Direkt zum Hauptbereich

Von Adlern, die keine Meckervögel und keine Stinkstiefel sind, gerne im Kreis fahren und nichts ausschließen


Kaum zu glauben, dass das wirklich erst zwei Wochen her ist, dass die Eintracht in Gladbach gespielt hat. In fast schon träumerischer Vergangenheit all die Siege gegen Leverkusen, den HSV und Freiburg, in Hoppenheim, in Nürnberg,  das großartige, abgedrehte Spiel gegen Dortmund.  Schnell noch mal in den Arm gezwickt und auf die Tabelle geschaut, kurz den Blick nach oben gewendet: Doch, tatsächlich, da schwebt sie noch, leicht und luftig, die rotundschwarze Wolke. Eintracht. Zweiter.

Viel passiert ist in den letzten beiden Wochen. Bevor das nächste Kapitel startet, hier noch ein kurzer Blick auf das, was zuletzt geschah:  

In Frankfurt hat die Buchmesse stattgefunden, die Nobelpreise wurden vergeben (in Physik z.B. für eine Verfahrensweise, mit der auch „kleinste unsichtbare Energiebündel eingefangen werden können“), die EU wurde gerettet (doch, doch) und die Schallmauer wurde (nachdem die Mannschaft von Eintracht Frankfurt den Testlauf erfolgreich durchgeführt hat), dann auch zum ersten Mal von einem freischwebenden Menschen durchbrochen. Wir waren live dabei. Ebenso wie beim Spiel der U21, die sich  – mit Sebi Jung und ohne Seppl Rode – im Play off gegen die Schweiz für die Europameisterschaft in Israel qualifiziert hat. Die Eintracht hat ein Freundschaftsspiel in Fränkisch-Crumbach bestritten und mich hat die Erinnerung an Kindheitssommer im Odenwald und Ferientage mit Opa überschwappt, in denen ich - gleich nebenan in Reichelsheim, bei Tante Dina – im Gras gesessen und Radio-Konferenz gehört habe. Armin Veh hat sich (wie er im „Doppelpass“ erzählt hat) ein neues Handy gekauft und  ist (wie er immer und überall gerne zum Besten gibt) seit über 20 Jahren im Geschäft. Er schließt nichts aus (dazu hat er zu viel Erfahrung),  weiß nicht, ob er nächstes Jahr noch in Frankfurt ist, findet Rode und Schwegler keineswegs zu lieb und kann mit dem Begriff Stinkstiefel nichts anfangen.

Auch  Sebastian Vettel, der immer noch und ausgerechnet Eintracht-Fan ist, geht es gut. Er hat sich mit zwei Siegen an die Spitze der Formel 1-Weltmeisterschaft gesetzt und online einige Fragen beantwortet, die ihm Pirmin Schwegler, Alex Meier und Sebastian Jung gestellt haben. Demnächst wird er die Mannschaft zu einem Formel 1-Rennen einladen: „Sobald der Champions League-Platz unter Dach und Fach ist.“  Die Frauen des SC Hahnheim haben dem Tabellenführer Gau-Odernheim bei Flutlicht in Unterzahl einen beeindruckenden Kampf geliefert und nur (mmh, na ja) knapp verloren.  Der wunderbare Charly Körbel hat sein 40-jähriges Bundesligajubiläum gefeiert und  kann  - „eben“ - gleichzeitig  auf 40 Jahre legendäre Interviews zurückblicken. (Während ich mich immer einmal wieder über die „ökonomische“ Hochzeit freue, die Charly mit seiner Frau gefeiert hat, fand das All-Time-Charly-Lieblingsinterview  meines Mit-Adlers in der Halbzeit eines Spiels gegen den KSC statt. Es ging um Michael Sternkopf. Ob der ein ganz Großer werden kann, wurde Charly gefragt. Antwort:  „Wenn er normal bleibt im Kopf.“ Und ob er in der zweiten Halbzeit ein Tor machen wird? „Mit Sischerheit nischt.“ So war es dann auch.) Aber das ist längst noch nicht alles, was sich ereignet hat:

