Den gestrigen Abend haben wir in der Phönixhalle in Mainz verbracht. Dort waren – am ersten von (wow!) drei ausverkauften Abenden – Badesalz mit ihrem neuen Programm "Binndannda" zu Gast. Die Phönixhalle liegt auf einem alten Industriegelände in Mombach, dem heimlichen Zentrum von Mainz. Der Schnee knirscht, es ist kalt. Wir schlittern und tapern vom vereisten Parkplatz zur Halle. Keine Zeit mehr noch etwas zu trinken. Gong. Auf der Bühne eine sparsam angedeutete Holzhütte, verschiedene Kisten und Kasten, eine Wäscheleine, auf der ein paar Sweatshirts trocknen, eine Gitarre, ein Saxophon.
Im letzten Badesalz-Programm vor zwei Jahren wollten Henni Nachtsheim und Gerd Knebel aus einem vor sich hindümpelnden Musikladen im Hessischen zusammen nach Dugi Otok aufbrechen. In diesem Jahr sind sie bereits da – nein, nicht in Dugi Otok, aber irgendwo, an einem geheimnisvollen Fleckchen Erde, das von einer undurchdringlichen Zauberwand umgeben ist. Henni bzw. der Dosenfabrikant Peter Lembach aus Nieder-Aulbach ist hier nach einem missglückten Paragliding-Flug gelandet, den seine Frau Christa beim ehemaligen Schulfreund und heutigen Leiter des Edeka-Marktes (Carsten „Air“ Bär) erstanden und ihm geschenkt hat. Einmal hinter der Zauberwand gestrandet, gibt es kein Entrinnen. Davon berichtet Noah, der dort in einer halb verfallenenen Hütte lebt und sich von Ratte a la Berlusconi, Maden, Waldbeerenschnaps und Ebbelwoi ernährt. Es muss wohl die Zauberwand sein, die Henni alias Peter die Sinne so verwirrt, dass er den vor Ort anwesenden Präsidenten von Mainz 05 - Harald Strutz - so herzlich zu begrüßen bemüht ist, dass zwar im Laufe des Abends diverse Seitenhiebe auf Offenbacher zu hören sind, der Name „Eintracht Frankfurt“ aber nicht ein einziges Mal fällt.
Na ja. Da ist es ja ein Glück, dass ich für ein Gegengewicht sorge, weil ich die Phönixhalle grundsätzlich nie ohne Eintracht-Schal betrete. Spätestens seit ich hier im letzten Jahr ein Schulkonzert erlebt habe, in dem Minderjährige öffentlich von Lehrkörpern dazu animiert wurden, sich 05er-Trikots über den Kopf zu streifen, rotweiße Fahnen zu schwenken und „You’ll never walk alone“ zu singen.
Zurück zu Noah und Peter. Die können die Zauberwand nämlich nur überwinden, wenn es ihnen gelingt, die Außerirdischen davon zu überzeugen, dass das Leben hier auf der Erde nicht ausschließlich aus Vorabendserien besteht. Eine leere Kiste steht bereit, die mit wertvollen kulturellen Erzeugnissen gefüllt werden muss. Und so wird nach und nach alles gesammelt, was hineinpassen könnte: ein Lied, ein Kabarettprogramm, ein Gedicht und schließlich dann doch auch noch eine Vorabendserie, auch wenn die daran scheitert, dass Udo Jürgens zwar „Griechischer Wein“ und „Aber bitte mit Sahne“ gesungen hat - das Lied „Sie liebt den DJ“ aber von dem noch furchtbareren Michael Wendler stammt. Mist. Henni-Peter verbringt zwischendurch zwei Nächte auf dem Eimer, rapt, singt und sieht manchmal aus wie Stink (ja, richtig, das ist der von Police). Er erinnert sich an seinen Sohn Holschää, an die Kardoffelsupp seiner Frau Christa, bringt Noah französisch bei und erzählt von seinem Onkel, der immer alles am besten wusste. Zum Beispiel, dass Rhababer dann am besten schmeckt, wenn man statt Rhabarber Himbeeren rein tut und dass Schweinefleisch am schmackhaftesten ist, wenn man die Sau erst gar nicht schlachtet. Ob der Hesse tatsächlich im Sappermurkt einkauft, bleibt dann aber doch ungeklärt.
