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Ein bisschen Spaß muss sein

Da ist er wieder, der fatale Satz von den "mindesten Drei, die wir hinter uns lassen müssen", den Armin Veh immer dann aus der Schublade seiner großen Erfahrung holt, wenn die zuvor ausgegebenen Ziele - wahlweise: oben festsetzen, oben mitspielen, an den Europa-Plätzen kratzen - von den Tatsachen ad absurdum geführt worden sind. Und wisst ihr, was das lustige ist? Hey, das macht gar nichts. Weil das ja eigentlich normal ist und wir sowieso nur dann, wenn, also...die Einstellung... bei allen...und natürlich  die Leistung...was aber nicht heißt, dass der Charakter, weil der....ihr wisst schon... Jedenfalls: Genau der richtige Zeitpunkt, um - bevor Armin Veh selbst wieder drauf kommt - ein weiteres Veh-Zitat mal wieder nach oben zu holen: "Vielleicht sind wir nicht so gut, aber charakterlich sind wir in Ordnung."

Heute spielt die Eintracht gegen den FC Bayern.Ohne Spaß geht es nicht. Meint Armin Veh in der PK vor dem Spiel und der Mann hat auch hier, wie so oft, recht. Das Stadion ist ausverkauft, die Luft brennt und  - heissa - vibriert in freudiger Erwartung. Wenn der FC Bayern im Waldstadion zu Gast ist, reiche ich meine Dauerkarte in der Regel weiter und mache einen Bogen um das Stadion. Wie es ein freundlicher Zufall will, geht das heute nicht und ich habe also das Glück, dabei sein zu dürfen und den Spaß live zu erleben. Dabei vertraue ich voll und ganz - nein,  nicht auf die Eintracht, wieso auch? - , sondern auf mein Tageshoroskop. Es lautet:

"Heute erwartet Sie ein ruhiger Tag, der Ihnen die Möglichkeit gibt, sich auf die gewöhnlichen, eher unspektakulären Dinge zu konzentrieren. Da Sie überdies über ein sehr ausgeglichenes und zufriedenes Gemüt verfügen, können Sie sich an diesem Tag entspannt zurücklehnen und die kleinen Freuden genießen, die das Leben nun in ausreichender Anzahl für Sie bereithält."

In diesem Sinne: Viel Spaß!

Kommentare

  1. 😊👍🏼 Na dann. Das war ja passend. 😊👍🏼
    Hätte ich absolut nicht mit gerechnet.
    Freut mich trotzdem.

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  2. Damit konnte man nicht rechnen, wirklich nicht. Ich hatte mich dazu entschieden, es so zu nehmen wie es kommt und bin tatsächlich in einer fast heiteren Entspanntheit Richtung Waldstadion gestartet. Ein bisschen gefürchtet habe ich mich vor einer Kurve, die - weil es ja nix zu holen gibt - einfach auf Feiermodus schaltet. Und dann kam auch das ganz anders: Nicht nur die beiden 5er-Abwehrreihen in unserer Hälfte, auch die West hat die Zeichen von Anfang an in die richtige Richtung gestellt. Im Stadion war ein HöllenLärm, kein Singsang, keine Selbstbeweihräucherung sondern einfach straighter, konsequenter Support. Die Bayernangriffsbemühungen gingen in Pfiffen unter. Keiin Jubel bei Ballgewinnen der Eintracht, stattdessen Anfeuern. Das hatte zunächst noch einen leicht ironischen Touch, hat die Bayern aber - in Kombi mit der konsequenten Abwehrarbeit - zunehmend entnervt. Einer der Höhepunkte: Die Mannschaft ist vom ganzen Stadion mit Eintracht-Rufen bis in die Kabine begleitet worden. Wir waren dann auch diejenigen, die nach der Pause zuerst wieder auf dem Platz gestanden haben - für mich immer ein wichtiges Indiz dafür, wer es in der zweiten Hälfte wissen will.

