„Die Berliner stoßen an.“ So sprach der Sky-Reporter kurz
vor Anpfiff des Spiels der Eintracht bei Hertha BSC „Hoho“, sage ich, „schon vor
dem Spiel?“ Der Reporter fährt fort: „Nach dem Spiel werden wir wissen, wo
beide Mannschaften stehen.“ „Hoho“, sagt mein Mit-Adler, „ich dachte: Auf dem
Rasen im Berliner Olympiastadion.“
Damit sind die lustigen Momente des Spiels gestern auch
schon nahezu vollständig aufgezählt. Vom – fehlenden – schwimmenden Stürmer war
in den letzten Wochen die Rede, Axel Hellmann hatte postuliert, dass die
Eintracht im kalten Wasser der neuen Saison sportlich sofort schwimmen können muss. Et voilà – Auftrag erledigt und die staunende Fachwelt gleich auch noch um einige systemische Neuerungen
bereichert: Die schwimmende Viererkette, die schwimmende Sechseinhalb und –
nicht zu vergessen - die gleichzeitig schwimmende und rotierende Raute. Das
muss uns erstmal einer nachmachen. Ein neues Kapitel aus der Reihe: „Eintracht
Frankfurt – Von der Fußballmannschaft zum Schwimmverein in 90 Minuten. Ein Handbuch.“
Am Ende des Spiels sind wir am Boden – also exakt dort, wo die schwimmenden
Stürmer jogigemäß „die besten Lösungen finden.“
In den – zugegeben raren - Momenten, in denen die dringliche
Diskussion des Themas Kadlec uns in den vergangenen Wochen ein wenig Zeit
gelassen hat, wurde mitunter diskutiert,
ob die Eintracht wohl der Dreifachbelastung – Europapokal, DFB-Pokal und Liga –
standhalten könne oder ob Einbrüche befürchtet werden müssen. Auch diese
Diskussion haben wir souverän bereits im Keim erstickt. Dreifach Belastung? Für
uns scheint derzeit der normale Ligabetrieb bereits eine ...ähem... durchaus hohe Hürde. Hoho, reiben
„wohlmeinende“ Freunde aus nah und fern sich süffisant die Hände. Die
Eintracht. War doch klar.
„Ich hoffe (!!), das war nur ein Ausrutscher,“ vermeldet
Sebastian Rode auf seiner Facebook-Seite. "Wer jetzt nicht weiß, woran wir sind, dem kann ich auch nicht helfen", gibt Pirmin Schwegler zu Protokoll. (Ach? Wo denn, um des Fußballhimmelswillen - wo denn?) „Wenn wir so spielen, bekommen wir gegen die Bayern zehn“, sagt Armin Veh. (Ach. Wirklich?) Sätze, die mir durch Mark und Bein
gehen und sich anfühlen, als ob eine kalte Hand an mein Herz greift – tief in
meinem Innern der Widerhall von Sätzen, die vor zweieinhalb Jahren so ähnlich gefallen und immer wieder wiederholt worden sind. Schnell, gebt mir Knoblauch. Ich will das jetzt nicht denken. Ich will das nicht. Apage!
„Normalerweise spielen wir so wie wir trainiert haben,“
hatte Armin Veh in der Pressekonferenz vor dem Spiel angekündigt. Nach dem
Spiel gestern bin ich geneigt zu sagen: Hoffentlich nicht. Oder annersrum: Da ist es am Ende vielleicht ja sogar erfreulich, wenn am Montag erstmal
trainingsfrei ist.
„Wir werden uns den Hintern aufreißen, um das wieder gut zu machen!"
„Wir kämpfen uns aus
diesem Loch wieder raus.“
"Wir werden keine Zweifel daran lassen, dass dieses Spiel nur ein Ausrutscher war."
"So etwas wird nicht wieder vorkommen!"
„Wir werden alles dafür tun, dass diese Saison, der wir so
sehr entgegen gefiebert haben, für uns alle ein Erfolg wird.“
Wer hat das noch gleich gesagt? Ach so. Keiner. Das wird
dann sicher noch kommen.
Spät abends sitzen mein Eintracht-Schal und ich auf dem
Bänkchen hinter dem Haus. Immer noch zusammengedonnert, spähe ich softwarelos in
den Himmel. Die Sterne blinken. Den Perseiden ist die Eintracht Schnuppe. Sie
sind lebhaft und munter. Da huscht eine Schnuppe am schwarzen Himmel. Schon
wieder eine – mit langem, hellem Schweif. Für einen winzigen Moment scheint sie am Himmel stehen zu bleiben – dann ist sie wieder verschwunden. Fast zweifle ich, ob es wirklich
real war, was ich gesehen habe. Eine Sinnestäuschung? Wunschvorstellung? Nur geträumt? Aber nein. Da, ist schon wieder
eine. Ein kurzes Blinken wie eine Nachricht aus einer anderen Welt. Vorbei.
Husch und weg.
Natürlich habe ich mir etwas gewünscht. Nein, nichts, was
mit der Eintracht zu tun hat. Das, was zu tun ist, muss der Trainer und müssen
die Jungs auf dem Platz jetzt erst einmal selbst in die Hand nehmen. Laufend.
