und ist es auch Glück, so hat es doch Methode. Gut so. Und da wir das jetzt oft genug ausprobiert haben, können wir am Samstag in München ja auch einfach mal ganz normal gewinnen.
Jetzt aber wirklich schnell zum Spieler der Stunde bevor das Spiel in München angepfiffen wird.
Ergebnisse im Überblick
87 Adler-Fans haben dieses Mal an der Abstimmung teilgenommen, deutlich weniger als vor zwei Wochen, aber immer noch eine ziemlich stattliche und repräsentative Zahl, wie ich finde. Vielen Dank für eure Beteiligung. Die Wahl zum Spieler der Stunde fiel dieses Mal sehr deutlich aus. 40 % der Teilnehmer haben sich für den späteren Sieger entschieden, nur zwei weitere Spieler erzielten 10 oder mehr Stimmen, noch einmal zwei bekamen mehr als 5 – der Rest - immerhin 12 der 87 Stimmen verteilt sich auf weitere 6 Spieler und die Mannschaft. Und wie das bei der Wahl zum Spieler der Stunde so ist: Nicht nur derjenige, der in der Liste ganz oben steht, sondern auch der Mikrokosmos der Stimmenverteilung ist ein Spiegelbild von Entwicklungen, Tendenzen und Verschiebungen von Gewichten innerhalb der Mannschaft
Die Defensivabteilung
Eine Stimme für den nachträglich vom Trainer wieder rehabilitierten Oka Nikolov.. Nein, für das Tor konnte er nichts. Das sah zwar dabbisch aus, wie der von Meier abgefälschte Ball da von der Latte auf Oka und von dort hinter die Torlinie flog, wo er von Schildenfeld einen Tick zu spät herausgeschlagen wurde, aber es war kein Torwartfehler. Der wirklliche Patzer (= der kurz vor Schluss vergebens außerhalb des Strafraums herumirrende Oka) blieb folgenlos. Ächz. Das hätte in dieser kuriosen Schlussviertelstunde gerade noch gefehlt. Glück gehabt, obwohl – da hat er recht der Oka – „das Glück irgendwann aufgebraucht ist.“ Und genau für diesen warnenden Satz hat er – so vermute ich – die Stimme bekommen.
Zwei Stimmen für Constant Djakpa, den „Ivorer“ mit seinen ewigen „Langhölzern“ (schon putzig, wie bestimmte Begriffe irgendwo auftauchen und dann überall – sozusagen als Nachweis der eigenen Expertise – kennerhaft in die Runde geworfen werden). Kein Langholz am Sonntag, kein einziges. Sicher kein Zufall und keine plötzliche Eingebung, die über ihn kam – Djakpa schien erkennbar bemüht, seine Fähigkeit zur taktischen Disziplin und sein Konzentrationsvermögen unter Beweis zu stellen. Und ich überlege noch, ob das seiner Spielweise tatsächlich gut tut.
Bamba Anderson und Gordon Schildenfeld sind ein Innenverteidiger-Paar, das so – wie man inzwischen immer öfter hört – auch in der ersten Bundesliga bestehen könnte. Fast nennt man die Beiden schon in einem Atemzug, was natürlich die Chance für den dahinter auf eine weitere Chance wartenden Stefan Bell nicht gerade ins Unermessliche schraubt. Hatte in den ersten Spielen dieser Saison Bamba Anderson (= Spieler der Stunde am 4. Spieltag) gegenüber seinem Kollegen klare Vorteile, verschiebt sich - heimlich, still und leise - das Bild in den letzten Wochen zugunsten von Schildenfeld (= Spieler der Stunde in der zweiten Pokalrunde zwischen dem zwölften und dem dreizehnten Spieltag). Auch bei der Stimmenverteilung liegt Schildenfelder – auf niedrigem Niveau , aber eben doch und zwar regelmäßig – seit einigen Wochen vor Anderson. So auch an diesem Spieltag, an dem Schildenfeld 2, Bamba Anderson keine Stimme erhielt. Mir kommt es so vor, als ob ich ihn während eines Spiels – auch ohne herausragende Szenen – öfter sehe – ein Eindruck, der auch durch die Spielstatistik (102 vs. 86 Ballkontakte, 13 vs. 8 gewonnen Zweikämpfe) bestätigt wird. .
