Damals, in den Wochen nachdem die Mauer gefallen war, gab es allerlei Absurdes zu sehen und zu hören. Nachhaltig in Erinnerung geblieben ist mir eine Live-Übertragung des Musikantenstadl , direkt aus Leipzig. Also – Hilfe – nicht, dass jemand auf den Gedanken kommt, dass ich zur Klientel der Musikantenstadl-Zuschauer gehöre (mir geht’s da eher, wie es einer der Weil-Brüder von den Biermösl-Blasn mal formuliert hat: „Dass man diese Sendung übersteht, ist für mich fast schon ein medizinisches Phänomen...“) - aber der Auftritt von Karl Moik in Leipzig ist in gewisser Weise sinnbildlich für die Wende-Semantik geworden. Der Text, den er in der drei-stündigen Sendung von sich gab, ach was: stammelte, bestand nämlich fast ausschließlich aus vier Worten: „Wahnsinn. Es ist der Wahnsinn.“
„Wahnsinn“ – das habe ich in den vergangenen Wochen mehr als einmal im Zusammenhang mit der Eintracht gedacht. Zum Beispiel auch in der zurückliegenden Woche, gleich am Montag. Da war Calli Calmund zu Gast im HR Heimspiel, saß zur rechten von Alex Schur, schwadronierte über Christoph Daum, über Chris und über die Eintracht und ich dachte: „Stimmt ja. Wahnsinn. Der ‚gehört“ jetzt ja auch irgendwie zu uns.“
„Wahnsinn“, dachte ich auch, als ich las, dass Christoph Daum gute Gründe hat, sein Training öfter einmal unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden zu lassen. Denn: Er weiß ja, wie das ist und wie man als Trainer an seine Informationen kommt - hat er doch selbst auch überall bei den Trainings der kommenden Gegner seine heimlichen Beobachter und Berichterstatter vor Ort. Ooooh, was für ein weites Feld . Wahnsinn. Jobperspektiven, von denen ich bisher noch nichts geahnt habe. Professioneller Trainingskiebitz.
Ich stelle mir den Schrank des Profi-Kiebitz vor: Um für alle Tarnzwecke gerüstet zu sein, hängen dort - säuberlich nebeneinander aufgereiht - Schals von allen Vereinen der ersten Bundesliga (= kommende Gegner), der zweiten Bundesliga (= potenzielle Relegations- oder Pokalgegner) und von allen europäischen Spitzenmannschaften (= potenzielle Gegner dann, wenn uns bald wieder der internationale Wind um die Nase weht). Daneben – ordentlich gebügelt und gestapelt – die entsprechenden Trikots. Immer auf seinem Nachttisch: Ein Ausdruck des ausgeklügelten Terminplans – am PC erstellt und zwar mit einer eigens von Daum-Sohn Marcel entwickelter Super-Duper-Kiebitz-Software. Ein weltweit vernetzter und sich selbsttätig kontinuierlich aktualiserender Trainingsplan aller irgendwie relevanten Mannschaften, kombiniert mit den jeweils besten Flug- und Zugverbindungen, nebst preisgünstiger Übernachtungsmöglichkeit.
Seit gestern Abend abend weiß ich dann auch noch, dass Roland Koch, der in den drei Wochen, in denen er in Frankfurt ist, fast eine Art Kultstatus erworben hat, während seiner Ausbildung zum Diplom-Sportlehrer der Beste seines Jahrgangs war und mit der August Bier-Plakette (August Bier = 1861 – 1949, deutscher Chirurg und Sanitätsoffizier und erster Leiter der Hochschule für Leibesübungen in Berlin) ausgezeichnet wurde. Das hat vor ihm für den fußballerischen Bereich nur ein anderer geschafft: Kein geringerer als Sepp Herberger. So schließt sich der Kreis. Sich vorzustellen: Wenn Sepp Herberger heute als Trainer wiederkäme, wäre er vielleicht: Roland Koch. Wahnsinn. Diese Nachricht wäre nur noch zu toppen gewesen, wenn der Namensgeber des Preises, den Herberger und Koch erhalten haben, nicht Bier, sondern - sagen wir: - "Apfelwein" geheißen hätte. Roland Koch, Co-Trainer von Eintracht Frankfurt, Träger des Erwin Apfelwein-Preises. Boah. Wahnsinn.
