Direkt zum Hauptbereich

Yeah: We did it again!

Wir haben es geschafft. Das ist einzigartig. Spektakulär. Unvergleichlich. Wir können jederzeit, überall und immer absolut zuverlässig unsere Leistung abrufen. Fast auf die Minute genau. Präzise. Verlässlich.  Jede Mannschaft, die gegen uns spielt, kann es erst mal locker angehen lassen, denn sie weiß ja: Irgendwann wird die Eintracht schon den Führungstreffer machen. Und dann...

Jetzt kann ich es ja sagen. Das MUSS so sein. So, genau so steht es in dem geheimen Drehbuch, das direkt aus der Feder des großen absurden Dichters Samuel Beckett stammen könnte, ja: Vielleicht sogar stammt. Es wird jede Woche intensiv geübt und dann an jedem zweiten Wochenende in immer größerer Perfektion und  immer vollendeterer Wiederholung zur Aufführung gebracht. Nicht nur die Abläufe auf dem Platz und auf der Trainerbank, auch die Dialoge vor dem heimischen TV-Gerät sind von kaum zu übertreffender Präzision und nachgerade subversiver Intensität.

VFB Stuttgart - Eintracht Frankfurt
46. Minute:  Anpfiff zur zweiten Halbzeit

Erster Adler und Zweiter Adler verlassen ihre Mülltonne und nehmen Platz vor dem Fernseher.

Erster Adler:  (betont locker)
Also ganz ehrlich – so wie das bisher gelaufen ist - das Spiel dürfen wir heute nicht verlieren. Die sind ja so schwach, die Stuttgarter.

Zweiter Adler:  
Ja, ja.  Klar, da MUSS man gewinnen. Aber weißt ja… wir sind halt die Eintracht.

Erster Adler:   
Eben. Und deswegen immer für eine Überraschung gut.  Abber jetzt mal im ernst -  das Spiel heute, das  KANN man doch gar nicht verlieren. Wir sind ja auch immer besser ins Spiel gekommen..

Zweiter Adler:  
Mmh... Wird schon.

51. Minute: 0:1   Eintracht Frankfurt (Haris Seferovic)
Erster Adler: 
Tooooor! Cool Gemacht. Der Basti. Der Haris....Heeeeeeyyyy....

Zweiter Adler: 
Yeah.  (beide klatschen sich ab). 
Das war’s für die Stuttgarter.  Die brechen jetzt ein.

Erster Adler: (kichert)  
Normalerweise würde ich sagen: Jetzt verlieren wir das Spiel 1:4.

Zweiter Adler:  (lacht laut auf) Nein. Heute nicht. Die Stuttgarter sind einfach zu schlecht. Das Stadion ist tot. Die glauben selbst nicht mehr dran, dass sie noch was reißen können.

56. Minute: Die Eintracht vertändelt einen Angriff
Erster Adler: 
Also, wenn wir jetzt nicht gleich das zweite Tor machen, garantiere ich für nichts.

Zweiter Adler:  
Ach Quatsch. Das wär ja nur noch lächerlich. Stell dir das doch mal vor. Also das wär ja...

Erster Adler: (kichert)
Hast recht. Der Meier, in der 57. – wart’s ab. Trust me...Und nach dem 2:0 ist das Ding gegessen.

61. Minute
Zweiter Adler: 
Wie lang noch?

Erster Adler: 
Halbe Stunde…

Zweiter Adler. (erhebt die Stimme)
Heeyy... Pfeif ab, Schwarzer, pfeif ab

Erster Adler: (kichert)

63. Minute: 1:1 (Daniel Ginczek)
Erster Adler:  (weit aufgerissene Augen, stumm staunend)
Äh… Hääää…grmpf….äh....muhaha?

Zweiter Adler: (laut)
Ich fass es nicht. Ich FASS es nicht. Ok. Dann fällt jetzt sicher auch gleich das zweite. Weil, wenn – dann immer zwei hintereinander.

