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Coole Frise, coole Jungs. Oder: Berlin, Berlin - ihn zieht es nach Berlin.



Bobic geht zu Hertha. Kann das wahr sein? So richtig kann ich es nicht glauben, als ich gestern spät Nachmittag die Meldung mitbekomme. Echt jetzt? Was will er denn da?  Mir fällt ein, dass ich gestern beim Adi Hütter-Eintracht-Treuebekenntnis darüber gestolpert bin, dass Hütter sich wünscht, dass auch Fredi Bobic bleibt. Das interpretiere ich mal als bestätigendes Indiz. Aber im Ernst: Wie kann jemand, der bei der Eintracht ist und so viel Freiraum genießt, zur Hertha wechseln wollen? Berlin sei "seine Stadt" informiert mich ein Adlerfreund. Auch das ist mir neu. Für mich war und ist Fredi Bobic Schwabe. 

Wie auch immer. Ich wollte es genauer wissen, und habe deshalb gestern Abend zum ersten Mal seit langer Zeit einmal wieder das HR Heimspiel angeschaut. Und was soll ich sagen:

Das war fast so etwas wie ein Wendepunkt in meinem Weltbild (das vor kurzem bereits schwer in seinen Grundfesten erschüttert wurde, als ich mich - nur von Berufs wegen!!! -  bei TikTok angemeldet und umgeschaut habe). Zurück zum Heimspiel: Vor meinem inneren Auge erwarte ich Dirk Schmitt, Ralf Scholt oder Marcus Philipp im Gespräch mit Ronny Borchers, wahlweise Thomas Berthold. Stattdessen  - mein letztes Heimspiel ist offensichtlich schon sehr, sehr lange her - sehe ich ein Zeigler-artiges, plüschiges Retro-Ambiente mit Apitz-Postern,  Eintracht-Trikots, Onkel Otto und einem runden Tisch, an dem das Moderator*innen-Duo seine Gäste begrüßt und auch gleich sprachlich jede Form der Verschnarchtheit von sich weist. In Bremen wurde gedisst, die Eintracht ist heißer Scheiß und die Spieler goalen. Goalen? Das hatte ich jetzt so noch nicht gehört, aber gut. Wir verstehen ja, was gemeint ist. Das ist alles locker und witzig, bei gleichzeitig recht großer Fußballferne. Wie fühlt sich Adi Hütter? Macht Florian Kohfeld das absichtlich oder ist der so? Der anwesende Bild-Redakteuer steuert ein paar Insights und liefert Stoff zum Weiterspekulieren. Schlicht und einfach ziemlich gut aufbereiteter, unterhaltsamer Content, zu dem der Fußball und die Eintracht - so viel Fußball muss sein - den Aufhänger liefert. 

Dazu passt das Schwerpunktthema "coole Frisen" und dazu passt Baki, der jetzt als Studiogast (mit Maske) zu der Diskussionsrunde stößt. Er ist derjenige, der sich um die Haare vieler Eintracht-Spieler kümmert, schon mal mit Ante oder Luca grillt, sehr diskret ist, aber dann eben doch nach und nach immer mehr nette Details ausplaudert. Kurzausflüge nach Russland, mal schnell nach Madrid oder Paris, gerne auch mal im Abstand von nur ein paar Tagen (weil "Hey, was machst du grade? Wir spielen heut Abend CL...")  alles im Dienste der coolen Frise. Denn merke: Eingoalen ist wichtig. Aber ohne coole Frise ist alles nichts. "Ei yo - ist doch klar, sind junge Leut, die Spieler", meint Basti, und die achten halt auf - na was? - auf ihre Frise. Zumal, wenn sie in HD und Großaufnahme erscheinen. Beim Eingoalen. Aber auch sonst. Die Rolle des - nicht mehr ganz -  jungen Wilden übernimmt Stargast Basti Red, der zu Gelassenheit im Umgang mit der Niederlage bei Werder rät. Passiert. Und zur Gelassenheit im Umgang mit Hütters Entscheidungen. Jovic braucht noch. Erst die nächsten Spiele werden zeigen, ob Werder nur ein Ausrutscher oder der Anfang vom Ende der CL-Träume war. Recht hat er.  Save. Und erzählt nebenbei, dass Baki auch der Frisör seines Vertrauens ist.

