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Rotundschwarze Eintracht-Schnipsel vom 14. April bis zum 4. Mai 2011 (Vollgas-Edition)

Donnerstag, 14. April
Wehe, walle. „Ghost – Nachrichten vom DFB.“ St. Pauli muss jetzt doch kein Geisterspiel austragen. Egal, ich seh trotzdem noch überall Gespenster. Klassenerhalter. Klassenerhaltsgespenster. So ists richtig.

Freitag, 15. April
Die TAZ vermeldet heute auf ihrer Titelseite, dass „Lady Gaga das aufregendste Phänomen der zeitgenössischen Popkultur“ ist. „Wer sie verpasst, verpasst die Gegenwart.“ Dazu mein Mit-Adler: „Das ist eine meiner leichtesten Übungen.“

Rein zufällig zappe ich mal ein bisschen durch den VFL Bochum-Blog 18:48. Huch.
Kevin Großkreutz hat die Patenschaft für den Schabrackentapier „Kevin Mogli“ übernommen. Putzigerweise flattert mir eine Stunde später per Post ein Flyer auf den Schreibtisch, in dem mir angeboten wird, die Patenschaft für ein Selztalrind zu übernehmen. Ich glaub, hier bin ich der falsche Adressat. Patrick Ochs – übernehmen Sie!

Samstag, 16. April
So sicher, so sicher war ich mir, dass die Eintracht in Hoppenheim etwas holt. Also eigentlich hätten wir ja auch. Müssen. Tun wir aber nicht. Ich hasse die Welt und hadere mit allem. Verdammt. Die Zukunft gehört dem Wind.  Uns bleibt die heiße Luft.

Sonntag, 17. April
Von meinem DK-Sitznachbar im Stadion weiß ich seit zwei Wochen, dass Christoph Daum einen Bruder – Eberhard – hat, der eine Klinik leitet. Ein Mit-Adler schickt mir einen Link zu einem Interview mit Eberhard. Hä? Christoph Daums Bruder beteuert dessen Unschuld. „Ich konnte in keinster Weise irgendeinen Realitätsverlust feststellen.“ Wie bitte? Unschuldig? Doch nicht etwa an einem möglichen Abstieg der Eintracht? Und von wegen Realitätsverlust: Merkt CD jetzt, dass er sich doch nicht richtig überlegt hat, was er tat, als er bei der Eintracht unterschrieben hat...? Ach so, Entwarnung – das Interview ist schon 11 Jahre alt…

Montag, 18. April
Das Gesicht eines Trainers am Tag nach einem Spiel lässt Rückschlüsse zu auf den Zustand seiner Mannschaft. Sagt Christoph Daum. Mmh. Also alles eine Frage der Gesichtskontrolle. Verloren? Schief lächeln, trotziger Blick. Gewonnen? Grins. Unglücklich verloren? Schief lächeln und Zuversicht ausstrahlen. Wichtig ist es, auf Nuancen zu achten.

Spieler 1 zu Spieler 2: „ Hey, du – was meinsten du? Wie issen unser Zustand?“
Spieler 2: „Mal abwarten, bis unser Trainer kommt.“
Spieler 1: „ Aaaah - da vorne, da kommt er ja“.
Spieler 2: „Guck ma wie er guckt.“
Spieler 1: „Grübel...“

Christoph, was wolltest du uns damit sagen?

50 Millionen Klimaflüchtlinge sind nicht nur nicht aufgetaucht, sondern jetzt auch einfach verschwunden. Na ja, solche kleinen Prognosefehlerchen kann man schon mal stillschweigend korrigieren. Was ist schon zementiert?


Dienstag, 19. April
Nicht oft, aber ein paar Mal habe ich das schon erlebt: Es passiert etwas - klein, groß, doof, unangenehm, vielleicht sogar schlimm – und das, was geschieht, ist wie ein Erkenntnisblitz. Heideggersch könnte man sagen: Die konkrete Situation verdichtet sich zum Ereignis und offenbart ihren metaphysischen Sinn. War gestern sehr erleichtert, dass Maik Franz nach dem Tritt von Mlapa „nur“ eine Fußprellung hat, nach einer weiteren Untersuchung stellt sich heute heraus: Der Mittelfuß ist doch gebrochen. Gleichzeitig wird vermeldet, dass Sonny Kittel im Training einen Kreuzbandriss erlitten hat. Mir bleibt für einen Moment die Luft weg. Als ob der Eintracht gleichzeitig die Gegenwart und der Weg in die Zukunft abgeschnitten worden sei.

