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Pfft. Rotundschwarze Schnipsel rund ums Spiel gegen Leverkusen

Es ist Samstag und die Eintracht spielt heute gegen Leverkusen. Meine  Woche war mal wieder pickepackevoll, ich war erkältet, hab kaum geschlafen, viel gearbeitet. Heute hat mein Mit-Adler Geburtstag. Ich hechele und wusele  durch den Vormittag, um mich rechtzeitig auf den Weg nach Frankfurt machen zu können.  Es regnet in Strömen. Um viertel nach Eins streiche ich die Segel  – ich schaffe es einfach nicht.  Einen Moment fürchte ich, dass der Eindruck entstehen könnte,  ich kapituliere vor dem Terror und verrate die freiheitlichen Ideale? Ich kann es nicht ändern und esse wie Helge Schneider  erst einmal eine Mandarine.

In Facebook lese ich, dass ein Student eine Masterarbeit über die Trikots der Frankfurter Eintracht verfasst. Da hat der Bologna-Prozess voll zugeschlagen. Wahrscheinlicher Studiengang: International Sportmanagement, Schwerpunkt Merchandising unter besonderer Berücksichtigung trikotverkaufsrelevanter Aspekte. Direkt neben dem Aufruf, an der masterrelevanten Umfrage teilzunehmen, bewirbt der Eintracht-Shop die neuen „Retrotrikots“, die  man jetzt erwerben kann. Motto: „Zeig allen, dass du die Eintracht im Herzen trägst.“  Oder um es anders auszudrücken: Am Arsch, die Waldfee.

Zur Einstimmung aufs Spiel zappe ich mich nochmal durch die Pressekonferenz vom Freitag. Die Eintracht spielt ohne fünf, eigentlich ohne zehn, genau genommen sogar ohne dreizehn (= Die, die nicht spielen, weil sie krank oder verletzt sind. Die, die nicht spielen, weil sie sowieso nie spielen. Und die, die zwar auf dem Platz anwesend sind, aber auch nicht so recht mittun). Veh will kein Psychologe sein. Das Leben ist normal und es ist normal gefährlich und wenn wir weitermachen wollen wie immer, dann müssen wir es auch tun. In jeder Hinsicht. Vaclav Kadlec hat in seiner Antrittspressekonferenz bei Midtjylland darüber berichtet, dass er sich in Frankfurt immer ein bisschen einsam gefühlt hat. Könnte da was dran sein? Fragt eine anwesende Journalistin. Heribert Bruchhagen zitiert Wilhelm Busch: „Wer einsam ist, der hat es gut. Weil keiner da ist, der ihm was tut.“ Oder wie Dicki Hoppenstedt sagt: Zickezackehühnerkacke. Noch kürzer: Pfft.

Jetzt kommt er doch, der Winter. Bevor die Säcke mit Laub noch eine Schneehaube bekommen, schleifen mein Mit-Adler und ich sie im unentwegt plätschernden Regen durch den Garten und packen sie zum Abtransport auf einen Anhänger. Und dann ist es 15 Uhr 30.  

Kadlec, der (O-Ton PK) "nicht unser Feind ist und vielleicht in den letzten sechs Spielen noch einmal wichtig werden kann", unterstreicht diese Möglichkeit, indem er nicht einmal auf der Bank sitzt. Luc Castaignos, der für den immer gut gelaunten Haris Seferovic in die Mannschaft gerutscht ist, verletzt sich früh. Für ihn kommt Chandler. Wer kommt? Chandler. Ach, so. Ja, dann. „Bayer hat 73% Ballbesitz, aber die Eintracht lässt wenig zu“, vermeldet die Adler-App und da fällt  auch schon das 0:1  

Zur Halbzeit steht es 1:2 und ich bestaune den leibhaftigen Stepi, der einem Sky- Reporter Fragen beantwortet und das Spiel erklärt: „Beim erste wie beim zweite Tor. Mache Fehler. Beim erste, weiß net wer, beim zweite, der Japaner, weiß net wie der heißt…“  Reporter: „Hasebe.“ Stepi: „ Ja. De Japaner. Hasebe. Und dann da hinne immer. Unser 21. Wie heiße? Die 21….?“ Reporter: “Moment, ich schau mal auf meinem Notizzettel…“ (blättert…) „21…Stendera.“  Stepi:  „Ja. De Stendera. Junge Kerle. Die 21…“

