In H. waren wir alle ein bisschen verliebt, damals zu WG-Zeiten. Er war groß, blond, cool und: Er war ein Schweiger. Nur wenn er zu viel getrunken hatte (und das kam durchaus öfter vor) wurde er redselig, dann sprach er gerne über das Zeitproblem in Thomas Manns „Zauberberg“. Nach dem Studium verloren wir uns aus den Augen, begegneten uns mal hier, mal da. Es ist jetzt auch schon wieder eine Weile her, dass ich ihn zum bisher letzten Mal getroffen habe, ein Fest, zufällig. Am fortgeschrittenen Abend bekam ich Hunger und wollte mir in der Küche noch einen Teller Nudelsalat holen, da stand H. Mit einer deutlich jüngeren Frau und sprach, ja tatsächlich, über das Zeitproblem im Zauberberg. Das muss man erst mal hinbekommen.
Gestern habe ich in der FR ein Interview mit Alex Meier gelesen und tatsächlich, ich könnte schwören, dass ich fast das gleiche Interview vor einem, vor zwei, vor drei, vor vier Jahren schon einmal gelesen habe. Ihr wisst schon: Innenrist war ein Tipp vom Vater. Pfiffe und Genöle interessieren ihn nicht. Für Benny Köhler freut es ihn. Hauptsache nicht verletzt. Dann kommt alles von selbst. Kein Blick zurück. Nur die Zukunft zählt. Cool. Irgendwie.
Apropos Gegenwart und Zukunft: Martin Fenin wechselt (vielleicht) nach Cottbus. Oder nach Augsburg. Oder doch nach Freiburg? Pirmin Schwegler hat trotz zweite Liga eine Einladung zur Schweizer Nationalmannschaft bekommen. Sonny Kittel trainiert wieder, Ioannis Amanatidis wandert nach Zypern aus und/oder wird Wirt - wer weiß, vielleicht eröffnet er aber auch eine Herrenboutique in Wuppertal. Maik Franz denkt an uns, Armin Veh tobt und macht Druck, Erwin Hoffer angelt, Ümit hat es am Oberschenkel und Bancé kommt vielleicht nun doch, was ich nicht hoffen will, weil mein Mit-Adler für diesen Fall angekündigt hat, die Rückgabe seiner Dauerkarte ernsthaft in Erwägung zu ziehen. Mir geht es wie Sebastian Rode: Ich bin froh, wenn endlich Mittwoch ist und nicht mehr jeden Tag eine andere (arme) Sau durchs Dorf getrieben wird, um sie meistbietend an den Mann zu bringen. „Komm mit mir woanders hin, ich weiß noch einen Weg.“ Manchmal leider nicht.
„Immer wo du bist, bin ich nicht.“ Am Donnerstagabend z.B. bei einem Element of Crime-Konzert im KUZ hier in Mainz. Altes Gemäuer, bunt angestrahlte Bäume, wunderbare Lieder voller Witz, Melancholie und Sehnsucht, ein schwül-heißer Abend, einzelne dicke Regentropfen - und ein Publikum, dass sich vor allem darin gefällt, den Typus des neuen Städters zu spielen. Locker ein Bierchen in der Hand, lockere Gesprächsgrüppchen, laut und lustig, noch eine Bratwurst, kaum ein Blick zur Bühne, so geschäftig, so locker, alles easy going. Wladimir Kaminer. Teneriffa. Steven Jobs. Hey, wir kennen uns aus. Wir sind dabei. Dass da vorne auf der Bühne jemand Musik macht, dass es vielleicht lohnt zuzuhören, hin zu kucken, zu singenträumentanzen – och, nö. „Hey – könntet ihr noch ein bisschen lauter reden? Wir können den Sänger sonst grad noch verstehen.“
Jetzt erstmal zumindest hier die Nebengeräusche wegdrehen und auf das nächste Spiel konzentrieren, gegen den SC Paderborn, der - wie ich aus dem gereizten Vorbericht im Eintracht-Forum (540) und aus dem Rückblick in der Klappergass weiß - früher einmal TUS Schloß Neuhaus geheißen hat. Paderborn klingt wie der Inbegriff der zweiten Liga, Abteilung Niemandsland, war aber vor zwei Jahren Fünfter in der Abschlusstabelle, was wieder einmal zeigt, das Dinge manchmal anders sind und anders kommen als man denkt. Paderborn gilt als auswärtsstark, da trifft es sich besonders gut, dass wir gerade beschlossen haben, keinen Heimkomplex mehr zu haben. Bei Paderborn spielt Rolf-Christel Guié-Mien, dessen Name „in Frankfurt immer noch einen guten Klang hat.“ Da muss man aber schon ein feines Öhrchen haben, um diesen guten Klang zu hören.
