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Zehnter und elfter Spieltag: Schnipsel vor, während und nach den Spielen in Mainz und gegen Bremen

Mittwoch, 25.10.2017
Nach dem Pokal ist vor dem Spiel in Mainz und wie jedes Jahr frage ich mich, ob dieses Spiel besonders interessant oder gerade das Gegenteil davon ist. Ein lieber 05er-Freund betreibt, wie in jedem Jahr, eine ausgeklügelte Vor-dem-Spiel –Taktik: Er schmiert mir Honig um den Bart, um mich in Sicherheit zu wiegen: Auf jeden Fall wird die Eintracht dieses Jahr gewinnen. Mentalitätsmonster seien wir. Spielerisch den 05ern sowieso meilenweit überlegen. Es stünde vollkommen außer Frage, dass wir die "Mainzer Buben" überrennen. Einen Kantersieg landen. Drei, vielleicht sogar vier zu null. Timeo Danaios et dona ferentes. Nicht mit mir. Schweig. Apage satanas.  Trotzdem überlege ich kurz, ob ich nach mehrjähriger Abstinenz in Main mal wieder live im Stadion dabei sein will - Karten gäbe es noch, aber:  ach nö.

Donnerstag, 26.10. 2017
"Dieses Jahr geht was in Mainz."  Das ist die Auffassung, die sich auch im allgemeinen Meinungsbild allmählich durchsetzt. Wir haben in Köln gewonnen. Wir haben in Hannovergewonnen. Damit hat auch keiner gerechnet. Richtig. Aber wenn wir jetzt damit rechnen, rechnen wir ja offensichtlich damit. Oder? War ich gestern noch der Auffassung, dass es mir vollkommen ausreicht, das Spiel maximal im Live-Ticker zu verfolgen, möchte ich jetzt doch lieber zumindest per Live-Stream dabei sein.  Na gut – dann ordern wir eben einen Amazon Fire Stick, um den wir bisher aus gutem Grund einen Bogen gemacht haben. Man weiß nie, zu was es gut ist. Oder was man sonst so in Situationen sagt, in denen man sich selbst zum Affen macht.

Auch außerhalb des Fußballs gibt es in Mainz ausgesprochen spannende, menschheitsrelevante Erkenntnisse.Jetzt wissen wir, dass der erste Mensch nicht aus Schwarz-Afrika stammt,  sondern aus Mainz, genauer gesagt aus Eppelsheim. Da spielt es fast schon keine Rolle, dass der Zahn, den die Forscher ausgegraben haben, vermutlich von einem Affen oder einem Hirschen stammt und das Forschungsteam eigentlich auf Insekten spezialisiert ist.

Freitag, 27.10.2017
Für das Wochenende ist ein neuer Sturm angekündigt, wir hoffen auf einen Sturm auf dem Platz. Pünktlich nachmittags um 3 Uhr bringt der Bote unseren Amazon Stick. Gleich mal ausprobieren. Und arrgs: Er funktioniert nicht. Wir bekommen keinen Zugriff auf unser WLAN-Netz. Da sitzen wir jetzt mit Stick, aber ohne WLAN und werden uns dann eben doch mit dem Live-Ticker begnügen. Wir  machen uns nicht zum Sklaven ständig neuer Provider. Wir doch nicht.

Kurz vor Anpfiff. Ein lieber Adlerfreund schickt Fotos aus dem Stadion.  1:0 für die Eintracht. Klar überlegen in allen Belangen,  vermeldet mein Informant und ich kapituliere: Beim historischen Sieg in will ich im Bild dabei sein.  Ok. Wie war das noch? Als Amazon Prime-Kunde kann man den Eurosport Player einen Monat lang für 4 Euro 99 abonnieren. Ok. Erledigt. Aber: Es funktioniert nicht. Haare Rauf.  Ich wechsle vom Smartphone zum Tablet. Vom Tablet zum PC.  Jetzt endlich:  63. Minute. Geschafft. Ich bin live und genau in diesem Moment weiß ich, dass es falsch war, dass ich wiedermal auf mich selbst reingefallen bin und das alles sowieso keinen Zweck hat. Noch fünf Minuten hält der Vorsprung und dann - plopp - fällt das 1:1.  Prompt erhalte ich die Whatsapp meines danaischen 05er Freundes, der meint, dass Haller sowieso und ganz bestimmt in der 92. Minute noch trifft.  Tut er nicht. Abpfiff.