Wir geben zurück ins Stadion.
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Die Stimmung dort ist hörbar gut. Schwarz und weiß wie Schnee, schallt es in unser Wohnzimmer. Adler-Freundin Nicole vermeldet per SMS, dass das Spiel elend ist und die Westkurve dem OFC Tod und Hass wünscht. Das hat zwar nichts miteinander zu tun, musste aber endlich mal gesagt werden. Aigner hat eine 150%ige Chance, die er vergibt. Spielt Meier eigentlich mit? Dann fällt das 1:3, was Armin Veh zum Anlass nimmt, jetzt Joel Gerezgiher und dann Luca Waldschmidt einzuwechseln, weil es zweifelsfrei sinnvoll ist, jungen Spielern genau dann Spielpraxis zu geben, wenn sowieso nix mehr geht.

Im Prinzip ist es im Moment egal, mit wem oder ob wir überhaupt spielen oder es sein lassen. Es ist, wie wenn ein Sack Reis umfällt.  Das alles hat null Perspektive. Wir verwalten den Mangel und erklären, dass das alles seine Richtigkeit hat, weil es halt nicht besser geht. Der Sky-Reporter sieht das fast genauso: „Veh hat das ja prognostiziert. Das ist ok, das die Eintracht verliert. Bei der Personallage…“  Die Eintracht war vor dem Spiel gelassen   – nach dem Spiel ist sie es auch. Veh: „Ich hatte das so erwartet.“ Und – heeeey, wir haben nicht zufällig so gespielt wie wir gespielt haben: „Das war von uns so geplant.“  Da haben wir sie also, die "gewisse Struktur für die kommenden Jahre." 

Das Spiel ist aus. Ich blödele herum mit der Google Sprechfunktion und frage - ok google - nach allerlei albernen Dingen. Mein - schwäbischer - Mit-Adler schlägt in Erinnerung an seinen putzigen, aber etwas schlichten Grundschulfreund Walter vor, welche Antwort Google mir sprechenderweise geben sollte: „Wois do i edde.“ Deutsch: Woher soll ich das wissen?

Vor zwei Tagen habe ich einen TV-Bericht über den Filmdreh zum Spielberg-Film „Berlin Wall“  mit Tom Hanks gesehen. Eine schwäbische (!) Produktionsfirma durfte die Spezialeffekte beisteuern. Effekte kamen etwa dann zum Einsatz, wenn – so erzählt einer der Mitarbeiter  – die realen Aufnahmen von Landschafts-/Städte- oder Wettersettings Spielberg nicht  überzeugten.  Dann wurde zum Beispiel die gefilmte Schneestadtkulisse so bearbeitet, dass sie im Film realistischer aussah. Darüber kann man lange nachdenken.

Was das mit der Eintracht zu tun hat? Ok Google. Fassen wir doch einfach mal kurz zusammen:Wie geht es mit der Eintracht in dieser Saison weiter? Wois do I edde. Ansonsten gehe ich bis auf weiteres davon aus, dass wir bisher die unbearbeitete Fassung gesehen haben.

Kommentare

  1. Tja, da macht sich Resignation breit. Wo man hinschaut. Auch bei dir, Kerstin.

    Hat schon mal mehr Spaß gemacht. Aber das hat man ja vorher sicher auch schon gewusst.

    War es nicht einst Armin Veh, der die fehlende Euphorie bemängelte?

    LG Nicole

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    1. Ja. Alles "pfft" irgendwie. Aber vielleicht wieder bald so bitter, dass es schon wieder lustig ist? Mainz. Darmstadt. (Rhein-) Hessenmeister ist doch auch ganz schön.

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  2. Dem Mitadler verspätet und unbekannterweise meine besten Glückwünsche

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