Aber es gibt auch noch gute Nachrichten. Der Mainzer Allgemeinen Zeitung entnehme ich, dass bereits zum dritten Mal der „von Opel-Preis“ des Forums „ Wein und Gesundheit“ verliehen worden ist. Die Begründung: „Dem Forscherteam ist es gelungen, wissenschaftlich fundiert zu belegen, dass der Konsum von 400 Mililitern Wein, ungeachtet, ob Rot- oder Weißwein, bei Patienten mit einer leicht eingeschränkten Nierenfunktion die Wahrscheinlichkeit einer Nierenschädigung durch Kontrastmittel nach einer Herzkatheteruntersuchung sich um mindestens 50 Prozent senken kann.“

Mmh. Ich könnte mich anheischig machen, streng wissenschaftlich im Selbsttest nachzuweisen, dass der Konsum von vier Gläsern Apfelwein, ungeachtet ob pur oder sauer gespritzt, bei Eintrachtlern mit leicht eingeschränkter Zuversichtsfunktion die Wahrscheinlichkeit einer Nervenschädigung durch Hyperventilation nach dem Besuch eines Eintrachtspiels sich um mindestens 0,1 Prozent senken kann. Soll ich?

Mittwoch, 20. April
Was in Schweden bereits Gang und Gäbe ist, wird es vielleicht auch bald bei uns serienmäßig geben: Alcolock. Wer sich in sein Auto setzt, muss zunächst in ein Messgerät pusten– erst wenn die Pustung Alkoholfreiheit ergeben hat, startet der Motor.

Ich finde, dieses Modell ist ausbaufähig. Wie wäre es z.B. mit Blöd-o-lock? Könnte man vor jeder Haustür installieren. Misst die Gehirnströme. Erst bei erkennbarer Gehirnaktivität und ausgeglichenem links-rechts-Verhältnis der Gehirnhälften öffnet sich die Tür. Die Straßen wären menschenleer. Oder die Variante „Atilla-lock“ – wird am Spielfeldrand angebracht und nur Eintracht-Spieler, die beim Durchqueren der Schranke erkennbare Vitalreflexe zeigen und deren Adler auf der Brust zu leuchten beginnt, dürfen den Rasen betreten. Mit wie viel Mann wir dann wohl auflaufen? Wohlwollende Schätzungen werden gerne entgegengenommen.

Donnerstag, 21. April
Uli Stein ist heute abend zu Gast im Eintracht Museum  und Kid Klappergass nimmt das zum Anlass, um die Steinzeit bei der Eintracht noch einmal Revue passieren zu lassen. Die Geschichten, die Kid erzählt, vermischen sich mit eigenen Erinnerungen, Bilder schwurbeln durch meinen Kopf...

Flashback.
Der geschäftliche Bekannte K., der überall mitmengt, angeblich („Ich kenn da jemand...“) beste Kontakte ins Innenleben der Eintracht hat und glaubhafterweise selbst einen Hauch von Hütchenspieler verbreitet. Das Pokalerstrundenspiel gegen die Bayern („Ich hab da 1a-Kadde...“), das erste und einzige Spiel der Eintracht, das ich von der Haupttribüne aus erlebe. Augenthalers Tor. Zeitlupe. Die Einweihung eines Reisebüros in Niederrad („Ich kenn den Inhaber. Da kommt die ganz Eintracht-Bromminenz...“). Wasserrohrbruch. Ich fahre trotzdem. Uli Stein, der mir die Hand schüttelt und zum dritten Preis in der Tombola gratuliert. Ein potthäßlicher Designer-Stuhl, den ich mit offenem Kofferraum und röhrendem Auspuff nach Hause transportiere. Riederwald. Ich – tatsächlich: ich – bin mit dem Manager von Tony Yeboah verabredet. Es geht um ein Nazis-raus-Konzert im Singkasten, das ich versuche, zusammen mit ein paar Freunden auf die Beine zu stellen. Kippe vor Aufregung beinahe aus den Latschen. Wir treffen uns in der Vereinswirtschaft. Am Nebentisch sitzen Uli Stein und Charly Körbel und essen Rippscher mit Kraut...
Flashback-Ende

Schade, dass ich heute Abend nicht in Frankfurt sein kann.