Aber eins hatten wir trotzdem bisher übersehen. „Mensch, das hab ich ja ganz vergessen“, sage ich, “es gibt ja auch noch eine Video-Botschaft.“ „Video-Botschaft? Von wem?“ fragt mein Mit-Adler. „Al Kaida, Ortsgruppe Bockenheim?“ „Nein, Christoph Daum spricht zu uns.“ Klick. Tatsächlich. Da ist er. Christoph Daum. Mit eindrücklichen Blicken und ebenso eindrücklichen Worten. Professionell in Szene gesetzt (leicht von unten, oben angeschnitten, mittig, im Hintergrund das große weite Stadionrund) – klare Sache: Hier erkennt man auf den ersten Blick die Handschrift des Technik-Experten, ich vermute: Marcel Daum. Zum Abschluss dann noch ein Schwenk auf einen seitlich platzierten Adler. Wahnsinn. Aber ich glaube, das sagte ich bereits.
Jedenfalls hat es mich dann nicht wirklich gewundert, dass auch der spätere Abend noch eine einträchtliche Überraschung für mich bereit hielt: Wie so häufig kommen wir leider erst sehr spät zum Essen. Es gibt Fleischspießchen mit Schafskäse. Und der Schafskäse ist von: Gazi. Gerührt blicke ich auf die Packung und auf dieses Verbundenheit signalisierende, tiefsinnige Zeichen, das uns Christoph sogar heute Abend noch sendet, während er vermutlich vollkommen erschöpft, aber schlaflos über der Taktik brütend, auf seinem Bett im Hotelzimmer sitzt. „Da hast du aber mit traumwandlerischer Sicherheit genau die richtige Packung aus dem Kühlregal gegriffen“, sage ich. Mein Mit-Adler zuckt verlegen mit den Schultern. „Ach, was. Es gab keinen anderen.“
Wahnsinn. Wahnsinn. Wahnsinn. Und jetzt warte ich nur noch auf den krönenden Abschluss dieser Eintracht-Woche: Heute Abend. 5:0 gegen Werder Bremen. Wahnsinn. (Obwohl: Ein einfacher Sieg würde mir auch schon reichen!)
So sei es: Sieg!
„Wahnsinn“ – das habe ich in den vergangenen Wochen mehr als einmal im Zusammenhang mit der Eintracht gedacht. Zum Beispiel auch in der zurückliegenden Woche, gleich am Montag. Da war Calli Calmund zu Gast im HR Heimspiel, saß zur rechten von Alex Schur, schwadronierte über Christoph Daum, über Chris und über die Eintracht und ich dachte: „Stimmt ja. Wahnsinn. Der ‚gehört“ jetzt ja auch irgendwie zu uns.“
„Wahnsinn“, dachte ich auch, als ich las, dass Christoph Daum gute Gründe hat, sein Training öfter einmal unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden zu lassen. Denn: Er weiß ja, wie das ist und wie man als Trainer an seine Informationen kommt - hat er doch selbst auch überall bei den Trainings der kommenden Gegner seine heimlichen Beobachter und Berichterstatter vor Ort. Ooooh, was für ein weites Feld . Wahnsinn. Jobperspektiven, von denen ich bisher noch nichts geahnt habe. Professioneller Trainingskiebitz.
Ich stelle mir den Schrank des Profi-Kiebitz vor: Um für alle Tarnzwecke gerüstet zu sein, hängen dort - säuberlich nebeneinander aufgereiht - Schals von allen Vereinen der ersten Bundesliga (= kommende Gegner), der zweiten Bundesliga (= potenzielle Relegations- oder Pokalgegner) und von allen europäischen Spitzenmannschaften (= potenzielle Gegner dann, wenn uns bald wieder der internationale Wind um die Nase weht). Daneben – ordentlich gebügelt und gestapelt – die entsprechenden Trikots. Immer auf seinem Nachttisch: Ein Ausdruck des ausgeklügelten Terminplans – am PC erstellt und zwar mit einer eigens von Daum-Sohn Marcel entwickelter Super-Duper-Kiebitz-Software. Ein weltweit vernetzter und sich selbsttätig kontinuierlich aktualiserender Trainingsplan aller irgendwie relevanten Mannschaften, kombiniert mit den jeweils besten Flug- und Zugverbindungen, nebst preisgünstiger Übernachtungsmöglichkeit.
