Direkt zum Hauptbereich

Der frühe Vogel kriegt die Wurst

In der Nacht von Samstag auf Sonntag bin ich spät ins Bett gekommen. Genauer gesagt: Sehr früh. Es ist also sozusagen mitten in der Nacht als mich um halb acht der Anruf eines Mit-Adlers erreicht. Muss dringend zum Bahnhof. Als Fahrer vorgesehener Kumpel kurzfristig ausgefallen. Kannst du...? Ok, ok. Wische mir den Schlaf aus den Augen, Wasser ins Gesicht und statt  mich wohlig im Bett zu räkeln, brause ich auf einer vollkommen unbelebten Straße durchs herbstliche rheinhessische Hinterland. Wow. Was für ein Morgen. Noch hängen feine Nebelschwaden über den Äckern, aber schon verfangen sich darin die ersten Sonnenstrahlen, die buntbelaubten Bäume sind von milchig-sanftem Licht umspielt. Ein guter, ein überwältigend schöner Tag um aufzubrechen in die Welt.
Wieder zu Hause trinke ich eine Tasse Tee auf dem Bänkchen hinterm Haus, das Gras unter meinen Fußen ist nass vom Tau, die Sonne ist jetzt durchgebrochen. Plopp, plopp.  Das vertraute Geräusch der Schreckschussanlagen aus den Weinbergen,  Vögel flattern und zwitschern, ein Eichhörnchen wuselt und hangelt sich durch den Nussbaum  und wie ich da so sitze, übernächtigt und ein bissschen wehmütig und doch froh und mir vorkomme wie aus der Welt gebeamt, da weiß ich es auf einmal, bin mir 100 prozentig sicher: Heute gewinnt die Eintracht. Und weil ich mir so sicher bin, gehe ich stante pede an meinen Schreibtisch zum Laptop und korrigiere meinen Tipp. Gestern wäre ich mit einem Unentschieden zufrieden gewesen – heute will ich einen Sieg. 1:2. Deine Tipps wurden gespeichert. Gut.
Ein paar Stunden später ist es tatsächlich vollbracht. Gewonnen.  Wir haben gewonnen. Glücklich, ja schon. Aber verdient. 
Haben uns von stark beginnenden VFBlern nicht den Schneid abkaufen lassen. Den ersten Ansturm mit Glück und Oka überstanden. Der war drin, der Lattenkracher von Träsch, oder? Und:  Boaaaah – der Cacao. Oka - was für ein Reflex. Und: So gewinnt man Spiele.
Aus dem Nichts die Führung gemacht. Was machen die Stuttgarter denn da? Weiter Eintwurf Chris. Der Ball segelt auf den Kopf von Gekas. Der verlängert. Toooor. Das fünfte. Der macht die Dinger, der macht sie tatsächlich.  
Spiel gegen jetzt nervöse VFBler kontrolliert. Mit der Führung in die Kabine gegangen und entschlossen wieder zurück gekommen. Gedrängt. Zweikämpfe gewonnen. Auch mal lange Bälle gespielt. Tza-tza-vellas. Siiiiiehstu, wie er tätschelt?  
1 Tor wird nicht reichen.   Au ja. Ein zweites Tor. Guter Matchplan. 
Chancen sind da.  Gekas. Ochs.  Altintop. ...maaaaaaaaan... Altintop.  Und dann fällt es doch, das zweite.  Chris. Stark, so stark.
Tor. Tor. Tor. Schon wieder: Gekas und Chris. 
Jetzt muss es, jetzt wird es reichen.  Argggghmpff. Was ist denn jetzt los?  Der Anschlusstreffer.  Das kippt.
Das kippt. Der Russ. Hilfe. Ich krieg die Krise. 
Nicht schon wieder ein Spiel am Ende hergeben. Und tatsächlich – sag mir, dass das nicht wahr ist -  da fällt er der Ausgleich.  O Jammer.  Wie? Was? Er gibt es nicht? Er gibt es nicht!  Kein Tor, warum auch immer. Mir soll es recht sein.
Und dann ist es aus, das Spiel. Die VFBler sind zu recht aufgebracht, nützt ihnen aber nichts -  die Eintracht hat dieses Spiel gewonnen. Tatsächlich gewonnen.
Wie gesagt:  Ein wunderbarer Tag, um aufzubrechen. In die Welt. Oder in Richtung vordere Tabellenhälfte. Plopp, plopp, plopp! Drei Punkte für die Eintracht. Und jetzt: Abendbrot:

Kommentare

  1. Wie auch immer die Wurst aufs Brot gekommen ist und warum sie dort noch immer liegt, obwohl da kräftig dran gezogen wurde, ist eben auch "wurst", wenn die Wurst erst im Mund ist und schmeckt. :-) Gruß vom Kid

    AntwortenLöschen
  2. Habe in deinem vorhergehenden Eintrag geschrieben,die Wurst kommt aufs Brot-ich glaube fest daran.
    Wie Kid,schon schrieb-es wurde daran kräftig gezogen,aber sie wollte nicht vom Brot und dass ist gut so.
    Schön,dass du dich doch noch entschlossen hast,2:1 zu tippen-so sollte es sein.*lächelt*

    Spitzenreiter-Spitzenreiter-Hey,Hey,Hey-jetzt werden wir mal 14.Tage den Platz-an der Sonne geniessen.`lacht`.

    Die Schwächen-in der Schlussviertelstunde-müssen dringenst abgestellt werden.:-)
    LG
    (B).

    AntwortenLöschen
  3. Entweder die letzte Viertelstunde in den Griff kriegen oder *ggg Matchplan konseqent danach ausrichten: Mindestens zwei Tore schießen, sonst kriegen wir das Spiel nicht nach Hause. Wenn wir gestern das zweite Tor nicht machen und der Schiri das zweite Tor gibt - tja, dann haben wir ungefähr das gleiche Spiel und das gleiche Ergebnis wie in Leverkusen.

    Hihihi: Alles Wurst. Widdewiddewitt und drei macht Neune. So isses. Obwohl meinen (schwäbischer) Mit-Adler die Entwicklung in Stuttgart allmählich etwas besorgt macht (und zwar nicht nur die des VFB).

    Das wär's, wenn die Eintracht da wäre, wo Attilas Töchter bereits sind: An der Spitze :-)))) Schenial!

    Danke für euer Feedback!

    AntwortenLöschen
  4. Na, was ein Glück, dass du den Tipp geändert hast *ggg*, Kerstin. Attilas Töchter auf der absoluten Gewinnerspur. Das macht echt Spaß! Grüße an dieser Stelle an meine Schwestern :-).

    Und unsere Eintracht! Die Wurst liegt auf dem Brot, das ist auch gut so!

    Sehe es wie du: glücklich am Ende (hab' schon gezittert am Ende), aber doch verdient.

    Für uns war es jedenfalls eine richtig schöne Auswärtsfahrt. Endlich mal einen Sieg bei den Schwaben miterlebt!

    Viele Grüße und Mahlzeit :-)
    Nicole

    AntwortenLöschen
  5. Bin in den letzten Minuten auf unserem Kneipenparkplatz Runden gelaufen... O-M-G-!

    ps:
    Wo hastu denn zum SONNTAGmorgen nach dem Tip-Wechsel noch die
    Worschd aufgetrieben ????

    :-)))

    Es lebe die Orakel-Kuh !!!

    LG aus Fischtown...,i.

    (Sieg !
    Und JETZT hole mer auch
    noch den Saumagen !!!)

    AntwortenLöschen
  6. Ja,ich bedanke mich auch bei meinen Schwestern und grüsse sie mal hiermit.
    *Stolz bin*Spitzenreiter-he,he und dass jetzt 14.Tage lang-wirklich schenial,*lacht*
    Wo ein Wille ist ist auch ein Weg(Worscht.)*ggg*
    Aber die letzten 15.Min,da muss was passieren,kann net jedesmal einen Rot-Kreuz Koffer mit ner -Herz Lungenmaschine-transportieren.
    LG
    (B).

