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Den Elfmeter an die Latte versenkt

Ich hasse Kochsendungen und schaue im Fernsehen grundsätzlich keine Krimis (was - aber dies nur am Rande – den Vorteil hat, dass mein Fernsehkonsum irgendwann vermutlich gegen Null tendieren wird). Trotzdem habe ich in dieser Woche justament in einer Kochsendung zufällig einen Satz aufgeschnappt, der mich aufhorchen ließ: „Der Grünkohl ist die innere Sonnenbrille des Menschen“, sprach Alfons Schuhbeck. Ein Satz von wahrhaft stiller Größe, über den man lange nachdenken kann, wenn vielleicht auch nicht muss – jedenfalls war ich mir sicher, dass ich damit das sprachliche Highlight dieser ersten Woche des neuen Jahres gehört hatte.

Da ahnte ich noch nichts von der TV-Übertragung des Endspiels um den Antalya-Cup. Die wurde nämlich, wie schon zwei Tage zuvor das Spiel gegen Persepolis, von Oliver Forster kommentiert, und es steht zu vermuten, dass hier ein neuer Weltrekord aufgestellt wurde: Kategorie „In 90 Minuten so viel wie möglich sinnfrei brabbeln“, Unterkategorie: „Knapp daneben ist auch auf den Punkt.“

Wie so oft im Leben gibt es keinen Schaden ohne Nutzen, denn dank Oliver Forster konnte man im Laufe des Abends allerlei Interessantes erfahren. Z.B. wissen wir jetzt endlich, dass Marcel Heller in der „Frankfurter Szene“ gerne mit Ente Lippens verglichen wird. Dass Oka, „the legend“, gestern mit „Trainingslagergesicht“ aufgelaufen ist. Dass es zu den Grundkenntnissen eines jeden türkischen Schiedsrichters gehören sollte, die Rückennummer von Lukas Podolski zu kennen. Oder dass der verschossene Elfer von Clark das folgerichtige Ende der schwachen Hinrunde war, die er gespielt hat. Zum Glück haben wir ja Ama, das ist einer, auch international, „mit Bauer“.

Ja, hat der Mann denn gar kein Erbarmen? Eine Ecke der Kölner und ein kurzer Schwenk auf die ca. 20 Mann starke „Kölner Crowd“, die ihre Mannschaft anfeuert bzw. „von oben Beifall klatscht.“ Quälende Erinnerungen an Hessi James werden wach. Bei einer Oka-Abwehr prallt der Ball an den Kopf von Freis und - da haben wir den Salat - landet dann genau dort, wo auch Forsters Kommentar uns besonders hart trifft: „Im Ohrenbereich“. Das ist aber noch gar nichts gegen das, was Martin Fenin im Folgenden wiederfährt. Tatsächlich, er ist es, der (hallo, Herr Forster - wie gegen Persepolis)  im Elfmeterschießen als erster antritt und - kaum zu glauben – „den Elfer an die Latte versenkt.“

In der Pause vor dem Elfmeterschießen wurden die Siegerpokale verheißungsvoll im Bild eingeblendet. Ein kleiner und ein großer, die aussahen als stammten sie von „Jacques Hermann – größtes Spezialgeschäft von Deutschland“, das es leider nicht mehr gibt. Sehr, sehr gerne hätte ich noch gesehen wie die Pokale bei bester "Strandatmosphäre" unter dem Jubel der Massen an die beiden Mannschaften überreicht worden sind. Was Oliver Forster wohl gesagt hätte? „Kein Grund Hosianna zu rufen.“ Der Kommentar irgendwie schon.

Und deswegen möchte ich zum Ende dieses Textes noch einmal auf Alfons Schuhbeck zurückkommen. Durchblick ist nämlich extrem wichtig und so rufe ich  allen Sportreportern dieser Welt eine ganz allgemein gehaltene Bitte zu: „Esst mehr Grünkohl.“


(Mehr von Oliver Forster? Im Eintracht-Forum gibt es einen ihm gewidmeten „Best of“ Fred  mit weiteren feinen Zitaten.)

