Direkt zum Hauptbereich

Europapokalsiegersommerschnipsel (2): Punk-Edition

Das letzte lange Feiertags-Sommerwochenende beschenkt uns mit strahlend blauem Himmel und sehr warmen, bislang aber noch nicht megaheißen Temperaturen, auch wenn die für Samstag prognostizierten 39 Grad mir aus der Wetter-App wie ein Menetekel entgegenleuchten. Eigentlich wäre jetzt gerade Fußball Weltmeisterschaft, Public Viewing, Fanmeilen - aber die WM fällt ja dieses Jahr aus - auch recht.


Punk's not dead. Und jetzt wissen wir auch, dass da wohl tatsächlich was dran ist. Nachdem das Punk-Aufkommen in den vergangenen Jahren, oder sagen wir: Jahrzehnten, doch stark zurückgegangen war, ist jetzt klar: Es gibt sie noch und sie feiern im Moment ein  echtes Comeback.  Den Syltern und dem 9 Euro Ticket sei Dank. "Die Punks entern Sylt" -  das klingt als seien "die Punks" eine klar definierte Bevölkerungsgruppe, wie "die Rentner" oder "die Zahnärzte". Aber die haben Sylt vermutlich bereits lange vor den Punks geentert.

Aymen Barkok verabschiedet sich mit einem emotionalen Post von der Eintracht-Community und wechselt - so steht es auf der Eintracht-Page - im Sommer das Ufer.  (Danke, Aymen). Auch Stefan Ilsanker  behält die Eintracht im Herzen und bricht auf in ein italienisches Abenteuer. Der FR- Bericht mit der Überschrift "Aussortierter auf dem Weg nach Italien" zeigt als Bildmotiv Ilsanker, der leicht im Hintergrund neben Martin Hinteregger steht, der den Europacup präsentiert. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Wo Martin Hinteregger bleibt oder wohin er aufbricht, was in seinem Herzen (oder/und Kopf) vorgeht, kann man im Moment nur vermuten - ich bin gespannt, ob und in welcher Form der Hinti-Cup am Wochenende über die Bühne gehen wird.  Und was ist eigentlich der aktuelle Stand der (wie Fußballexperten gerne formulieren) "Causa Kostic" - geht er, bleibt er, ist er schon weg? Hat er das Eintracht-Angebot abgelehnt? Hat er nicht? Und wenn nicht, ist er trotzdem schon mit Juve vertragseinig? Wenn ich den an verschiedenen Orten tickernden Nachrichten folge: Alles auf einmal ist richtig.

Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit dürfen wir immerhin davon ausgehen, dass die 50 %- Rabatt On Sale Aktion im Eintracht Shop zwar im Moment für mancherlei gilt, aber nicht für Herrn Kostic. 

News und Trends aus dem örtlichen Freibad dürfen in den rotundschwarzen Sommerschnipseln nicht fehlen. Während Mann von Bermudas bis zur Mini-Badehose alles trägt,  trägt Frau eindeutig wieder mehr Bikini, egal in welchem Alter, egal mit welcher Figur. Gute Nachrichten gibt es auch von der Arschbombe: Es gibt sie noch  aber es gibt - zumindest beobachte ich das hier in unserem Schwimmbad - auch immer mehr sehr junge, stino Schwimmbad Besucher*innen, die extrem gut  und mutig springen können.  Köpper vom Dreier ist da fast schon pillepalle. Salto, Sprung von Rückwärts aus dem Handstand, Schraube - einfach so und mal eben. Ich schaue, staune und begebe mich zur Rutschbahn, der kleineren von beiden. Aber da rutsche ich schnell wie der Blitz. 

