Viel ist in den vergangenen Monaten, Wochen, Tagen über die Trainingsqualität- und quantität der Frankfurter Eintracht diskutiert worden. Heute blättere ich im 11 Freunde Sonderheft zur Bundesligasaison 2011/12 und finde unter der Rubrik "Fußballschule" einen Text zum Thema "Fitnesstraining".
„Die Kunst des Fitnesstrainings“ so ist da zu lesen „liegt in der Wiederholung des richtigen Wechsels aus Belastung und Erholung, damit der Spieler in die Überkompensation kommt und fitter wird.“
Das heißt: Vom jeweils vorliegenden Ausgangsniveau wird der Körper belastet, ermüdet und erholt sich wieder. In der Erholungsphase verwirklicht sich dann der angestrebte Trainingseffekt. Der Körper ist nämlich clever, denkt sich: Ha, ha - nicht mit mir, darauf falle ich nicht rein, da kommt sicher bald die nächste Belastung. Beim nächsten Belastungsimpuls ist er besser auf das, was kommt, vorbereitet, ist also belastbarer. Das Leistungsniveau liegt über dem Ausgangsniveau, die erarbeitete Fitness wird durch den Wechsel von Be- und Entlastung "kompensiert" - und zwar so lange bis der Spieler konditionell sein Höchstniveau erreicht hat.
Im der Grafik sieht das so aus:
Und jetzt verstehe ich endlich also, warum das mit der Eintracht in der Rückrunde so verheerend schief gegangen ist. Beim Trainerlehrgang falsch von der Tafel abgeschrieben.Bei immerhin noch sieben Spieltagen den Saisonfahrplan nicht mehr so ganz genau vor Augen -. und wupp dich - kann auch die ausgeklügelste Trainingslehre und das beste Kompensationsmodell voll den Bach runter gehen.
Seht selbst:
Kompensationsmodell Skibbe
Kompensationsmodell Daum
Tztztz. Kaum zu glauben. So einfach können Erklärungen manchmal sein.
Ja, das kommt hin. Ich zitiere mal dazu passend, wie ich finde, Gerhard Steines aus seinem "Anstoß online":
AntwortenLöschen"Und wer nach dem 34. Spieltag wo steht, das hängt auch damit zusammen, was vor dem ersten Spieltag geschehen ist. Matthias Reutzel aus Echzell, treuer Leser und eintrachtkundiger Statistiker, wurde von mir am 11. August 2010 mit seiner Feststellung zitiert, dass »erhebliche Unterschiede hinsichtlich der Dauer der Vorbereitungsphase bestehen« sowie mit der fast prophetischen Frage, »ob sich diese drei Wochen Unterschied in der Saisonvorbereitung zwischen Mainz 05 und der Eintracht in den nächsten 34 Spieltagen auswirken werden«? Tja.
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Nur scheinbar verblüffend daher, dass die Reutzelsche Trainingsbeginn-Tabelle sehr der aktuellen Bundesliga-Tabelle ähnelt. Das Erreichen eines Saisonziels hängt zwar von vielen Faktoren ab, und nicht alle sind beeinflussbar – aber einige wichtige schon, wie Intensität und Periodisierung des Trainings, um langfristig Grundlagen zu liefern. Da hat die Eintracht durch Wohlfühl-Training monatelang etwas versäumt, was kurz vor Schluss durch einen Crash-Kurs nur verschlimmbessert wurde. Aber Daum hatte, muss man zugeben, kaum eine Wahl."
"Und dass Skibbe kein Trainingsweltmeister ist, war bei mir keine feige Hinterher-Besserwisserei, sondern das habe ich schon in Skibbes Frankfurter Glanzzeiten gegen den medialen Mainstream geschrieben. Das kann nicht nur der große Eintracht-Statistiker und »Echzell-Adler« Matthias Reutzel bestätigen, sondern auch mein Archiv der zeitungsveröffentlichten Kolumnen. Zum Beispiel schon vor der Saison, als ich mich über “spontan gönnerhaft geschenkte Belohnungs-Freizeit” in der wichtigsten Vorbereitungsphase wunderte, eine laxe Einstellung, die sich gegen Ende der Saison rächen muss. Übrigens wie damals unter Charly Körbel, als die Eintracht-Fans noch ihre Hallen-Könige feierten und ich die vielgeschmähte Voraussage machte, dass eine Mannschaft nach diesem nicht existenten Aufbautraining (u.a. wegen UI-Cup) und nach dem Fehler, Versäumtes nicht wenigstens in der Winterpause einigermaßen zu kompensieren, am Ende der Saison fast wehrlos absteigen muss. Quod erat demonstrandum, leider.
Gruß vom Kid
Sehr schön. Wäre doch fast tröstlich, wenn wir nur aus schierer Blödheit abgestiegen wären. Der jeweiligen sportlichen Leitung in der letzten Saison trau ich das übrigens durchaus zu. C.
AntwortenLöschen@Kid: Vielen Dank für die hier eingefügten Anmerkungen von Gerhard Steines. Das passt wirklich wie Topf auf Deckel. Mein Ansatz im Eintrag oben war ja eher satirisch **gg - wobei mich die Ernsthaftigkeit beim Kurven Zeichnen und Schreiben dann links überholt hat. Tatsächlich.Das passt. So in etwa müssen unsere Kurven verlaufen sein.
AntwortenLöschenZwar eine zutreffende Beschreibung, aber keine hinlängliche Erklärung dafür, warum die handelnden Personen es nicht besser wussten. Es sei denn..
(Und da sind wir auch schon bei...)
@Celtix: ...es war schiere Blödheit. Das überzeugt mich.
Danke euch fürs Lesen und Kommentieren, lgk