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Montagsgedanken. Europäisch.

So ist das jetzt also. Nachdem der VFB Stuttgart (für mich überraschend) es gestern dann tatsächlich geschafft hat, gegen Werder  zu gewinnen, stehen wir vor dem 29. Spieltag genau da, wo wir auch vor dem 27. Spieltag gestanden haben: Kurz vor Europa. Wie wir alle wissen, müssten wir tabellenmäßig da schon längst sein.  Wie wir ebenfalls wissen, wäre es deutlich einfacher gewesen gegen Paderborn, Stuttgart oder Hannover zu gewinnen als jetzt gegen Gladbach oder Dortmund.  Hätte, hätte Fahrradkette.  Immerhin: Wir sind nicht die einzigen, denen es so geht. Wenn es für uns so einfach wie nie war nach Europa zu kommen, dann gilt das für mindestens vier andere Mannschaften ebenso.  Das ist kein Trost, aber eine Feststellung, die unser „Versagen“ doch immerhin relativiert und zeigt (wie im übrigen der ganze Saisonverlauf), dass viele Mannschaften sich auf dem Weg zur „Modernisierung“ ihrer Spielweise schwer damit tun, gleichbleibende Leistung zu erbringen.

Das Spiel der Eintracht in Bayern war so wie vorhersehbar. Ganz ok, aber nicht mehr. „Langweilig“ kann man das finden. Mindestens ebenso vorhersehbar und langweilig sind die Reaktionen, die sich nach dem Spiel  oder wahlweise nach einem Bruchhagen-Interview formieren.  Es hat sich halt alles eingegroovt. „Die“ machen alles schlecht. „Der“ ist schuld. Vor Langeweile und kultiviertem Haut Gout können wir uns bald selbst nicht mehr ertragen. Lächerlich. Apfelkuchen. Zement. 50 + 5.  Hoho. Haha. Och joh.

Bruchhagen? Abgehakt. Schaaf? Weitgehend auch. Das passt nicht. Stur. Uneinsichtig.  Analytische Null. Kein Draht zur Mannschaft. Der muss weg. So  lautet - mal abgesehen vom PR- und Jubelmainstream - der überwiegende Tenor im kritischen wahlweise knoddernden Netzumfeld. Merkwürdigerweise ist auch die des Jubelns unverdächtige Sicht „von außen“  und aus der Halbdistanz nach wie vor eher positiv. „Da seid ihr doch bestimmt froh, dass ihr den Schaaf habt“, hat mich am Samstag – unironisch und im vollen Ernst - mein fußball- (aber nicht Eintracht-) affiner Nachbar angesprochen. „Echt? Die Stimmung ist schlecht?“ fragt mich ein Freund. „Ihr steht doch super da. War halt blöd, dass ihr die Chancen nicht genutzt habt.“ So kann man es auch sehen und es könnte sein, dass – wäre nicht Thomas Schaaf unser Trainer  und nicht Heribert Bruchhagen unser Vorstandsvorsitzender – bei gleichem Ergebnisverlauf und gleicher Spielweise die Schlagzeilen und Reaktionen möglicherweise ganz  anders lauten würden. Wer weiß das schon.

Am Samstag habe ich zufällig kurz einen Interview-Schnipsel mit Roger Schmidt im Sportstudio gesehen. Roger Schmidt, genau #derwärsgewesen Schmidt.  Ein sehr zufriedener Trainer, der nach dem Sieg in Mainz ein kleines Zwischenfazit zum Saisonverlauf der Leverkusener gezogen hat und ebenso glücklich wie erstaunt war: „Das war so nicht zu erwarten. Vom Tabellenplatz schon – dazu ist Leverkusen immer in der Lage. Aber ich hätte nicht gedacht, dass wir in so kurzer Zeit auch spielerisch schon so weit sein könnten.“

Daraus könnte man jetzt schließen:  Aha – der  Tabellenplatz ist das eine – die dem Tabellenplatz angemessene Leistung das andere.  Und manchmal hinkt – vermutlich gerade dann, wenn man eine bestimmte Vorstellung vom Spiel hat – das eine dem anderen hinterher. Muss einem nicht gefallen, könnte aber eine der Entwicklungen sein, die der "Konzept"-Fußball im Moment nimmt, in denen die Spieler einer Mannschaft - nehmen wir z.B. die des FC Bayern München - nicht nur überdurchschnittlich gut Fußball spielen können müssen, sondern vom Auftreten und der geistigen Beweglichkeit her auch den Anforderungen genügen, die an einen Trainee oder eine Führungskraft in einem großen Wirtschaftsunternehmen gestellt werden - inklusive der "Fokussierung auf ein gemeinsames unternehmerisches Ziel im globalen Kontext." Wie gesagt: Muss einem nicht gefallen.

