Heute geht es also weiter mit der – wie heißt das noch
gleich? Ach ja... – Bundesliga. Die laufende Saison hat wegen der vielen
Unterbrechungen einen fast schon irrealen (oder surrealen?) Touch. Von "laufend" kann man eigentlich nicht sprechen. Immerhin dürfen wir jetzt bis Weihnachten
durchspielen, das ist doch was und wir können im Echtbetrieb herausfinden, wer oder was (und vielleicht auch wer wie viel) läuft. Die Eintracht spielt heute gegen Gladbach. Das sind die,
die da stehen, wo wir eigentlich stehen könnten, wenn wir damals nicht
abgestiegen wären. Aber ich bin mir ziemlich sicher: Wenn wir vor drei Jahren
nicht abgestiegen wären, dann stünden wir heute auch nicht da, wo die heute
stehen, weil uns dann sicher noch irgendetwas anderes eingefallen wäre, um
selbiges zu verhindern. Und wenn wir da stünden, wäre es auch nicht recht. Weil! Sowieso! Überhaupt!
In den vergangenen zwei Wochen hat sich viel ereignet: Bamba
Anderson hatte Grippe. Felix Wiedwald musste mit dem Training aussetzen. Alex Meier war in Hannover, wichtiger: Jetzt
ist er wieder da. Bruno Hübner und Thomas Schaaf waren in Japan und sind ebenfalls zurückgekehrt. Takashi Inui
hat zwei Tore geschossen (dort und nicht hier). Peter Fischer hat einen
Gegenkandidaten. Die Mannschaft hat sich auf ihre Stärken besonnen. Sonny
Kittel war sympathisch im Heimspiel. Alexander Ignijovski, Slobodan Medejovic
und Vaclav Kadlec waren bzw. sind krank. Kevin Trapp überlegt. Carlos Zambrano auch. Herbert Grönemeyer
singt ein Lied über Jogi Löw. Der große Dietrich Weise hat seinen 80.
Geburtstag gefeiert. Bruno Hübner kämpft gegen die Unruhe. Thomas Schaaf bleibt
optimistisch. Ich auch.
Am Mittwoch hatte ich das Glück, den großartigen Gerhard Polt
zusammen mit den Well-Brüdern in Darmstadt
singen, reimen, spielen und granteln zu sehen und zu hören. Einer meiner
Lieblingsreime:
Der Dobrindt ist ein schöner Mann
Vom Fuß bis zu dem Hals
Abba dann kommt der Kopf
Und verdirbt wieda al’s
Auch nicht schlecht:
Wenn d‘Höneß an den Blatter denkt,
tut er die Hoar sich raufa.
Die Kloane steckt ma in den Knast.
Die Große dürfa laufa.
Ebenfalls sehr hilfreich ist die Lebensweisheit, nach der
der Humor deswegen vom lieben Gott erfunden worden ist, damit wir die Dinge,
die wir nicht ändern können, besser ertragen. Aus Sicht der Well-Brüder sind das: Der
Tod, die CSU und der FC Bayern München. Was
ich nicht bzw. mit Humor besser ertragen kann, tut im Moment nix zur Sache. Aber mein G’Stanzl zum Spiel gegen Gladbach geht so:
D’Eintracht spuit in Gladbach
Dös is amol so
Sollt sie dort gewinna
Dann simma all froh
Falls nicht, habe ich gestern im SWR-Radio den ultimativen Tipp für den
kommenden Winter gehört: Wenn es kalt wird, braucht man einen zweiten Kittel.
Ganz humorlos: Auswärtssieg!
Nach den ersten fünf Minuten fürchtete ich, die Vorführung aus dem Pokalspiel würde eine Fortsetzung finden. Doch dann kam alles anders. Ganz anders. Die Eintracht zeigte ihr mit Abstand bestes Saisonspiel, überzeugte kämpferisch und spielerisch, war besser als Gladbach und siegte verdient mit 3:1.
AntwortenLöschenDie Mannschaft kann eben doch Fußball spielen. Und das sogar gut. Wenn man sie den Fußball spielen lässt, den sie spielen kann. Kompliment aber auch an Schaaf, der jetzt eine Formation gefunden haben könnte, die Bestand hat, Stendera und Kittel weiter aufbaut und zum richtigen Zeitpunkt erneut auf Inui vertraute, der ihm das heute wie die beiden Youngster zurückgezahlt hat. Stendera und Inui erzielten zwei Tore, Kittel leitete mit seiner Aufmerksamkeit und der Balleroberung das entscheidende 3:1 ein.
