Samstag, 20. Februar 2016
Nach dem traurigen 0:0 gegen den HSV fängt sie endgültig
wieder an, die Zeit, in der man den Bundesligaspielplan ständig neben sich
liegen hat und immer wieder neue Rechnungen anstellt: Wer holt wo noch wie
viele Punkte? Wie viele Punkte werden reichen? Und es ist wieder die Zeit, in
der ich meinen Eintracht-Schal noch ein bisschen fester zurre und mich betont
straff aufrichte, wenn ich durch die Mainzer Innenstadt laufe. Ist was?
Der traditionelle wöchentliche Gedankenaustausch mit
Adler-Bekannten auf dem Mainzer Wochenmarkt fällt heute besonders kurz aus. „Und wie?“
„Geh mer fort.“
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Taktiktafel, leer |
Ich benötige Stifte, Federn, Zeichenkarton und komme im
Schreibwarengeschäft zufällig an einem Tisch mit Fußballutensilien vorbei.
Radiergummi-Fußbälle, Notizblöcke mit Fußballmotiven. Kurzerhand erstehe ich
eine Taktiktafel. Könnte sein, dass wir die noch brauchen.
World has gone wrong. Menschen bespucken Busse mit Flüchtlingen
und klatschen beim Brand von Flüchtlingsheimen. So viel echtes Elend, so viel
echte Dummheit, dass man sich eigentlich nicht auch noch über die Eintracht
aufregen sollte. Man tut es trotzdem.
„Dann sollen sie halt zuhause bleiben“, meint Armin Veh in
Richtung unzufriedener Fans. Das wäre zu überlegen. Nicht zuhause bleibt heute Bruno
Hübner. Er ist – mit Hintergrundbegleitung von Pressesprecher Markus Jestaedt – zu Gast im Doppelpass. Das erklärt, warum die Hübner-Antworten doch sehr nach
Sprechzettel und vorher abgestimmtem Wording klingen. So ist das halt und wir
sind Profis. Sein hessisch gefärbter Tonfall verleiht dem Ganzen dann doch eine eigene Authentizität. Unser
Sportdirektor hält sich so wacker wie es in dieser Situation eben geht. Thomas
Berthold nutzt die Gunst der Stunde, um – leider an den richtigen Stellen – den
Finger in die Wunde zu legen. Stehen kleine Schweißperlen auf Bruno Hübners
Stirn oder bilde ich mir das ein?
Montag, 22. Februar 2016
Es regnet, es regnet, die Erde wird nass. Ich aber sitze so
trocken vor meinem PC, dass mein Kopf qualmt. Arbeit, Arbeit, Arbeit, zwischendurch immer wieder garniert
mit aktuellen Eintracht-Infos. Die „Veh geh“-Welle nimmt immer garstigere Formen
an. Obwohl ich der Veh-Rückholaktion von Anfang an skeptisch
gegenübergestanden habe, fangen die immer garstigeren Pöbeleien in ihrer Einmütigkeit zunehmend an mir gegen den Strich zu gehen. Es war bei Funkel nicht recht. Es war bei Schaaf
nicht recht. Und es kann sein wie es will: Jetzt bei Veh auch nicht. (Bei Skibbe…? Mmh….)
Zufällig stolpern mein Mit-Adler und ich im TV-Programm über
einen Film, den wir vor vielen Jahren schon mal gesehen und in harmloser, aber
irgendwie charmanter Erinnerung haben. Valley Girl, ein Teenie-Liebesfilm. Leider – von dem vermeintlichen Zauber bleibt
aus heutiger Sicht nicht viel übrig. Ein ganz ordentlicher Soundtrack, eine dünne
Geschichte, Klischees, vorhersehbare Handlung, flache Dialoge. Immerhin: Mit Nicholas Cage hat der Film
einen großartigen Hauptdarsteller.