Europa ist Europa ist Europa.  Noch ist der Zug für die Eintracht nicht abgefahren.  Das sollte sich vermutlich vor allem die Mannschaft  vergegenwärtigen – auch und gerade, wenn es stimmen sollte, dass - trotz anderslautender öffentlicher  Bekundungen - innerhalb der Mannschaft und/oder zwischen Trainer und Mannschaft eben doch nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen ist. Dann doch erst recht. Die Europa-Wurst baumelt immer noch direkt vor unserer Nase – wir müssen nur zuschnappen.  

Angesichts des Restprogramms absurd? Wenn wir es geschafft haben, mit 33 Punkten nicht abzusteigen, dann können wir vielleicht auch mit 42 Punkten und 70 Gegentoren europäisch spielen. Das sollten wir möglicherweise gar nicht wollen sollen? Doch. Dann hätten wir nämlich wieder eine bessere finanzielle und sportliche Grundlage, um  tatsächlich (nach dem Modell Gladbach) mittelfristig  wieder oben anzudocken und – wichtiger – dann auch dran zu bleiben. Die Grundlage, die wir vor zwei Jahren mit Armin Veh schon mal hatten (und nicht genutzt haben).

Es könnte sein, dass durch eine letztendlich erfolgreiche Saison die Zufriedenheit bei der Eintracht aus allen Knopflöchern strahlt und sämtliche Unzulänglichkeiten übertüncht werden? So what? Sagen wir es mit den Worten unseres Sportdirektors: „Diese Kröte müssen wir schlucken.“

Kommentare

  1. Wer auf die Tabelle schaut, kann ja zufrieden sein. Wer die Spiele sieht, darf aber auch unzufrieden sein. Und vielleicht liegt es bei den positiven Stimmen, die du über die Eintracht und Schaaf "von außen" hörst, dass die eben die Tabelle in den Mittelpunkt stellen und die Spiele nicht gesehen haben?

    Und unter geht ja selbst bei Spielern wie Seferovic - wenn ich dessen Aussage von Sonntag lese -, was Hübner nach der Niederlage in Stuttgart gesagt hat: "Aber es bleibt eine Unzufriedenheit, weil wir den nächsten Schritt noch nicht machen konnten und bislang mehr möglich gewesen wäre.“

    Zudem ist die Tabelle bis zum letzten Spieltag eine Momentaufnahme, die sich noch ändern kann. Und wird, wie ich fürchte. Und damit habe ich dann schon verraten, dass ich deinen unerschütterlichen Optimismus dieses Mal nicht teile. :-)

    Wenn ich aber wieder mal wieder falsch liege, schlucke ich diese Kröte gern. ;-)

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  2. Bin ich wirklich unverbesserlich optimistisch und kommt dieser unverbesserliche Optimismus in diesem Text zum Ausdruck?

    Aaalso: Ich weiß nicht, wie ich das alles im Moment finde und einschätzen soll - als optimistisch würde ich es jedenfalls nicht bezeichnen. Aus meiner Sicht spricht im Moment vieles eher gegen als für Schaaf, aber ich sehe die Eintracht trotzdem in keiner existenziellen Not. Es gibt im Moment jede Menge Anlass, unzufrieden zu sein, trotzdem erschließt sich mir nicht, warum Platz 8 und schlechter Fußball mehr Anlass zum Hände über dem Kopf zusammenschlagen bietet als Platz 11 und schlechter Fußball, nur weil der Trainer jetzt Schaaf und nicht mehr Veh heißt. Ich verstehe nicht, warum es auf einmal unfasslich „cool“ war, dass Veh das Spiel bei den Bayern mit 0:4 abgeschenkt hat und warum das 0:3 vom Samstag so ziemlich „das schlechteste und lustloseste“ war, was eine Eintracht-Mannschaft in den vergangenen Jahren in München abgeliefert hat und warum das – projektierte – „Austrudeln“ (wenn es denn so sein sollte) in diesem Jahr langweiliger ist als in so vielen Jahren zuvor. Ich höre, das andere, uns zwar nicht mit überschwänglicher Begeisterung, aber unsere Entwicklung doch mit Wohlwollen verfolgen (sogar dann, wenn sie nicht nur die Tabelle, sondern auch mitunter ein Spiel sehen :). Ich sehe, dass andere Mannschaften mit den gleichen Problemen zu kämpfen haben wie wir - bis hin zu dem Phänomen, dass - nach meinem, sogar bis vor einigen Spieltagen mit einer Strichliste belegten Empfinden – überdurchschnittlich viele Mannschaften in dieser Saison zwei Gegentore in kurzer Folge kassieren und Spiele – ebenfalls häufiger als letzte Saison – torreich sind, speziell dann, wenn sie kippen.