Verändert hat sich aber auch das Zweikampfverhalten der beiden Außenverteidiger. Besonders Oczipka, der sich mit vollem Körpereinsatz in jedes Duell warf. Wie sehr uns Aigner in bester Form gefehlt hat und wie wenig ihn Piazon ersetzen konnte, sieht man in den letzten Spielen. Meier tut es gut, dass er sich wieder fallen lassen darf und so seinen Aktionsradius erhöhen kann. Und überragend war für mich Seferovic, der als Vorbereiter glänzt, nur selten eigensinnig ist und da vorne immer anspielspar ist, weil er unaufhörlich läuft und ackert. Last but not least ein Sonderlob an Wiedwald. Der hat uns kurz nach Beginn der zweiten Halbzeit gegen Hahn im Spiel gehalten, als er mit seiner Fußabwehr das mögliche 0:2 verhinderte.
Kurz: Das war eine tolle Leistung und richtig guter Fußball. Von der Eintracht. Ich bin begeistert.
Alles genau so. Und der Sieg und die Art wie er herausgespielt wurde, wiegt noch mehr, eben weil wir schon nach fünf Minuten hinten gelegen haben und man befürchten musste, dass alle Dämme reißen. Großartig, wie sie nur ein paar Minuten gezuckt, dann alles abgeschüttelt und einfach mutig, und frisch und kreativ und konsequent nach vorne gespielt, kombiniert haben.
AntwortenLöschenEs war als hätte es bei allen "Klick" gemacht. Und - schwupps - da ist es auch, das neue System, dass sich - mal mehr wal weniger sichtbar - angedeutet hat: Schnelles, gradliniges Überbrücken des Mittelfelds und dann ab Strafraumhöhe: Spielen, passen, die Lücke suchen. Schade, dass der Schuss von Kittel kurz vor Schluss nicht auch noch drin war - aber man soll nicht unbescheiden sein. Die Youngster mit als Matchwinner. Inui mit dem "Schüsschen wie ein Mädchen" macht endlich sein Tor - wie ich ihm das gönne. Und in der Tat scheint Schaaf eben doch Sensibilität im Umgang mit seinen Spielern zu haben, ernst damit zu machen, die Jungen spielen zu lassen. Hach.
Ich sehe eine Szene vor mir, zweite Halbzeit. Wir sind in der Vorwärtsbewegung, die Gladbacher fangen den Ball ab und schalten um, kurz hinter der Mittellinie, schon in unserer Hälfte, Anderson (ich glaube, es war Anderson) macht eine Körperdrehung Richtung eigenes Tor, setzt an, um zurückzulaufen, steht falsch zum Mann, ich stöhne, fürchte, dass wir (wie so oft in den letzten Wochen) uns im Rücklaufen übertölpeln lassen- aber dann zögert er einen Moment, dreht sich wieder Richtung gegnerisches Tor, macht einen Schritt, spitzelt dem Gladbacher den Ball vom Fuß, nimmt Fahrt auf ,passt den Ball weiter und leitet direkt wieder den Gegenangriff ein.. Das war als ob man in einer Sekunde zusehen kann, wie jemand kapiert, was er bisher falsch gemacht hat und denkt - klar, logisch - so geht das, so ist das gemeint...
Ich wills nicht übertreiben, aber wenn wir es schaffen einigermaßen regelmäßig annähernd so zu spielen wie heute = so, wie wir es offensichtlich können, dann, ja dann...
Beim zweiten Tor bin ich wie Rumpelstilzchen durchs Wohnzimmer gehüpft, beim dritten Tor wie ein Flummi an die Decke gehüpft - und genau da schwebe ich im Moment noch. Ach, wie war das schön.
So schön anzusehen, daran habe ich vorher nicht wirklich geglaubt
AntwortenLöschenGroßes Kino.
Nicht (nur) die 3 Punkte, sondern die Art wie wir sie geholt haben... yep.
AntwortenLöschenMein Lieblingsstatement nach dem Spiel kam gestern von dem grinsenden Alex Meier: "Wieso sollten wir in drei Wochen das Fußballspielen verlernt haben?" Ja, wieso? ,-))
Hier ist ja schon alles gesagt :). Bleibt noch zu erwähnen, dass dieses Wochenende endlich mal wieder eine Art Erholungsfaktor hat. Heute wachte ich früh auf, öffnete die Augen und mir fiel ein: Die Eintracht hat in Gladbach gewonnen. Verdient gewonnen. Ein wunderbares Gefühl. Noch mal Augen zu. Und nein, ich habe es nicht geträumt!
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