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Sommer- und EM-Schnipsel (4): Von Ottern und Menschen

Ganz nett, aber ohne große Überraschungen? Diese Phase der EM ist offensichtlich vorbei. Wow. Was für ein Knaller Achtelfinal-Tag war dieser Montag. Während die Spanier ihre Favoriten-Haut in der Verlängerung gegen Kroatien noch retten konnten, waren dann die Franzosen gegen die Schweizer spätabends tatsächlich dran. Was für ein Auf und Ab. Nach dem Wahnsinnstor von Pogba war das Ding doch eigentlich durch - und offensichtlich hatten es die Franzosen da auch schon abgehakt. Unglaublich. Unser Haris. Und dass dann ausgerechnet Mbappé den Elfer verschießt... Nicht nur ARD-Experte Christoph Kramer, auch einer meiner Fußballfreunde hatte übrigens prognostische Fähigkeiten schon während der Verlängerung (dokumentierte Nachricht um 23:22 Uhr) : "Der Mbappé macht heut kein Tor mehr."  Und so kam es dann ja auch. Ob das heute noch zu übertreffen sein wird? Für mich vor allem dann, wenn die Engländer endlich, endlich mal das einlösen, was man von ihnen erwartet, und... gewinnen!
Apropos Wembley: Spiegel online warnt vor der Verantwortungslosigkeit der UEFA, die beim Spiel Italien - Österreich 20.000 Fans zulässt, beim Spiel heute sogar 40.000.  Der Text wird bebildert mit tatöwierten, übergewichtigen Männern, die nicht mehr ganz jung sind, und weiß und wild blicken. Bei allem, was man da kritisieren kann oder muss - hier wird ganz nebenbei suggeriert, dass es sich beim Fußballfan als solchen, und ganz besonders in der britischen Mutante, um ein nur entfernt humanoides Wesen handelt, dem nicht nur die hemmungslose Verbreitung der Delta-Variante, sondern insgesamt einfach alles zuzutrauen ist.

Alles zuzutrauen ist hoffentlich in der neuen Saison auch unserer Eintracht. Ich nehme es als gutes Zeichen, dass die einträchtliche Pressekonferenz mit dem neuen Führungsteam zum Saisonauftakt genau mit dem Tag zusammenfiel, an dem die Eintracht ihre erste und wie wir alle wissen auch einzige Meisterschaft holte...

Restliches Achtelfinale bis hierher im Schnelldurchlauf

Die Dänen gewinnen mit 4:0 ratzfatz gegen Wales. Gareth Bale ist stinksauer und wer mag es ihm verdenken.

Die Italiener  schaffen es mit Glück und Unterstützung des VAR gegen Hinti & Co, was mich - trotz Hinti - freut, denn im Gegensatz zu den meisten Menschen meines fußballerischen Umfelds mag ich die Italiener.

Die Tschechen, die mir schon in der Vorrunde gut gefallen haben, schaffen es tatsächlich, die Niederländer aus dem Wettbewerb zu werfen.

Und  auch die Portugiesen bzw. "die Iberer" (Kicker) schaffen es am Ende nicht, sich gegen die "Roten Teufel" (Kicker) durchzusetzen. Mir im Gedächtnis bleibt vor allem der belgische Fan mit der Riesen-Pommestüte auf dem Kopf, der am Ende jubelnd in Großaufnahme im TV zu sehen ist. Nebenbei hat es immer leicht melancholische Stefan Kuntz, ohnehin mein Lieblingsexperte, es fast geschafft, mir Sympathien für Ronaldo einzuflößen. "Der kann nicht anders, wenn der eine Torchance wittert, gibt  der alles. Hängt sich rein. Das muss eine genetische Disposition, ein Gen sein..." Ich denke, wenn Stefan Kuntz das sagt, kann Ronaldo nicht ganz so unsympathisch sein wie ich zu denken geneigt bin.

Am Sonntagabend vor dem Schlafengehen zappe ich noch einmal kurz in den Sportschau-Club der ARD und es passiert etwas, das ich nicht für möglich gehalten hätte: ich wünsche mir Waldi Hartmann zurück. Im Stile der neuen Lässigkeit sitzen Micky Beisenherz und Esther Sedlaczek  relaxt in einer Sofaecke und lassen die beiden Fußballgäste - René Adler und Giulia Gwinn - Fußballernamen raten. Manuel Neuer heißt mit zweitem Namen nicht Heinz oder Fritz, sondern: Peter? Echt jetzt? Und Joshua Kimmich ( den neuerdings alle nur noch "Josh" nennen) bekam von seinen Eltern den schönen Zweitnamen  Walter. Ist ja nicht zu fassen. Zur  Krönung gibt es dann noch einen Einspieler, in dem elf mehr oder weniger ansehnliche  splitterfasernackte Menschen in einer Nacktperformance die Nationalmannschaft ..ja, was... parodieren... performen... Ja, sie performen in einer Performance. Das trifft es doch. Interessanterweise sind alle mitwirkenden Nackten weiß -  möglicherweise ein im Sinne von Diversity und Gleichberechtigung zu verurteilender Blickwinkel, aber ich bin geneigt, es für Respekt zu halten. Die Würde schwarzer Menschen ist unantastbar.