    Wie die meisten von uns, kann ich nur ahnen, was wirklich hinter den Kulissen los ist, ob und wie uneins die Mannschaft ist, wie Schaaf mit der Mannschaft interagiert oder eben nicht und welche grässlichen Dinge hinter den Kulissen möglicherweise geschehen, dass sie ein hinlänglicher Grund sind, den Rest der Saison für Null und Nichtig zu erklären. Allein das - häufig unzulängliche - Geschehen auf dem Platz scheint mir hier als Indiz nicht ausreichend. Auch ich sehe lieber guten als schlechten Fußball, sehe die deutlichen und zum Teil systematischen Schwächen in unserem Spiel und war an den letzten Spieltagen häufig niedergeschmettert oder deprimiert, Trotzdem gehöre ich zu den Unbelehrbaren, die weiterhin ins Stadion gehen und auf mögliche Überraschungen hoffen. Ich bin des Event-Fan-Seins unverdächtig, kann sehr wohl zwischen PR und Realität unterscheiden, singe im Stadion keineswegs pausenlos und kann mich trotzdem auch am Spektakelfußball erfreuen, wenn die Eintracht am Ende als Sieger vom Platz geht. Ich bin aus verschiedenen Gründen nicht zufrieden mit dem Verlauf dieser Saison, trotzdem halte ich es für möglich, wenn auch nicht wahrscheinlich, dass wir uns irgendwie doch noch nach Europa wurschteln und würde darin einen Anlass zur Freude - vielleicht sogar zur zwischenzeitlichen Zufriedenheit *g - sehen. Ich sehe die Chance und solange ich die sehe, versuche ich daran zu glauben. Und auch wenn – anscheinend - sowieso klar ist, wie wir spielen, es sowieso egal ist, wer aufläuft, weil sowieso alles Scheiße ist, weil wir sowieso nur noch austrudeln und nächste Saison alles noch schlimmer wird, will ich mir die restlichen Spiele gerne noch anschauen, um mir selbst eine abschließende Meinung zu bilden – und wenn es wirklich den Bach runter geht, dann sehe ich eben auch das.

    Kurz und gut: Ich glaube, unterm Strich sind wir vielleicht auch in diesem Fall gar nicht so weit auseinander?

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    1. Ja, wir sind nicht weit auseinander. Wie meist. Das mit dem Durchwurschteln nach Europa, daran glaube ich allerdings nicht. So oft können all die anderen gar nicht mehr verlieren. ;-)

      Und: Ja, du bist unverbesserlich optmistisch. Denn besser geht es nun wirklich nicht. :-)

      Und ich bin ein Pessimist geworden. Die Erfahrungen mit Menschen haben mich dazu gemacht. Und seit Bruchhagen - trotz schlechter und schlechtester Erfahrungen in der Vergangenheit wieder einmal - gesagt hat, dass man glaubt, „mit dem Abstieg gar nichts mehr zu tun“ zu haben, rechne ich nicht mehr mit vielen Punkten. (Nach ähnlichen Feststellungen Bruchhagens in der Öffentlichkeit holte die Eintracht kaum noch Zählbares. Aus den letzten 6 Spielen der Rückrunde 2009 war es ein einziger Punkt und in der gesamten Rückrunde 2011 waren es 8. Als es nichts mehr zu gewinnen gab, hörte die Elf beide Male einfach damit auf.) Seitdem waren es einer aus drei Spielen, doch wenn ich mich täuschen sollte, freut sich kaum einer mehr als ich. Na ja, du vielleicht. ;-)

      PS: In meiner Erinnerung hat Veh für das "Abschenken" in München auch Kritik einstecken müssen und das nicht zu knapp - sowohl von Fans als auch von Journalisten.

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    2. Sieben bis neun Punkte aus den letzten fünf Spielen will ich noch - ich muss ja meinem Optimismus Ehre machen :) Eigentlich wollte ich "mindestens" schreiben, aber - ok- das lasse ich ,-)

      Zu deinem PS: Daran erinnere ich mich auch, dass das "Abschenken" damals überwiegend kritisch gesehen wurde. Umso erstaunter war ich, dass es im Vorbericht zum diesjährigen Spiel bei den Bayern als "die vielleicht coolste Taktik" einer Eintracht-Mannschaft in München beschrieben wurde (http://www.fr-online.de/eintracht-frankfurt/eintracht-gegen-bayern-38-schuesse,1473446,30387468.html), wobei - alles was Recht ist - Thomas Kilchenstein die Entscheidung zum Abschenken, schon im vergangenen Jahr nicht peinlich, sondern vernünftig fand (http://www.fr-online.de/eintracht-frankfurt/eintracht-frankfurt-peinlich--vernuenftig-,1473446,26220644.html).

