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Sechster Spieltag: Wer die Wahl hat

Mit welcher Mannschaft die Eintracht heute in Leipzig aufläuft? Niko Kovac kann bei seiner Aufstellung aus einer großen Bandbreite von Spielern wählen. Sie kommen aus 16 unterschiedlichen Nationen, sind ein buntes Team und tragen den Adler auf der Brust.  Auch wenn mir strategisch und fußballerisch im Moment vieles nicht gefällt, was die Eintracht so macht:  Am Multikulti liegt das ganz gewiss nicht.

Ob es uns dieses Mal gelingt, die überraschend in Köln geholten Punkte zu vergolden? Ob wir den „auswärts-zu-null“-Vereinsrekord in dieser Woche nicht nur einstellen, sondern sogar brechen? Unser Trainer hat ein gutes Gefühl. Die Sonne scheint.  Und den Rest werden wir sehen – auch wir haben ja die Wahl.


United colours of Bembeltown – go for it!

Kommentare

  1. In der zweiten Halbzeit habe ich mal wieder das sehen dürfen, was für mich Fußball ausmacht. Und dabei konnte man sehen, was möglich sein könnte, wenn man denn den Mut oder den Willen dazu hätte.

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    1. Ja, so gings mir auch. In der zweiten Halbzeit war es ein Fußballspiel zwischen zwei Mannschaften, in der ersten...mmh.

      Ich glaube, dass die avancierte Taktik- und Systemdiskussion inzwischen dazu geführt hat, dass es hauptsächlich Entscheidungssache ist, wie das Spiel läuft, dadurch hat sich das Spiel an sich komplett verändert. Da stehen sich nicht mehr zwei Mannschaften gegenüber, die fußballerische Fähigkeiten mitbringen, Spaß am Fußball haben und sich - innerhalb bestimmter taktischer Vorgaben - situativ auf das Spiel und den Gegner einlassen. Stattdessen ist jeder Spieler Teil eines durchanslysierten, vorab ausgeklügelten Standards, in dem er seine für dieses eine Spiel festgelegte Rolle nach detaillierten Vorgaben erfüllt. Obwohl viel gelaufen wird, sind es - zumindest bei durchschnittlichen Mannschaften - Standspiele, in denen es darauf ankommt, sich und den Ball 90 Minuten auf dem Feld in Bewegung zu halten, das Fußballspielen zu verhindern und auf den einen Moment zu hoffen, in dem eine der "generierten Chancen" ausgenutzt werden kann. Ein Fußballspiel wird es erst dann, wenn einzelne Spieler aus ihrer Rolle fallen, ihrem fußballerischen Instinkt folgen Fußball spielen und dann auch ein Funke springt. Wie gestern in der zweiten HZ und der auslösende Funke war Ante Rebic.

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  2. Die erste Halbzeit (so wie beide Halbzeiten in Köln) waren Fußball zum Abgewöhnen. Aber leider scheint dies das derzeitige führende Konzept in der Bundesliga zu sein. FußballSPIELEN ist meiner Ansicht nach etwas anderes, aber was zählt schon meine Ansicht.

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  3. Ist ja irgendwie schon immer lustig, wenn die Kritiker hernach beklagen, die Taktik wie etwa gestern in Halbzeit 1 sei viieeel zu defensiv gewesen, die Mannschaft zu tief gestanden, keine Bindung zum Angriff, die Abt. Attacke insgesamt völlig planlos. Als würde irgendein Trainer der Welt seinem Team abverlangen, sich hinten reindrücken zu lassen und konfus anzugreifen. 1. steht in der Regel noch ein Gegner auf dem Platz, der gegen so manches was hat, und 2. sind es immer noch die Spieler, die es, innerhalb eines vorgegebenen strategischen Konzepts, als Mannschaft regeln müssen. Und das klappt hat mal so , mal so. Meistens halt so. Dann greift Käptn Ahabs Devise: Wer den Wal hat, hat die Qual.