Von wegen „vorösterlich“. Nix wie Hektik. Abgabetermine. Abstimmungshin- und her. Trotzdem stehle ich mich zwischendurch eine Stunde aus dem Büro, um einem Adler-Freund seine Dauerkarten zurückzubringen, die er mir fürs Spiel gegen Hoffenheim geliehen hatte. Die Sonne scheint. Dumdidum dudelt das Audioradio. Dürfen Männer weinen? Fragt die Moderatorin. Klare Sache: Manuel Neuer darf. Dumdidum. Im ersten Quartal 2011 ist die Anzahl der Masererkrankungen in Hessen im Vergleich mit dem Vorjahreszeitraum dramatisch gestiegen ist. Es gab 34 Erkrankungen. Ich vermute: Rückfragen bei der UN-Gesundheitsorganisation haben ergeben, dass bis zum Jahr 2013 mit 50 Millionen an Maser erkrankten Hessen zu rechnen ist. **singan** Maserkranke Hessen überall **singaus**

Und abends gleich noch etwas zum Thema Prognosen: Hannover gewinnt in Freiburg mit 3:1. Champions League. Hannover.

Karfreitag, 22. April
Am Römer findet ein Smartmob gegen das Tanzverbot an Ostern statt. Was ist eigentlich der Unterschied zwischen einem Flash- und einem Smartmob? Ich lese:

"Flashmob. Die Beteiligten tauchen am vereinbarten Ort zur vereinbarten Zeit auf, um dort kurz und für die unwissenden Passanten völlig überraschend einer gänzlich sinn- und inhaltslosen Tätigkeit nachzugehen.“

"Smartmob ist eine seit einigen Jahren unter anderem bei Globalisierungskritikern gängige Organisationsform von Protesten …, die sich vom Flashmob in der Sinnhaftigkeit des Tuns unterscheidet. Sie ist eine Form der Selbststrukturierung der sozialen Organisation durch Technologie-vermittelte, intelligente emergente Verhalten."

Jetzt hab ich’s kapiert: Die Welt: Ein einziger Flashmob. Du und ich: Smart-Mob.


Samstag, 23. April
Eintracht gegen Bayern. Auf dem Weg zum Stadion fahren wir eine Kurve über die Mainzer Innenstadt. Der Mensch muss sich ernähren. Brot. Metzger. Markt. Der Bauer, bei dem ich Salat und Radieschen kaufe, ist Gladbach-Fan. „Na? Sie müssen ja auch noch zittern…“ Yo. Yo. Ich nicke.:„Einer kommt durch.“ (Wir! Natürlich! – Ich sage das nur, um freundlich zu ihm sein. Is ja klar, dass Gladbach null Chance mehr hat da unten rauszukommen).

Gekas sei Dank - wir holen nachmittags gegen die Bayern einen Punkt. Abends erzählt Christoph Daum im Sportstudio etwas vom Pferd. Es kotzt nicht vor der Apotheke, sondern sitzt im neurolinguistisch programmierten Gefängnis.

Ostersonntag, 24. April
Die Eintracht begleitet mich durch mein Leben so lange ich zurückdenken kann. Wenden, Krisen, Glück, Abschiede, Anfänge. Menschen, die kommen und gehen. Die Eintracht war und ist immer da. So nimmt es nicht wunder, dass es viele Momente in meinem Leben gibt, die untrennbar mit der Eintracht, mit einem bestimmten Spiel, einem Erlebnis am Rande des Spiels verknüpft sind. Ebenso geht es mir mit Büchern. Ich weiß häufig noch ganz genau, welches Buch ich in dieser oder jener Situation gelesen habe. Der Text immer auch als Widerhall des eigenen Erlebens. Bücher, die genau im richtigen Moment den Leser zu finden scheinen.

Entdecke in diesen Tagen Manzonis „Brautleute“, um die ich immer einen Bogen gemacht habe, für mich. Und siehe da – die erste Botschaft hat mich bereits erreicht: „Da er der Gefahr nicht ausweichen konnte, ging er ihr entschlossen entgegen, denn die Momente der Ungewissheit waren ihm mittlerweile so qualvoll geworden, dass er nichts mehr wünschte, als sie abzukürzen.“

Es ist Ostern. Die Sonne scheint. Der Duft von tausend Blüten schwebt in der Luft.

