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Europapokal-Sieger-Sommer-Schnipsel (4): Wahr oder unwahr?

Trainingsauftakt für die Saison 2022/23 und erste Pressekonferenz. Ein gut gelaunter Oli Glasner freut sich auf das, was kommt, will immer besser werden und dann sehen, was geht.  Zwei Topspiele zum Auftakt? Glasner korrigiert auf drei, und will auch das Pokalerstrundenspiel in Magdeburg als großes Spiel verstanden wissen. Gut so. Allerdings ist ein 30 Mann starker Kader noch zu groß, da wird sich bis Ende August noch ein bisschen was tun. Und ich grüble, warum beim 11 gegen 11 acht Spieler zuschauen müssen. Was macht der neunte? Lucas Alario verzichtet auf das Trikot mit der 13 und hat  damit gleich schon mal einen dicken ersten Pluspunkt bei mir gesammelt. 

Im Stadtwald stehen die Zeichen auf Anfang, während in Klagenfurt gerade der diesjährige Ingeborg Bachmann-Preis zuende gegangen ist. Der Preis ging an die Österreicherin Ana Mawar mit ihrem Roman "Wechselkröte". Gemeinsamer Nenner vieler Wettbewerbsbeiträge war - laut Bericht in der TAZ -  ein Moment der Hyperrealität. Das Leben in einer Welt,  bei der man nicht mehr genau weiß, was echt oder was Simulacrum ist. Meine Aufmerksamkeit beim Lesen des Berichts bleibt an einem Text des mir bis dato unbekannten Juan S. Guse hängen.  Ich lese meinem Mit-Adler vor, von was der Text handelt: "Von bisher unentdeckten Menschenwesen die, im wilden Taunus leben."  Mit-Adler: "Echt jetzt?" Ich: "Ja, aber es kommt noch besser. Sie tragen eine Art Helm und errichten dort im Wald gerade das Waldstadion und brechen von dort auf zur Eroberung Europas!" Mit-Adler: "Das gibts doch gar nicht - zeig her." Ok ok... ein Kleinigkeit ist anders:  Sie errichten nicht das Waldstadion, sondern den Frankfurter Flughafen, aber sonst ist alles genau so. Da sieht man es mal wieder - die Realität ist dem Surrealen immer doch noch ein paar Meter voraus.

Oder doch nicht? Kommt jedenfalls immer öfter vor, das beides nicht nur im Buch miteinander kollidiert. In einem Online-Zeitungsbericht wird über einen verheerenden russischen Angriff berichtet, bei dem Wohnhäuser und ein Einkaufszentrum in der Ukraine zerstört wurden. Mitten im Bericht: Eine Pop-up Anzeige eines Immobilienanbieters - in drei Schritten zum komfortablen Eigenheim.  Warum nicht gleich: Unser Tipp gegen Krieg und Zerstörung aller Art: Einfach neu bauen!

Auch beim Gattinnen-Rahmenprogramm beim G7 Gipfel in Ellmau (nachdem Herr Merkel nicht mehr dabei ist, handelt es sich wieder ausschließlich um Gattinnen) komme ich kurz ins Grübeln, ob ich möglicherweise auf einer Satireseite gelandet bin. Aber nein - es ist wahr: Für den weiblichen "Anhang" stand Nordic Walking  mit - i-Tüpfelchen  - Christian Neureuther und seiner Schwiegertochter Miriam auf dem Plan.  Toll! Da haben sich Gipfel und Anreise doch schon mal  gelohnt. Ich überlege, wie ein ähnliches Programm bei anderen Gastgeberländern aussehen könnte...? In den USA: Seilchenspringen mit George Foremann. In England: Fang den Ball mit David Beckham. In Frankreich: Hickelkästchen mit Jean-Claude Killy. Oder G7 hin G7 her - das ganz besondere Highlight-Angebot gibt es in Holland: Kiffen mit Ruud Gullit.

Und dann war da noch neulich in Mainz:

Vor einem Kleidergeschäft  steht ein Ständer mit kurzen Männerhosen. Mein Mit-Adler trägt kurze Hosen nur unter Protest und ausschließlich zuhause an heißesten Sommertagen. Ich schaue, ob ich etwas entdecke, das ihn milde stimmt. Tatsächlich, da hängt eine etwa knielange schwarze, schlichte Hose. Heruntergesetzt von ehemals 19.99 Euro auf 9.99 Euro und jetzt auf - lese ich richtig ?- 3.99 Euro. Mmh, aber ok, selbst, wenn sie nicht gefällt, kann ich damit nicht viel falsch machen. Ich gehe in das Geschäft zum Bezahlen. Die Verkäuferin scannt das Preisschild. "Oh, das gehört zur Rabattaktion, die heute zusätzlich läuft. - Da sparen sie nochmal 50%." Aha. Sie fragt weiter: "Haben Sie auch unsere App?" Hab ich nicht... "Dann könnten Sie nochmal 50 % sparen..." Was kommt als nächstes? Ich höre es schon: "Sie bekommen von uns 5 Euro, wenn Sie noch eine zweite Hose mitnehmen." Nein, das dann doch nicht. Schnell bezahle ich einen Euro und 50 Cent und verlasse fluchtartig das Geschäft. Ein paar Meter weiter sitzt ein Straßenmusiker mit Gitarre und singt gerade "Lucy in the Sky with Diamants." Ich werfe  die Hose in seinen Hut und stecke mein restliches Geld in die Tasche. Oder doch umgekehrt?

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