Erster Adler:  (in jähem Aufbegehren)
Jetzt hör bloß auf. 1:1 ist grad schlimm genug. So blöd können nicht mal wir sein, dass wir das jetzt auch wieder aus der Hand geben. Määäänsch. Heute NICHT. Heut berappeln sie sich...

Adler-SMS aus der Ferne: 
Und jetzt brechen sie wieder auseinander...

Rück-SMS erster Adler: 
Heute nicht!!!

66. Minute: 2:1 (Daniel Ginczek)

Erster Adler:  (offener Mund, stumm)

Zweiter Adler: 
Muhaha. Ok.

Erster Adler (Hände vorm Gesicht)

Zweiter Adler: 
Weinst du oder lachst du?

Erster Adler: 
Ich weiß es nicht.

72. Minute: sinnfreier Eintracht-Pass ins Leere

Erster Adler (stammelt, kichert seltsam heiser): 
Das kann doch alles nicht wahr sein.

Zweiter Adler: (raucht)

Erster Adler: 
Das glaub ich jetzt nicht.

Zweiter Adler: (schüttelt den Kopf)

Erster Adler: 
Meinst du, sie werden…

Zweiter Adler:  (lacht wild und weh auf)

Erster Adler:  
Was meinst du ...3 oder 4:1??

80. Minute: 3:1 VFB Stuttgart, Alexandru Maxim. Maxim zieht Fritzle am Schwanz hinter sich her in die Kurve

Erster Adler: (kichert irrte vor sich hin)

Zweiter Adler: (raucht, schüttelt den Kopf)

Erster Adler: 
Meinst du, sie werden…

Zweiter Adler: (raucht, schüttelt den Kopf)

Erster Adler: (kichert laut, dann immer leiser)

92. Minute: Schlusspfiff. Stuttgarter Jubelwelle schwappt über das Stadion.

Zweiter Adler:  (macht den Fernseher aus)

Erster Adler: (sitzt stumm, kichert)

Schlussbild (im Gegenschnitt):

Mannschaft läuft in die Kurve und feiert die Fans. 
Erster Adler und zweiter Adler sitzen wieder in ihren Mülltonnen.

*** wird fortgesetzt ***


Kommentare

  1. Ja. So muss es wohl sein. Samuel Beckett. Ja, so was in der Art.

    Dialog passt auch.

    Ich bin fassungslos, sprachlos. Da fällt einem nix mehr ein.

    Jedenfalls war babyblau ohne Schuld. Wäre wohl zu einfach gewesen. Wird auch in rotundschwarz fortgesetzt.

    AntwortenLöschen
  2. "Weinst du oder lachst du? - Ich weiß es nicht."
    Yep.
    Dreckiger Dreck. Zurück in unsere Mülltonnen.

    AntwortenLöschen
  3. Es gibt, zwischen einzelnen Stämmen der nordwestamerikanischen Indianer, ein Spiel, heißt Potlatsch. Die Regeln sind ziemlich einfach. Stamm A schenkt Stamm B was. Stamm B lässt das nicht auf sich sitzen und schenkt Stamm A eine gehörige Portion mehr zurück. Das geht dann so weiter, die Sache schaukelt sich immer mehr auf. Bis am Schluss einer ruiniert ist: das ist dann der Sieger und Meister des Großen Herzens. Man ahnt es bereits: das sind wir. In diesem Sinne: AUSWÄRTSSIEG.

    AntwortenLöschen
  4. Ich zitiere aus Wikipedia:
    "Wenn ein Potlatch also große Ehre errang, dann ehrte dies auch die Vorfahren und trug auf diese Weise dazu bei, die Ordnung und den Bestand der Welt zu sichern."

    Nicht mehr und nicht weniger ,-)

    AntwortenLöschen
  5. Drunter tun wir's nicht. Drunter hat's die Eintracht noch nie getan. Es geht immer und nur um die große Ordnung des Kosmos.