Also: Am Ende ist die Kultur zwar einigermaßen gerettet, aber es stellt sich heraus, dass das gar nicht nötig gewesen wäre. Denn nach Ablauf von knapp zwei Stunden funktionieren die Lautsprecheranlage und der Handy-Empfang wieder und der Dosenfabrikant Lembach kann sich wieder auf den Weg nach Hause machen. Is ja zu Fuß nur eine Viertelstunde. Noah - so erfahren wir – heißt gar nicht Noah, sondern Norbert. Der von einer geheimnisvollen Zauberwand umgebene Ort ist gar nicht aus der Welt und der Zeit gebeamt, sondern es handelt sich um einen kurzfristig durch einen Sturm von der Außenwelt abgeschnittenen Campingplatz, irgendwo im Hessischen.
Und jetzt erschließt sich mir auch die heimliche Botschaft, sozusagen der Subtext, den Henni Nachtsheim uns Eintrachtlern im Publikum mitgeben wollte: Der einzige Mist, auf dem nix wächst, das ist nämlich der Pessimist. Deswegen ist es gut, dass man mit dem von Noah-Norbert entwickelten Babbel-Generator sämtliches Dumm-Geschwätz der Welt in Energie umwandeln und damit den Klimawandel (und also auch die Dortmunder) besiegen kann. Ganz zur Not können wir den Regenwald, wahlweise die Dortmunder, ja auch in einer riesengroßen Dose verschließen – dann passiert gar nix mehr. Und wenn doch, bleibt immer noch eine weitere Chance: Wenn man sich nämlich etwas wünscht, also ganz wirklich wünscht – dann muss man einfach ganz fest daran glauben – und bis vier zählen. Im allerschlimmsten Fall, also: wenn die Eintracht sich auch dann noch partout weigert, die Zauberwand , die sie von den Europapokal-Plätzen trennt, zu überwinden, bleibt immer noch ein Trost: Es sind noch zehntausend Liter Ebbelwoi da. Damit werden wir eine Weile durchhalten.
Um kurz vor Zehn nach einem letzten Lied ist das Spiel aus aus aus. Im Foyer hat „Hey-Gabi, du heute auch hier in Mainz“ einen Stand mit Badesalz-Devotionalien aufgebaut, an dem es jetzt endlich auch Badesalz-Badesalz – mit Grapefruit-Lemongras-Flavour und voll öko – gibt. Draußen rieselt leise der Schnee. Nett war’s, wenn auch nicht ganz so lustig wie es bei Badesalz schon war. Trotzdem klare Sache: Am 19. Januar stellt Henni Nachtsheim im Eintracht-Museum sein Eintracht-Tagebuch vor. Am 18. Dezember spielt die Eintracht im Waldstadion gegen Borussia Dortmund. In beiden Fällen gilt: Bin dann da.
Im letzten Badesalz-Programm vor zwei Jahren wollten Henni Nachtsheim und Gerd Knebel aus einem vor sich hindümpelnden Musikladen im Hessischen zusammen nach Dugi Otok aufbrechen. In diesem Jahr sind sie bereits da – nein, nicht in Dugi Otok, aber irgendwo, an einem geheimnisvollen Fleckchen Erde, das von einer undurchdringlichen Zauberwand umgeben ist. Henni bzw. der Dosenfabrikant Peter Lembach aus Nieder-Aulbach ist hier nach einem missglückten Paragliding-Flug gelandet, den seine Frau Christa beim ehemaligen Schulfreund und heutigen Leiter des Edeka-Marktes (Carsten „Air“ Bär) erstanden und ihm geschenkt hat. Einmal hinter der Zauberwand gestrandet, gibt es kein Entrinnen. Davon berichtet Noah, der dort in einer halb verfallenenen Hütte lebt und sich von Ratte a la Berlusconi, Maden, Waldbeerenschnaps und Ebbelwoi ernährt. Es muss wohl die Zauberwand sein, die Henni alias Peter die Sinne so verwirrt, dass er den vor Ort anwesenden Präsidenten von Mainz 05 - Harald Strutz - so herzlich zu begrüßen bemüht ist, dass zwar im Laufe des Abends diverse Seitenhiebe auf Offenbacher zu hören sind, der Name „Eintracht Frankfurt“ aber nicht ein einziges Mal fällt.