Samstag, 28.10.2017
Die Nachbetrachtung des gestrigen Spiels mit Adler-Freunden auf dem Mainzer Wochenmarkt fällt einigermaßen schicksalsergeben aus. So ist das halt und so wird es wohl bleiben.  Die Eintracht wird in diesem Leben nie nicht mehr in Mainz gewinnen, dafür zieht jetzt, wo das Spiel vorbei ist, tatsächlich der Sturm auf. Passend dazu besuchen wir eine Ausstellung im Gutenberg-Museum, in der grafische und illustrative Umsetzungen des „Bateau ivre“ von Rimbaud gezeigt werden. Wir sehen viele typografische Spielereien, der Geist von Rimbaud weht leider nur spärlich oder er erreicht uns nicht. Auf der Heimfahrt verfolgen wir die Schlusskonferenz der Bundesliga per Radio. „Das Spiel dauert noch fünf Minuten. Die Gladbacher haben jetzt alle Zeit der Welt.“ Was man so "alle Zeit" nennt.„Da reckt er die Arme in seinem roten Trikot.“  Worin auch sonst?

Sonntag, 29.10. 2017
Die Wiese im Garten ist mit einer gleichmäßigen Schicht gelber und brauner Blätter bedeckt. Ich reche  und fülle Säcke und Körbe, von oben rieselt es immer weiter. Ein Hauch von Sisyphos. Kein Mensch ist im Garten. Der Wind weht, die Bäume knarzen. Der Himmel ist wild und weit und die Luft erfüllt von den heiseren Schreien, der Kraniche, die über mich hinweg Richtung Afrika ziehen.  

Pokalauslosung. Mensch, tatsächlich schon das Achtelfinale. Und Mensch, tatsächlich: Wir spielen in Heidenheim. Gleich um die Ecke des Heimatorts meines schwäbischen Mit-Adlers. Das ließe sich doch perfekt mit einem vorweihnachtlichen Besuch dahoimder verbinden?

Montag, 30. 10. 2017
Ein Brückentag, der hier bei uns in Rheinland-Pfalz den Übergang zu gleich zwei Feiertagen bildet. Eigentlich, eigentlich können wir uns den freien Tag arbeitsmäßig nicht leisten, aber wir halten an und inne. Ohnehin liegt über unserem Ort schon fast so etwas wie Weihnachtsstimmung, alles still, kein Auto, nur der Wind und die Kraniche. Wir fahren nach Rüsselsheim zum Familienbesuch, der leider nur noch auf dem Friedhof stattfinden kann. Der Waldfriedhof in Rüsselsheim liegt direkt am Ostpark. Ein stiller, friedlicher, weiträumiger Ort mit altem Baumbestand und Spazierwegen entlang der Gräber. Wie seit vielen Jahren besuchen wir die Gräber von Oma, Opa, Vater, Tante und dann auch dieses eine, das in diesem Jahr neu dazugekommen ist. Immer noch kann ich es nicht glauben, dass meine liebe Cousine, mit der ich meine Kindertage geteilt habe, jetzt auch hier liegt. Schweigsam wandern wir unter hohen Bäumen zurück zum Ausgang. 