Im Aufwind befindet sich aus meiner Sicht nach wie vor Sebi Jung, der langsam, aber stetig, in sein Spiel zurück findet. Er rückt wieder häufiger auf, hat viele Ballkontakte - aber es fehlt ihm an Unterstützung, wenn er die Initiative ergreift. Fast wirkt es, als müsse Jung sich – wie vor zwei Wochen in Aue schon angedeutet - seine Position in der Vorwärtsbewegung – insbesondere gegen Rode - zurück erobern. Keine Stimme für ihn.
Es hat gute Tradition bei der Wahl zum Spieler der Stunde, dass auch die Spieler eine Lobby haben, die längere Zeit nicht auf dem Platz gestanden haben, die zurückkommen und denen man- aus den unterschiedlichsten Gründen – mehr Einsatzzeiten gönnt oder wünscht. Und so ragt an diesem Spieltag einer aus der relativ einheitlichen Bewertung der Defensivkräfte heraus: Georgios Tzavellas, der für seinen 10-minütigen Kurzeinsatz 10 und damit 11% der Stimmen erhalten hat. Nach ausgeheilter Verletzung übergewichtig, trotz Aufbautraining nicht fit genug, um am Mannschaftstraining teil zu nehmen, von Armin Veh bereits aussortiert – und jetzt wieder da, wie Venus aus der Muschel, soweit ich das erkennen konnte schlanker als zuvor und vielleicht sogar eine Alternative für den bisher gesetzten Djakpa.
Tzavellas wirkte wild entschlossen, kein Dauerlächeln im Gesicht - im Gegenteil fast grimmig, hoch konzentriert. Kein Tätscheln und Diskutieren, kein (?) Kaugummi. Er war es, der den Freistoß herausholte, der zum 4:3 führte. Und er war es auch, der – nach dem Führungstreffer, als die Aachener fast schon wieder über rechts durch waren - nach setzte, nicht locker ließ, irgendwie seinen Körper, ein Bein dazwischen bekam und den Ball ins Seitenaus bugsierte. Schwegler klatschte ihn ab. Hey - danke. Und dann war da auch noch diese Szene: Tzavellas, der nach dem Abpfiff minutenlang alleine auf dem Rasen saß. Die Hände vors Gesicht geschlagen. Weinte er? Fast sah es so aus.
Der Sturm
Das Stürmerduo Jimmy Hoffer und Mo Idrissou trifft weiter, rangiert in dieser Woche bei der Wahl zum Spieler der Stunde jedoch eher unter „ferner liefen“. Hoffer erhielt 3, Idrissou immerhin 6 der abgegebenen Stimmen. Der größte und der kleinste Spieler im Team ergeben nebeneinander ein Bild, das optisch sogar die Kombination Meier/Köhler schlägt: Idrissou extrem schlank und langgliedrig – Hoffer eher gedrungen mit sehr niedrigem Körperschwerpunkt. Spielerisch harmonieren die beiden trotzdem, vielleicht ja auch gerade. Erwin Hoffer, der - zielstrebig, konsequent, gradlinig - gegen Aachen sehr stark begann und an seine Leistung gegen Ingolstadt anknüpfte, dann aber über weite Strecken des Spiels wenig zu sehen war. Im entscheidenden Moment war er da, hatte den Mut, die Verantwortung zu übernehmen und machte nach dem Aachener Anschlusstreffer mit dem 3:1, das Tor, mit dem der Sack dann zu war. Also: Fast ,-)
Mo Idrissou wirkte gegenüber dem Spiel in Ingolstadt verbessert. Permanent rotierend, wieder leichtfüßiger – wenn auch noch ein ganzes Stück weit entfernt von der ungebärdigen Kraft und Spielfreude, die ihn in den ersten Spielen für die Eintracht auszeichnete. Ein Fast-Treffer. Ein Tor. Die Vorlage für das 2:0 von Benni Köhler – mit gutem Blick für die Situation und gutem Timing.