Na ja. Da ist es ja ein Glück, dass ich für ein Gegengewicht sorge, weil ich die Phönixhalle grundsätzlich nie ohne Eintracht-Schal betrete. Spätestens seit ich hier im letzten Jahr ein Schulkonzert erlebt habe, in dem Minderjährige öffentlich von Lehrkörpern dazu animiert wurden, sich 05er-Trikots über den Kopf zu streifen, rotweiße Fahnen zu schwenken und „You’ll never walk alone“ zu singen.
Zurück zu Noah und Peter. Die können die Zauberwand nämlich nur überwinden, wenn es ihnen gelingt, die Außerirdischen davon zu überzeugen, dass das Leben hier auf der Erde nicht ausschließlich aus Vorabendserien besteht. Eine leere Kiste steht bereit, die mit wertvollen kulturellen Erzeugnissen gefüllt werden muss. Und so wird nach und nach alles gesammelt, was hineinpassen könnte: ein Lied, ein Kabarettprogramm, ein Gedicht und schließlich dann doch auch noch eine Vorabendserie, auch wenn die daran scheitert, dass Udo Jürgens zwar „Griechischer Wein“ und „Aber bitte mit Sahne“ gesungen hat - das Lied „Sie liebt den DJ“ aber von dem noch furchtbareren Michael Wendler stammt. Mist. Henni-Peter verbringt zwischendurch zwei Nächte auf dem Eimer, rapt, singt und sieht manchmal aus wie Stink (ja, richtig, das ist der von Police). Er erinnert sich an seinen Sohn Holschää, an die Kardoffelsupp seiner Frau Christa, bringt Noah französisch bei und erzählt von seinem Onkel, der immer alles am besten wusste. Zum Beispiel, dass Rhababer dann am besten schmeckt, wenn man statt Rhabarber Himbeeren rein tut und dass Schweinefleisch am schmackhaftesten ist, wenn man die Sau erst gar nicht schlachtet. Ob der Hesse tatsächlich im Sappermurkt einkauft, bleibt dann aber doch ungeklärt.
Also: Am Ende ist die Kultur zwar einigermaßen gerettet, aber es stellt sich heraus, dass das gar nicht nötig gewesen wäre. Denn nach Ablauf von knapp zwei Stunden funktionieren die Lautsprecheranlage und der Handy-Empfang wieder und der Dosenfabrikant Lembach kann sich wieder auf den Weg nach Hause machen. Is ja zu Fuß nur eine Viertelstunde. Noah - so erfahren wir – heißt gar nicht Noah, sondern Norbert. Der von einer geheimnisvollen Zauberwand umgebene Ort ist gar nicht aus der Welt und der Zeit gebeamt, sondern es handelt sich um einen kurzfristig durch einen Sturm von der Außenwelt abgeschnittenen Campingplatz, irgendwo im Hessischen.
Und jetzt erschließt sich mir auch die heimliche Botschaft, sozusagen der Subtext, den Henni Nachtsheim uns Eintrachtlern im Publikum mitgeben wollte: Der einzige Mist, auf dem nix wächst, das ist nämlich der Pessimist. Deswegen ist es gut, dass man mit dem von Noah-Norbert entwickelten Babbel-Generator sämtliches Dumm-Geschwätz der Welt in Energie umwandeln und damit den Klimawandel (und also auch die Dortmunder) besiegen kann. Ganz zur Not können wir den Regenwald, wahlweise die Dortmunder, ja auch in einer riesengroßen Dose verschließen – dann passiert gar nix mehr. Und wenn doch, bleibt immer noch eine weitere Chance: Wenn man sich nämlich etwas wünscht, also ganz wirklich wünscht – dann muss man einfach ganz fest daran glauben – und bis vier zählen. Im allerschlimmsten Fall, also: wenn die Eintracht sich auch dann noch partout weigert, die Zauberwand , die sie von den Europapokal-Plätzen trennt, zu überwinden, bleibt immer noch ein Trost: Es sind noch zehntausend Liter Ebbelwoi da. Damit werden wir eine Weile durchhalten.
