Heute setzt sich der Adlertross in Richtung Stuttgart in
Bewegung. Wir waren, wie so oft in den vergangenen Wochen, gestern schon im
Schwäbischen, auf Krankenbesuch. Ein
fast unwirkliches Szenario. Gestern noch Sommer, jetzt rieselte der Schnee. Neblig-nasse,
graue Autobahn. Eine weiße, milchige Decke auf dem Äckern und Wiesen, aus der
die bunten Blätter der Bäume leuchteten. Es gibt schon merkwürdige Dinge
zwischen Himmel und Erde. Apropos…
Vorgestern in einer Mainzer Metzgerei. Der Laden steht ziemlich
voll, vorne wird eine Kundin bedient, die sich ausführlich Zeit für ihren Einkauf lässt. Kein Wunder: Die – erkennbar gut gekleidete
Frau – hat - wie sie die Verkäuferin
(und alle im Laden Anwesenden) wissen lässt –
nämlich Großes vor: Sie will „Himmel und Erde“ kochen. „Himmel und Erde“? Du liebes bisje:
Bei uns zu Hause hieß das ganz prosaisch
„Kartoffelstücker, Ebbelbrei und Blutwurst“ – ein Essen, das es meist dann gab,
wenn’s mal schnell gehen musste und man einfach mit den Sachen kochen konnte, die
ohnehin immer im Haus waren. Mal mit Apfelstückchen, mal mit Brei, mal mit Dosenblutwurst oder dem Zipfel geräucherter Blutwurst, der noch im Kuhlschrank war, mal kalt, mal in der Pfanne rausgeschwenkt. Leggä.
Das ist natürlich nicht zu vergleichen mit der
Mahlzeit, die hier – streng nach Rezept – zubereitet werden soll. Besonders diffizil ist es offensichtlich, die
geeignete Blutwurst zu finden, aus der sich die vorgeschriebenen Scheiben
schnitzen lassen. Die Kundin überlegt, die Verkäuferin erläutert: Geräucherte
Blutwurst. Luftgetrocknete Blutwurst. Blutmagen. Zungenblutwurst.
Dosenblutwurst. Blutwurst im Ring. Thüringer
Blutwurst. Frische Blut…. Plötzlich eine
männliche Stimme aus dem hinteren Teil des Ladens: „Maaaaaaan, um was geht’s hier
eigentlich? Die Wahl zur Miss Blutwurst?“
Flashbackende
Auch die Eintracht schwebt derzeit irgendwo zwischen Himmel
und Erde, genauer gesagt: Himmel und Teppich. Auf selbigem bleiben wir nämlich.
Das ist gut so - falls Kratzer entstehen, sieht man sie nicht und solange wir fest auf dem Teppich stehen bleiben , gibt es auch nichts,
was wir darunter kehren können.
Wir alle haben unsere Rezepte und Rituale, die mit dafür verantwortlich sind, dass die Eintracht da steht, wo sie im Moment stehtStefan unkt – weil: das bringt Glück. Dieter tippt
1:1 – weil: wenn er 1:1 getippt hat, hat die Eintracht in dieser Saison immer
gewonnen. Pia trägt ihre orangenen Chucks, weil: dann gewinnen wir garantiert. Nicole fährt nicht mehr mit dem Auto, sondern
schwebt auf einer Wolke nach Stuttgart. Und. Und. Und.
:
Ich habe in diesem Jahr kein bestimmtes Rezept: Ich mache an jedem Spieltag (hihi) einfach alles genauso wie immer: Mit dem rechten Fuß zuerst aufstehen.
Erst kurz vor dem Spiel meinen Spieltagseintrag in den Blog stellen. Rotundschwarzes Auswärtsshirt (zuhause:
schwarz) anziehen. Rotundschwarze
Socken. Ohrringe (weiß, der kaputte immer links). Zwei Schals (einen um den
Hals, einen am Arm, rechts). Der rotundschwarze Glücksbringer-Marienkäfer hängt am
dafür vorgesehen Platz, die Orakel-Kuh wurde befragt (ihr wisst schon: Muh,
muh, muh). Auch die Katze habe ich heute
wieder schwarz und weiß angemalt (wie? Die ist doch sowieso schwarzundweiß? Ach
so.) Ein neues Ritual wird ab heute dann
noch dazu kommen: Wenn ich nicht live im
Stadion bin, trinke ich Getränke während des Spiels ausschließlich aus meinem
Meier-Becher.