Eine Schulklasse ist auf dem Weg in den Park, Dritt- oder Viertklässler werden es wohl sein. Immer hübsch hintereinander. Ich reihe mich ein und höre dem vielsprachigen Stimmengewirr um mich herum zu. „Kuckmaaa, die Frau. Die is coooool,“ höre ich plötzlich hinter mir und in mir keimt die vorsichtige Hoffnung, dass ich gemeint sein könnte. „Kuck…die is Eintraaaacht.“ Er meint wohl wirklich mich, aber woran erkennt er es? Schwebt über meinem Kopf ein Adler?  Der kleine Junge muss wohl (logisch: Adler-Augen)  das Eintracht-Bändchen erspäht haben, das ich an meinem Handgelenk trage. Ich drehe mich um: „Ja, stimmt – ich bin Eintrachtler.“ Der kleine Junge schaut mich an. „Ich bin auch Eintraaaacht.“  Wir strahlen uns an. Und dann stapft der Junge schon hinter seiner Klasse her und weiter in den Wald.

Dienstag, 31.10.2017
Matisse zählt zu meinen absoluten Lieblingsmalern, und so zieht es mich am Feiertag ins Städel zur derzeit dort laufenden Matisse-Bonnard-Ausstellung. Die letzten Erfahrungen mit großen Ausstellungen haben uns ein wenig mürbe gemacht. Die Karten haben wir online gebucht, aber wie lange wird die Schlange sein, die uns erwartet? Wie so oft kommt alles ganz anders: Wir finden direkt einen Parkplatz, das Städel ist gut besucht, aber nicht überfüllt. Wir schwelgen in Farben und Erinnerungen. Fenster. Frauen. Katzen. Sessel, Muster, Aus- und Einblicke. Orangen, aber keine Kürbisse.  "Vive la peinture."

Auf der Heimfahrt hören wir Nachrichten. Aha. In Wittenberg haben die Feierlichkeiten zur Reformation vor 500 Jahren angefangen. Dazu gehört viel Ausdauer.

Mittwoch, 1. 11.2017
Tapfer versuchen wir, den rheinland-pfälzischen Feiertag gegen die hessischen Kunden zu verteidigen und kapitulieren dann doch. Immerhin reduziert sich die Mail-Zufuhr heute von 200 auf knapp die Hälfte.

Donnerstag, 2. 11.2017
Arbeit, Arbeit, Arbeit. Nebel hängt über den Bäumen, aber über der Eintracht scheint die Sonne, die - wenn ich mich nicht sehr täusche - irgendwie dem Deutsche Bank-Logo ähnlich sieht.

Freitag, 3. 11.2017
Die Eintracht spielt ein weiteres Mal am Freitagabend, heute zuhause gegen Werder, aber ich komme nicht rechtzeitig los und muss also ein zweites Mal mit dem PC vorlieb nehmen. Immerhin hat sich dann das Europlayer Monats-Abo irgendwie gelohnt und ich komme dieses Mal in der Halbzeitpause sogar in den Genuss, den hochgelobten Halbzeit-Experten Sammer in Aktion zu erleben. Wie wir alle hat auch er in der ersten Halbzeit ein äußerst abwechslungsreiches Spiel, ein feines Tor von Ante Rebic, den reingestolperten Ausgleich der erstaunlich starken Bremer und einen großartigen Lukas Hradecky gesehen. Ich bin mir sicher, dass es dieses Mal kein last-minute-Wunder geben wird. Doch. Toooooor. Und wieder Haller, dieser Hund. Fast schon wieder ein Tor des Monats. Mit dem Innenspan, genau platziert, unhaltbar. Kann man diese Tore planen? Bei unentschiedenem Spielstand in den letzten Minuten bestimmte Verhaltensweisen oder Laufwege einstudieren? Geht das? Und wenn es geht, warum ausgerechnet in Mainz nicht. Aber egal.  18 Punkte nach 11 Spieltagen, das kann sich sehen lassen.

