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4 von 5: Dortmund

So viel ist schon mal sicher: Die Sonne scheint, der Himmel ist blau, das Stadion pickepacke voll und die Luft brennt. Stimmungslage: Hypernervös. Ängstlich. Zuversichtlich.  Mutig.  Kämpferisch. Verwirrt. Ich habe heute morgen schon 1) Die Zahnbürste verkehrt herum benutzt, 2) Mein Müsli (irgendwas muss der Mensch auch vor dem Spiel essen) statt in die Milch in den Kaffee geschüttet und mich gerade noch selbst daran gehindert, den Napf mit dem Katzenfutter im Kleiderschrank abzustellen.

Bei aller Anspannung ist da auch so etwas wie Stolz. Ja, tatsächlich, jetzt schon Stolz auf Mannschaft und Trainer. Wir sind wieder da.  Die Mannschaft ist wieder eine Mannschaft, jeder ist im Boot, wir sind wach, wir können es mit dem, was kommt, aufnehmen –  jeder (Luca Waldschmidt, Sonny Kittel...?) kann derjenige sein, der den entscheidenden Punch setzt.  Wir haben uns bis hierhin gekämpft und wir haben die Chance auf zwei weitere Endspiele. Denn zwei werden es werden, egal wie es heute ausgeht. Im positivsten, aber leider auch unwahrscheinlichsten Fall können wir nach dem heutigen Spieltag schon sicher sein, dass wir zumindest die Relegation geschafft haben. Im negativsten Fall fahren wir – vielleicht sogar dann, wenn wir heute punkten –  nur noch mit einer minimalen Chance auf den Klassenerhalt nach Bremen. So what? Nicht drüber nachdenken. Von Spiel zu Spiel werden die Karten neu gemischt. Wir sind da. Wir sind bereit. Wir werden sehen.

Großes, sehr großes Vertrauen habe ich in Nico Kovac, der von Anfang an immer an genau der richtigen (Schwach)-Stelle angepackt hat, mit der Mannschaft von Spiel zu Spiel und  Schritt für Schritt die fußballerischen Basics wieder zurückerobert hat und ihnen für jeden Gegner einen klar erkennbaren, präzisen Matchplan mitgegeben hat. Heeeyy…  genau hinhören Was sich im Vorfeld immer ein bisschen wie Plattitüde anhörte, hat sich – wenn mich meine Adler-Brille nicht täuscht -  in den letzten Spielen jeweils als exakt der Kniff herausgestellt, der am Ende den Ausschlag gegeben hat.

Heute: Alle müssen defensiv arbeiten. Nadelstiche nach vorn setzen. Keine Fehler machen. Das letzte Atom geben. Die wenigen Chancen, die sich ergeben werden, nutzen.  Achtung: Es muss uns mal gelingen, das erste Tor zu machen. Und:  Gerade gegen scheinbar übermächtige Gegner können Standards den Unterschied machen.

Falls mich jemand heute im Stadion sucht: Ich bin der kleine rotundschwarze Punkt unten links, der auf dem Boden kniet, springt hüpft, sich krümmt, sich in die Finger beißt, schreit, kreischt, die Hände ringt, sinnfrei auf fremde Schultern klopft,  nicht mehr hinschauen kann, sich die Haare rauft, nach Abpfiff die Arme jubelnd in den Himmel streckt und am Ende ganz, ganz still auf seinem Platz sitzt.

So leid es mir für meinen (schwäbischen) Mit-Adler tut: Der VFB hat 1992 unsere Meisterschaft gewonnen - dann können sie in dieser Saison ruhig auch den Abstieg für uns übernehmen.

Mögen das Wunder und (Hilfe, was sag ich!) die 05er mit uns sein. Eintracht!

Kommentare

  1. Ich wollte diesen letzten Heimspieltag genießen. Ich war so sicher, dass wir gewinnen. Alle um uns rum im Block haben Optimismus und Freude ausgestrahlt. Das musste doch heute klappen mit den 3 Punkten. Und ja, ja, ja!

    Ich war ja schon vor Monaten bereit für den Abstieg, so hoffnungslos war das mit Armin Veh. Ok, dann lieber nach Kaiserslautern, zu Union, nach Aue und so weiter, Scheiß auf die Kommerz-1.Liga. Aber die Kovac Brüder leisten wirklich gute Arbeit, das konnte man genau von Spiel zu Spiel sehen. Die haben der Mannschaft wieder gezeigt, wie es geht. Und deswegen bin ich nicht mehr bereit, abzusteigen. Never ever.

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  2. So ein Tag, so wunderschön... 🎶
    Irgendwie herrschte so eine ungemein positive Stimmung, Motto: Wir packen das! Auf jetzt!
    Wunderbar, dass das belohnt wurde!
    Sehe dank den Kovacs auch endlich mal wieder sowas wie einen Matchplan und ein Konzept an dem kontinuierlich gearbeitet wird.
    Wahnsinn.
    https://youtu.be/sgjF3QVGfz4

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