Armin Veh lässt das Spiel in Stuttgart nicht kalt, was
bei den heutigen Temperaturen einigermaßen erstaunlich ist. Schalke hat gestern gewonnen und ist
vorübergehend an uns vorbeigezogen. Die Stuttgarter stehen unter Druck, haben
seit Ewigkeiten kein Heimspiel mehr gewonnen, sind in dieser Saison sehr
instabil und haben grade am Donnerstag
in der Europa-League gegen Kopenhagen einmal
mehr enttäuscht. Wie gehen sie, aber vor allem: Wie gehen wir mit dieser
Ausgangssituation um? Fangen wir – wie gegen
Hannover – auch heute wieder voll Speed an oder legen wir die dollen zwanzig,
dreißig Minuten ein Stück weiter nach hinten? Spielt vielleicht doch wieder Matmour statt
Occéan? Bleiben wir weiter so locker und selbstbewusst? Ich bin gespannt, einfach nur gespannt. Keine Ahnung, für welche Blutwurst sich die
Frau entschieden hat. Ich entscheide mich für Himmel.
Ohne enge Regeln, mit Plan und Gefühl - einfach mit dem, was ihr könnt und habt: Macht es
noch einmal - Auswärtssieg!
Bjäch, Blutwurst ... ;-)
AntwortenLöschenIch habe allen Aberglauben abgelegt, bin aber beseelt von dem Glauben, dass wir in dieser Saison Geschichte schreiben.
Liebe Grüße vom Kid
Ich auch, lieber Kid, ich auch. Irgendwie habe ich alles abgeworfen, was einengt. Ich traue mich, mich einfach in den Spieltag fallen zu lassen und gehe mit der Mannschaft mutig ins Weite und Freie :)
AntwortenLöschenlgk
Schade, einen Punkt hatten wir uns heute verdient. Und wenn Demidov nicht Zambrano ersetzen muss und der Schiri-Assistent bei Occéans Vorlage richtig liegt, wäre dieser Punkt auch unser gewesen. Schade, sehr schade.
AntwortenLöschenKeine Klatsche, kein Denkzettel. Eine Niederlage, wie sie eben vorkommt gegen eine Mannschaft, die es wissen will. Leider.
AntwortenLöschenDas Gebaren der Dame in der Metzgerei hat Magath´sche Züge. Vergessen, was im Grunde wirklich zählt (Himmel und Erde kann jeder Pinsel), dafür die Brieftasche ausgepackt und auf schlau gemacht. Nur gut, dass das bei uns anders ist. Armin Veh könnte Kartoffeln, Äpfel und Blutwurst zu einem Abendessen zusammenkloppen und vielleicht dann eine ironische Bemerkung darüber machen. Magath könnte zwar letzteres, nicht aber ersteres.
Danke für Deinen blog, der ohne Selbstgefälligkeit auskommt.
Übrigens: Wurstthekenschlangen sind nicht nur in Mainz sondern auch bei uns in NRW ein Problem:
http://www.youtube.com/watch?feature=player_detailpage&v=Ht1nbNtn-BA
Komischerweise bin ich auch zurück geschwebt... Unser Auto wollte nachhause und schwebte über die Autobahn, zügig und nicht aufzuhalten.
AntwortenLöschenErst war ich sauer, blöder Gagelmann und überhaupt, wir haben diese Saison eine miese persönliche Auswärtsbilanz (Aue, Gladbach, Stuttgart), dann haben wir Rosa zuliebe die Wilde Kerle CD gehört (tat gut, weil "alles ist gut, so lange du wild bist") und danach kam im Radio die Nachricht, dass sowohl die Bayern als auch Hannover zuhause verloren haben. Und da war ich ausgesöhnt.
Klar, wir müssen doch verlieren. Wir sind Aufsteiger. Die anderen sollen uns nicht ernst nehmen. Lassen wir mal Schalke ran als Bayern Jäger Nr. 1. Und dann Heimsieg gegen Fürth bitte.
Blutwurst ist übrigens nie meins gewesen, wir probieren jetzt gerade eine Art von mehroderweniger vegetarisch.
LG Nicole
PS: meine Tippbilanz heute = 0 und vorher auch nicht besser...
Schade,dass es heute einige unerklärliche Schiedsrichterentscheidungen gab(nenne es unglücklich.)