Die DFB-Ethik-Kommission unter Vorsitz von Klaus Kinkel (DER Klaus Kinkel – ja, tatsächlich) hat im Falle der schwelenden Schiedsrichter-/Videobeweisdiskussion eine Entscheidung gefällt, und ich überlege kurz, ob ich wach bin oder träume. Aha. Der eine bleibt im Amt, darf aber keinen Kontakt mehr zu anderen Schiedsrichtern haben. Der andere gibt einen Teil seiner Ämter ab, darf aber weiterhin andere ausbilden. Der dritte darf nichts mehr sagen, nur noch pfeifen,. Das klingt ausgesprochen ausgeklügelt und gerecht.

Samstag, 4.11. 2017
Hurra, die Post war da: Ende November feiert das Eintracht Frankfurt Museum sein zehnjähriges Jubiläum mit einer großen Gala. Heute sind die Karten im Briefkasten, zusammen mit der  der neuen Dylan Bootleg. Erstmal nur die "Volksausgabe", mit  dann leider auch nur einer, statt mehreren Varianten von "Every grain of sand", leider ganz ohne das bisher unveröffentlichten "Making a liar out of me", aber mit vielem, noch nie Gehörten aus Bobs Gospel- und Jesusphase.  "It's not as bad as you remember", schreibt ein Kritiker. Und er hat recht.

Sonntag, 5.11.2017
Die Eintracht ist neuer Premium-Partner des Deutschen Sportpresseballs. So wächst in Frankfurt allmählich zusammen, was zusammen gehört. In jedmöglichem Sinn ,-)

Montag, 6.11. 2017
Es ist jetzt schon sechs Jahre her, dass unser Kater Jensbär, sich dazu entschieden hat, sein Streunerleben aufzugeben und bei uns einzuziehen. Seit einigen Wochen bringt er regelmäßig einen draußen lebenden Katzenkumpel zum Fressen mit. Besuka (Besuchskater) haben wir ihn getauft. Er ist groß, sanft, freundlich, hat ein etwas schiefes Mäulchen, das ihn aber nicht daran hindert, in großen Mengen zu fressen. Danach verschwindet er wieder, bis  heute:  Er bleibt zum ersten Mal über Nacht - mit ausdrücklicher Zustimmung von Jens - und wie es aussieht, haben wir einen neuen Mitbewohner.  Der Asylantrag wurde schnell und unbürokratisch entschieden. Ob wir ihn jetzt Zuhaka nennen sollten?

Quelle: Eintracht.de
Dienstag, 7.11.2017
Leicht verzögert entdecke ich in Instagram  ein Foto, das beim Bundespresseball in Frankfurt aufgenommen wurde, und acht Eintracht-Legenden als Markenbotschafter präsentiert. Ein wunderbares Foto. Alle acht in den gleichen schwarzen Anzügen. Im Zentrum steht Grabi neben Holz, links neben Grabi ist Charly Körbel,  rechts neben Holz ist Uwe Bein platziert, und ich bilde mir ein, am Gesichtsausdruck und an der Art, wie sie stehen, die Spielerpersönlichkeit und die typischen Eigenschaften des Einzelnen herauslesen zu können.Charly: Offen, unverfälscht, geradeheraus.  Grabi: elegant, leicht distanziert, verbindlich.  Holz: ein wenig trotzig, betont würdevoll. Uwe: amüsiert, ein bisschen scheu, beiläufig.

Donnerstag, 9.11.2017
Meinen Mit-Adler schüttelt es vor Graus („Never. Ganz bestimmt höre  ich mir nicht an, wie es wie es war, als er höchstselbst die Mauer niedergesungen hat“), aber ich bin wild entschlossen und hechele abends nach Mainz ins Theater, wo heute Abend Wolf Biermann seine Autobiografie vorstellt. Yep. Biermann ist genau so wie erwartet, aber um einiges unterhaltsamer und zumindest etwas weniger peinlich als befürchtet.*