    AntwortenLöschen

Kommentar veröffentlichen

Beliebte Posts aus diesem Blog

Die nächste Strophe vom alten Reisbrei

Am Samstagabend höre ich im ZDF Sportstudio die Vorankündigung für das Spiel am Sonntag im Waldstadion. „Hannover kann morgen auf den zweiten Tabellenplatz vorstoßen“, verkündet Katrin Müller-Hohenstein. Tatsächlich? Was Sie nicht sagen. Und die Eintracht? Hey – hallo, das ist unser Heimspiel, und wir werden es gewinnen, weil nämlich dann wir es sein werden, die zu Hannover und zur Spitzengruppe aufschließen. Capisce? Und tatsächlich. So machen wir es. Impressionen vom Spiel: Patrick Ochs, der in der ersten halben Stunde auf der rechten Seite herum mannövert als habe er tatsächlich vor, was er vorher verkündet hatte: Sich festbeißen – und von dem in der zweiten Halbzeit nichts mehr zu sehen ist. Halil Altintop, der (auch in seinem eigenen Sinn) zur Halbzeit hätte ausgewechselt werden müssen, und von seinem Trainer, der voll hinter ihm steht, eine viertel Stunde vor dem Ende zum Abschuss freigegeben und – sichtlich um Fassung bemüht – regelrecht vom Platz gepfiffen wird. (Ja, ja.

Kleines Fußball-ABC - Heute "U" wie "Unterschiedsspieler"

Unterschiedsspieler, der (pl. (selten die); fußballneudeutsch für einen Spieler, der – wie der Name schon sagt – den Unterschied machen und ein Spiel entscheiden kann. Bsp .    → Rebic, Ante (Eintracht Frankfurt) , der in der ersten Runde des DFB-Pokals 2019/20 “ den aufmüpfigen Drittligisten Waldhof Mannheim quasi alleine in die Knie zwang. “ In der Regel ist der → Unterschiedsspieler ein Offensivspieler, aber auch Defensivspieler „mit einer starken Technik und einem guten Gespür für Räume imOffensivspiel“  können Unterschiedsspieler sein  -   Bsp.   → Baumgartner, Christoph TSG Hoffenhei m) , → Kimmich, Joshua (FC Bayern München) oder  →Kostic, Filip (Eintracht Frankfurt), der für seinen Trainer →Adi Hütter derzeit „der absoluteUnterschiedsspieler“ ist. Auch Torhüter  können den Unterschied machen ( Bsp. Neuer, Manuel, FC Bayern München ), was als Beleg dafür gelten kann, dass auch Spieler, die nicht der Mannschaft von →Eintracht Frankfurt angehören, →Unterschiedsspieler sein kö

Hans-Dieter "Fips" Wacker - ein Fußballerleben

Es ist ein paar Monate her, dass ich für diesen Blog im „Kleinen Fußball-ABC“ einen eher satirisch gefärbten Beitrag zum Thema  Nachwuchstalente verfasst habe. Es war Kid Klappergass, der das Thema in einem Kommentar in ernsthaftere Bahnen führte: Es gebe nicht viele große Eintracht-Talente, denen er nachtrauere, aber eines davon sei ganz gewiss Fips Wacker. Fips Wacker? Diesen Namen hatte ich noch nie gehört und machte mich auf die Suche nach ein paar Informationen. Es war nicht viel, was ich im Netz aufstöbern konnte – aber was ich fand, machte mich neugierig. Die „Spur“ führte zum Heimatverein von Fips Wacker, der SKV Büttelborn und wie es der Zufall so will: Einige Wochen später sollte in Büttelborn ein Spiel der Alten Herren – der  Old Boys   gegen die Eintracht-Traditionsmannschaft ausgetragen werden. Wenn für Hans-Dieter Wacker alles so gelaufen wäre, wie es hätte laufen können, hätte er in diesem Spiel vielleicht eine Halbzeit lang für die Eintracht und eine für den SKV auf de