Montag, 25. April
Bin morgens schon sehr früh wach und staune über die tautropfenglitzernde Welt. Mache mir einen Tee, sitze auf dem Bänkchen hinter dem Haus und sehe wie die Sonne ganz allmählich hinter den Bäumen aufsteigt. Ein leichter Wind, es ist noch kühl. Unsere beiden kleinen Kätzchen wuseln um mich herum, hangeln mit den Pfötchen im Teich, buddeln in den Salatpflänzchen. Sitze und denke und bastele an meinem Blog-Eintrag zum Spiel gegen die Bayern. Vögel zwitschern und da – plötzlich: Platsch. Ein Stein ist ins Rutschen gekommen und – aaaaaahh – das Katerle ist in den Teich gefallen. Springe auf. Das schwarzundweiße Köpfchen ist über die Wasseroberfläche gereckt. Panik in den Augen. Wasser bis zum Hals. Er paddelt. Rudert. Wasser spritzt. Ächz. Land, Land. Er reckt sich, hangelt, rutscht, findet dann doch Halt. Zieht sich nach oben. Ans rettende Ufer. Geschafft. Aus eigener Kraft. Geschafft.


Dienstag, 26. April
Ich liebe Theater, schaffe es aber in den letzten Monaten viel zu selten, mir etwas anzuschauen. Heute eigentlich auch nicht, dann aber doch. Hurra. Wir sehen  Clybourne Park  im Mainzer Staatstheater  (das es wer-weiß-wie-lange-noch-aber-derzeit-zum Glück-noch gibt), eine bitterböse und saukomische Gesellschaftskomödie. Botschaft: Political Correctness ist eigentlich nur eine subtile Variante von Rassismus.

Danach eine SMS von einem Adler-Freund: „Mitbekommen wie Schalke gespielt hat?“
Antwort: „Nö. Wir waren im Theater.“
Rück-SMS: „Lass mich raten: Griechische Tragödie?“

Mittwoch, 27. April
Die Anspannung vor dem Spiel in Mainz steigt täglich. Manzoni mahnt zur Besonnenheit: „Pater Cristoforo kam in der Haltung eines guten Feldherrn, der ohne eigenes Verschulden eine wichtige Schlacht verloren hat und sich betrübt, aber nicht entmutigt, in Sorge, aber nicht kopflos, in Eile, aber nicht auf der Flucht, dorthin begibt, wo er gebraucht wird, um bedrohte Stellungen zu sichern, die Truppen zu sammeln und neue Befehle zu erteilen.“

Donnerstag, 28. April
„Solange wir es noch aus eigener Kraft schaffen können, glaube ich daran…“ Sagt Christoph Daum. Irgendetwas stört mich an diesem Satz. Warum sagt er nicht einfach: „Wir haben es in unserer eigenen Hand. Wir schaffen das.“

Freitag, 29. April
Hach. 0,7 Sekunden. Willi Windsor trägt Uniform und Kate trägt Spitze. Viktoria erscheint in Lachs. Königin Lisabeth (Zitat: Oma) sieht aus wie ein Zitroneneis und „es Anne“ wie eine verwelkte Blume. Harry wird Pippa bestimmt gleich fragen, ob sie noch auf einen Drink mit in sein Schloss kommt. Philipp ist immer noch stattlich, Camilla stapft und nickt und „de Karles“ (Zitat: Opa) ist jetzt doch auch schon ganz schön in die Jahre gekommen. Alles wie dahaam. Wir schalten um zur Royal Adler-Force nach Mainz.

Samstag, 30. April
Die Welt ist sonnig und weit. Ich bin hibbelig, hypernervös, gespannt bis in die Haarspitzen, zuversichtlich. Der Wochenmarkt am Dom strahlt im Sonnenlicht, überall kleine rotundschwarze Trupps, alles voller Polizei. Heimspiel in Mainz. Ich schlendere hinunter zum Rhein, wo bereits eines der Eintracht-Schiffe vor Anker liegt. Setze mich ans Ufer und beobachte, wie sich das zweite Schiff dem Ufer nähert. Rote Leuchtraketen fliegen. Ei, lasst des doch. Hinter mir kann es ein älteres Mainzer Ehepaar nicht fassen. Sie: „Die komme un wolle unser Stadt verwüste. Mir leeeefts kalt de Buckel enunner.“ Er: „Von unne e Loch noi bohre un versenke.“ Seufz.

