Jetzt ist es also passiert. Lange genug haben wir die Choreos
gepriesen und den Ultras für die prachtvolle Stimmung im Stadion gehuldigt
- jetzt also keine legitimiert beklatschte, sondern eine außer Kontrolle
geratene Pyroshow in Mainz. Und fast vermute ich, dass es der jetzt
allerorten zu lesende und zu hörende Schwall an Ablehnung genau das ist, was erreicht
werden sollte. Wir sind nicht wie ihr, wir sind die einzig wahren Fans und wir machen was und wie wir wollen. Das ist die Botschaft.
Vor zwei Wochen hat bereits ein
Aushang der Ultras im Stadion für Aufregung gesorgt. Und noch vor zwei Wochen
habe ich mich nicht – wie viele andere – darüber aufgeregt, sondern meine
Magenschmerzen an der Eintracht-Entwicklung der vergangenen Monate
in diesem Aushang zum Teil abgebildet gesehen. Bei allem Glück über Pokal,
Siege und Europa-Reisen - die Eintracht war und ist kein Friede, Freude, Event-Verein,
sondern ein bunter und wilder Haufen, mit verdammt vielen Ecken, Kanten
und, ja, auch mit unschönen Auswüchsen.
Und diese Auswüchse finden sich bei weitem nicht nur bei den Ultras. (Nein, ich habe nicht
vergessen, dass auch einige der heutigen Europa-Reisenden vor fünfzehn Jahren
Friedhelm Funkel, Alex Meier und Benni Köhler bespuckt haben.)
Jetzt wedelt also der Schwanz
mit dem Hund. Und - mal ehrlich: Wir selbst (also der Verein und wir
alle, die im Stadion dabei sind) haben diese Situation in den vergangenen
Monaten mit verursacht. Noch mehr, noch toller, was für eine geniale
Choreo, unsere Kurve. Die Ultras, die Aktivitäten in der Kurve,
waren zu einem verlängerten Arm der Marketingabteilung geworden (und ich
war mir, ehrlich gesagt, nicht sicher, ob das vielleicht sogar ein
ganz bewusst auch von der Kurve gewollter Deal war). Jetzt haben sie
gezeigt, dass das offensichtlich nicht so ist, dass sie sich als unabhängige
Fangruppierung sehen und nicht vereinnahmen lassen wollen, sich aber
gleichzeitig als Alleinvertreter der hochgelobten Frankfurter Fankultur
betrachten. Das „Verpiss dich!“ zu Seppl Rode verstehe ich als ein „Verpisst
euch!“ an uns alle. Ok. Das ist deutlich und heißt dann also: Ultras gibt es nur als ganzes Paket - mit Choreos und Gesänge, aber auch mit Aussetzern und Allmachtphantasien. Vielleicht ein
guter Zeitpunkt, dass wir (also der Rest des Stadions) uns endlich emanzipieren, uns auf unsere Eintracht und den Fußball konzentrieren und die Ultras ihr Ding ohne unseren
Dauerjubel durchziehen lassen. Neben- und miteinander, aber eben keine in allen Belangen glücklich-vereinte Wohlfühlgemeinschaft. Ich für meinen Teil kann auf Dauergesänge und
Choreogedöns sehr gut verzichten. Den Ball und das im Rhythmus des Spielgeschehens mitgehende Stadion, einzelne Rufe, so kann es auch gehen, oder? Und singen können wir auch alleine. Kann und will der Verein das auch? Ziemlich sicher hätte „weniger Choreo“ und weniger Stimmung auch eine Auswirkung auf den Zuschauerzustrom und das Marketingkonzept. Mal
sehen, wie sich die Verantwortlichen hier positionieren.
Fußball gespielt wurde in Mainz auch, und wie immer in diesem
sonst so netten Städtchen leider nicht zum Vorteil der Eintracht. Ein weiteres
Kapitel in der Reihe „In Führung gegangen - kurz die Hoffnung gehabt, dass es
dieses Mal was wird in Mainz - und dann…“. Das Dröhnen des Narhalla-Marschs im Stadion gibt dem Ganzen dann noch den Rest. Den Beweis der
Bundesliga-Alltagstauglichkeit bleibt unsere Mannschaft jedenfalls weiterhin schuldig. Das, was sie in
wechselnden Besetzungen auf dem Platz zeigt, ist spielerisch äußerst dünn. Wären da
nicht Rönnow, Hinti und Kostic… eieiei. Mein diffuses Anti-Dost-Gefühl findet in
diesen Tagen auch wieder reichlich Nahrung, leider scheinen auch Djibril Sow
und André Silva sich (vorsichtig formuliert) noch nicht so richtig zu stabilisieren.
Und was ist eigentlich mit Joveljic? Na gut, wir haben ja noch Kamada.
Freuen wir uns an Europa und immer noch einzelnen großen Momenten und
hoffen, dass wir irgendwie aufrecht und ohne allzu dicke Blessuren durch die
Saison kommen. (Im Hintergrund raunt mein schwäbischer Mit-Adler irgendetwas von
‚ich habe es gesagt…“, „Fredi Bobic“ und „VFB Stuttgart“ in mein Ohr. Ich
ignoriere es.)
Ach, das ist eine Mischung aus Noch-nicht-so-recht-Zueinandergefundenhaben (erste gemeinsame Saison für Sow, Kamada, Dost, Silva), Verletzungen, Pech, vielleicht auch der äußere Druck der immens gewachsenen Erwartungen. Eines ist es nicht: mangelnder Wille. Die Buben wollen, selbst in den schwächeren Spielen. An diesem Willenszopf können und müssen sie sich selber aus dem Sumpf ziehen. Punktuell klappt das schon ganz gut (Bayern, Pillen, Arsenal ...). Das wird noch. Wünsche eine schöne Adventszeit - ak aka adlerkadabra
AntwortenLöschenAn Kraft und Willen mangelt es sicher nicht. Dir auch eine schöne Vorweihnachtszeit.
AntwortenLöschenWas die Ultras angeht: no comment. Machen immer schon ihr Ding,"alles andere is Scheiße."
AntwortenLöschenWas die Mannschaft angeht,so geht mir nicht mehr die Chet Baker Variante "The thrill is gone" aus dem Sinn,so fühl ich mich gerade. Sie ist nicht mehr so mitreißend. Klar,die Stürmer vorne in ihrer Konsequenz und Wucht, sind nicht mehr da, Hasebe, der hinten fast alles schon 15 min. vorher antizipiert hat, hat nicht die Form,und wenn Hinti nicht wär,dann sähe es ganz düster aus.
Leider hat Hütter nichts aus der letzten Saison gelernt und stellt fast immer gleich auf. Der Rest muss ja schlecht sein, das die immer noch besser auf dem Platz zu sein scheinen, aber diesmal geht uns die Luft schon im März aus.
So ein bisschen is mir schon bange.
Mir auch, lieber Briegel. Mir auch.
LöschenPs: hab grade noch ein paar impressionen von gestern in einen Eintrag gefasst.
LöschenAch woher. Zu Weihnachten kommen Ante und der Prince zurück aus dem Land, wo die Zitronen (sic!) blühen. Dann wird der Ball seelig wieder lang geschlagen und alles wird gut. Gedenkt meiner Worte : - )
AntwortenLöschenDieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
LöschenIch werde daran denken. Ganz sicher. :)
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