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Das Weh im Wald. Ein Satyrspiel in zwei Akten.

Versammelt ist sie, die rotundschwarze Menge, im Stadion im Wald, zu zelebrieren die samstäglichen Rituale. Bange, freudige Erwartung, schwebend zwischen den Wipfeln. Stolz laufen sie auf, die Adler.   Die leisen Zweifel im Ansatze. Zu bekämpfen. Jedoch: Schon bälde, bälde nagt die Sorge.  Das Mittelfeld: fehlend. Die einst so stolzen Kämpen: Mut- und kraftlos.  Der Brasilianer, der schmächtige: Hiflos. Doch dann, wie aus dem Nichts. Yeah. Tor. Erzielt von ihm, dem jüngst noch geschmähten. Jetzt, jetzt. Sie werden zeigen, dass!  Bannen jene Unken und schwarz sehenden Propheten.  Zumachen ihn, den Sack.
Mitnichten. O Schreck. Der Japaner, der Kleine. Er verliert ihn, den Ball und dann. Ausgleich. Was nützet die Beschimpfung des schwarzen Mannes? Fakt ist. Und kommt noch schlimmer. 1:2. Drin. Wieder. Und dann die Halbzeit. Händeringendes Wehklagen. Warum? Wieso? Müsste nicht er, der Trainer, erkennen das?  Wechseln und bringen. Sollte. Könnte. Müsste. Und tatsächlich: Tut es. Blonder, schmaler Kämpfer, wiedergenesen. Junger, bärtiger Held, Hoffnung schwebt über seinem Haupt, jubelnd begrüßt von der verzückten Menge. Jetzt. Jetzt. Gekommen, um zu geben, dem Spiel eine Wende.  Doch gleich der Dämpfer, der niederschmetternde. Fast schon verloren jegliche Hoffnung.  Gar aussichtslos die Lage, gar schwach der Mut. Doch dann. Der Glaube. Der Ruck, einträchtlich durch Platz und Rund. Anfeuerungen: Laute. Bälle: Finden ihren Mann. Im Zweikampf niedergerungen der Gegner. Er, der  junge Held, streichelt den Ball. Er, der Göttergleiche. Trifft. Hurtig greift er das Leder, das runde. Weiter. Weiter. Und - ja, ja - da ist es, das Tor, das nächste. O du Eintracht. Mächtig. Schwillt und schwappt der Gesang. Fußball, den du spielen solltest.  Geht, zieht ab, einfach so. Tor. Tor. Tor. Und nicht genug. Alles. Mit aller Macht. Wollen sie es. Und: Der Ball fällt. Trudelt. Rutscht. Hinter die Linie und jetzt.  Den endgültigen Stoß versetzen, ihnen, den Schwaben. Doch da, der Pfosten, elender. Weiter, weiter. Zu wehren künftige Unbill: Der Wechsel, der fatale. Was ist das? Prompt enteilt er, der gleichfalls Eingewechselte. Vollkommen allein. Aufs Tor. Das kann. Das darf nicht. Wahr sein. Kaum mächtig noch der Sinne.  Har, har. Irres Gelächter. Dann eben auch wir. Noch eines. Noch eines. Aber. Dann mehret sie sich, die Ahnung, die bange. O Weh, o Ach, o Elend. Und da, da ist er, der Schlag, der vernichtende. Nein, Nein. Nicht so, nicht so, nicht punktlos darf es enden dieses Spiel. Mögen sie, die Götter, verleihen uns Flügel.  Finale, Herzrasendes . Kann. Muss. Erregung wild und mächtig. Hände zum Himmel, wallende Wogen.  Jedoch: Vergebens. Der letzte Moll- Akkord, von ihm, dem schwarzen Mann an der Linie. (Petze, Petze!)  Noch einmal, da, die Chance, die letzte. Nein. Ja.  Das. Ist. Es. Nicht. Aus.

Merkwürdig gewandet, der Trainer, der gegnerische. Hüpft und springt. Auf den Platz eilt der Trainingsbehoste, hin zu seinen Mannen, dastehend mit gesenkten Köpfen. Fassungslos.  

Ich: Zusammengesunken im Sitz, dem schalenförmigen. Der Rest ist Stammeln.



Kommentare

  1. Danke, Kerstin.

    Dem Schauspiel angemessen. Dem tragischen. Für uns.

    Ein Spiel, an das man sich erinnern wird. Wir mit Schmerzen, die anderen mit Freude.

    Ich bin niedergeschlagen. Weil ich ratlos bin.

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  2. Seufz. Ich auch. Wie viel lieber hätte ich eine Hymne gedichtet.

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    1. Mir ist nach einer Elegie ...

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    2. Seufz, yep.... Das war nicht so richtig viel gestern. Ich hoffe trotzdem, dass wir am Ende doch auf die Elegie verzichten können.

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  3. Und ich? Offenen Mundes vor dem Gerät, dem in die Ferne sehenden, elenden Gemüts. Gruß, C.

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    1. Vielleicht ist dort, in der Ferne, ja auch das Licht am Ende des Tunnels. Hope :)

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  4. Schlimm das alles. Ich weiß nicht, ob ich das noch oft so ertragen kann.

    Bange erwarte ich die kommenden Wochen. Und übermorgen geht es schon weiter. Oh weh.

    Weiter Wasser auf die Mühlen der Ultalederhüte. Haben sie es nicht die ganze Zeit gewusst? Kann ja nix werden. Ich könnte ko****
    LG Nicole

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    1. Noch hoffe ich, auf einen einigermaßen glatten Weg durch die Saison. Aber ich bin sicher: Wenn es etwas durchzustehen gibt, dann werden wir das durchstehen. Zusammen!

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  5. Gegen den altgriechischen Schmerz hilft nur Burgunder. Spät. Trocken. Sie nannten ihn "mavro": schwarz.

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