Der Sommer, der bisher schon so viele wunderbare Tage gebracht hat, nimmt nach kurzer Unterbrechung wieder Fahrt auf. Zum blitzeblauen Himmel weht ein kühler, fast schon stürmischer Wind, heißere Tage sind angekündigt. So auch bei der Fußball-WM im fernen Russland und ihren Nachbeben im Schlandischen.
Die Eintracht rüstet sich für die neue Saison und das heißt im Moment: Omar Mascarell wechselt nach Schalke und Lukas Hradecky gibt ein rührende Abschiedsinterview. Er ist fortan zwar kein Spieler der Eintracht mehr, aber bleibt Fan. Lukaaaas ist halt schon ein - Achtung: Armin Veh-Gedächtnisformulierung - "feiner Kerle". Der Spielplan für die neue Saison liegt seit letzten Freitag vor und ich freu mich schon darauf, am Heiligen Abend nicht zum Bayernspiel zu gehen. Trotz leichtem inneren Widerstand habe ich mein 3er-Ticket-DK- Europackage bereits gebucht. 77 Euro für drei Tickets finde ich erstaunlich günstig und auch wenn ich die Verkaufspraxis fragwürdig finde - okeh okeh - egal wer wo aus Europa kommt, ich wäre sowieso dabei. Dann ist das also schon mal erledigt.
Begleitet wurde der Online-Vorverkauf vom fast schon obligatorischen Genöle zur Unzulänglichkeit des Onine-Ticket-Shops, der bereits nach wenigen Minuten zusammengebrochen ist und im Laufe des Tages lange Wartezeiten verursachte. Das ist nicht schön. Da die Eintracht sich selbst als Vorreiter in Sachen digitaler Zukunft positioniert, wird sich das sicher bald ändern. Fredi Bobic hält immer, was er verspricht. Echt jetzt. Und bis dahin wird es mir ein Rätsel bleiben, warum wir alle - die wir unsere Tickets ja sicher haben - uns alle 15.000 gleichzeitig am ersten Tag morgens einloggen, wo wir doch eine Woche Zeit hätten, unsere Tickets zu bestellen. Das muss wohl so sein.
Im Nachbarort ist in einem Vorgarten die Deutschland Fahne auf Halbmast gesetzt. "Bist du ein Fan?" "Dann sind wir dein Markt.." So lautete der im Supermarkt allgegenwärtige Rewe-Slogan, verziert mit verschiedenen Fotos der Nationalspieler. Schon im Laufe des Donnerstags nach dem Korea-Spiel ist das letzte Thomas Müller-Bild aus der Obstabteilung verschwunden. Sic transit Gloria mundi. Und offensichtlich auch die Überzeugungskraft von Werbebotschaften. Schade, Jogi Löw im Sonnenaufgang am Meer in Sotschi hätte prima zu einet Fortsetzung der Niveakampagne gepasst.
Und wie habe ich das Ausscheiden der deutschen Nationalmannschaft erlebt? Ich war und bin kein Freund von Jogi und seinen Jungs. Trotzdem war ich, ehrlich gesagt, überrascht darüber wie das Spiel gelaufen ist, fast ein bisschen sprachlos. Nach dem last Minute Tor gegen Schweden einen einfachen und glatten Sieg der Mannschaft erwartet. Es kam anders und das ist gut so. Überhaupt gar nicht gut ist die Polarisierung, die jetzt mit dem Pro und Contra der Bewertung des Vorrunden-Aus betrieben wird. "I contain multitudes", sagt Walt Whitman. "Für ein gutes Leben muss man manchmal zwei scheinbar gegensätzliche Wahrheiten halten, in jeder Hand eine, und sie bequem tragen," sagt Ethan Hawke in seinem kleinen Büchlein "Regeln für einen Ritter", das ursprünglich mal so etwas wie eine Anleitung für ein gutes Leben für seine eigenen Kids gedacht war. Demnach sieht es nicht besonders rosig aus für die Welt und die Menschen, denn anscheinend gibt es kein schwarzundweiß mehr, sondern nur noch entweder oder. Alles muss sofort polarisiert und auf einen gemeinsamen Nenner gebracht werden, fast alle scheinen immer genau zu wissen, was gut oder böse, richtig oder falsch ist und wo sie sich einzuordnen haben. Hier. Ich bin dabei. Bei was auch immer. Wer nach dem Sieg gegen Schweden immer noch keine Sympathien für die deutsche Nationalmannschaft aufbringen konnte, entpuppte sich quasi als AFD-Anhänger bzw. dumpfbackiger Mario Basler- Schwätzer, dem die Nationalmannschadt nicht deutsch genug ist und dem der multikurell tolerante Bundestrainer ein Dorn im Auge ist. Toni ("Wir haben es allen gezeigt, die uns sowieso lieber draußen sehen wollten.") hat mit seinem Tor und seiner Äußerung der - unsäglichen - Alice Weidel (echt?) eine schallende Ohrfeige verpasst und damit auch bisher unverbrüchliche Schlandkritiker überzeugt hat. Die Fähnchen schwenkenden Schlandianer ein weltoffenes, tolerantes Völkchen, dass es zu feiern versteht. Und nach Südkorea? Vor allem Özil war schuld, logisch, wer einmal doof ist, denkt dann pausenlos nur noch an Erdogan und kann nicht mehr gerade gegen einen deutschen Ball mehr treten. Und Jogi muss weg. Oder: Jogi muss bleiben, weil sonst die Dumpfnationalen am Ende doch noch bekommen, was sie wollten. Manchmal ist mir das alles einfach nur noch zu blöd.