Ganz und gar ernst gemeintes PS: Alles Gute, Vasi. Nicht unterkriegen lassen!

Kommentare

  1. Da kann ich mich nur anschliessen. Das grenzte schon an Körperverletzung, was Herr Forster uns angetan hat. Ok, wenn ich das nun so lese, kann ich wieder lachen. Hast du wunderbar geschrieben, liebe Kerstin.

    Oh ja, großer Mist mit Vasi :(. Hat richtig weh getan, das zu sehen.

    Liebe Grüße
    Nicole

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  2. "Nichts sehen, nichts hören, nichts sagen" ist hier keine Lösung. Denn das wäre in deinem Fall echt schade, Kerstin. :-)

    Danke mit Gruß vom Kid

    PS: Vasoski hätte mal langsam wieder etwas größere Stücke vom Glück verdient.

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  3. Da habe ich ja richtig was verpasst. Das ist der Nachteil, wenn man Spiele live verfolgt, keine Kommentare und keine Zeitlupe.

    War trotzdem ein schönes Erlebnis im Marden Sports Komplex. Nur von Strandatmosphäre konnte bei gefühlten minus 2 Grad in der aus Marmor erbauten Arena keine Rede sein. Und warmen Tee gab es auch nur bis zur Halbzeit, dann wurde mangels Nachfrage geschlossen. Unsere mitgereisten Fans hatten schließlich Bierdorscht ;.).

    Merkwürdig: Bei der Einlasskontrolle mußte ich alle Münzen abgeben und als ich dann meinen Tee bezahlte, bekam ich jede Menge Münzen als Wechselgeld zurück. War schon irgendwie komisch.

    Schade, dass Vasi sich verletzt hat. Sah nicht gut aus, wie er da mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Spielfeld lag.

    Viele Grüße aus Belek wünscht

    Frl. Adler

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  4. Herrliches Resümee über Oliver Forster.Beim Hallentunier war er schon grenzenlos-daneben-aber am Samstag,übertraf er selbst dass noch.
    Früher hat er mal sachlich neutral und mit viel Emotionen ein Spiel unserer Mannschaft-kommentiert-heute stelle ich-wie am Samstag auch,einfach den Ton ab und kann das Spiel in Ruhe sehen und wenn ich Lust habe,kommentiere ich es selbst*lächelt.*
    (B).

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  5. Rufen wir alle ein paarmal kräftig Hosianna. Vielleicht hilft es und Oliver F. wird in den Innendienst versetzt. C.

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  6. Mir geht's auch so - wenn man es am Ende noch mal Revue passieren lässt, schreibt, liest ist man fast geneigt, es hauptsächlich witzig zu finden, aber es war wirklich schrecklich. Und ohne Pause. Und dann auch noch so laaaaaaaut. Wie du, Barbara, glaube ich mich auch zu erinnern, dass Oliver Forster mal eine Zeitlang richtig gut war, als besonders kompetent galt… Noch dazu ist er ja wohl auch Eintrachtler, oder? Er war zumindest der Live-vor-Ort-im-Stadion-Moderator bei Zico24… Irgendwie kann ich mir nicht so recht erklären, was da passiert ist.

    Danke schön für euer Feedback - espeschälly an dich, liebes Frl. Adler, für die Live-Vor-Ort-Impressionen - das glaub ich, dass das ein besonderes Erlebnis war. Die „Strandatmosphäre“ bezog sich übrigens nicht auf die Temperaturen am Samstagabend, sondern auf mögliche Perspektiven: Oliver Forster hat laut darüber nachgedacht, wie man den Antalya-Cup attraktiver machen, mehr Zuschauer ins Stadion locken könnte - eben z.B. durch mehr „Event“ außen rum bei Strandatmosphäre. Und bei der Geschichte mit den Münzen ist es wie mit der Geschichte vom Grünkohl: Da kann man lange drüber nachdenken **gg

    Lg in alle Richtungen und noch einen schönen Restaufenthalt in Belek!!

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