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Sommer-Schnipsel (Teil 1): Besser geeignet.

Und es war Sommer... Gibt es neue Hitzerekorde? Trockenheit? Überschwemmungen? Schlage vor, wir freuen uns jetzt erstmal, dass die Sonne (zumindest öfter mal) scheint und hoffen das beste.

Mit Beginn des Monats Juni ist die Saison 18/19 jetzt auch fußballtechnisch erst einmal abgehakt. Die letzten Ab- und Aufsteiger sind ermittelt, die wichtigsten Pokale verteilt. Kloppo hat endlich seinen ersten großen Pokal mit den Reds geholt, die Bayern haben Robben und Ribery und irgendwie auch Jerome Boateng verabschiedet, der SV Wehen hat den Aufstieg in Liga 2 geschafft  und wir freuen uns in der nächsten Saison auf zwei Spiele gegen Eisern Union und leider auf keines gegen den FC St. Pauli. Auch die Eintracht hat ihre Mission der Markterschließung im Land der Mitte längst beendet und die Helden der vergangenen Saison befinden sich  wahlweise bei ihren Nationalmannschaften oder in ihrem wohlverdienten Urlaub - wer daraus wann und ob  überhaupt wieder in Frankfurt landen wird - mer waas es net.

Sicher nicht mehr dabei ist Luka Jovic, der jetzt  dann also erfreulicherweise eine Liga gefunden hat, die besser zu ihm passt, und die Eintracht  glücklich und dankbar zurücklässt. Kein Murren und Wehklagen, Zustimmung allenthalben, denn schließlich haben wir eine Schmerzgrenze und müssen sehen, wo wir bleiben. Fredi Bobic wird es schon richten. Und auch wir  Fans haben in der vergangenen Saison endlich den Turnaround geschafft, können Herzensangelegenheiten und Marktgepflogenheiten besser miteinander vereinbaren und halten uns nicht mehr damit auf, den Weggang eines Spielers lautstark zu beklagen. Das hat schon seine Richtigkeit. Wer oben mitspielen will, muss sich dem Markt anpassen. Auch wenn - gemäß Hellmann "wir wirtschaftlich  keinen einzigen Spieler abgeben müssten" (ach?), gilt das Motto: Neue Helden braucht die Eintracht und es ist schließlich egal, wem wir zujubeln. Hauptsache in Europa und Hauptsache er trägt das Trikot der Aufschrift unseres Sponsors (und mit dem Adler, natürlich).

Am Narrativ bzw. am "Framing" der kommenden Saison wird sicher bereit gestrickt. Wie wäre es mit "#Europa reloaded"/"#12zu11reloaded"? "Zusammen stark"? "#GrenzenlosAdler"/"Adler grenzenlos"?  Während sich die SPD  irgendwie die "nationale Innovations- und Reduktionsstrategie" von Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner zueigen gemacht zu haben scheint, setzt die Eintracht auf das  Gegenmodell: internationale Innovation- und Expansion, that's it. Axel Hellmann  ist denn auch unermüdlich in Markterobererungsmission unterwegs, derzeit in den USA und so ist es kein Wunder, dass auch dort die Menschen bereits zu Tausenden in den Pokalfilm der Eintracht strömen - wir sind halt reich, berühmt und sexy. Gerüchten zufolge ist die Adler-Fahne bereits an der Freiheitsstatue gehisst worden  (wundert euch nicht, wenn ihr demnächst die Fotos seht: auf ihrem Kopf wurde nämlich außerdem eine SGE-Ente platziert). Und auch der frisch für die nächsten Jahrzehnte verpflichtete Ben Manga ist mit dem Eintracht-o-bil bereits ins All aufgebrochen, um dort neue Planeten oder Kometen zu sichten. Es gilt als mehr als wahrscheinlich, dass er es war, der im Jahr  2007 den Saturnmond "Anthe"  mitentdeckt hat. Bei der Benennung eines neuen Planeten - so der Plan - wird in jedem Fall  das "ic" als Namensendung berücksichtigt werden. Wie wäre es z.B. mit Joveljic (Juwel Joveljic - das alliteriert so schön und klingt dabei irgendwie auch noch wie  "kleiner Jovic")

Mit wem wir  am 16., 17. oder 18. August auflaufen werden, wissen wir noch nicht, aber die Saison 2019/20 ist trotzdem bereits  erfolgreich angelaufen.  Die zusätzlichen 1000 Dauerkarten waren in Nullkommanix vergriffen und das goldene Trikot wirft bereits seine - goldenen? - Schatten voraus. Am 19. Juni wird die Eurocup-Qualifikationsrunde ausgelost, übernächste Woche startet schon der Abo-Vorverkauf für die drei Quali-Heimspiele.  Der Preis für die Tickets ist erfreulich moderat - und immerhin hatten wir jetzt ja auch alle ein paar Wochen Zeit, um - wie von Axel Hellmann empfohlen, unseren Dispo wieder auszugleichen. Haha. Also, ich kenne mindestens eine Handvoll Eintrachtler, bei denen dieser Satz nicht so richtig gut kam.