Seit vergangenem Jahr wohnt bei uns gegenüber eine polnische Familie mit zwei Kindern und mit Pucki, einem kleinen Hund. Der Junge ist vielleicht 7 Jahre alt, mager, braungebrannt und den ganzen Tag auf den Beinen. Er liebt Fußball und drischt gerne im Hof seinen Ball gegen die Hauswand oder das Garagentor. Und wenn sein Kumpel zu Besuch ist, spielen die beiden an diesen heißen Sommertagen abends Fußball auf der Straße. Bei uns auf dem Land geht das noch, ich habe es trotzdem seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen. Mit zwei Jacken wird das Tor markiert, auf das dann wechselseitig geschossen wird. "Ui, der war fest. Der Neuer hätte den gehalten." Bestimmt. Ich überlege, ob ich den Bub mal frage, ob er Lust hat mal mit ins Waldstadion zu kommen.
Nach dem grandiosen Spiel gegen Argentinien - armer Messi - mausern sich die Franzosen allmählich zum Topfavoriten auf den Titel. Oder überraschen am Ende doch die Kroaten mit unserem Ante? Schade, dass Senegal - trotz super für Hasebe - es nicht ins Achtelfinale geschafft hat. Dass Uruguay sich gegen Portugal durchsetzt, hätte man ahnen können (hab mich trotzdem nicht getraut, es zu tippen). Gespannt bin ich auf den weiteren Weg der Belgier. Die Spanier...mmh... Es werden doch nicht tatsächlich die Russen...? Das wäre dann Gastgebee hin oder her vielleicht doch ein bisschen too much. Ob wenigstens die Engländer es dieses Jahr tatsächlich mal durchziehen und halten, was man sich im Vorfeld von Ihnen versprochen hat? Das sind so Fragen.
"Attacke" ruft der kleine Knirps mit Schwimmflügeln und coolee Sonnenbrille, der auf seinen Knien im Schwimmbad die Riesenrutsche hinunterschießt. Und ich träume in der Nacht auf Sonntag von einem Spaziergang hier bei uns durch die Äcker. Kaum traue ich meinen Augen: Am Horizont sehe ich eine lange Reihe von Kamelen, die hintereinander in gerader Linie vor den rheinhessischen Weinbergen entlang marschieren. Ein Vorbote der Weltmeisterschaft in Katar? Mer waas es net.
Fortsetzung folgt.
Die Eintracht rüstet sich für die neue Saison und das heißt im Moment: Omar Mascarell wechselt nach Schalke und Lukas Hradecky gibt ein rührende Abschiedsinterview. Er ist fortan zwar kein Spieler der Eintracht mehr, aber bleibt Fan. Lukaaaas ist halt schon ein - Achtung: Armin Veh-Gedächtnisformulierung - "feiner Kerle". Der Spielplan für die neue Saison liegt seit letzten Freitag vor und ich freu mich schon darauf, am Heiligen Abend nicht zum Bayernspiel zu gehen. Trotz leichtem inneren Widerstand habe ich mein 3er-Ticket-DK- Europackage bereits gebucht. 77 Euro für drei Tickets finde ich erstaunlich günstig und auch wenn ich die Verkaufspraxis fragwürdig finde - okeh okeh - egal wer wo aus Europa kommt, ich wäre sowieso dabei. Dann ist das also schon mal erledigt.