Oops jetzt aber hurtig. Ich hechele durch die Stadt zum Auto. Nein, bin heute nicht im Stadion. Weite Teile der Innenstadt sind abgesperrt. Lange Kolonnen von Polizeiwagen. Drei laut singende Eintrachtler werden Bierflaschen schwenkender Weise von einer ungefähr 20-köpfigen Polizeieskorte zum Bruchweg hinauf geleitet. Pünktlich zum Anpfiff sitzen wir vor dem Fernseher. Der Rest ist Leiden und Fassungslosigkeit.

Um 11 Uhr abends habe ich mich soweit berappelt,, dass ich etwas essen kann. Elend. Schwach. Niedergeschmettert. In einer kleinen, pathetischen Anwandlung erheben wir unsere Gläser: „Auf die Eintracht, die mehr ist als die 11 Hansel, die da heute auf dem Platz gestanden haben.“ Die Tür zum Garten ist weit geöffnet. Musik hängt in der Luft. Dortmund ist Meister. Wir haben ausgetanzt.

Sonntag, 1. Mai
Wütend wache ich auf. Wütend zappe ich mich durch Berichte und Meinungen. Versager. Arschkrampen. Habe mit allem abgeschlossen. Ok. Dann sind wir halt abgestiegen. Abhauen sollen sie, alle. Ausnahmslos. Das einzige, was ich will, ist, dass sie am Samstag gegen Köln wenigstens genug Anstand haben, um sich zu wehren. Verdammt. Verdammt.

Mit einem Zitat aus einem Leonard Cohen-Lied hatte ich in meinem Vorbericht zum Mainz-Spiel den Unterschied zwischen Mainz 05 und der Eintracht beschrieben: „We are ugly, but we have the music.“ Ein – leider anonymer Kommentator – hat das Zitat genial eingehessischt: „We are ugly but we have the handcheese with music.“ Nie war dieser Satz so zutreffend wie heute: Wir haben nicht nur den Käse, wir stinken auch. Ab.

Tränen. Abends werde ich ruhiger, die wilde Wut ebbt ab. Wund. Weh. Schmerzhaftes Ziehen in der Herzgegend.

Montag, 2. Mai
Aus Sicherheitsgründen ist das Training im Wald heute abgesagt. Heribert Bruchhagen ist Gast im HR-Heimspiel und macht einen angegriffenen, aber kämpferischen Eindruck. Versachlicht die Gewaltdiskussion. Und: Selbstverständlich werden wir das Spiel gegen Köln gewinnen. Auch ein kurzes Interview mit Christoph Daum wird eingespielt. Er steht im Garten seines Hauses in Köln und sagt merkwürdige Dinge wie „Die Hoffnung stirbt zuletzt.“ (Ob das die Motivationsbotschaft ist, auf die Marco Russ wartet?) „Jetzt schrillen die Alarmglocken.“ Blablablablubb. Ich schaue mir - von wegen Spiegel des Zustands der Mannschaft – Daums Gesicht etwas genauer an. Hilfe.

Dienstag, 3. Mai
Vollkommen störungsfrei hat die Eintracht heute wieder ihr Training aufgenommen. Auf jeden Trainingsbeobachter kommen fünf Journalisten. Weit und breit nichts zu sehen vom randalierenden Mob. Christoph Daum wird die Spieler unterstützen. Jetzt gilt der 24 Stunden Tag. (War nicht auch schon mal die Rede von 25?) Ab morgen geht es zur Vorbereitung auf das „eminent wichtige Spiel“ gegen Köln per express in ein Trainingslager. Dann muss jeder selbst entscheiden, wo für ihn das rettende Ufer ist.

Mittwoch, 4. Mai
Gestern abend hat die Hessenschau über den ersten Trainingstag nach dem Mainz-Desaster berichtet.  Hab's verpasst und sehe mir heute den Video-Clip an. Ein Interview mit dem hoch-emotionalen Patrick Ochs: „Wir sind stinksauer und wütend über uns selbst. Verdammt, so viele Punkte, die wir überflüssig her geschenkt haben. Es zerreißt mich fast, wenn ich daran denke. Und dieses kollektive Versagen am Samstag in Mainz. So etwas wird es mit mir als Kapitän von Eintracht Frankfurt nicht noch einmal geben. Ich nehme mich da selbst in die Pflicht – und werde jeden einzelnen meiner Mannschaftskollegen, bei dem ich das Gefühl habe, das er nicht mitzieht, persönlich in den Hintern treten. Und wenn es das letzte ist, was wir tun: Wir werden am Samstag gegen Köln gewinnen.“

Wie? Das muss ich geträumt haben? Das hat er gar nicht gesagt? Was denn dann? „Wir müssen jetzt Vollgas geben.“ Oha. Da machen die Kölner sich sicher jetzt schon ins Hemd.