Dann war da noch der auffallend sportliche junge Mann der am Beckenrand steht bzw. Hof hält, und einer Schar von Freunden von all den Schwimmprüfungen berichtet, die er absolviert hat. "...zum Schluss dann noch den Combat Life Saver bei der Bundeswehr." Bleibt zu hoffen, dass er den nie brauchen wird. Oder um es mit einer älteren Frau zu sagen, deren Gesprächen ich beim Frisör gelauscht habe:  "Stell dir vor, der Krieg wäre hier bei uns. Da könnt man ja gar nix mehr planen. " Mmh, das ist eine recht unterkomplexe Analyse, aber was soll sie auch sonst sagen, wenn  (wie ich ebenfalls in der Frankfurter Rundschau lese) sogar "der Talk bei Lanz der Komplexität der Weltpolitik nicht gerecht wird." Dabei ist das ist doch wohl das mindeste, was man von einem Talk bei Lanz oder irgendwem erwarten dürfte.

Und dann am Ende eines langen Tages erhalte ich ihn dann doch noch, den ultimativen Beweis, dass nicht nur die Punks, sondern auch der Punk noch lebt. Zufällig stoße ich im Netz auf eine Notiz mit dem Foto eines Mannes, der mir irgendwie bekannt vorkommt, den ich aber nicht zuordnen kann. Oder doch  - na klar, das ist Jimmy Hartwig, ja, genau der Ex-Fußballer, HSVler aus Offenbach, den ich aus der Halb-Distanz immer mit Sympathie verfolgt hab, als Fußballer, aber auch als Mensch. Typ ehrliche Haut, nicht übermäßig schlau, aber gerade heraus  Einer, der es nicht leicht gehabt hat, nach seiner Karriere an Krebs erkrankte. Und jetzt? Jetzt ist er Schauspieler. Genauer gesagt: "Schauspieler und Gesundheitsbotschafter der BKK Scheufelen". Erstaunt und, ok, auch mit einem breiten Grinsen, fange ich an zu googeln, lese, dass er zum Beispiel im Jahr 2009 in Leipzig in der Titelrolle von Büchners Woyzeck  (oops...) zu sehen war. In diesem Sommer steht er in Wunsiedel bei den Luisenfestspielen als Kaiser Josef II auf der Bühne. Jimmy Hartwig. Schauspieler.  Und wie zu lesen ist, macht er seine Sache sehr ordentlich. Das Leben nimmt eben manchmal ziemlich überraschende (punkige?) Wendungen. Dabei hätten wir doch alle gewettet, dass es da einen anderen Ex-Fußballer gibt, der viel besser als Schauspieler geeignet wäre, oder?

(Nur zur Sicherheit der Hinweis: Das ist (noch) nicht auf Sylt.

Kommentare

  1. Hach, einfach schee, Kerstin. Endlich mal wieder Breaking News aus dem heimischen Freibad. Langelange her, und wie gerade gestern: noch frischer Sommer-Vormittag, als Kind biege ich bei den Urania-Lichtspielen rechts ab, den Hahnenfluss entlang, Sonnenlichtspiele in den Baumkronen, und im Näherkommen verwandelt sich die Welt in ein Gewebe aus Juchzern-Chlorduft-Platschern, durchmischt von Trillerpfeifenpfiffen der Bademeister.

    Und wie schön, mal wieder von Jimmy Hartwig zu hören. Habe ursprünglich seine große Klappe nicht gemocht, aber der Respekt für seine Mischung aus Naivität, Direktheit, Genauigkeit, Wahrhaftigkeit, Zähigkeit ist zusehends gewachsen. Als Woyzeck? Hat mich nur kurz überrascht. Tolle Sache, und Hessisch babbeln kann er ja. Hier ein Interview von 2010: https://www.zeit.de/sport/2010-04/hartwig-schauspieler-interview/komplettansicht

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ja, genau so - das Freibad ist einer der Orte, die im Kern noch ziemlich genauso sind wie sie immer waren. Und immer wieder ist es, als ob der Sommer nie aufhört.

      Mit Jimmy Hartwig geht es mir wie dir - erst naja und dann fast schon so was wie Sympathie. Woyzeck ist natürlich eine Nummer, an der schon andere gescheitert sind. Aber ich denke auch... es kann passen. Danke für den Link!