    Zum Spiel: Ich habe das, ehrlich gesagt, so auch noch nicht gesehen. Tatsächlich zwei ineinander verschobene 5er Abwehrreihen. Das sah zunächst paradox aus, hat aber im Laufe des Spiels zunehmend so etwas wie spielerische Potenziale freigelegt. Merkwürdig genug hatte das beim Zuschauen im Stadion nichts mit dem klassischen "Beton anrühren" oder "sich nur hinten rein stellen" zu tun. Die Spielweise war leidenschaftlich, konzentriert, kämpferisch, konsequent - aber kurioserweise auch total intelligent. Durch unsere Spielweise haben wir es geschafft, aus einem offensichtlich vorhandenen Ungleichgewicht einen Kampf auf Augenhöhe zu machen, bei dem beide Mannschaften ihre - unterschiedlichen - Mittel einsetzen konnten. Das war - und ich glaube fast: auch für eventuelle neutrale Zuschauer - unfassbar spannend wie das funktioniert hat, wie die Mannschaft erkennbar immer mehr Spaß an der Aufgabe hatte, jeder sich zäh in seinen Job verbissen hat, sie sich gemeinsam zunehmend mehr Freiräume erarbeitet haben. Wie so ein Verschiebepuzzle, bei dem sich, je länger man spielt, immer mehr Optionen eröffnen und man die scheinbaren Grenzen des Systems immer wieder neu auslotet - die Grenzen sozusagen zum Kreativitätsimpuls werden. Hach, fast könnte ich Philosophisch werden... :)

    In der Halbzeit waren rundrum erleichterte Gesichter. Jeder hatte mit einer Packung gerechnet und innerlich den Helm aufgesetzt, und jetzt hatten die Jungs auf dem Platz uns gezeigt, dass sie uns nicht alleine lassen, kein Kanonenfutter sein wollten - spätestens Mitte der zweiten Hälfte war es dann ein einziges, kollektives Wollen. Die Kulisse und das Geschehen auf dem Platz: Eine Einheit. Es durchbringen. Nicht nur möglichst lange die Null halten und am Ende doch noch das obligatorische Tor kassieren. Bei Licht besehen, konnten, mussten wir es sogar gewinnen - wir hatten die eindeutig klareren Torchancen. Was für ein Glück, dass wir einem Schiri hatten, der nicht auf die Robben-Schwalbe reingefallen ist (hat der so was nötig?). Die FÜNF Minuten NachspielZeit. Das packen wir auch noch. Naaain. Doch. Nein. Jaaa. Abpfiff. Jubel, ja, aber eher der leiseren Art. Genugtuung. Große, warme Freude. So kann es gehen.

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  3. W a h n s i n n ...!
    ...hat Methode. Anscheinend. Hat geklappt.

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  4. Es ist schön, zu lesen, wenn sich alle im Stadion mal einig sind in der Form der Unterstützung der eigenen Mannschaft, das schafft nur der FC Bayern, um auch mal was Positives zu diesem Verein zu sagen. Ansonsten bin ich (und ich weiß von einigen Anderen) absoluter Bayern-Verweigerer, wenn es um Spiele in der Bundesliga gegen die geht, sogar, wenn die Mannschaft meines (manchmal gebrochenen) Herzens gegen die antritt. Vielleicht sehe ich das auch zu traditionell, rückwärts gewandt oder wie auch immer, aber seit sich der Bundesligaverteilerschlüssel geändert hat vor einigen Jahren, vergrößert sich der Abstand zu denen immer mehr, natürlich durch die Championsleagueeinnahmen. Ich wünschte mir, dass jeder Verein, der am Spieltag gegen die dran ist, ihre B2-Jugend antreten lassen (oder die 2.Mannschaft, sofern vorhanden) und das Stadion mit Freikarten für Schulklassen belegt. DAS wäre die richtige Antwort auf deren Wegkaufpolitik, und dieses Gejammer von Sammer (Hey,das reimt sich ja) ist nur peinlich. Beschwert sich sonst eine der anderen Mannschaften??Nein!

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  5. Gejammer von Sammer - heißt ja auch: Da kann sich jeder seinen Reim drauf machen

    Und dein Vorschlag hat was :)

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  6. P.S: Eine andere Variante wäre, auswärts bei BY einfach nicht anzutreten. Zum Beispiel hätte VfB Stuttgart nur 0:3 verloren und hätte die Geldstrafe mit den Anreisekosten verrechnen können. ;-)

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  7. :) Eine einfache Kosten-Nutzen-Rechnung - "Außer Spesen nix gewesen" wäre dann ein rundum positives Fazit ( und schon wieder ein Reim ;-)

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  8. Erstaunliche Erfahrung: 20mal halblaut "Kosten-Nutzen" vor sich hinsagen, und alle Bedeutung ist futsch. Zerfallen im Mund wie die berühmten "modrigen Pilze" des Herrn von Hofmannsthal.

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