Es ist noch einmal ziemlich kalt geworden in den letzten Tagen. Mein Herz holpert bang und zitterig. Was wird noch kommen? Was wird abgehen, am Samstag, im Stadion. Final Countdown? Werden sie uns noch einmal im Stich lassen? Sollen wir..? Oder besser nicht? Was ist, wenn? Und wenn nicht..?

Das letzte Wort hat Manzoni:
„Gewiss, wer auf sein Herz hört, dem hat es immer etwas über das zu sagen, was kommen wird. Aber was weiß das Herz? Gerade nur ein wenig von dem, das bereits geschehen ist.“




*** hoffentlich erstklassige Fortsetzung folgt***

Kommentare

  1. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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  2. Oh Kerstin, ich bewundere dich, dass du die Schnipsel so wunderbar aufbereitet hast.

    Also den Apfelweintest habe ich in dieser Saison schon etliche Male gemacht. Ich sage mal so: ich habe überlebt. Ob es daran lag, dass ich eben mehr als den einen "Sauer" getrunken habe, sondern 2 vorher und 2 während des Spiels, ich weiß es nicht ;-). Aber für Samstag habe ich das wieder vor.

    Ich weiß nicht, was ich mir erhoffen soll für das Spiel gegen Köln. Und überhaupt. Ich bin einfach nur traurig, dass es so weit gekommen ist.

    Wettertechnisch soll es ja wärmer werden, hoffen wir mal, dass das auch für unsere Eintrachtherzen gilt!

    Danke für die Schnipsel und den Einblick in dein ganz großes Eintrachtherz und dein Leben à part.

    Liebe Grüße
    Nicole
    PS: musste mal eben ein paar Tippfehler entfernen ;-)

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  3. Tolle Schnipsel. Wie immer. Und die bleiben auch erstklassig, was auch passiert!

    Es dankt und grüßt der Kid

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  4. Die Schnipsel sind tatsächlich erstklassig und die Kätzchen total süß. Und was bin ich froh, dass das Katerle nicht abgesoffen ist, sondern aus eigener Kraft das rettende Ufer erreicht hat. Habe beim Lesen ganz schön mitgebibbert :-).

    Von Manzoni habe ich noch nie gehört. Die Zitate von ihm sind äußerst passend.

    Mal sehen, was am Samstag passiert.

    Viele Grüße von Frl. Adler

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  5. @ Nicole: Vielleicht sollten wir ein Forum "Apfelwein, Eintracht und Gesundheit" gründen, obwohl... Gesundheit geht anders. (Aber so gesund, dass ich den Wein middem Milimeterbecher abmesse, will ich gar nicht werden... *g)

    Ansonsten geht's mir wie dir: ich weiß nicht. Nichts. Nicht mehr. Habe zumindest so getippt, dass alles "gut" wird... Bin ängstlich. Zuversichtlich. Ängstlich. Zuversichtlich. Weiß nicht. On verra ,-) (ich hoffe, das ist richtig geschrieben..?)

    @Kid: Vielen Dank!

    @Frl. Adler: Ich war auch erleichtert, als das Kerlchen wieder an Land war. Bin froh, dass ich dabei war - jetzt weiß ich: Sie können reinfallen - sie komme abber auch widder raus ,-) Zum Glück!

    Hatte eben hier schon mal bisje was zu Manzoni geschrieben - dann ist mir der Kommentar abgestürzt - ich ergänze das noch. Danach, am Tag x + 1....

    Morgen: Ja, mal sehen...!

    Hey....Danke euch sehr, dass ihr trotzdem und überhaupt die Zeit gefunden habt, die Schnipsel zu lesen und dass ihr sie mögt - das freut mich sehr.

    ...lg k (hibbelig, müd, schlaflos)

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  6. Bin auch sehr nervös,eine fast schlaflose Nacht-verbracht.
    Mir ist es richtig schlecht.
    Vielen Dank-für die Schnipsel,sehr sehr schön geschrieben und gefallen,tun sie immer.

    Wehe,du hilfst dem Katerchen dass nächste Mal nicht aus dem Wasser-*lacht.*
    Es reicht doch,wenn unserer Mannschaft das Wasser-bis zum Hals steht.
    LG
    (B)

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