Benni Köhler, der eben noch zum „Inventar“ der Eintracht  gehörte, wird vom Kicker zum „Streichkandidat“ erklärt , darf aber trotzdem nicht die gute Stimmung verderben.   Sonny Kittel wird vielleicht ausgeliehen, aber keineswegs verkauft. Das Eintracht-Merchandising schießt in ungeahnte Höhen, alle wollen Trikots. Vor allem mit Rode drauf. Oder Meier. Oder Schwegler. Alle lieben uns: Der Jogi. Der Oliver Bierhoff. Der Thomas Strunz. Der Wolfgang Niersbach. Andi Möller. Wahrscheinlich sogar  Angela Merkel und der Papst. Und (nicht zu vergessen) Thomas Berthold.

Die Eintracht hat eine neue, mehr noch: sie hat eine „innovative“ Website  und in Facebook - *kreisch* - so viele Likes wie nur die – anderen *g – großen Bundesligamannschaften. Da ist es kein Zufall,  dass – ausgerechnet – die Bekassine (und nicht der Fischadler)  in der vorletzten Woche zum „Vogel des Jahres“ gekürt worden ist: Sie, deren Aufkommen – wie ich mich gut erinnere – im und ums Waldstadion immer besonders hoch war, ist  jetzt nämlich vom Aussterben bedroht.  Ein „Meckervogel“, der auch schon mal als„Himmelsziege“ bezeichnet wird, ein „fliegendes Plappermaul“, eine „Schnepfenart“ mit besonders großem Schnabel. Wie ich jetzt gelernt habe, ist der Meckervogel wichtig für den Erhalt von Sümpfen und artenvielfältigen Feuchtwiesen, die durch moderne Anbaumethoden gefährdet sind.  Ich rufe euch zu: Haltet durch!

Jetzt geht es aber erst einmal gegen Hannover. Die, die so sind, wie wir werden wollen (wollen wir das wirklich?). Am letzten Wochenende sah es so aus, als ob die sonnigen und warmen Tage für dieses Jahr endgültig vorbei wären. Es war nass und kalt und eklig – aber dann kam das höggschd luschdigge Länderspiel gegen Schweden – und wie auf Kommando setzte sich die Sonne wieder durch. Nebelschleier. Sommerfäden. Flirrendes Licht. Bunte Blätter. Neue Siege.

Kurzanalyse: Warum ist Sebastian Vettel so erfolgreich? Er fährt gerne im Kreis. Und die Eintracht? Spielt gerne Fußball. So einfach kann die Welt manchmal sein.

Macht es noch einmal: Sieg!

Kommentare

  1. Der Höhenflug geht weiter mit dem überzeugenden Sieg über Hannover.

    So kann es von mir aus bis zum Ende der Saison weitergehen!

    AntwortenLöschen
  2. So arg schön!
    Meinte ich. Eigentlich.
    Egal.

    AntwortenLöschen
  3. Während die Meckervögel im und ums Stadion dem aktuellen Evolutionsschritt zum Opfer gefallen scheinen, hab ich doch tatsächlich heute auf der Rückfahrt vom shalala Sieg in der Tram noch ein männliches Exemplar der Unterart Meyer-Basher entdeckt - schon ziemlich mitgenommen und zerzaust und auch bereits in gehöriger Entfernung vom Wald. Meine Diagnose: dieses Exemplar macht's nimmer lang. Demnächst wird er von Spottdrosseln aus unserem Orbit geschossen.

    Ich kanns fast nicht glauben, was ich da heute erlebt hab. Nur, wen wähl ich bloß? Ach was, mir wird schon ein würdiger sds einfallen.

    19 Punkte, quasi die halbe Miete. EINTRACHT!!!!!

    AntwortenLöschen
  4. Mir fehlen die Worte. Diese Eintracht...

    Wahnsinn.

    Ich bleibe oben auf der Wolke. Oder: bitte weckt mich nicht aus dem Traum gerade. Genießen, nur genießen.

    Wie Hannover werden? Och nö, das will ich gar nicht. Wir sind die Eintracht und schreiben neue Geschichte.

    Ha, wir sind immer noch 2. in der Tabelle. Aber HALLO, das ist gar nicht mehr die 2. Liga, es ist die 1. Liga!!!!