    AntwortenLöschen
  7. Wurst aufs Brot gabs bei mir zwar nicht, stattdessen habe ich mir heute einen schwäbischen Wurstsalat mit Bratkartoffeln zum Mittagessen gegönnt. Obwohl ich so gut wie kein Fleisch und schon gar kein Schweinefleische esse, mußte das einfach sein. Ich hatte so einen Hunger.
    Das waren wahrscheinlich noch die Nachwirkungen von gestern, mein Adrenalin schoss in den letzten 10 Minuten auf Rekordniveau mit allen Begleiterscheinungen: Herzklopfen, Zittern, regelrechte Hitzewallungen und ständiger Bewegungsdrang. Mein Mitadler hatte nichts Bessres zu tun, als ständig zu sagen: "Das spielen wir jetzt ganz locker runter". Leider konnte mich das überhaupt nicht beruhigen. Als dann Cacau noch das Tor schoss, schrie ich höhnisch: "Ja ich sehs, ganz locker spielen wir das gerade runter" Und er antwortete: "Was hast du denn, die Fahne ist oben, das war kein Tor, bleib doch mal locker, sind nur noch ein paar Minuten."......Am Ende hatten wir wohl beide recht.

    Um die Entwicklung in Stuttgart mache ich mir auch ein wenig Sorgen. Bin mit dem VFB familiär verbunden. Mein Vater war ein Cannstatter Bub, aufgewachsen im Hallschlag. Um sein Training beim VFB nicht zu verpassen, hat er viele Male den direkten Weg durch den Neckar gewählt, sich mit der Strömung treiben lassen, ein Arm nach oben gereckt, damit die Trainingssachen nicht nass werden. Diese und noch viele andere Geschichten aus seiner Zeit beim VFB haben meine Kindheit geprägt und sicherlich zu meiner Begeisterung für Fussball beigetragen.

    Trotzdem war ich gestern für die Eintracht, da ist meine Mutter dran schuld, das ist aber eine andere lange Geschichte....

    Wünsche allseits eine geruhsame Bundesligapause. Bin gerade ganz locker, nur ein klein wenig gespannt auf die nächsten rotundschwarzen Eintrachtschnipsel
    :-).

    Frl. A

    AntwortenLöschen
  8. Danke für die Wurstzeit. Endlich entspannt zurücklehnen & genießen. Drei dreckige Punkte & ein Glücksgefühl, das seinesgleichen sucht. Großartig!

    Viele Grüße & weiterhin sichere Straßen,
    Fritsch.

    AntwortenLöschen
  9. @ Nicole: Hab an euch gedacht - ich glaub, wir sollten euch wieder öfter auf Auswärtsfahrten zum Punktesammeln schicken *gg Jaaaaaaaa...Gewinnen macht Spaß - was hammer da für ein Glück gehabt, dass du unsere Tippgruppe verstärkst!!!

    @Weserbembel: Die Furchen in meinem Trampelpfad um die Tanne sind auch wieder ein ganzes Stück tiefer geworden. Herzkaschperalaram, aber am Ende dann doch: Muhmuhmuh. Yessss. Wie könnte ich nur für einen Moment an der Orakelkuh zweifeln?

    @C-Willi: Bin vollkommen deiner Meinung. Da muss sich was ändern – also in der letzten Viertelstunde bei der Eintracht. Bei uns nicht – wir sind ja grade im letzten Drittel besonders stark :-) Drei Töchter unter den ersten 20 – es ist der Wahnsinn. Freu mich sehr, auch wenn ich daran den geringsten Anteil habe…,-)

    @Frl. A: Hihi. Ja, locker, haben sie das runter gespielt. Ganz locker….*g Und die schwäbische Fußballerfamilie-Geschichte – wie schön, dass du die hier erzählt hast :-) Echt? Durch den Neckar zum Training? Hammer. Und für die Eintracht ist also deine Mutter zuständig? Also, diese Fortsetzungsgeschichte möchte ich sehr gerne gelegentlich auch noch hören (oder lesen!! Vielen Dank auch für die Schnipsel-Nachfrage - hey...das ehrt mich aber sehr, dass du auf Fortsetzungen "wartest" *g ... Es ist so viel Material aufgelaufen, bin im Moment am Überlegen, ob/wie ich das formal "gebändigt" bekomme oder ob ich eine Lücke lasse und einfach irgendwann neu ansetze...