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  3. Mir scheint, dass ihr in der Tat nicht so weit auseinander seid. Man kann über den bisherigen Verlauf der Saison hinweg ja tatsächlich auch ziemlich unterschiedliche Perspektiven auf die Eintracht nehmen. Ich verstehe gerade in letzter Zeit die Gefrusteten, aber ebenso jene, die vom derzeitigen Stand der Dinge vielleicht nicht begeistert, aber doch auch wiederum nicht unzufrieden sind. Geht mir selber ja auch nicht anders, wobei es eine leichte Rot->Schwarz-Verschiebung gibt. Insgesamt ist die Stimmung in der Eintracht und um die Eintracht herum, so empfinde ich es, merkwürdig, undurchsichtig. Nichts gegen Spekulationen, aber was mich persönlich etwas nervt: die grassierende und völlig haltlose Vermuteroe, größtenteils wirklich: Dünnschiss. Und immer wieder dieselben Kamellen. Nur noch überboten von dem junkerhaften Ennui, wie er im oder anderen Blog, in der einen oder anderen Redaktionsstube zelebriert wird. Bin da wahrscheinlich etwas altmodisch, aber ich mag das nicht.

    Und dann: tritt man wie auch immer einen Schritt zurück, und das Bild ist ein völlig anderes. Erstmals und gleich auch am bewegendsten habe ich dieses Phänomen während meiner Studienzeit in Tübingen erlebt, als der uralte Ernst Bloch die Kalendergeschichte 'Unverhofftes Wiedersehen' von Johann Peter Hebel vorgelesen hat. Eine großartige und melancholische, meinetwegen halt großartig melancholische Form der Befreiung durch Ausweitung der Perspektive, durch die Gleichzeitigkeit von Akzeleration und Stillstand. Aber ich komme ins Schwatzen. Mit Fußball hat es aber, darauf beharre ich, sehr wohl auch zu tun, ganz OT sollte es daher nicht sein. Wen's interessiert:
    http://gutenberg.spiegel.de/buch/johann-peter-hebel-schatzk-329/90

    Beste Grüße, Companeras und -os
    ak

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    1. Ja, ziemlich genau so geht es mir auch.

      Über Hebels „Unverhofftes Wiedersehen“ und die von dir angeführte „Gleichzeitigkeit von Akzeleration und Stillstand“ habe ich lange nachgedacht und bin für mich (noch) zu keinem eindeutigen Eintracht-Schluss gekommen. Ewig jung?Äußerlich vergreist? Nur scheinbar tot? Bereits vor dem, was alles möglich war, aus dem Rennen genommen? Auch, wenn unsere Erfolge schon Jahrzehnte zurückliegen und wir ihnen hinterhertrauern, haben sie immer noch die Kraft, unser inzwischen müde gewordenes Herz zu beleben und zu erfreuen? Wir schlummern, konserviert in Eisenvitriol, vor uns hin und warten darauf, dass uns jemand ausbuddelt und wieder Leben einhaucht?

      (Vielen Dank für den Link und den Anlass zum Wiederlesen. Es ist so großartig wie Hebel den Weltenlauf und das Menschenleben miteinander verwebt und wie plastisch 50 Jahre in wenigen Sätzen beim Lesen vorbeilaufen)

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  4. Ich bin seit dem Spiel in Stuttgart immer noch so sauer, daß ich mir die Spiele gegen Hannover und Bayern gar nicht mehr erst angeguckt habe.
    In mir verdichtet sich allmählich die (noch durch keine Fakten zu belegende) Befürchtung, daß die nächste Saison unabhängig von Europa oder nicht mit diesem Trainer und dem mentallabilen Spielermaterial in einem Skibbe-Tasmania-2.0-Disaster enden könnte.

    Goyschak

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    1. Diese Angst habe ich – toitoitoi - nicht, ich sehe uns maximal auf ernüchterndem Stand verharren, glaube aber auch – wie gesagt – die Chance zu erkennen, dass es stattdessen ins Positive kippt. Noch schrillen bei mir keine Alarmglocken von wegen potenzieller Katastrophe - und ich hoffe wirklich von Herzen, dass ich hier nicht daneben liege.