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    1. Ob es wohl möglich ist, dass ein Team nicht anders kann, als sich "hinten reindrücken" zu lassen, weil es "innerhalb (des) vorgegebenen strategischen Konzepts" kaum noch etwas gibt, was sie "als Mannschaft regeln" könnten? Nur so ein Gedanke. Auch wenn der von Kovac mal wieder bemühte Spruch stimmt, dass nach der Schlacht jeder General ist, soll es ja schon Generäle gegeben haben, die vor der Schlacht eine Strategie hatten, die nicht aufging, weil der Plan nicht geeignet oder nicht gut genug war.

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    2. Mir scheint, das ist etwas zu passiv gedacht. Der konzeptuelle Rahmen, vorgegeben und geübt, ist eines. Die Umsetzung im Spiel ein anderes, denn jedes Spiel hat seine eigenen Dynamiken. Darauf zu reagieren, ist zunächst einmal Sache der Spieler, der Mannschaft. Dazu braucht es aber ein gewisses kollektives Spielverständnis, ein Eingespieltsein, auch hierarchische Strukturen, Führungsspieler, die den Takt geben, die gegebenenfalls reagieren und Impulse setzen. Dass genau dies etwa in HZ1 in Leipzig nicht funktioniert hat, war freilich unübersehbar.

      Wofür ich plädiere, ist, ein strategisches Konzept nicht als Korsett zu verstehen, sondern innerhalb seines Rahmens flexibel zu interpretieren. Und das ist, während eines Spieles, vorrangig Aufgabe der Spieler, des Teams. Warum dies zurzeit bei der Eintracht phasenweise klappt, phasenweise aber auch nicht - schwer zu sagen. So richtig eingespielt kann die weitgehend neu zusammengesetzte Mannschaft wohl kaum sein, hier sollte man sukzessive Fortschritte erwarten können. Auch haben einzelne Spieler offensichtlich Schwierigkeiten, sich auf die für sie ungewohnte Gangart der Bundesliga einzustellen. Und hier sehe ich derzeit die entscheidende Aufgabe des Trainers: gibt er solchen Spielern sein Vertrauen und alle zur Anpassung, oder reagiert er zeitig mit veränderter Aufstellung. Das ist, vor allem auch psychologisch - und erst recht angesichts des großen Kaders - eine Gratwanderung, um die ich keinen beneide.

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    3. Das liest sich nachvollziehbar.

      Dennoch: Der erste Gedanke dazu – geprägt von Eindrücken bis „hinunter“ zu Spielen und Trainerreaktionen in der hiesigen U19-Bundesliga – lautet: Das ist Theorie, die Praxis sieht anders aus. Zumal dann, wenn sich das situative Reagieren auf eine Abwehrhaltung beschränkt, da man mit dem Rücken zur Wand steht und aus seiner Ecke nicht mehr heraus kommt, weil die Wege für die Flucht aus eigener Kraft nicht besetzt werden können oder verbaut sind.

      Der zweite Gedanke: Anderseits – es ist schon möglich. Wenn zwei Bedingungen erfüllt sind: Zum einen Spieler, die die Klasse dazu haben, ein System – notfalls auch über seinen vorgegebenen Rahmen hinaus – zu verstehen und zu interpretieren, und zum anderen eine Mannschaft, die dem strategischen Konzept folgt, weil sie von diesem überzeugt ist. Sonst bliebe im ärgsten Fall anstelle des Konzepts nur ein Korsett, das einengt und der Kreativität, soweit sie denn vorhanden ist, die Luft zum Atmen nimmt.

      Am Ende ist das alles jedoch nicht entscheidend. Entscheidend ist der Erfolg. Der wird an Siegen und Punkten gemessen. Wenn die fehlen, werden sukzessive Fortschritte, soweit sich diese einstellen, irgendwann nicht mehr ausreichen. Und die von dir beschriebenen Aufgaben werden dann die eines anderen Trainers sein. Eines, der sich diesen Kader nicht zusammengestellt hat. Und einem, dem das Geld für einen anderen Kader, der ohnehin erst im Winter korrigiert werden könnte, nicht (mehr) zur Verfügung steht.

      Kurz: Im Interesse der Eintracht hoffe ich, dass Kovac die Kurve kriegt.

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    4. Dem schließe ich mich an. Stand der Dinge jetzt sieht es ja ergebnismäßig so übel nicht aus. Zudem Stendera gut zurückgekommen, Falette und Rebic stark. Bin gespannt, wie die Eintracht mit Vorsprung im Rücken in HZ2 spielt. Der Helmut wird doch nicht etwa auch noch ... ?