Das Mittelfeld
Paradestück – hoho – der aktuellen Eintracht ist, wenn man die Stimmverteilung anschaut, das Mittelfeld . 58, also fast zwei Drittel der Stimmen (inklusive die für den mitelstürmenden Mittelfeldspieler der Stunde) wurden an Spieler, des defensiven oder offensiven Mittelfelds vergeben. Es lahmt im Moment nur an einer, allerdings wichtigen Stelle: Keine Stimme für Alex Meier, der jetzt bereits zum fünften Mal hintereinander bei der Abstimmung (fast) leer ausging und sich stimmungsmäßig im Stadion schon fast wieder auf dem Weg vom „Alexje“ über „Maaaan“ zum buckligen Meier befindet. Was spielt er für einen schönen, sauberen Ball, wenn er ihn denn spielt – flach, präzis, mit dem genau richtigen Tempo (doch, zwei drei davon gab es auch am Sonntag) - und wie zaghaft und unsicher wirkt er, wenn es nicht läuft. Nur kurze Pässe, kein Mut, kaum direktes Spiel. häufig hinten herum, Tempo aus dem Spiel. Erstaunlich genug: Meier hat vier Mal aufs Tor geschossen, so häufig wie kein anderer Spieler. Mmh.
Zwei Stimmen für Sebastian Rode, der rennt und wirbelt und macht, dessen Übereifer sich aber zunehmend kontraproduktiv auf seine Leistung auswirkt. Was für ein feiner Fußballer, ich kann mich da nur wiederholen, und deswegen doppelt schade, dass viele seiner Aktionen unkonzentriert und überhastet sind. Die Pässe kommen ungenau, häufig löst er sich elegant, aber ziellos von seinem Gegenspieler, verliert vollkommen überflüssig dann doch noch den Ball. Auch die immer noch viel zu häufig brachliegende rechte Seite („Ei, da könnt mer ja parallel noch e D-Jugendspiel mache.“) geht nach wie vor vorrangig auf seine Kappe.
Pirmin Schwegler, der mich immer mehr an Chris erinnert, war, wie fast immer in den letzten Wochen, mit herausragenden 119 Ballkontakten der Dreh- und Angelpunkt des Spiels. Wie schon in Ingolstadt bereitete er auch gegen Aachen den Siegtreffer vor. Damals mit einem No-Look-Pass der anderen Art („Ich hab Karim nicht gesehen.“), war es dieses Mal ein feiner Freistoß, scharf und eher flach, genau dahin, wo er hin musste –in das Getümmel vors Tor. „Nur“ 6 Stimmen für ihn, was verdeutlicht, dass der Grad der Zustimmung zur Leistung eines Spielers immer auch davon abhängt, wie viel wir von ihm erwarten. Wenn ein Spieler prinzipiell hoch geschätzt wird und das erwartet gute Spiel macht, zählt das am Ende weniger als überraschende, unerwartete Höhenflüge. Spieler, von denen wir uns viel erhoffen, haben es - wie z.B. Sebi Jung – auch bei aufsteigender Tendenz schwerer, honoriert zu werden. Merkwürdig. Oder auch nicht.