Seit gestern Abend abend weiß ich dann auch noch, dass Roland Koch, der in den drei Wochen, in denen er in Frankfurt ist, fast eine Art Kultstatus erworben hat, während seiner Ausbildung zum Diplom-Sportlehrer der Beste seines Jahrgangs war und mit der August Bier-Plakette (August Bier = 1861 – 1949, deutscher Chirurg und Sanitätsoffizier und erster Leiter der Hochschule für Leibesübungen in Berlin) ausgezeichnet wurde. Das hat vor ihm für den fußballerischen Bereich nur ein anderer geschafft: Kein geringerer als Sepp Herberger. So schließt sich der Kreis. Sich vorzustellen: Wenn Sepp Herberger heute als Trainer wiederkäme, wäre er vielleicht: Roland Koch. Wahnsinn. Diese Nachricht wäre nur noch zu toppen gewesen, wenn der Namensgeber des Preises, den Herberger und Koch erhalten haben, nicht Bier, sondern - sagen wir: - "Apfelwein" geheißen hätte. Roland Koch, Co-Trainer von Eintracht Frankfurt, Träger des Erwin Apfelwein-Preises. Boah. Wahnsinn.
Aber eins hatten wir trotzdem bisher übersehen. „Mensch, das hab ich ja ganz vergessen“, sage ich, “es gibt ja auch noch eine Video-Botschaft.“ „Video-Botschaft? Von wem?“ fragt mein Mit-Adler. „Al Kaida, Ortsgruppe Bockenheim?“ „Nein, Christoph Daum spricht zu uns.“ Klick. Tatsächlich. Da ist er. Christoph Daum. Mit eindrücklichen Blicken und ebenso eindrücklichen Worten. Professionell in Szene gesetzt (leicht von unten, oben angeschnitten, mittig, im Hintergrund das große weite Stadionrund) – klare Sache: Hier erkennt man auf den ersten Blick die Handschrift des Technik-Experten, ich vermute: Marcel Daum. Zum Abschluss dann noch ein Schwenk auf einen seitlich platzierten Adler. Wahnsinn. Aber ich glaube, das sagte ich bereits.
Jedenfalls hat es mich dann nicht wirklich gewundert, dass auch der spätere Abend noch eine einträchtliche Überraschung für mich bereit hielt: Wie so häufig kommen wir leider erst sehr spät zum Essen. Es gibt Fleischspießchen mit Schafskäse. Und der Schafskäse ist von: Gazi. Gerührt blicke ich auf die Packung und auf dieses Verbundenheit signalisierende, tiefsinnige Zeichen, das uns Christoph sogar heute Abend noch sendet, während er vermutlich vollkommen erschöpft, aber schlaflos über der Taktik brütend, auf seinem Bett im Hotelzimmer sitzt. „Da hast du aber mit traumwandlerischer Sicherheit genau die richtige Packung aus dem Kühlregal gegriffen“, sage ich. Mein Mit-Adler zuckt verlegen mit den Schultern. „Ach, was. Es gab keinen anderen.“
Wahnsinn. Wahnsinn. Wahnsinn. Und jetzt warte ich nur noch auf den krönenden Abschluss dieser Eintracht-Woche: Heute Abend. 5:0 gegen Werder Bremen. Wahnsinn. (Obwohl: Ein einfacher Sieg würde mir auch schon reichen!)
So sei es: Sieg!
Vielleicht hat aus Karl Moik einfach nur der Weltgeist gesprochen. Vom Niveau her liegen ja manche Videos auch nicht weit drüber. Gazi-Käse schmeckt übrigens nicht so besonders, man wäre fast versucht zu sagen: Irgendwie getürkt (könnte aber negatov ausgelegt werden, also: gefaked). Der Träger der Erwin Apfelwein-Plakette könnte sich ja gelegentlich mit unserem David Bowie, dem Träger des Hessischen Bembelpreisese, Heinz Schenk auf e Schöppsche zussammen setzen. Was e Welt. Sieg! C.