      Ich hole nochmal ein bisschen aus:
      Das Bild, das sich mir aus dem, was ich weiß, höre und zu verstehen glaube, zusammenstobbele, sieht so aus: Schaaf ist mit seiner Bremer Entourage hier in Frankfurt angekommen und hat – nach Innen und nach Außen - deutlich gemacht, dass er seine eigenen Vorstellungen von dem hat, was und wie es zu laufen hat. Das war ein krasser Bruch zum Veh-Style – nach Innen und Außen. Schaaf war zunächst verbindlich und freundlich, je mehr Gegenwind er bekam, wurde er zunehmend einsilbig (außer bei seinen Spieleransprachen ,-), unverbindlich, trotzig. In der Mannschaft scheint es Spieler zu geben, die opponieren, andere, die mal mehr, mal weniger mitziehen, andere die auf Linie des Trainers sind und dies auch gern zum Ausdruck bringen. Das ist nicht gut. Da strahlt keine Freude, keine Lust, kein Heeeey…wir… Eintracht! Und das tut weh.

      Ich denke sehr wohl, dass wir uns in dieser Saison einem Umbruch befinden. Nicht vorrangig wegen der Ab- und Zugänge, sondern wegen der Umstellung auf eine andere Spielweise. Doch, tatsächlich – die findet m.E. nämlich statt – und zwar nicht nur bei uns, sondern auch bei (fast) allen Mannschaften, die Ambitionen nach oben haben. Ob man da überhaupt noch von „System“ reden kann, weiß ich nicht (vielleicht finden wir ja keins, weil der Begriff zunehmend obsolet wird und das, was sich – nicht nur bei uns - auf dem Platz tut nicht mehr richtig beschreibt?). Es geht (wenn ich das richtig beobachte) um ein grundsätzliches Umdenken auf dem Platz. Das vielbeschworene Loch im Mittelfeld entsteht deshalb, weil das Mittelfeld im klassischen Sinn nicht mehr existiert/existieren SOLL. Der Ball wird möglichst schnell, präzis und straight nach vorne gebracht, dabei von der gesamten Mannschaft, in voller Breite gesichert, gespielt/kombiniert wird im Prinzip erst in der gegnerischen Hälfte bzw. ab Strafraumhöhe – fast handballartig. So in etwa hat sich das für mich während und nach der WM herauskristallisiert, so spielen Spitzenmannschaften, so spielen auch die Bayern. Wichtig sind hohe Laufbereitschaft, Wachheit, Disziplin, Schnelligkeit, fußballerisches Vermögen, Konsequenz, Spieler, die Spaß am Fußball Denken haben. Ob dann das Fußball SPIELEN (auf dem Platz) noch Spaß macht oder ob der Spaß erst dann wieder kommt, wenn man das, was man denken soll, auch tatsächlich beherrscht, kann ich nicht beurteilen. Jedenfalls ist diese Spielweise riskant, alle Mannschaften, die so zu spielen versuchen, es aber (noch) nicht beherrschen, sind extrem Fehler anfällig bzw. sorgen immer mal wieder für „Spektakel“. Uns passiert es leider besonders oft und besonders dabbisch, dass wir bei Gegenangriffen überlaufen werden, blöd aussehen, falsch stehen, die Ordnung auseinander bricht – aber es passiert anderen (inklusive Gladbach, Leverkusen, Dortmund, Hoffenheim) auch. Nicht umsonst wundert sich Roger Schmidt, dass seine Mannschaft – trotz Umbruch = Änderung der Spielweise – schon „so weit“ ist. Mannschaften, die auf der sicheren Seite bleiben (sozusagen klassisch spielen und das tun, von dem sie wissen, dass sie es können – z.B. Köln, Freiburg, Augsburg), sehen da besser aus.

      (Fortsetzung im nächsten Bubble...)

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    2. Heißt: ich denke, Schaaf will auf Teufel komm raus, die Spielidee, die er für die richtige und (nicht ganz von ungefähr) zukunftsweisende und auf nachhaltigen Erfolg ausgerichtete Spielweise hält, bei der Eintracht durchsetzen. Zur Not auch gegen die Spieler, zumindest gegen die, die er im Moment hat. Das muss einem nicht gefallen, das ist nicht das, was man sich unter einem positiven Aufbruch vorstellt und voller Begeisterung mitträgt, aber – falls ich nicht vollkommen daneben liege – ist es ist nicht ganz ausgeschlossen, dass er damit mittelfristig Erfolg hat.

      So irgendwie.

      PS: „Der perfekte Trainer für einen Verein ...“ Das wär’s. Klopp würd ich sofort nehmen!

      PPS: Nochmal Klopp: „Um sich zu entwickeln, braucht man die Möglichkeit kleine Schritte zu tun.“

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