Vielleicht so ähnlich wie Charlotte Roche, von der ich nicht weiß, ob sie gut hört, aber ahne, dass sie ihr Ohr sehr nah am Puls der Zeit hat, was sich nicht nur daran zeigt, dass sie sehr viele Bücher verkauft, sondern auch daran, dass sie ein zeitgemäß-kritisches Bewusstsein hat. In diesem Jahr wollte sie sich z.B. in Gorleben anketten, aus Protest gegen die Atommülltransporte. Sie hat die Organisatoren auch angeschrieben, aber leider – hat nicht geklappt mit dem Anketten. Frühestens in zwei Jahren. Bis dahin steht sie auf der Warteliste.
Da haben wir ja grad noch mal Glück gehabt, dass es (noch) keine Warteliste gibt, auf der man sich für den Aufstieg in die Bundesliga eintragen muss. Zeitproblem beim Aufstieg auf den Zauberberg gelöst: Für den Atomaufstieg müssen wir uns nicht anketten, sondern einfach die Ketten lösen.
„Sag Bescheid, wenn du mich liebst“ – singt Sven Regener. Na gut, wenn du’s unbedingt noch mal hören willst: Erste oder zweite Liga? Paderborn oder Delmenhorst? Hauptsache Frankfurt. Eintracht – ich liebe dich. Und es wäre sehr nett, wenn du mir - wie letzten Sonntag - jetzt wieder öfter mal zeigen würdest, dass das umgekehrt auch gilt.
Klarer Heimsieg. Jetzt. Und sonst gar nix!
Gestern habe ich in der FR ein Interview mit Alex Meier gelesen und tatsächlich, ich könnte schwören, dass ich fast das gleiche Interview vor einem, vor zwei, vor drei, vor vier Jahren schon einmal gelesen habe. Ihr wisst schon: Innenrist war ein Tipp vom Vater. Pfiffe und Genöle interessieren ihn nicht. Für Benny Köhler freut es ihn. Hauptsache nicht verletzt. Dann kommt alles von selbst. Kein Blick zurück. Nur die Zukunft zählt. Cool. Irgendwie.
Apropos Gegenwart und Zukunft: Martin Fenin wechselt (vielleicht) nach Cottbus. Oder nach Augsburg. Oder doch nach Freiburg? Pirmin Schwegler hat trotz zweite Liga eine Einladung zur Schweizer Nationalmannschaft bekommen. Sonny Kittel trainiert wieder, Ioannis Amanatidis wandert nach Zypern aus und/oder wird Wirt - wer weiß, vielleicht eröffnet er aber auch eine Herrenboutique in Wuppertal. Maik Franz denkt an uns, Armin Veh tobt und macht Druck, Erwin Hoffer angelt, Ümit hat es am Oberschenkel und Bancé kommt vielleicht nun doch, was ich nicht hoffen will, weil mein Mit-Adler für diesen Fall angekündigt hat, die Rückgabe seiner Dauerkarte ernsthaft in Erwägung zu ziehen. Mir geht es wie Sebastian Rode: Ich bin froh, wenn endlich Mittwoch ist und nicht mehr jeden Tag eine andere (arme) Sau durchs Dorf getrieben wird, um sie meistbietend an den Mann zu bringen. „Komm mit mir woanders hin, ich weiß noch einen Weg.“ Manchmal leider nicht.