Genug des Unfugs? Einen hab ich noch:

Erstaunt lese ich in der Frankfurter Rundschau, dass  in Hessen nur 10 erwachsene Otter leben. Nie hätte ich vermutet, dass in Hessen überhaupt Otter leben, aber jetzt weiß ich, doch, tun sie, wenn auch in zu geringer Zahl. Ob es möglicherweise auch noch einige Halbwüchsige oder Baby-Otter gibt, entzieht sich meiner Kenntnis, aber erwachsene Otter: Zehn. Im Unterschied zum "baufreudigen Biber", der klingt, als sei er ein geeigneter Kandidat für das neue TV Format "Biber sucht Frau", zusammen mit dem hemdsärmeligen Hundebesitzer Helmut und dem schwungvollen Schweinebauer Fritz. Biber, so lese ich weiter, gibt es in Hessen nämlich deutlich mehr, was vermutlich am Siedlungsprogramm und dem darauf aufbauenden Bibermanagement (sic) liegt. Ein Ottermanagement ist hingegen bisher noch nicht geplant. 

Zum richtigen Management eines Fußballabends gehört natürlich auch die passende Nahrungsaufnahme. Grillen, Pizza, kleine Snacks, gerne mit Bezug zur jeweiligen Spielpaarung (zum Spiel der Österreicher gegen Italien empfahl der HR1-Koch Rösti mit Lachstatar. Nun gut.) Einfacher ist die Nahrungsaufnahme im Schwimmbad, denn dort gibt es nur die eine, zeitenüberdauernde, von allen geliebte Wahl: Pommes. Schwimmbad und Pommes ist wie Belgien und Pommes, Arsch auf Eimer, unschlagbar, aber in diesem Jahr ist es fast so was wie ein neu belebter Trend, ein must have. Ich vermute: Um möglichst viel in den online gebuchten, zeitlich begrenzten Block für den Schwimmbadaufenthalt zu quetschen, muss alles auf engstem Raum und im Zeitraffer geschehen. Schwimmen, rennen, rutschen, springen - Pommes. Bei der Durchsage "Achtung, liebe Badegäste. Ihre Badezeit ist in einer viertel Stunde beendet..."springt alles schnell in die Klamotten und eilt hurtig zum Imbiss. Und dann sitzen und stehen auf den Wiesen am Eingang in gebührenden Abstand voneinander überall Grüppchen von Familien, Pärchen, Youngster, Kids - alle ausgestattet mit einer großen Tüte Pommes rotweiß und prächtig gelaunt. Nicht mehr zu toppen? Doch: Ein etwa zehnjähriger, aufgeregter Junge (ohne Pommes) auf der Wiese hinter mir zu seiner Mutter: "Und jetzt gehen wir echt auch noch zu Meckes? Echt?" Glück ist manchmal ganz einfach.

...jetzt aber erst mal sehen, was es bei uns heute zum Jogi gibt bzw. Was Jogi (mit Werner und Goretzka von Anfan an) uns serviert. Fish & Chips mit Vinegar wären schon mal nicht schlecht.  Mal sehen, aber auf jeden Fall trinken wir ein Waldi-Hartmann-Gedächtnis-Weizenbier.

*** to be continued ***




Kommentare

  1. Hm, wo hab ich nochmal meine Karte für diese Site. Kruschtelkruschtel. Ah, da ist sie ja. Okaaayy ... sieht bissel annersder aus. Durchfummeln angesagt.

    Feine Euroimpressos. Ich greif dann mal brutal vor: Schland raus, sehr zurecht. Die tapferen Wikinger ebenfalls - das soll ein 11er gewesen sein? Neverever. Quoth the Raven Nevermore. (Ha! Wäre das eine Dissertation oder ein Grünes Büchlein, stünde just jetzt eine Einheit vom SEK vor der Haustür. Irrend-rote Laserpoints, Hubschraubergebrabbel.) Aber als Kerstin-Gast hoffe ich auf Narrenfreiheut.

    Biber sind bekannterweise Landschaftsarchitekten und damit Akademiker. Wenn nicht gar Intellektuelle. Erhebe wer seinen Arm gegen Studierte. Und was Otter anbelangt, möchte ich gern auf eines der raren weiblichen Exemplare hinweisen: einfach hin-reissend; dies etwas https://www.youtube.com/watch?v=AuS337uc-4Y und alles von ihr.

    Faden verloren? Fordere Solidarität mit Arachne. Ahja., und: Glück ist manchmal ganz einfach. Ich lehn mich mal gaaaaanz weit aus dem Fenster (2. Stock!) und sach: Glück ist. Manchmal auch nicht. Oder doch, und wir sehen's nicht. Ist es dann? Ich gebe zurück an die Biber

    und grüße bestens - ak






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    1. Ich dachte, ich muss mal was ändern. Was seit dreizehn Jahren nahezu unverändert ist, ist vermutlich nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit. Muss aber gestehen, dass ich noch ein wenig fremdele. Auffindbar sollte aber eigentlich alles sein???

      Und S.E.L.B.S.T.V.E.R.S.T.Ä.N.D.L.I.C.H sind alle Arten von Närrischkeiten hier herzlich willkommen. (Fast) alle netten und klugen Menschen haben einen Sparren. Und Eintrachtler per se.

      In der Tat, ein sehr schönes weibliches Otterexemplar, aber leider, leider auch unhessisch. Gut, dass wir die akademischen Biber haben. Da können sie und wir sich weiter die Zähne an diesem und jenem ausbeißen.

      Danke für deinen Kommentar (hatte schon befürchtet, ich schreibe unter Ausschluss der Öffentlichkeit).

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