AntwortenLöschenMund abbuzze und weiter,die nächsten 2.Heimspiele sollten(müssen)gewonnen werden,was sehr schwer werden wird.
Alex Meier(Fussballgott)Traumtor.
LG
(B)
Bayern und Hannover auch 0.Points,garnet so übel.:-)
Hihi. Da scheinen die NRWler doch noch ein wenig rabiater zu Werke zu gehen als die Meenzer.
AntwortenLöschenEine meiner liebsten Wurstschlangen-Geschichten hat übrigens auch mit NRW zu tun – sie stammt vom Pokalendspiel 1988 in Berlin (seit dem ich aus verschiedenen Gründen eine gewisse Sympathie für den VFL Bochum hege). Bratwurststand vor dem Spiel. Wildes Menschengewoge und –gedränge. Ganz vorne ein Bochumer, der offensichtlich einen Großeinkauf für alle seine 125 mitgereisten Kumpels und als und als nicht fertig wird. Man sieht ihn von hinten kaum, er hat sich auf die Theke aufgestützt, zeigt, dirigiert, und hat bei seinen Bestellungen auch noch allerlei Extra-Wünsche, die er mit lauter Stimme äußert: „Noch zwei Brat, aber nicht so dunkel, und dann machste drei Cörry, aber mit ordentlich Sauce. Und haste auch Bratklopse?“ Die Schlange fängt an zu murren. Menno. „Hey – du da, so geht das net. Mach mal vorre.“ Der Bochumer richtet sich auf. Oopsala. Ein Schrank. Ungewöhnlich groß, sehr kräftig, trägt eine Kutte: „Wat willste? Ich zahl dat doch…“ sagt er und lächelt freundlich in die Runde. Ähem. Ach so…ja…bloß keine Eile… lass dir Zeit, Junge. Alles ok…
Wir sind dann aber doch noch alle dran und rechtzeitig ins Olympiastadion gekommen *g.
Ja, das war schade gestern sehr schade. Der eine Punkt wäre so schön gewesen. Beileibe keine "Pleite" oder Klatsche – es fühlt sich an wie ein ganz normales Fußballspiel und dass einem das merkwürdig vorkommt, zeigt ja, wie schnell man sich an das gewöhnt, was die letzten Spiele uns gebracht haben. Zum ersten Mal in dieser Saison hat der Zauber gefehlt, der uns bisher umgeben hat. Alltag. Kämpferischer Alltag, der mal so, mal so ausgeht. Ich gebe meine Wolke auch nicht her, noch lange nicht. Zwischendurch mal ein wenig an Flughöhe verlieren macht nichts. Jetzt müssen wir eben anfangen, den Alltag zum Strahlen zu bringen. Genial, dass Bayern verloren hat – aber da haben sich gleichzeitig auch ein paar andere heimlich, still und leise angeschlichen (oops, die 05er...), da sind zwar immer noch ausreichend Punkte zwischen uns und den anderen, trotzdem scheinen sie irgendwie weniger entfernt als vorher. Fürth!
Wilde Grüße (auch an Rosa und Zoe), K.
PS: Huhu liebe B, das ist aber nett, dich mal wieder hier zu lesen. Und jetzt muss ich doch gleich mal kucken, ob du mehr Tippglück hattest. Meine Bilanz an diesem WE sieht nämlich genau aus wie die von Nicole: 2, ganze 2 Punkte :(
Hatte leider nur 4 und die letzten 2.Spieltage jeweils nur 3.Punkte.Momentan stagniere ich,geht garnichts.
AntwortenLöschenDafür ist Michelle unsere grosse Stütze.
Ja, Michelle hat derzeit einen richtigen Lauf. Dem Glückshasen sei Dank :) Und genau deshalb sind wir ja ein Team - mal die eine (meistens du...*gg), mal die andere, zusammen stark - und am Ende stehen Attilas Töchter ganz oben :)
AntwortenLöschenJa eben, Attilas Töchter, ein starkes Team :). Ich hoffe, ich kann auch mal wieder mehr Punkte beisteuern... Aber die Saison ist ja noch lang.
LöschenMichelle, tatsächlich, sie ist echt durchgestartet diese Saison, die erste Liga liegt ihr mehr als die zweite.
Gemeinsam sind wir stark-sehr stark-auch ohne grosse Worte.
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