Begleitet wurde der Online-Vorverkauf vom fast schon obligatorischen Genöle zur Unzulänglichkeit des Onine-Ticket-Shops, der bereits nach wenigen Minuten zusammengebrochen ist und im Laufe des Tages lange Wartezeiten verursachte. Das ist nicht schön. Da die Eintracht sich selbst als Vorreiter in Sachen digitaler Zukunft positioniert, wird sich das sicher bald ändern. Fredi Bobic hält immer, was er verspricht. Echt jetzt. Und bis dahin wird es mir ein Rätsel bleiben, warum wir alle - die wir unsere Tickets ja sicher haben - uns alle 15.000 gleichzeitig am ersten Tag morgens einloggen, wo wir doch eine Woche Zeit hätten, unsere Tickets zu bestellen. Das muss wohl so sein.
Im Nachbarort ist in einem Vorgarten die Deutschland Fahne auf Halbmast gesetzt. "Bist du ein Fan?" "Dann sind wir dein Markt.." So lautete der im Supermarkt allgegenwärtige Rewe-Slogan, verziert mit verschiedenen Fotos der Nationalspieler. Schon im Laufe des Donnerstags nach dem Korea-Spiel ist das letzte Thomas Müller-Bild aus der Obstabteilung verschwunden. Sic transit Gloria mundi. Und offensichtlich auch die Überzeugungskraft von Werbebotschaften. Schade, Jogi Löw im Sonnenaufgang am Meer in Sotschi hätte prima zu einet Fortsetzung der Niveakampagne gepasst.
Und wie habe ich das Ausscheiden der deutschen Nationalmannschaft erlebt? Ich war und bin kein Freund von Jogi und seinen Jungs. Trotzdem war ich, ehrlich gesagt, überrascht darüber wie das Spiel gelaufen ist, fast ein bisschen sprachlos. Nach dem last Minute Tor gegen Schweden einen einfachen und glatten Sieg der Mannschaft erwartet. Es kam anders und das ist gut so. Überhaupt gar nicht gut ist die Polarisierung, die jetzt mit dem Pro und Contra der Bewertung des Vorrunden-Aus betrieben wird. "I contain multitudes", sagt Walt Whitman. "Für ein gutes Leben muss man manchmal zwei scheinbar gegensätzliche Wahrheiten halten, in jeder Hand eine, und sie bequem tragen," sagt Ethan Hawke in seinem kleinen Büchlein "Regeln für einen Ritter", das ursprünglich mal so etwas wie eine Anleitung für ein gutes Leben für seine eigenen Kids gedacht war. Demnach sieht es nicht besonders rosig aus für die Welt und die Menschen, denn anscheinend gibt es kein schwarzundweiß mehr, sondern nur noch entweder oder. Alles muss sofort polarisiert und auf einen gemeinsamen Nenner gebracht werden, fast alle scheinen immer genau zu wissen, was gut oder böse, richtig oder falsch ist und wo sie sich einzuordnen haben. Hier. Ich bin dabei. Bei was auch immer. Wer nach dem Sieg gegen Schweden immer noch keine Sympathien für die deutsche Nationalmannschaft aufbringen konnte, entpuppte sich quasi als AFD-Anhänger bzw. dumpfbackiger Mario Basler- Schwätzer, dem die Nationalmannschadt nicht deutsch genug ist und dem der multikurell tolerante Bundestrainer ein Dorn im Auge ist. Toni ("Wir haben es allen gezeigt, die uns sowieso lieber draußen sehen wollten.") hat mit seinem Tor und seiner Äußerung der - unsäglichen - Alice Weidel (echt?) eine schallende Ohrfeige verpasst und damit auch bisher unverbrüchliche Schlandkritiker überzeugt hat. Die Fähnchen schwenkenden Schlandianer ein weltoffenes, tolerantes Völkchen, dass es zu feiern versteht. Und nach Südkorea? Vor allem Özil war schuld, logisch, wer einmal doof ist, denkt dann pausenlos nur noch an Erdogan und kann nicht mehr gerade gegen einen deutschen Ball mehr treten. Und Jogi muss weg. Oder: Jogi muss bleiben, weil sonst die Dumpfnationalen am Ende doch noch bekommen, was sie wollten. Manchmal ist mir das alles einfach nur noch zu blöd.
Seit vergangenem Jahr wohnt bei uns gegenüber eine polnische Familie mit zwei Kindern und mit Pucki, einem kleinen Hund. Der Junge ist vielleicht 7 Jahre alt, mager, braungebrannt und den ganzen Tag auf den Beinen. Er liebt Fußball und drischt gerne im Hof seinen Ball gegen die Hauswand oder das Garagentor. Und wenn sein Kumpel zu Besuch ist, spielen die beiden an diesen heißen Sommertagen abends Fußball auf der Straße. Bei uns auf dem Land geht das noch, ich habe es trotzdem seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen. Mit zwei Jacken wird das Tor markiert, auf das dann wechselseitig geschossen wird. "Ui, der war fest. Der Neuer hätte den gehalten." Bestimmt. Ich überlege, ob ich den Bub mal frage, ob er Lust hat mal mit ins Waldstadion zu kommen.