      Löschen

Kommentar veröffentlichen

Beliebte Posts aus diesem Blog

Spieltagsschnipsel 24/25: Werder Bremen - Eintracht Frankfurt (28)

Sonnige Frühlingstage, der Frühling ist regelrecht hereingebrochen. Im Garten blüht und brummt es, beim Einkaufen in der Mainzer Innenstadt herrscht Wimmelbuchgewusel - alle, alle sind da., viele 05er eröffnen den Spieltag mit einem Stadtbummel und ich sichte sogar einige Kieler, denen ich viel Glück wünsche "Letzte Woche haben die Erdbeeren mir gar nicht geschmeckt", sagt eine Frau neben mir am Marktstand. "Sind sie diese Woche besser?" Heeey... gute Frau, es ist Anfang April. Wer jetzt schon Erdbeeren kauft, sollte sich über deren nicht vorhandenen Geschmack eigentlih nicht wundern. Wider mein Gefühl hatte ich für das Spiel  gegen Werder ein Unentschieden getippt. Nachdem die 05er nachmittags gegen Kiel nur unentschieden gespielt haben, verstärkt sich mein unbehagliches Gefühl. Und schon nach den ersten Minuten ahne ich, dass es mich nicht getrogen haben wird. Kann das sein? Gegen den VFB engagiert, kämpferisch, spielstark - heute: Nix. Und dabei eine Erkenntnis, ...

Europacup-Schnipsel: Aus die Maus

Der frisch ausgebrochene Frühling macht nochmal Pause. Ein grauer, kühler Tag - Karfreitagswetter  am Gründonnerstag. Schon vor dem Spiel war im Prinzip alles klar. Bilbao wir kommen. Pünktlich bei der Ankunft vorm Stadion fängt es an zu regnen, die Bratwurst wird nass. Na gut.. Heute Choreo. Und schon davor ärgere ich mich über die hinausposaunte Motivationsansage übers Stadionmikro, mehr Pathos geht nicht: Wir! Alle über uns hinausgehen, auf dem Platz, auf den Rängen, alles geben, übers Limit, für die Stadt, für den Verein, für unsere Eintracht. Ein leichtes Würgen im Hals. Nummer kleiner geht es nicht? Auch die Ultras kleckern heute nicht, sie klotzen. Wir haben lang noch nicht genug und dazu dröhnen - nein, nicht Tankard - die Böhsen Onkelz durchs Waldstadion. Der jetzt schon sturzbetrunkene junge Mann auf der Treppe neben mir grölt und jubelt. Eine Welle von Fremdheit schwappt über mich. "Tottenham ist praktisch ein Freilos," hat mr ein premier-league kundiger Freund vor...

Spieltagsschnipsel 24/25: Eintracht Frankfurt - RB Leipzig (31)

Wow! Wie kann diese Mannschaft Fußball spielen, wenn sie in den Flow kommt. Abheben und dann einfach weiterfliegen.  Eine hochmotivierte Eintracht fegt überforderte Leipziger mit 4:0 aus dem Stadion. Ein über-über-ragender Ansgar Knauff. Warum in der Ferne suchen, wenn das Gute ist so nah? - alte Transferpolitikweisheit. Nene Brown. Theate. Ekitiké, der immer mehr zum unermüdlichen  Gute-Laune-Monster des Teams wird. Trapp ein starker und sicherer Rückhalt. Die Mannschaft voller Spielwitz und Energie, voller Lust am Fußball. In der zweiten Halbzeit dann kein Halten mehr. Die "Champions League wir kommen" - Stimmung verwandelt das Stadion in eine Raumkapsel, die abhebt. Bei der Auswechslung von Ansgar Knauff erbebt das Stadion. Und dann  tut Dino Toppmöller noch ein übriges um die Stimmung zum Überlaufen zu bringen. Es kommt Thimmiiiiiiiiiiie Chandler. "...und wenn sie gewinnt im Waldstadion, dann ist die Stimmung groß." O ja, das ist sie. Es war ein warmer, sonniger...