    @Fritsch: Alles Wurst. Yep. Oder um es mit Badesalz zu sagen: „Was issten du eischendlisch am liebste?“ „Worschd.“

    Danke für die bunten Kommentare – hab mich sehr gefreut :-) - und einträchtliche Grüße in alle Richtungen!

    AntwortenLöschen

Kommentar veröffentlichen

Beliebte Posts aus diesem Blog

Die nächste Strophe vom alten Reisbrei

Am Samstagabend höre ich im ZDF Sportstudio die Vorankündigung für das Spiel am Sonntag im Waldstadion. „Hannover kann morgen auf den zweiten Tabellenplatz vorstoßen“, verkündet Katrin Müller-Hohenstein. Tatsächlich? Was Sie nicht sagen. Und die Eintracht? Hey – hallo, das ist unser Heimspiel, und wir werden es gewinnen, weil nämlich dann wir es sein werden, die zu Hannover und zur Spitzengruppe aufschließen. Capisce? Und tatsächlich. So machen wir es. Impressionen vom Spiel: Patrick Ochs, der in der ersten halben Stunde auf der rechten Seite herum mannövert als habe er tatsächlich vor, was er vorher verkündet hatte: Sich festbeißen – und von dem in der zweiten Halbzeit nichts mehr zu sehen ist. Halil Altintop, der (auch in seinem eigenen Sinn) zur Halbzeit hätte ausgewechselt werden müssen, und von seinem Trainer, der voll hinter ihm steht, eine viertel Stunde vor dem Ende zum Abschuss freigegeben und – sichtlich um Fassung bemüht – regelrecht vom Platz gepfiffen wird. (Ja, ja.

Kleines Fußball-ABC - Heute "U" wie "Unterschiedsspieler"

Unterschiedsspieler, der (pl. (selten die); fußballneudeutsch für einen Spieler, der – wie der Name schon sagt – den Unterschied machen und ein Spiel entscheiden kann. Bsp .    → Rebic, Ante (Eintracht Frankfurt) , der in der ersten Runde des DFB-Pokals 2019/20 “ den aufmüpfigen Drittligisten Waldhof Mannheim quasi alleine in die Knie zwang. “ In der Regel ist der → Unterschiedsspieler ein Offensivspieler, aber auch Defensivspieler „mit einer starken Technik und einem guten Gespür für Räume imOffensivspiel“  können Unterschiedsspieler sein  -   Bsp.   → Baumgartner, Christoph TSG Hoffenhei m) , → Kimmich, Joshua (FC Bayern München) oder  →Kostic, Filip (Eintracht Frankfurt), der für seinen Trainer →Adi Hütter derzeit „der absoluteUnterschiedsspieler“ ist. Auch Torhüter  können den Unterschied machen ( Bsp. Neuer, Manuel, FC Bayern München ), was als Beleg dafür gelten kann, dass auch Spieler, die nicht der Mannschaft von →Eintracht Frankfurt angehören, →Unterschiedsspieler sein kö

Hans-Dieter "Fips" Wacker - ein Fußballerleben

Es ist ein paar Monate her, dass ich für diesen Blog im „Kleinen Fußball-ABC“ einen eher satirisch gefärbten Beitrag zum Thema  Nachwuchstalente verfasst habe. Es war Kid Klappergass, der das Thema in einem Kommentar in ernsthaftere Bahnen führte: Es gebe nicht viele große Eintracht-Talente, denen er nachtrauere, aber eines davon sei ganz gewiss Fips Wacker. Fips Wacker? Diesen Namen hatte ich noch nie gehört und machte mich auf die Suche nach ein paar Informationen. Es war nicht viel, was ich im Netz aufstöbern konnte – aber was ich fand, machte mich neugierig. Die „Spur“ führte zum Heimatverein von Fips Wacker, der SKV Büttelborn und wie es der Zufall so will: Einige Wochen später sollte in Büttelborn ein Spiel der Alten Herren – der  Old Boys   gegen die Eintracht-Traditionsmannschaft ausgetragen werden. Wenn für Hans-Dieter Wacker alles so gelaufen wäre, wie es hätte laufen können, hätte er in diesem Spiel vielleicht eine Halbzeit lang für die Eintracht und eine für den SKV auf de