Nach dem grandiosen Spiel gegen Argentinien - armer Messi - mausern sich die Franzosen allmählich zum Topfavoriten auf den Titel. Oder überraschen am Ende doch die Kroaten mit unserem Ante? Schade, dass Senegal - trotz super für Hasebe - es nicht ins Achtelfinale geschafft hat. Dass Uruguay sich gegen Portugal durchsetzt, hätte man ahnen können (hab mich trotzdem nicht getraut, es zu tippen). Gespannt bin ich auf den weiteren Weg der Belgier. Die Spanier...mmh... Es werden doch nicht tatsächlich die Russen...? Das wäre dann Gastgebee hin oder her vielleicht doch ein bisschen too much. Ob wenigstens die Engländer es dieses Jahr tatsächlich mal durchziehen und halten, was man sich im Vorfeld von Ihnen versprochen hat? Das sind so Fragen.
"Attacke" ruft der kleine Knirps mit Schwimmflügeln und coolee Sonnenbrille, der auf seinen Knien im Schwimmbad die Riesenrutsche hinunterschießt. Und ich träume in der Nacht auf Sonntag von einem Spaziergang hier bei uns durch die Äcker. Kaum traue ich meinen Augen: Am Horizont sehe ich eine lange Reihe von Kamelen, die hintereinander in gerader Linie vor den rheinhessischen Weinbergen entlang marschieren. Ein Vorbote der Weltmeisterschaft in Katar? Mer waas es net.
Fortsetzung folgt.
Die Kamele waren real, bestimmt. Aber nix Katar. Chinas Neue Seidenstraße, sie endet bekanntlich in Duisburg - auf die Länge der Route hin gesehen eine minimale Abweichung nach Rheinhessen, die von den klugen und genügsamen Tieren zweifellos ohne allzu große Mühe gutgemacht werden wird. Vielleicht steckte hinter der unauffälligen Annäherung an Frankfurt aber auch Kalkül - der chinesische Vizekonsul in seiner Ehrenloge im Waldstadion soll bereits die Möglichkeit eines Umdisponierens angedeutet haben (Originalton: "Kungfudse sagt: 'Luhl - schwielig. Main - echt okay!'"). Wenn Eintracht statt Adler das Kamel ... ?!
AntwortenLöschenhttps://www.tagesschau.de/wirtschaft/seidenstrasse-107.html
LöschenIch hatte gehofft, dass es eine andere Erklärung als Katar geben könnte, wobei die chinesische Lösung mir auch nicht so richtig sympathisch ist. Ich glaube, die Kamele waren eine Metapher, die Gestalt angenommen hat. Kamele gibt es schließlich überall. Anders als Attila: den gibt's nur einmal und ungeachtet aller saudiarabi-, chinesi- oder amerikani-schen Beziehungen der Eintracht wird das auch so bleiben.
LöschenAh. Eine Metapher nimmt Gestalt an. Das ist der Untertitel des von mir sehr geschätzten Haruki Murakami in seinem neuen Roman 'Der Tod des Commendatore'. Das ist gut und lässt viel Luft.
LöschenViel Luft ... Ich hoffe so sehr und wünsche, dass die Buben in Thailand gut aus ihrer Höhle herausfinden. Möge das glücken! Dass Jürgen Klopp eine ganz direkte und von Herzen kommende Botschaft an die jungen Kicker gerichtet hat, freut mich. Er hat diese abgeschlossen mit dem Motto von Liverpool: You never walk alone! Möge es so sein! Come on, boys! We are awaiting you!
Ja. Möge es so sein!
LöschenDieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
AntwortenLöschenDie Wildschweine nebst Trainer sind frei, alle noch in der Höhle verbliebenen Helfer sind ebenfalls draußen: YEAH! Die Jungs sind Mentalitätsmonster, Freddie sollte unbedingt ein Auge auf sie halten. Ich bin so froh!
LöschenAllergrößtes Kompliment, Respekt und Dank auch an sämtliche Rettungskräfte, die unter Bedingungen gearbeitet haben, die ich mir im Einzelnen eigentlich nicht vorstellen kann.
Ein Todesopfer ist aber zu beklagen, das ist schlimm genug. Hoffentlich erfährt die Familie des Mannes, der sein Leben für die Rettungsaktion gegeben hat, nun wenigstens die nötige Hilfe und Unterstützung.
Und damit, nach einem faden Halbfinale, zurück zum annern Fußball.