Ähnlichkeiten mit tatsächlich existierenden Fußballvereinen
sind rein zufällig. (Über die Besetzung der Hauptrolle in unserem Liebesdrama
denke ich noch nach).
Dienstag, 23. Februar 2016
Als ich morgens den Rollladen hochziehe, wische ich mir
erstmal über die Augen: Huch – tatsächlich: Schnee. Ob ich ebenso verdutzt
kucke wie die schwarzundweiße Katze neben mir?
„Eintracht Frankfurt hat Social Media nicht verstanden“ – vermeldet "Vice Sports" und findet im Netz sofort viel Zustimmung. Facebook-Posts sähen aus wie „Instragram-Fanseiten von
13-jährigen“, Posts sind „unüberlegt“, Fotos irgendwie und im Fazit alles „humorfrei.“ Mmh. Dem Hashtag "SGE Überflieger" nach einer Niederlage ist eine gewisse Komik doch durchaus nicht abzusprechen?
Die FNP findet 9 gute Gründe, warum die Eintracht nicht
absteigt. Bei Licht besehen sind es fünf: Meier. Hradetzky. Ruhe. Fans. Statistik. Das überzeugt mich.
Veh bleibt, egal, was passiert – heißt es von offizieller
Vereinsseite. Anderswo hört man das Gras wachsen. Wenn das Spiel gegen Schalke
am Sonntag verloren wird, übernimmt sofort Alex Schur, meinen die einen. Nichts
da: Es kommt Slomka. Oder Keller. Oder?
Mittwoch, 24. Februar 2016
Die gewohnt wortreiche und diffuse Wettervorhersage in den
Tagesthemen. Der Wind weht, es wird kalt im Norden, aber während es im Süden
noch (oder schon wieder?) regnet, kommt von Westen ein neues Regenband, das zusammen mit dem
Sturmtief über Russland für einen Temperaturanstieg sorgt, wohingegen
übermorgen in der Lausitz noch letzte Reste des Hochs aus Skandinavien für
Graupelschauer sorgen und in den Mittelgebirgen bis zu minus 25 Grad erreicht
werden können, während tagsüber in einem Streifen von Kleinkleckersdorf bis ins
fränkische Tiefland die Sonne scheint und es ab und zu schauert. „Weißt du
jetzt wie das Wetter morgen wird?“ fragt mein Mit-Adler. „ Logisch.“ Pause:
„Gemischt.“
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Kartenhaus, eingestürzt |
Die Eintracht macht diese Woche alles anders: Sie trainiert
im Geheimen, studiert im Training Standards ein und lässt sich nicht in die
Karten schauen. Ich versuche, ein Kartenhaus zu bauen. Klappt nicht.
Unser nächster Gegner Schalke verliert nach einer desaströsen Leistung sein Europacup-Heimspiel gegen Donezk mit 0:3. "Ha, was die können, können wir auch!" "Wer?"
Freitag, 26. Februar 2016
Ob es ihn freut, wenn Spieler wie Alex Meier ihm den Rücken stärken, wird Armin Veh bei der
Pressekonferenz gefragt. Er lacht. „Ja
klar, aber das ist ja meistens der Anfang vom Ende, wenn Spieler sich
öffentlich zum Trainer bekennen.“ Mit 25 Jahren Trainererfahrung hat man halt
schon allerlei erlebt und es kann einem keiner mehr was vormachen.
Schon lange haben wir bei den PKs nichts mehr von Jerry
gehört. Und ich dachte, dass wir gerade dabei sind, auf den Hund zu kommen?
Samstag, 27. Februar 2016
Die U19 verliert mit 5:0 bei 1860 München und nähert sich
immer weiter den Abstiegsplätzen. Das ist ein gutes Omen. Oder?