Nicht gut - ein Stichwort, das zu vielem passt und fast immer zutrifft. Z. B. auch  auf das "Gesetz für die geordnete Rückkehr", eine Bezeichnung, die 1:1 dem Neusprech in Orwells 1984 entnommen sein könnte, und mir das Blut in den Adern gefrieren lässt. Schon die Vorstellung, dass irgendwo jemand sitzt, der sich diesen Namen ausdenkt, ohne dass ihm dabei der Kopf von den Schultern rutscht. Wie wäre es außerdem mit dem "Gesetz zur kontrollierten Einschränkung des Verzehrs von Zuckers zur Stärkung der Volksgesundheit" oder  alternativ mit der "Verordnung zur systematischen Abschaffung kollektiver Verblödung", gerne in Kombination mit den entsprechenden Anker-Zentren.

Regelrecht schockiert hat mich auch ein Buchtitel, der mir neulich - vermutlich als potenziell zielgruppenaffiner Powerfrau -  in einem Newsfeed der (!) wissenschaftlichen Buchgesellschaft anempfohlen wurde: "Powerfrauen. Was Michelle Obama, Beyoncé und Anne Frank verbindet." Was soll man da noch sagen? Sind halt drei ganz unterschiedliche "Lebensentwürfe" - viel geschmackloser geht nicht. .

Was noch fehlt? Logisch: Wie in jedem Sommer die ersten aktuellen Schwimbadtrends: Frau trägt im Jahr 2019 - auch im Wasser - ihre Shorts gerne ÜBER der Bikinihose. Ohne Tatoo geht nichts, gar nichts, also überhaupt nichts. Alles zusammen macht sich  besonders gut im Selfie aus dem Wasser am Beckenrand. Und was bei der Eintracht-Saisonplanung zutrifft, gilt auch im Schwimmbad. Wer frühzeitig plant, fährt besser. Ein erhebendes Gefühl, wenn man an einem heißen Tag lächelnd an der wartenden Schlange vorbeischlendern kann  und am Nebeneingang nach kurzem Aufzeigen locker durchgewinkt wird: Django hat Dauerkarte.

Gesprächsschnipsel am Beckenrand. Drei ältere, ok: alte, Herren plaudern über ihre letzten Urlaube: "Dann simmer  mit der Rikscha rein in den Hafen und dann direkt wieder ruf ufs Schiff." Das ist doch schön zu hören.

Wenn ihr euch diesen Sommer zwischendurch mal die Sinnfrage stellen solltet, einfach  an einem Sommerabend an einem ruhigen Plätzchen nachts nach draußen setzen, den Sternenhimmel betrachten, dem Froschquaken oder dem Wind zuhören und dabei merken, wie schön die Welt ist (oder sein kann). Und denkt an Jürgen Klopp: "It could have been worse, it could have been better - I'm fine."

+++Sommerschnipsel-Fortsetzung folgt+++








Kommentare

  1. Ich arbeite auch noch daran, die Kosten für's letzte Jahr rein zu holen. Geht nicht ganz so fix. Und guck mal, beim Link zum goldenen Trikot fehlt vorne ein "h".

    Viele Grüße
    Beve

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  2. Vielen Dank für den Hinweis mit dem Link, lieber Beve. Jetzt müsste es passen. Ich hatte das fehlende h schon bei der Benennung des Saturnmondes Anthe verwendet worden und vermute, die h's waren dann irgendwie alle. Danke fürs Vorbeischauen und viel Spaß auf all deinen Sommerwegen.

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  3. Der Sternhimmel, ja. Die Froschchöre, ja (gerade am Wochenende im Elsass in der Pracht ihrer Polyphonien vernommen). Und noch so vieles mehr. Geht nach meiner Erfahrung am besten ganz ohne Sinn. Der würde da nur stören. Eine Betrachtungsweise im übrigen, die uns Eintrachtlern nahe liegen sollte : - )

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  4. Sinn wird ohnehin vollkommen überschätzt. Wo kämen wir denn da hin :)

    Das wappentier des rheinhessischen Dorfes, in dem ich lebe, ist der Frosch und entsprechend vielstimmig ist die Quakophonie, der wir abendlich in unserem Garten aus allen Richtungen lauschen. Auch in unserem kleinen Gartenteich leben - nachweislich und erwiesenermaßen - zwei Frösche. Zu meinem ständigen Leidwesen sind sie jedoch stumm wie Fische, während die Frösche im Vorzeigegarten der Nachbarn oberhalb - fast wie mir zum Trotz - gar nicht mehr mit quaken aufhören. Angeberfrösche. Pahh.

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