    Nur noch 21 Punkte bis zum Saisonziel.

    LG Nicole

    AntwortenLöschen
  5. Hatte ganz schön Tränen in den Augen beim Schlußpfiff.Es ist kaum zum glauben.Ich bin so stolz auf unser Team.
    Immer wenn,und das schon 5x),ich 1:1 tippe gewinnen wir.

    AntwortenLöschen
  6. Es wird noch eine ganze Weile dauern, bis ich mich traue, das alles zu glauben. Gruß, C.

    AntwortenLöschen
  7. Es ist sooo schön im Moment :)

    AntwortenLöschen
  8. Herrje, welche Leistung!21. Oktober 2012 um 18:13

    Schön war´s gewesen. Die Unsymphaten aus Hannover eingetütet, das Wetter, mal selbst nicht fahren zu müssen und damit leicht angeballert zum Spiel und mit hinreichend „Fahrbier“ heim.

    Gespannt bin ich auf den nächsten Sonntag. Da wartet ein Gegner genau wie Gladbach vor zwei Wochen. Gute letzte Saison, Schwierigkeiten in der aktuellen, ein Europapokalspiel in den Knochen… Mal sehen, ob man sich da was Vernünftiges überlegt hat.

    Spieler des Tages für mich: Sebastian Jung. Unaufgeregt und souverän, hinten wie vorne.

    Eine schöne Woche,
    Frank

    Ach so, wenn noch einer ein Stehplatzticket für das Spiel auf Schalke braucht, soll er sich melden. Da würde ich zwar gerne hin, kann aber nicht.

    AntwortenLöschen
  9. Das braucht noch etwas Zeit bis ich das alles wirklich glauben kann!! Vor allem nach dem Abstieg und dem Jahr in der zweiten Liga genieße ich jedes Spiel und es wird immer besser :)

    AntwortenLöschen
  10. Ohne die beharrliche und auf höchstem Nivea geführte Grundlagenforschung zum Enigma von "Schrödingers Katze" hier in diesem Forum wäre die Vergabe des Nobelpreises für Physik mit Sicherheit anders ausgegangen. Im Grunde gebührt ein erklecklicher Teil des Preisgeldes uns. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, Stockholm nimmt uns nicht so recht ernst. Na gut, dann fegen wir die halt bei Gelegenheit aus dem EUROBBAAABBOGGAAAL!!!

    ak

    AntwortenLöschen
  11. Ja, ja, ja!!! Schön war’s. Arg schön war’s. Soooo schön. So schön, dass es einem die Sprache verschlägt, die Worte fehlen oder man gar nicht erst versuchen sollte, es in Worte zu fassen. Nur nichts zerreden. Einfach genießen. Verweile doch … würde ich gerne sagen, aber man weiß ja, wie das damals ausgegangen ist. Deswegen nicht anhalten – einfach weitermachen. Immer weiter 1:1. 1:1. 1:1 *ggg. Erst wenn der letzte Meckervogel sich aus dem Stadtwald verzogen und der letzte Meier-Basher die Straßenbahn verlassen hat, werdet ihr sehen, dass die Frankfurter Eintracht…boah… nein, da bleiben wir wirklich lieber wort- und sprachlos. Vielleicht ist da ja tatsächlich ein Hauch von Schrödingers Katze – irgendetwas zwischen nicht mehr und noch nicht und beides gleichzeitig und – jawohl – mit dem im im Forum erdiskutierten Preisgeld hätten wir uns vielleicht noch ein weiteres dieser unsichtbaren Energiebündel einfangen können. Stattdessen fegen wir sie weg. Alle, wie sie kommen. Ähem. Oder so. Jedenfalls glaube ich im Spiel gegen Hannover gesehen zu haben, dass wir aus dem Spiel in Gladbach Lehren gezogen haben, die uns auch gegen den VFB helfen werden…

    Ja. Trotz magic Alex für mich dieses Mal auch: Sebi Jung. 100. Pflichtspiel. Feines Tor. Bärenstarke Leistung.