Einer fehlt noch: Benni Köhler, der dieses Mal (mit 15 Stimmen und 19 %) auf dem zweiten Platz landete. Vorbei die Zeiten, in denen man zittern musste, wenn er frei vor dem Tor zum Schuss kam. Der Benni 2011, der macht das schon. Wie in der 12. Minute: Den Ball ruhig angenommen, noch einmal kurz aufgeschaut, platziert links an Watermann vorbei gelegt. Geballte Faust. Tor. Und hätte er in eine Viertelstunde vor Schluss nicht am langen Pfosten gestanden, wer weiß... Anders als in den Jahren zuvor, in denen seine Leistung öfter einmal schwankte, hat Köhler es in dieser Saison geschafft, seine Leistung zu stabilisieren. Ja, es gibt immer auch einmal Ausschläge nach unten, aber es gibt eben auch die Ausschläge nach oben – wie zuletzt und die sind in der Mehrzahl. Und das was – sozusagen „normal“ - zwischendrin liegt, ist so gut, dass er für die Mannschaft fast unentbehrlich ist.
Jetzt aber...
...endlich zu dem Mann, der zum zweiten Mal kurz hintereinander und aus dem nämlichen Grund und bei der Wahl zum Spieler der Stunde die Nase vorn hatte: Karim Matmour, der „Last-Minute-Man“, der „Edeljoker“, der Mann, der in seinen überwiegend kurzen Einsätzen bereits 3 Tore (und damit nur eines weniger als in seiner kompletten Gladbacher Zeit) gemacht und damit 5 unserer 35 Punkte unter Dach und Fach gebracht hat. Nett, lieb, goldisch wie er da am Montag im HR Heimspiel saß, freundlich die zwei, drei Fragen beantwortete, die ihm gestellt wurden und dann wohlerzogen schweigend zuhörte wie Thomas Berthold ein ums andere Mal den Vorstandsvorsitzenden der Eintracht unerträglich jovial „anheribertete“. „Ich bin froh, dass ich das Tor machen durfte“ – sagt er und lächelt freundlich.
Also, ich glaube ja: Es war zwar Matmour, der das Tor geköpft hat, aber der Vater des Tors war Armin Veh, der das Spiel richtig „gelesen“ und das Tor gewissermaßen antizipiert und mit der Art der Auswechslung die Weichen gestellt hat. Wir erinnern uns: Vor drei Wochen gegen Ingolstadt. In der 71. Minute kommt Matmour für Köhler ins Spiel, zur „Belebung des Flügelspiels“ – allein, er belebte das Flügelspiel nicht, sondern drängte – zum Unwillen des Trainers – viel zu sehr nach Innen. Genau dort, wo er dann in der 96. Minute den Ausgleichstreffer erzielte. Das hat Veh – knitz wie er ist – natürlich nicht vergessen. Dieses Mal sparte er sich den Umweg über die ohnehin vergebliche Belebung des Flügels. Er nahm Idrissou aus dem Spiel und brachte für ihn den späteren Torschützen Karim Matmour. Huch, dachte ich im Stadion. Das ist aber merkwürdig. Jetzt weiß ich: Veh ist zwar Realist und kein Phantast, aber der Mann weiß die Zeichen zu lesen und zu deuten. Matmour stand im Zentrum als der Freistoß von Schwegler kam – und er stand da nicht zufällig, sondern er stand da - ja genau - um das Glück zu erzwingen.
Frei nach Shakespeare wissen wir also jetzt: Und ist es auch Glück, so hat es doch Methode. Gut so. Und da wir das jetzt oft genug ausprobiert haben, können wir am Samstag in München ja auch einfach mal ganz normal gewinnen.
Herzlichen Glückwunsch, Karim Matmour!
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
AntwortenLöschenNachtrag: Fehlende Links und Illus werden später noch ergänzt
AntwortenLöschenDanke für die Analyse! =) Mit ein wenig Abstand kann ich mich jetzt fast wieder auf München freuen. Vielleicht gibts ja dieses Mal wieder etwas mehr zu feiern als Glück und Tore.
AntwortenLöschenWirklich eine sehr schöne Rubrik. Macht Spaß! Danke. Gruss, Matze
AntwortenLöschenEine gute Wahl, schließlich stünden wir ohne den Mann nicht da, wo wir jetzt stehen. Ich persönlich stimme aber so lange für Benni Köhler, bis er mal gewinnt. Hat auch Methode. Gruß C.