AntwortenLöschenDer Zweikampf von Marco Russ vor dem Ausgleich = Wahnsinn! :-)
AntwortenLöschenUnd manchmal ist es gut, dass es keinen anderen gab. Wer weiß? Am Ende wird dann vielleicht dennoch mal wieder von einem "Glücksgriff" gesprochen. :-)
Gruß vom Kid
@Celtix: Hihi. Sowieso. Genau. Und wenn der Weltgeist so profan wäre, Durst zu haben, würde er garantiert nur zu einem Getränk greifen: Eppler!
AntwortenLöschen@Kid: Ja. Wahnsinn. Und du glaubst echt, dass mein Mit-Adler das SO gemeint haben könnte? Ääächt? Glaub ich nicht :-)
Danke euch sehr für eure Kommentare. Mir hat der Eintrag beim Schreiben so viel Spaß gemacht, dass ich schon ein bisschen enttäuscht gewesen wäre, wenn der Kleiderschrak des Profi-Kiebitz mitsamt Erwin Apfelwein so vollkommen sang- und klanglos im Nirwana des Netzes verschwunden wäre.
Sonnige Grüße: K.
Aargh, ich wollte gestern noch einen Kommentar hinterlassen. Das ist mal wieder so ein toller Eintrag von dir Kerstin, Wahnsinn ja :)
AntwortenLöschenErwin Apfelwein *gg*. Den merke ich mir.
Es gab zwar kein 5:0 gestern, aber für mich war das Spiel trotzdem ein Beinahe-Wahnsinn. Endlich hat es uns mal wieder alle mitgerissen, bzw. des öfteren von den Stühlen gerissen. Kampf und Spannung, mitreissend, packend. Toll, so gehe ich gern ins Stadion. Weg mit dem doofen "Wontatsch" Kram und blabla. Action! Wahnsinn!
Ganz sonnige Grüße auch von mir
Nicole
PS: vielleicht hat Zoe wieder Glück gebracht. Fräulein Pooositiv ist nach ihrer Winterpause wieder im Stadion dabei. Und schon erwachen wir aus Schockstarre und Deprigefühlen...
Wenn wir 38 Punkte haben, hören wir mit dem Wahnsinn aber wieder auf und bereiten uns vernünftig auf die neue Saison vor. Vielleicht sogar ohne Videobotschaften. Für Marcel gibt es bestimmt ganz viel anderes zu tun. Carsten
AntwortenLöschenHihi. Wontatsch. Was für ein schönes Wort. Richtiges One-Touch können wir ja gerne noch mal irgendwann probieren, aber Wontatsch? Nie mehr, nie mehr.
AntwortenLöschenEs war ein aufwühlender Abend. So viele Ansätze, die Mut machen für die kommenden Wochen (die und den werden wir brauchen!). Merkwürdig genug, aber mir ging's auch so, selbst in dieser gar nicht spaßigen Situation: Grade die erste Halbzeit - das hat - trotz bibber und zitter - Spaß gemacht beim Zuschauen. Endlich mal wieder.
Nach der Niederlage des VFB am Samstag, dem Gladbach-Spiel gestern ist meine Stimmung wieder ein bisschen abgesackt. Hatte den FCK eigentlich fast schon als sicheren Relegationskandidaten abgehakt - jetzt bin ich mir (mit Blick aufs Restprogram) ziemlich sicher, dass die da rauskommen. Wolfsburg hat das einfachste Programm. Werder ist zu stark. Bleiben der VFB, wir und die Kölner. Am Freitag dachte ich: 36 Punkte werden reichen - jetzt denke ich das nicht mehr. Trotzdem: Wir packen das. Wir packen das!
Trotz Zampano-Hype und Hüpfundklatsch, lieber Carsten: Ich glaube nicht, dass das was der Daum da grade macht, unvernünftig ist. Im Gegenteil. Auf die Videobotschaften kann ich allerdings auch sehr gut verzichten ,-))
Eintracht!
lg in alle Richtungen, K.