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Orakel on Ice. Dreifach.

Wer das aktuelle Fußballgeschehen und speziell das Wohl und Wehe einer bestimmten Mannschaft verfolgt und begleitet, weiß, dass es nicht schaden kann, im Vorfeld eines Spieles der eigenen Mannschaft – unabhängig von der allgemeinen Lage, von statistischem Zement, Verletzungspech oder sonstigen Unkenrufen - gewisse ergebnisunterstützende Maßnahmen zu ergreifen. Dazu zählen bestimmte regelmäßig einzuhaltende Rituale (z.B. - äußerst erfolgreich! - das trotz Bemühen um frühzeitige Ankunft erst kurz vor knapp im Stadion einlaufen), das Anlegen bereits gewinnerprobter Bekleidung (Achtung! Auch Zeitpunnkt und Reihenfolge können eine Rolle spielen), das frühzeitige Erkennen gewisser Glück und Erfolg verheißender Zeichen (z,.B. „Heute war so ein Scheißtag – das kann nur Gutes bedeuten“) und und und.

Zu meinen regelmäßigen Abläufen gehört es – wie regelmäßige Leser dieses Blogs wissen ,-) – , die Orakel-Kuh nach ihrer Meinung zu befragen. Die Orakel-Kuh ist ein Orakel, das etwas auf sich hält. Sie lässt nicht mit sich Schlitten fahren und gibt auf jede Frage, die man ihr stellt, stoisch und unerbittlich die gleiche Antwort: Ein dreifaches Muh. Ihre prognostischen Fähigkeiten offenbart sie also nur dem, der sie nicht durch immer gleiche Fragen aufs Glatteis führt, sondern ihr mit rotundschwarzem Geschick und Ideenreichtum begegnet und genau die Frage findet, die dazu taugt, ihr eine Prognose zu entlocken. So ist halt nicht nur das Fußballspielen, sondern auch das Orakeln letztlich eine Frage der Kuhalität.

Vor einigen Wochen hatte ich eine  Orakel-Kuh-Zwischenbilanz der ersten 12 Spieltage der Hinrunde gezogen und war äußerst zufrieden. In neun von zwölf Fällen hatte die Orakel-Kuh recht behalten und eine überdurchschnittliche Trefferquote von 75%  erzielt. Ich war also zuversichtlich, dass sie diese Bilanz in den letzten fünf Spielen halten oder gar noch verbessern könnte, und war ein wenig enttäuscht als ich mir das Prognose-Ergebnis ansah. Nur zwei von fünf Spielergebnissen hatten wir (= ich durch meine rotundschwarzen Fragen und die schwarzundweiße Kuh durch ihre Antworten) richtig eingeordnet, magere 40% - im Bild sieht das so aus:


Ausgeorakelt? Nein, nein – so schnell wollte ich die Orakel-Kuh dann doch noch nicht aus der Verantwortung entlassen und beschloss, mir das Hinrundengesamtergebnis ein wenig genauer anzuschauen und nach weiteren Deutungshinweisen zu suchen.

„Neun aus zwölf“ und „Zwei aus Fünf“ richtige Auskünfte – aha, das heißt: In 11 von 17 Spielen hat die dreifachmuhende Kuh in der Hinrunde richtig orakelt – das entspricht einer Gesamtbilanz von ca. 65 %, was zwar nicht überragend, aber doch ganz ordentlich ist.

Jetzt im Vergleich dazu das Ergebnis, dass die Eintracht auf dem Platz erspielt hat: Sie steht auf dem siebten Tabellenplatz, hat 26 Punkte geholt, weist eine positive Torbilanz von (logisch!) + 3 auf  und liegt damit – muhmuhmuh – genau drei Punkte hinter einem Europapokalplatz.  26 Punkte sind ganz wunderbar, aber es sind – in Prozenten ausgedrückt - „nur“ gut 50% aller Punkte, die in der Hinrunde vergeben wurden. Da hat die Orakelkuh also einen Vorsprung Und genau da haben wir ihn, den Hinweis, an dem – zumal zum orakelintensiven Jahresende - der Orakelhase begraben liegt. Wieso? Ganz einfach: Nur mal angenommen die Mannschaft zieht in der Rückrunde nach und holt – wie die Orakel-Kuh – 65% aller möglichen Punkte. Das wären dann 33 Punkte (also: Drei und Drei). Und wenn das dann so wäre, dann könnte man sich natürlich auch gleich fragen, auf welchem Platz in der Tabelle sie dann stünde? Kleiner Tipp: Die Orakel-Kuh wüsste auch diese Antwort. 100%.

Uff. Na also Da habe ich die Kuh für dieses Mal nochmal vom Eis geholt. Aber  - ok ok - ich weiß schon: Nach ein paar Spieltagen in der Rückrunde ist das sowieso alles nur Schnee von gestern...


Übrigens: Das Frankfurter Hallenturnier, das am nächsten Sonntag in der Höchster Ballsporthalle ausgetragen wird, ist das 33. Noch Fragen?

Kommentare

  1. Ein Scheißtag bedeutet leider nur eines: Dass der Tag scheiße ist.

    So wie deine Kuh ein wahres und echtes Orakel ist. Und wie jedes Orakel kannn sie für unsere Deutungen wie für unsere Fragen nichts.

    Es scheint mir ohnedies ein allgemeines Problem der Menschheit zu sein: Sie sucht nach Antworten und stellt dabei die falschen Fragen.

    Gruß vom Kid, dem es nicht anders geht.

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  2. Fein gesagt. Wobei wir froh sein können, wenn überhaupt noch jemand sucht und Fragen stellt. Und es umgekehrt Antworten gibt, auf die man gerne verzichtet hätte. Dreimal muh als Antwort ist mir so gesehen ganz sympathisch - es ist verlässlich und hält Wege offen, was die Menschheit von sich nicht unbedingt behaupten kann.

    lg von K., die manchmal g

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  3. Es ist doch wichtig, dass man Ende von sich sagen kann, dass man selbst immerhin alles gegeben hat. Durch geschicktes Frageverhalten, durch Einhalten der festgelegten Rituale (die in gewissen Situationen auch mal abgeändert werden können/müssen, aber dennoch weiterhin ihre Richtigkeit haben), durch den guten Glauben an die gute Sache.

    Ich bin gespannt, zu welchen Leistungen sich die Orakelkuh in 2011 aufschwingt.

    Dreimal muh :-) und liebe Grüße an dich, liebe Kerstin und die Kuh!
    Nicole

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