AntwortenLöschen@ Illuv: Am Samstag wird's schwer und ich glaub, am Ende auch eng. Insofern wär's vielleicht nicht verkehrt, wenn Glück und Tore uns noch erhalten bleiben. Richtig schön Fußball spielen (und trotzdem gewinnen *g) - das machen wir dann die Woche drauf gegen den KSC. Und gegen die Fürther ,-)
AntwortenLöschen@Matze: Herzlichen Dank zurück - freut mich :-)
@Celtix: Eieiei. Der Benni hat doch schon gewonnen:
Am 5. Spieltag:
http://kid-klappergass.blogspot.com/2011/08/spieler-der-stunde-kohler.html
Und am 11. Spieltag:
http://kid-klappergass.blogspot.com/2011/10/spieler-der-stunde-kohler.html
Trotzdem: Weiter wählen :-)
lg in alle Richtungen, K.
Benni hat schon gewonnen, gut so. Aber ich bin neu eingestiegen bei der Wahl zum Spieler der Stunde und hoffe jetzt also auf einen weiteren Benni-Sieg mit meiner Unterstützung. C.
AntwortenLöschenMeine Stimme hat er diesmal bekommen, der goldische Karim :). Der ist so positiv und rennt da immer rum wie ein junges Reh, so leicht naiv sieht es aus, aber am Ende doch irgendwie so effizient, der Junge.
AntwortenLöschenHat er sich doch verdient, Spieler der Stunde. Er hat (mal wieder) alles gerade gerückt.
LG Nicole
Eine fabelhafte Analyse, Kerstin. Die richtigen Fragen gestellt & trotz niederigerer Beteiligung ein Highlight. Großartig!
AntwortenLöschenViele Grüße & weiterhin sichere Straßen, Fritsch.
Ups, Woche schon wieder vorbei.
AntwortenLöschenDanke fürs sorgfältige Nachbetrachten. Da meine Empörung ;) mich ja zum vorzeitigen Rückzug vom stream veranlasst hatte, die Beschreibung des dann doch noch guten Endes besonders genossen - und diesmal tatsächlich mich der Mehrheit der voter anschloss, so quasi als Wiedergutmachung.
Gruß von der Sarroise
@ Celtix: Ich bin mir ziemlich sicher, dass der nächste Benni des Tages kommen wird.
AntwortenLöschen@ Nicole: Erst Fledermaus, dann Reh - und beides trifft zu, irschendwie. Der Bub hat so was federleichtes, zerbrechliches, unbedarftes. Möglicherweise ist das dann auch das - z.B. Stehvermögen - , was ihm fehlt, wenn er durchspielt. Wie auch immer: ich mag ihn und finde, wenn ich mir meinen Eintrag jetzt noch mal durchlese, dass ich gar ihn nicht genug bejubelt hab...
@ Fritsch: Die Wahl und der Eintrag leben vor allem auch durch eure Kommentare und Ergänzungen!!!
@Sarroise: Ja, schon wieder rum. Es ist mir schleierhaft, wie sich jemand wünschen kann, dass die Tage, die Zeit (und seien sie in Liga 2) schnell vorbei gehen mögen. Es ist sowieso alles viel zu schnell wutsch und weg.
Mit Matmour ist, denke ich, auf jeden Fall der Richtige zum Spieler der Stunde gewählt worden. Wer solche Glücksmomente zaubert, der hat den Moment, die Stunde für sich. Ich wollte ihn auch wählen, hab mich dann aber in letzter Sekunde - gegen den Strich und im Wissen, dass Karim gewinnen würde - für Schorschi entschieden. Ich freu mich - obwohl ich auch Djakpa trotz und alledem schätze - wenn Tzavellas morgen tatsächlich einmal wieder von Anfang an spielt. Und ich glaub: Er freut sich auch.
Auf ein Neues! Allen Auswärtsfahrern (Nicole?!!) viel Spaß in München. Auswärtssieg!