Ein Adler-Freund, dem ich fürs Spiel gegen den HSV meine
Dauerkarte ausgeliehen hatte, ist heute im Naturschutzeinsatz im
Elsterbachertal bei Nackenheim. Wir verabreden uns dort zur
Kartenübergabe. Ein strahlend schöner
Wintertag. Blauer Himmel, Sonnenschein. Vollkommen überraschend tut sich hinter
einem stillgelegten Fabrikgelände ein kleines Naturparadies auf. Traumverloren und ganz weit weg. Man kann halt nie sicher sein, was einen hinter der nächsten Kurve erwartet.
Wie gut, dass wenigstens ein Abstiegsplatz schon vergeben
ist: An Hannover. So dachte ich vor diesem Spieltag. Hannover gewinnt mit 2:1
in Stuttgart und ist mit einem Schlag wieder in Sichtweite. Ich aber greife
nach dem neben mir liegenden Bundesliagspielplan und erstelle eine neue
Berechnung.
Aus seiner Lieblingsbuchhandlung in Mainz bringt mein
Mit-Adler ein neuesEintracht-Gerücht mit. „Jogi Löw ist im Gespräch als
nächster Eintracht-Trainer.“ „Jetzt red keinen Quatsch.“ „Doch, der will jetzt was machen, was nichts mit Fußball zu tun hat.“
„Es nützt ja nix – wir müssen mal wieder gewinnen.“ (Armin
Veh)
In diesem Sinne: Befreiungsschlagheimsieg gegen Schalke und sonst gar nix!
Immer wieder fein, diese Schnipsel, liebe R&S, seI bedankt. Vor allem das Tierische wirft Fragen auf.
AntwortenLöschenDie schwazzweiße Kazz - ist sie wirklich schwarzweiß oder rabenschwazz und gerade aus dem Schneegarten draußen nachhaus gekommen?
Jerry? Wenn das Training geheim ist, dann der Hund des Trainers natürlich erst recht. Wie man hört, wird Jerry streng hinter striktestem Sichtschutz gerade zum Pressesprecher gebrieft. Sprachregelung für die Frage nach der Bedeutung, die dieser neue Job für ihn hat: "Wow!"
Hasenhäusl???
Ich habe saß nochmal kontrolliert - schwarzundweiß auch ohne Schnee.
LöschenWow. Damit wäre Jerry in der tat absolut prädestiniert für die Rolle. Alles, einfach alles und immer: wow!
T(r)aum ist in dem kleinsten Hüttel.
Selbstverständlich würde Jerry nach jedem zweiten oder dritten "wow!" noch das hier einschieben https://www.youtube.com/watch?v=BHoR-vaHHoM - Dursti, Kilchi und Co. wären verzückt.
LöschenDas kommt mir spanisch vor
Löschenhttps://www.youtube.com/watch?v=r9J3AWZ77Xo
Jerrys Kommunikations-Crashkurs, Lesson II: Lanzen brechen. Sollte für ein gesundes Hundegebiss kein Problem sein. Vorzugsweise die Schreiblanzen der mainmetropolischen Kritikerzunft: kracks.
AntwortenLöschenVielleicht ist alles viel einfacher. Jerry wurde dedognappt; er ist "bei Freunden" und "noch" geht es ihm gut. Seitdem verlieren wir.
AntwortenLöschenDognapping :)...Dieser Spur sollten wir unbedingt nachgehen. Der Abstiegskampf wird ja bekanntermaßen mit immer härteren Bandagen geführt.
AntwortenLöschenWie mir gerade brandaktuell zugetragen wird, soll jüngst hier http://www.schoener-reisen.at/Bildergalerie/data/media/526/10_IMG_6355sk.jpg ein unterdrücktes Knurren vernommen worden sein, das sonst nicht da war. Wenn mal nur nicht die Hoppels den Jerry in der Bordküche ...
AntwortenLöschenSo richtig Hund war das gestern nicht. Da beißt nicht nur die Maus, sondern auch der Hund keinen Faden ab, sondern erst sich selbst in den Schwanz und am Ende dann den letzten, wer immer das sein wird.
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