Oh, lass dich nicht verbittern - das möchte ich gerne Alex Meier zurufen, der heute noch einmal am Fuß operiert worden ist.  Spätestens seit der verletzte Meier von Niko Kovac zum Kapitän ernannt worden ist, war ich mir sicher, dass es sich im besten Fall um eine Beruhigungspille für unverbesserliche Fußballnostalgiker handelte und hinter den Fußballgott längst ein Haken gemacht war.  Ok. Verletzung ist Verletzung, trotzdem scheint sich das eine ins andere zu fügen. Still und zurückhaltend wie Alex nun einmal ist, bleibt er zurück, und der Eintracht-Tross zieht weiter in eine neue Ära. Längst gibt es sowieso kaum noch Stimmen, die ihn gerne zurück hätten. "Seine Zeit ist vorbei." "War immer überschätzt." Jetzt haben wir ja Sebastien, den erfolgreichsten Neuzugang in der Liga, und vor allem: wir haben den Prince, der ja ohnehin ein "Krieger" und natural born captain ist. Ein Youtube-Clip zeigt ihn, apfelweintrinkend beim Wagner. Das ist doch ein ganz anderes Kaliber als der Alex. "Kerle, Kerle." (Erwin Kächele bzw. Sven Regener)

*Dazu gibt es noch einen eigenen Eintrag.

Freitag, 10.November 2017
Die Eintracht gewinnt ihr Testspiel in Sandhausen. Jonathan de Guzman erleidet eine schwere Schulterverletzung, was mir für ihn persönlich leid tut, in meinem Eintracht-Herz aber keine Spuren hinterlässt. Ich kenne den Mann ja gar net.

Werder Bremen bestätigt, dass Florian Kohfeldt auch über die Interimsphase hinaus Trainer bleibt. Die Begründung überzeugt nicht wirklich: „Es hätte durchaus bessere Möglichkeiten gegeben.“ Na dann - viel Erfolg und mach's gut, Flo!


Samstag, 11. November 2017
Mit Bumbaaf und Helau wird in Mainz die Fastnachts Kampagne eröffnet. Ohne mich.

Es regnet, es regnet. Der Blick in den nassen Garten  Das gleichmäßige Plattern des Regens im Teich und auf dem Vordach. Drei (!) eingekringelte Katzen. Kein Fußball. Kein Termin. Nur Hier und Jetzt. Es ist, als ob die Welt in weite Ferne gerückt ist und ich lasse mich einfach in dieses Wochenende fallen. "Time passes slowly and then fades away."

Sonntag, 13. November 2017
Beim Klimagipfel in Bonn sind sich alle einig: Es muss etwas geschehen. Auch Arnold Schwarzenegger wird - trotz Trump -  in Kalifornien weiterhin das Klima schützen. Wenn er sich von Zweiflern hätte abbringen lassen, würde er - so sagt er - heute noch in den Alpen jodeln. Schön wär's, meint mein Mit-Adler.

Auch deutschlandpolitisch verheißt der Ausblick auf die Woche erfreuliches: die Jamaika-Gespräche gehen in die entscheidende Runde. Noch vier Tage für die Grünen, um 149, stopp: 150 offene Fragen zu klären. Ich hätte da noch eine einhunderteinundfünfzigste, verrate sie aber nicht. Ätsch.

Montag, 24. September
Schon am frühen Tag bricht die Sonne durch. Es ist kalt - ein Tag zum Bäume ausreißen. Und sollten die Dinge nicht ganz so laufen, wie erhofft?  Dann kann man sich vielleicht an Fredi Bobic orientieren; "So ist es halt. Ich bin da recht emotionslos geworden."  Das ist dann wohl ein weiterer Unterschied zwischen ihm und mir: Ich nicht :)

Kommentare

  1. Der Unterschied zwischen Menschen wie Bobic und uns ist, dass er für seine Tätigkeit bei der Eintracht bezahlt wird und wir dafür bezahlen müssen; zum einen mit unseren Gefühlen und Herzblut, zum anderen auch finanziell, und sei es nur der Livestream, den wir bezahlen müssen.
    Auch wenn ich mir manchmal weniger Emotionen im Zusammenhang mit unserer Eintracht wünschte, werde ich sie mir nicht abgewöhnen können.