Kämpfend. Schießend. Jedenfalls: Nicht
schwimmend.
![]() |
Quelle: Philipp Wächter: Sehr berühmt. Beltz-Verlag 2006 |
"Natürlich habe ich mir etwas gewünscht." Und ich wünsche mir, dass dein Wunsch in Erfüllung geht!
AntwortenLöschenIch hätte mir das Spiel am Sonntag gewünscht, da hat man dann nicht mehr viel Zeit, und kann sich mit der Arbeit ablenken.
AntwortenLöschenAnsonsten geht es mir wie wahrscheinlich allen Adlern, ich denke immer noch, dass das ein Traum war.
Hoffentlich ist er bald zuende!
Liebe und unfassbare Grüße
Horst
Wenn wir schon nicht Deutscher Meister werden, dann zumindest Schwimmmeister.
AntwortenLöschenSorry für den müden Scherz, aber anders als mit Galgenhumor kann ich das nicht ertragen.
@Kid: Das wird nicht ganz einfach. Aber wenn nicht nur die Schnuppe, sondern auch du beim Wünschen hilfst, wird's schon schiefgehen - danke!
AntwortenLöschen@Horst: Das stimmt :) - zumindest diese "Verarbeitungshilfe" haben wir dann an den Spieltagen 3 und 4 - also: FALLS nötig...
Es ist wirklich immer noch unfasslich wie das passieren konnte. Was mich zudem wirklich schrägt, ist, wie - fast bin ich geneigt zu sagen - "bereitwillig" wir alle dieses Krisenszenario annehmen. Ich nehme mich da nicht aus. Betrifft die Mannschaft ebenso wie alle Eintrachtler. Das Spiel war unter aller Socke, gar nix, kein System, keine Einstellung, kein überhaupt nix. Aber statt uns aufzulehnen fügen wir uns irgendwie in das zu erwartende Joch. So als hätten wir es - bei aller Euphorie - tief in unseren Herzen nicht anders erwartet, als müsste dem Glück der vergangenen Saison das Elend auf dem Fuß folgen. Merkwürdig, sehr merkwürdig. Ich hoffe, dass ich, dass wir im Laufe der Woche unser Kämpfer-Gen wieder aktivieren können.
Eintracht!
lgk
@Mark: Immer noch besser als Bademeister ,-) (Obwohl - darauf lass ich nichts kommen - immerhin war Falke am Anfang seiner Profikarriere nebenbei noch Hilfs-Bademeister.) Und wenn wir schon mal im kalten Wasser sind, können wir ja vielleicht auch gleich anfangen kräftig zu rudern!
AntwortenLöschenDie Begriffe werden häufig verwechselt: es gibt den medizinischen Bademeister (und Masseur) und in der Badeanstalt den Schwimmmeister.
AntwortenLöschenAber egal, hauptsache unsere Jungs fangen an, kräftig zu rudern statt unterzugehen.
Ich sage es mal schlicht & gerade heraus: Was für eine Scheiße! Das Beste daran ist das, was Du daraus machst, Kerstin! Dafür danke. Alle anderen dürfen laufen, kämpfen & schiessen. Dann sehen wir weiter.
AntwortenLöschenViele Grüße aus dem tiefen Tal, Fritsch.
Eine Frage:
AntwortenLöschenwillst du es nochmal mit dem Spieler der Stunde versuchen?
Wobei ich für das Herthaspiel größte Probleme hätte, einen zu bestimmen,da ich ziemlich alle grottenschlecht fand.
@Fritsch: Was für eine Scheiße. Yep. Treffender kann man es nichts ausdrücken ,-) Drei Tage später fühle ich mich trotzdem schon wieder ein bisschen kämpferischer. Nicht untergehen gegen die Bayern, Punkten in Baku, gewinnen in Braunschweig - dann sähe die Eintracht-Welt doch schon wieder ein bisschen freundlicher aus.
AntwortenLöschen@Mark: Es freut micht, dass du nachfragst :) Ich habe drüber nachgedacht, auch noch mal mit Kid geschwätzt und denke, so leid es mir tut: Nein, den SdS wird es so (erst einmal) nicht mehr geben. Das Wackel-Tool war vielleicht ein Zeichen. In dieser Saison wird es - so der Fußballgott es will - noch mal deutlich mehr Spiele geben. Zu jedem SdS gehört eine Auswertung/ein ausführlicher Eintrag - ich denke das war/ist es ja, was die Umfrage von anderen wesentlich unterscheidet - dann bleibt nicht mehr viel anderes zu schreiben.
Aber mal sehen - vielleicht kommt der Spieler der Stunde im neuen Gewand - als Monatsumfrage?! .. mal sehen.
Einträchtlich, K.
PS: Spieler der Stunde gegen Hertha? Vielleicht Lakic, der hat nicht gespielt ,-)
Das kann ich nachvollziehen, auch wenn ich es bedauere.
LöschenMein Spieler der Stunde wäre dann Oka, denn er hat sich rechtzeitig abgesetzt. ;-)