    @ Herrje: Eine Stehplatzkarte gegen Schalke… du hast nicht zufällig auch noch eine zweite übrig???
    Danke fürs zusammen Freuen und Staunen und nach Worten suchen… unglaublich das alles, unglaublich!

    lgk

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Herrje, welche Leistung!22. Oktober 2012 um 16:25

      Nein, leider nur die eine.

      Löschen

Kommentar veröffentlichen

Beliebte Posts aus diesem Blog

Die nächste Strophe vom alten Reisbrei

Am Samstagabend höre ich im ZDF Sportstudio die Vorankündigung für das Spiel am Sonntag im Waldstadion. „Hannover kann morgen auf den zweiten Tabellenplatz vorstoßen“, verkündet Katrin Müller-Hohenstein. Tatsächlich? Was Sie nicht sagen. Und die Eintracht? Hey – hallo, das ist unser Heimspiel, und wir werden es gewinnen, weil nämlich dann wir es sein werden, die zu Hannover und zur Spitzengruppe aufschließen. Capisce? Und tatsächlich. So machen wir es. Impressionen vom Spiel: Patrick Ochs, der in der ersten halben Stunde auf der rechten Seite herum mannövert als habe er tatsächlich vor, was er vorher verkündet hatte: Sich festbeißen – und von dem in der zweiten Halbzeit nichts mehr zu sehen ist. Halil Altintop, der (auch in seinem eigenen Sinn) zur Halbzeit hätte ausgewechselt werden müssen, und von seinem Trainer, der voll hinter ihm steht, eine viertel Stunde vor dem Ende zum Abschuss freigegeben und – sichtlich um Fassung bemüht – regelrecht vom Platz gepfiffen wird. (Ja, ja.

Kleines Fußball-ABC - Heute "U" wie "Unterschiedsspieler"

Unterschiedsspieler, der (pl. (selten die); fußballneudeutsch für einen Spieler, der – wie der Name schon sagt – den Unterschied machen und ein Spiel entscheiden kann. Bsp .    → Rebic, Ante (Eintracht Frankfurt) , der in der ersten Runde des DFB-Pokals 2019/20 “ den aufmüpfigen Drittligisten Waldhof Mannheim quasi alleine in die Knie zwang. “ In der Regel ist der → Unterschiedsspieler ein Offensivspieler, aber auch Defensivspieler „mit einer starken Technik und einem guten Gespür für Räume imOffensivspiel“  können Unterschiedsspieler sein  -   Bsp.   → Baumgartner, Christoph TSG Hoffenhei m) , → Kimmich, Joshua (FC Bayern München) oder  →Kostic, Filip (Eintracht Frankfurt), der für seinen Trainer →Adi Hütter derzeit „der absoluteUnterschiedsspieler“ ist. Auch Torhüter  können den Unterschied machen ( Bsp. Neuer, Manuel, FC Bayern München ), was als Beleg dafür gelten kann, dass auch Spieler, die nicht der Mannschaft von →Eintracht Frankfurt angehören, →Unterschiedsspieler sein kö

Kleines Fußball-ABC - Heute "W" wie "Wandstürmer"

Wandstürmer, der (m), pl. Wandstürmer, die: Stürmer, „der oft mit dem Rücken zum gegnerischen Tor steht, die Bälle annimmt, auf die Außenverteilt oder für die nachrückenden Spieler prallen lässt.“   Im Unterschied zum → Stoßstürmer,  der Tore schießt und/oder köpft.  Ähnlich wie der → Stoßstürmer wird auch der → Wandstürmer gelegentlich synonym mit dem Begriff → Mittelstürmer verwendet.  Bsp.: „Bei Barca gab es nicht einmal mehr den einen klassischen Mittel- oder Wandstürmer.“ ,  was  in gewisser Weise erstaunt, weil der klassische Mittelstürmer eigentlich ohnehin   bereits ausgestorben  ist und einen Nachfolger im  → Stoßstürmer  gefunden hat.   Bsp.: „Anstelle eines klassischen Mittelstürmers agiert ein Stoß- oder Wandstürmer.“  Gelegentlich wird der Begriff → Wandstürmer eher despektierlich verwendet. Vgl.:   „Es gab das Kopfballungeheuer, den Billigbomber oder den Wandstürmer.“