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  2. Mir ist es immer verdächtig, wenn jemand Profi ist und ständig betont, dass er einer ist. Ha, so bin ich. So läuft halt das Geschäft, ha, ich weiß Bescheid. Mir macht keiner was vor, dazu bin ich schon viel zu lange im Geschäft, ha. Ich.

    Und bei der Eintracht geht's mir wie dir: ich kann mir sie nicht abgewöhnen und solange das nicht passiert, sind Emotionen und GefühlsWirrwarr all inclusive. Allerdings fühlen die Gefühle sich anders an als noch vor zehn und ganz bestimmt anders als vor 20 oder 30 Jahren. Die Eintracht ist Teil von mir, Kontinuität, schon immer da, fest verbunden mit allen Höhen und Tiefen meines Lebens und mit Menschen, die mir nahe stehen (oder standen). Trotzdem: Die wahren Momente werden seltener. Aber noch siegt Herz über Kopf.

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  3. Der großartige norwegische (nicht nur) Thriller-Autor, Ex-Fußballer, Ex-Rocker, Ex-Banker Jo Nesbo äußert sich in einem Interview in der SZ vom Wochenende so:

    "Ich schaue immer noch Fußball an, auch wenn mein Interesse etwas abgenommen hat. In den Siebzigern und Achtzigern spielten Städte und Regionen gegeneinander, heute gibt es aus aller Welt zusammengekaufte Traummannschaften. (...) Natürlich schätze ich die Ästhetik, aber ich bin nicht mehr so leidenschaftlich, was die Ergebnisse betrifft. Es juckt mich nicht mehr, wer gewinnt, mir ist die emotionale Bindung abhanden gekommen. Der Wettbewerb lebt heute vom Geld und nicht mehr von verschiedenen Mentalitäten. Vielleicht bin ich da altmodisch, aber ich will, überspitzt gesagt, lieber wurstessende Deutsche gegen biertrinkende Engländer spielen sehen als die eine teure Weltauswahl gegen die andere."

    Recht hat er. Habe ich erwähnt, wie tierisch mich gestern der späte Gegentreffer genervt hat? Ich meine, erstens war's keiner (Freistoß) und zweitens, die Hoppels, dreist genug, den Ball 15 m. weiter vorn (anderslautende Berichte: 10 m., 2 m.) ... als wirklich. Aber ich bin ja auch Profi. Voll. Mit allen Wassern gewaschen. Ja wirklich, I bims. Hatte ich das eigentlich schon erwähnt?

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  4. Ja, er hat recht. Und irgendwie wird jeder von uns sehen müssen, wie lange er das eine mit dem anderen vereinbaren und zusammendenken kann. Früher habe ich z.B. vor Spielen immer an frühere Begegnungen gegen den gleichen Gegner gedacht, tausend Assoziationen damit verknüpft, alles war zum Teil viele Jahre her, aber nah und gegenwärtig. Heute steht das jeweils aktuelle Spiel fast für sich, es steht allein - es gibt ein Spiel vorher und ein Spiel nachher und eine Pressekonferenz vorher und nachher und viele Bilder und Nachrichten vorher und nachher. Alles, was die Eintracht früher war, ist (und diese Erkenntnis ist bei mir noch relativ frisch) in den letzten Jahren in eine weitere Ferne gerückt, abgelagert, Geschichte, ein eigenes, in sich geschlossenes Kapitel. Mmh. Vielleicht einfach nur logisch? Paradigmenwechsel? Darüber muss ich nochmal nachdenken.

    Wenn i bims vong Sprache her korrekt ist, gibt's dann auch das Gegenteil: I bims net?

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