Um kurz vor Zehn nach einem letzten Lied ist das Spiel aus aus aus. Im Foyer hat „Hey-Gabi, du heute auch hier in Mainz“ einen Stand mit Badesalz-Devotionalien aufgebaut, an dem es jetzt endlich auch Badesalz-Badesalz – mit Grapefruit-Lemongras-Flavour und voll öko – gibt. Draußen rieselt leise der Schnee. Nett war’s, wenn auch nicht ganz so lustig wie es bei Badesalz schon war. Trotzdem klare Sache: Am 19. Januar stellt Henni Nachtsheim im Eintracht-Museum sein Eintracht-Tagebuch vor. Am 18. Dezember spielt die Eintracht im Waldstadion gegen Borussia Dortmund. In beiden Fällen gilt: Bin dann da.
Beim letzten Museums Besuch gab Henni zu, dass er eine gewisse Sympathie für den Karnevalsverein hegt :(. Das tat schon ein bisschen weh zu hören. Vielleicht würde er anders denken, wenn er inmitten der "Feinde" wohnen würde.
AntwortenLöschenDas mit den Lehrern ist z.B. so typisch. Ein Dortmunder schrieb in seinem Blog, dass ihm die Mainz-"Fans" vorkommen würden wie verkleidete Lehrer die jetzt mal zum Fußball gehen. Wie passend!!!
Bindannmalweg. Leider. Hennis letzte "Lesung" im Eintracht Museum war nämlich und natürlich großartig. Und das von mir gekaufte Exemplar hat er wie gewünscht in Andenken an Rudolf Rolfs mit seiner Unterschrift entwertet - wortwörtlich sogar. Der Mann hat Sinn für Humor, davon gibt es nicht mehr so wahnsinnig viel und deshalb sehe ich es ihm wie du nach, wenn er mal nicht so lustig sein sollte. Andere zum Lachen zu bringen, ist ohnehin einer der härtesten Jobs. Aber es gibt natürlich kein Mitleid: Er hätte ja auch was Anständiges lernen können. Gruß und Dank vom Kid
AntwortenLöschenDanke für die schöne Nachlese des Badesalz-Auftritt.
AntwortenLöschenDer einzige Mist wo nichts drauf wächst ist der Pessimist-lacht-wie wahr wie wahr.
Soso,der Strutz war auch vor Ort-Seitenhiebe auf Offenbach und über die SGE,fiel kein Wort-macht nichts-Du hast sie würdig -mit Schal-vertreten.
Danke.
(B).
Neben Rotundschwarz mit ihrem Eintracht-Schal saß ein Nullfünfer (ich), der seine Zugehörigkeit per Anstecknadel demonstrierte. So hatte in der Phoenix-Halle alles seine Ordnung. :-)
AntwortenLöschen@ Mark: Die 05er-Sympathien waren wirklich ein bisschen befremdlich - zumal der Henni-Gruß an Strutz nicht nur höflich, sondern fast überschwänglich war. ("Es ist mir eine Ehre..."). Mmh. Und die Sache mit den verkleideten Lehrern (wahlweise: Zahnarztgattinnen) - doch, hat was ,-)
AntwortenLöschen@Kid: Bindannda ist nicht nicht lustig, sondern nur ein bisschen weniger lustig (oder sagen wir: weniger rund) als es andere Badesalz-Programme schon waren, aber immer noch lustiger als vieles andere. Henni ist großartig. Und Gerd Knebel ist es zwei Mal!
@C-Willi: Wie gut, dass wir keine Pessi-Misten sind - alles wächst und wird *g
@Harx: HAHA :-) Mit Mini-05er-Ansteckersche unter lauter Meenzern. Is in Ordnung. Aber mit Eintracht-Schal egal wann und wo. That's the spirit *g!!!
Danke euch sehr für die bunten Kommentare - lg in alle Richtungen!
Bravo! Schöner Kommentar.
AntwortenLöschenHab das Programm zwar (vor einiger Zeit) in Bensheim gesehen - aber ähnlich empfunden.
Aber... da waren wenigstens keine Karnevalisten ausmachbar.
Gruß
@rotundschwarz. Eintracht-Schal in Mainz ist ja nix besonderes, du weißt, dass dir nix passiert, weil die Leut freundlich sind. Umgekehrt... :-)
AntwortenLöschenAch ja, lieber Harx. Ich wusste, dass du das sagen würdest :-) Es geht doch nix über ein wohlgeordnetes Weltbild *gggg
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