Aber heeeey... was ist eigentlich mit Bobic? Das erfahren wir im Nachgang zur aufgezeichneten Sendung in einer kurzen Liveschalte. Der BILD-Redakteur freut sich erkennbar, dass seine schon in der Sendung  - in Unkenntnis der aktuellen Entwicklung - aufgestellte These, sich jetzt bewahrheitet: Bobic denkt  also wirklich über Hertha nach. Offensichtlich sogar ein bisschen mehr als das. Hätten wir das auch noch besprochen. Ist Fredi Bobic auch Kunde bei Baki? Und hat Baki demnächst auch einen Koffer in Berlin? Diese Fragen bleiben leider vorerst ungeklärt. Mist.




Kommentare

  1. Dies ist eine Verabredung.

    "Unterdessen wurde die Stadt Lissabon in Portugal durch ein Erdbeben zerstört, und der Siebenjährige Krieg ging vorüber, und Kaiser Franz der Erste starb, und der Jesuitenorden wurde aufgehoben und Polen geteilt, und die Kaiserin Maria Theresia starb, und der Struensee wurde hingerichtet, Amerika wurde frei, und die vereinigte französische und spanische Macht konnte Gibraltar nicht erobern. Die Türken schlossen den General Stein in der Veteraner Höhle in Ungarn ein, und der Kaiser Joseph starb auch. Der König Gustav von Schweden eroberte Russisch-Finnland, und die Französische Revolution und der lange Krieg fing an, und der Kaiser Leopold der Zweite ging auch ins Grab. Napoleon eroberte Preußen, und die Engländer bombardierten Kopenhagen, und die Ackerleute säeten und schnitten. Der Müller mahlte, und die Schmiede hämmerten, und die Bergleute gruben nach den Metalladern in ihrer unterirdischen Werkstatt. Als aber die Bergleute in Falun im Jahr 1809 etwas vor oder nach Johannis zwischen zwei Schachten eine Öffnung durchgraben wollten, gute dreihundert Ellen tief unter dem Boden ..."
    (J.P. Hebel, Unverhofftes Wiedersehen)

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  2. Lieber Anonymus,
    ich gehe jetzt mal davon aus, dass dein Kommentar hier nicht zufällig gelandet ist, sondern einen literarischen Wink mit dem Zaunpfahl darstellt? Viel ist geschehen seit meinem letzten Beitrag, in der Tat. Und das, was geschah im Stadtwald und in der Welt, ruft förmlich danach, erzählt und in die verwinkelten Wege der einträchtlichen Historie eingeordnet zu werden. Die Chronistin hat in den letzten Wochen und Tagen auch immer wieder schnipselnd angesetzt, allein, sie hat sich in den Wirrnissen der Zeit verfangen, ohne zu einem recht wohlgefälligen Ergebnis zu gelangen. Aber das Signal ist als Weckruf angelangt und noch bevor sieben Winde wehen, bevor die Nicht-Champions-League-Saison der Eintracht beendet sein wird und bevor die sich selbst wohlgefälligen Herren Hütter und Bobic sich endgültig vom Acker gemacht haben werden, wird auch die rotundschwarze Chronik ihre Stimme erheben. Treffpunkt Adlerhorst.

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  3. Verdammt, habe mal wieder nicht signiert. Das geht im Kampf um Parkuhren, Ampeln und Roboter irgendwann verloren.

    Ja eben, ähnliche Spannungsbögen wie bei Hebel knistern zurzeit und eine ganze Weile schon über der Eintracht. Das schreit doch geradezu nach Kommentaren und Glossen der geschätzten Chronistin. Was geht da gerade den Bach runner? Was kommt wieder hoch? Was hebt sich neu geboren? Fragen über Fragen.

    Geht mir aber ähnlich, die klebrige Covidsauce hemmt und paralysiert. Wird jetzt aber wohl besser werden, hoffentlich.

    In diesem Sinne, bis denne und mit Gruß ins Rheinhessische - Matthias

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    1. Ich hatte schon vermutet, dass der Zauberer-Adler hinter dem Kommentar stecken könnte, wollte aber nicht voreilig sein :) Vielen Dank dafür! Und klar,wir wissen ja: am Ende wird alles gut, und wenn es nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende...

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