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    1. Wobei ich es schon etwas erschreckend fand, dass NK ab Wiederanpfiff nur noch auf Ergebnissicherung aus war. Das hätte gewaltig ins Auge gehen können. Zwei Spieler hatten was dagegen: Willems (!!!) und Helmut (!!!).

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  5. Ehrlich gesagt, habe ich zunächst mit den Augen gerollt, als Kovac Willems gebracht hat, aber er war mit seiner Wucht exakt der richtige Mann zum richtigen Zeitpunkt - offensichtlich auch mit dem richtigen Briefing auf den Platz geschickt: Über die Außen auch mal mit dem Ball gehen, Bälle eher halbhoch und mit viel Druck in Richtung Strafraum befördern. Witzig, dass der TV Reporter schon beim Freistoß vorher empfohlen hatte, dass Boateng den Ball lieber Willems überlassen sollte. Und dann schießt Willems tatsächlich den nächsten und dann: Helmut. Was für ein Ding. Baaah. Ohnehin erstaunlich wie geschmeidig, fast schon grazil, dieser große und schwere Mann sich bewegen kann.

    Zur vorhergehenden Diskussion: Klar ist m.E. (ob einem das gefällt oder nicht sei mal dahingestellt), dass Fußball ohne Konzept nicht mehr funktioniert. Es gehört dann zur Qualität eines Trainers, Konzepte zu entwickeln, die den (vorhandenen oder eben nicht vorhandenen) Fähigkeiten seiner Spieler entsprechen bzw. ihnen ermöglichen, sie zu entfalten, und damit als Mannschaft efolgreich zu sein. Am besten alles zusammen. Da der Erfolg oberstes Ziel ist, muss - wenn ein Trainer Zutrauen in sich und sein Trainerteam hat, und er sich der Qualität seiner Spieler nivht sicher sein kann - immer das Korsett im Vordergrund stehen, das sind dann die ja auch explizit angekündigten zähen Spiele. Der Einzelne punktet nicht vorrangig mit seinen Talenten, sondern indem er die ihm vom Trainerkollektiv (idealerweise in Kenntnis seiner Talente) zugedachte Rolle im Konzept erfüllt und außerdem selbstsicher oder anpassungsfähig oder klug oder wach genug ist, im richtigen Moment seine spezifischen Stärken zu einzusetzen. Wenn er damit nicht erfolgreich ist, verliert er seinen Platz als Korsettstange. Immer wichtiger wird das multifunktionale Coaching während des Spiels. Jedes Spiel ist ein Projekt, eine experimentelle Anordnung, die dann unter Live-Bedingungen überprüft und kontinuierlich angepasst wird. Jeder Co-trainer (so glaube ich es zu beobachten) übernimmt bestimmte Detailbeobachtungen während des Spiels und kommuniziert sie, ich denke, dass auch die Videoanalysten einzelne Sequenzen bereits während des Spiels mit in den laufenden Projektreview einbringen. Tja. Und so werden die Fußballmomente im Fußball immer seltener und man braucht zur Beschreibung eines Fußballspiels immee weniger Fußball-, dafür mehr Projektmanagementbegriffe.

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    1. Interessante Beobachtungen, Kerstin. Und was wird aus dem "verlängerten Arm des Trainers auf dem Spielfeld"? Dem oder den Führungsspieler/n des Vertrauens? Oder, noch besser, Stichwort "Schwarmintelligenz": einer je nach Gegebenheiten geschlossen flexibel agierenden Mannschaft? Oder ist das schon Philosophie? Oder nur Philosophie? So recht anfreunden mag ich mich nicht mit der Vorstellung einer Trainerbank, mit Fernbedienungen agierend.

      Helmuts Hammer war so ein schöner, befreiender Fußballmoment. Alle hatten sich mit dem Remis abgefunden. Wirklich alle? Nein. Eine Minigruppe leistete entschlossen Widerstand. Und ganz zuletzt sagte sich der "geschmeidige Riese": och nö, den hau ich jetzt rein. Bamm.

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