„Immer wo du bist, bin ich nicht.“ Am Donnerstagabend z.B. bei einem Element of Crime-Konzert im KUZ hier in Mainz. Altes Gemäuer, bunt angestrahlte Bäume, wunderbare Lieder voller Witz, Melancholie und Sehnsucht, ein schwül-heißer Abend, einzelne dicke Regentropfen - und ein Publikum, dass sich vor allem darin gefällt, den Typus des neuen Städters zu spielen. Locker ein Bierchen in der Hand, lockere Gesprächsgrüppchen, laut und lustig, noch eine Bratwurst, kaum ein Blick zur Bühne, so geschäftig, so locker, alles easy going. Wladimir Kaminer. Teneriffa. Steven Jobs. Hey, wir kennen uns aus. Wir sind dabei. Dass da vorne auf der Bühne jemand Musik macht, dass es vielleicht lohnt zuzuhören, hin zu kucken, zu singenträumentanzen – och, nö. „Hey – könntet ihr noch ein bisschen lauter reden? Wir können den Sänger sonst grad noch verstehen.“
Jetzt erstmal zumindest hier die Nebengeräusche wegdrehen und auf das nächste Spiel konzentrieren, gegen den SC Paderborn, der - wie ich aus dem gereizten Vorbericht im Eintracht-Forum (540) und aus dem Rückblick in der Klappergass weiß - früher einmal TUS Schloß Neuhaus geheißen hat. Paderborn klingt wie der Inbegriff der zweiten Liga, Abteilung Niemandsland, war aber vor zwei Jahren Fünfter in der Abschlusstabelle, was wieder einmal zeigt, das Dinge manchmal anders sind und anders kommen als man denkt. Paderborn gilt als auswärtsstark, da trifft es sich besonders gut, dass wir gerade beschlossen haben, keinen Heimkomplex mehr zu haben. Bei Paderborn spielt Rolf-Christel Guié-Mien, dessen Name „in Frankfurt immer noch einen guten Klang hat.“ Da muss man aber schon ein feines Öhrchen haben, um diesen guten Klang zu hören.
Vielleicht so ähnlich wie Charlotte Roche, von der ich nicht weiß, ob sie gut hört, aber ahne, dass sie ihr Ohr sehr nah am Puls der Zeit hat, was sich nicht nur daran zeigt, dass sie sehr viele Bücher verkauft, sondern auch daran, dass sie ein zeitgemäß-kritisches Bewusstsein hat. In diesem Jahr wollte sie sich z.B. in Gorleben anketten, aus Protest gegen die Atommülltransporte. Sie hat die Organisatoren auch angeschrieben, aber leider – hat nicht geklappt mit dem Anketten. Frühestens in zwei Jahren. Bis dahin steht sie auf der Warteliste.
Da haben wir ja grad noch mal Glück gehabt, dass es (noch) keine Warteliste gibt, auf der man sich für den Aufstieg in die Bundesliga eintragen muss. Zeitproblem beim Aufstieg auf den Zauberberg gelöst: Für den Atomaufstieg müssen wir uns nicht anketten, sondern einfach die Ketten lösen.
„Sag Bescheid, wenn du mich liebst“ – singt Sven Regener. Na gut, wenn du’s unbedingt noch mal hören willst: Erste oder zweite Liga? Paderborn oder Delmenhorst? Hauptsache Frankfurt. Eintracht – ich liebe dich. Und es wäre sehr nett, wenn du mir - wie letzten Sonntag - jetzt wieder öfter mal zeigen würdest, dass das umgekehrt auch gilt.
Klarer Heimsieg. Jetzt. Und sonst gar nix!
Geschlossenes System -> 2. thermodynamischer Hauptsatz -> maximale Entropie -> maximale Unordnung -> "Ewigkeitssuppe"
AntwortenLöschenDer Mann wird in geschlossenen Räumen immer und ausschließlich nur vom Zeitproblem in Thomas Manns 'Zauberberg' sprechen. Unvermeidlich :-)
Wunderbarer Eintrag, der mich an einen schüchternen Klassenkameraden erinnert, der im Suff immer über die Kontinentalverschiebung referierte.
AntwortenLöschen"Wir müssen gewinnen, alles andere ist primär." ;-)
Gruß vom Kid
Der Erzählrt ist ja, so ThM, der raunende Beschwörer des Imperfekts. Also: Das waren schöne Zeiten, als wir in der ersten Liga spielten. Zur Zeit ist allerdings eher der Konjunktiv II angesagt: Hätten wir dieses Spiel gewonnen... Gruß C.
AntwortenLöschenDa raunt der Erzähler in geschlossenen Räumen, die zwar keine Denkgefängnisse, aber Hyperbeln sind und keine Zeitprobleme kennen. Alles andere wäre maximal primär gewesen, während die Ewigkeitssuppe köchelt und sich im Suff die Kontinente verschieben. Jetzt weiß ich also endlich: Es liegt alles am (geschlossenen) System.
AntwortenLöschenSeufz.
Danke euch fürs Lesen und Kommentieren. Doch, doch - das wird! Lg in alle Richtungen