Ebenfalls rechtzeitig zum Feier-Countdown ist bei Buch Habel ein Tisch mit Fußball-Lektüre aufgebaut worden. Bei „Nelson und Mandela“ handelt es sich um ein - erstaunlicherweise rechtzeitig zur WM erschienenes - urkomisches Kinderbuch. Bei „111 Gründe den Fußball zu lieben“ (Autor: Thomas Bessauer /) um eine urkomische „Hommage an den Fußball“. Zucke automatisch zurück und nehme das Büchelchen dann doch in die Hand, um darin zu blättern. Ah ja... Grund siebzigweißnichtmehr: „Weil auch Frauen etwas davon haben können“ – so, so - die Sache mit den durchtrainierten Männerkörpern. Urkomisch, wirklich. Da in einem Kapitel auch die 18 Bundesliga-Mannschaften als je ein Liebesgrund genannt werden müssen, gibt es zwangsläufig auch eine Seite, die sich mit der Eintracht beschäftigt. Bei diesem Thema denkt der Autor zunächst an Dragoslav Stepanovic (klar, der war ja auch immer so - wie doch gleich? - richtig: lustig!) und an die Eintracht-Fans – die hat er mal bei einem Spiel beim VFL Wolfsburg erlebt, bei denen war eine super lustige Stimmung.
Ich klappe das Büchlein zu und wende mich stattdessen – von wegen lustig - einem kleinen kompakten Bändchen zu, das einen Titel trägt, der keine Frage offen läßt: „Fußballwitze“. Mal sehen: „Fritzchen und sein Vater sind bei einem Fußballspiel. Einer der Stürmer bleibt immer wieder einmal stehen, hustet. „Was hat denn der Spieler?“ fragt Fritzchen. „Vielleicht ist er erkältet“, meint sein Vater. Dazu Fritzchen: „Kein Wunder, wenn er dauernd im Sturm steht.“ Oder wie wär’s mit dem? „Nach dem Schlußpfiff. Zwei Spieler einer Mannschaft verlassen gemeinsam das Spielfeld. Der eine schimpft auf den Schiedsrichter: "Wenn ich den erwische, dem trete ich in den Hintern.“ „Besser nicht“, antwortet der andere, „du triffst doch heute sowieso nicht.“
Also - egal wie ich heute in Form bin. Ich würde den Richtigen treffen. 111% garantiert.
Falls ich es vergessen habe zu erwähnen: Irgendwie freue ich mich – trotz Event, trotz Jogi - auf die WM und bin also wild entschlossen, mir meinen WM-Zugang nicht zu verbauen. Also entschließe ich mich, besser erst einmal einen Bogen um die sich auf das Ereignis vorbereitende Nation zu machen. Nach einem bei Äppler, Bratwurst und Froschgequake im Freien verbrachten Abend schnell noch die Sportstudio-Aufzeichnung mit der DFB-Pokal-Auslosung durchgezappt. Aha - Wilhelsmhaven! Aha - der heute an der Torwand antretende Zuschauer hat sich einen WM-Maskottchen-Kopf über den eigenen gestülpt – wer weiß, vielleicht ist das ja eine optische Verbesserung.
Denke, dass das Thema WM für dieses Wochenende damit erst einmal abgehakt ist, aber so einfach komme ich nicht davon. Es trifft mich (wieder einmal) unvermittelt bei der Lektüre des hiesigen Ortsanzeigers. (Ich würde mich anheischig machen, dass ich die Verblödisierung der Welt allein durch einen Vergleich „Ortsanzeiger 2005“ im Vergleich mit den Inhalten im „Ortsanzeiger 2010“ nachweisen kann. Ehrlich. Das könnte ich. Aber das ist ein anderes Thema).
Heute also lese ich - zwischen einem Vorbericht über ein „Kommunikationstraining für Eltern pubertierender Kinder“ und einem Aufruf an potenzielle Kinder im Grundschulalter, die Lust haben „Bachpate“ zu werden und „nach intensiver Schulung und erfolgreicher Begeisterung“ (sic!) garantiert unbefristet eine Bachpatenschaft übernehmen dürfen – dazwischen also lese ich eine Vorankündigung der Evangelischen Kirchengemeinde, die zum „Public Viewing“ einlädt. Zitiert wird Nelson Mandela: „Der Fußball ist eine der wichtigsten Aktivitäten, die Menschen zusammenzubringen.“ Und da will auch die Evangelische Kirche in Deutschland „ein Zusammenkommen anlässlich der Weltmeisterschaft“ ermöglichen. Der Eintritt ist frei, Essen und Trinken können in einer nahegelegenen Gutsschänke erworben werden. „Weitere Vorführtermine von Fußballspielen“ können im Internet abgerufen werden.
Aber das ist noch nicht alles, der kleine Ort, in dem ich lebe, will sich auch sonst WM-technisch nicht lumpen lassen. Am nächsten Wochenende, also justament zur WM-Eröffnung, findet nämlich unser jährliches Weinfest statt und in diesem Jahr werden wir auch dort also erfahren wie man „alteingesessene Festlichkeiten mit neuen, innovativen Ideen verbinden kann“. Neu und auch noch innovativ?? Hoho. Und was genau heißt das? Ganz einfach: Vom 11. bis zum 13. Juni wird die Hauptstraße, die durch unseren Ort führt, zur offiziellen Fan-Meile erklärt. Neben „guter Laune und Livemusik“, „erfrischenden Mixgetränken“ und „den besten Tropfen der umliegenden Weinberge“ kann man im Festzelt auch „den Fußball genießen“. Wer zum Eröffnungsspiel am Freitagabend im Deutschland-Trikot kommt, erhält einen - mmh?? - Fanklopfer. Und als Highlight und gleichzeitig zum krönenden Abschluss des Festes kann man am Sonntag Abend, ebenfalls im Zelt, das Spiel Deutschland – Australien anschauen.
Also – ich glaub, da gehen wir mal hin. Natürlich ohne Deutschland-Trikot (Hilfe!) – aber vielleicht kann ich ja auf diesem Weg herausfinden, was das denn eigentlich ist, ein „Fanklopfer“. Vielleicht kann ich sogar einen abstauben. Es hört sich nämlich so an, als könnte man für ein solches Utensil im Laufe der kommenden Wochen durchaus noch Verwendung habe.
Ich halte euch auf dem Laufenden :-)
Nachtrag: Apropos "Bachpate" und von wegen unbefristete Übernahme "nach intensiver Schulung und erfolgreicher Begeisterung" - ich glaube, dieses Modell sollten wir WM-technisch übernehmen. Jeder. Vier Wochen vor dem ersten Spiel. Zweitägiges Intensiv-Seminar - Bekleidung, Dekoration, Fangesänge, Jubelrituale, halbstündige Rundfahrt mit Hupen auf eigens ausgebauter Rundstrecke. Ich bin sicher: Damit können wir den Euphoriefaktor bereits im Vorfeld einer Weltmeisterschaft ins Unermessliche steigern ,-)
Zu einer Fanmeile haben wir es bei uns im Ort noch nicht gebracht, aber Public Viewing gibt es schon seit vielen Jahren: Im Vereinsheim. Zudem halte ich 19 Zentimeter Beinbehaarung bei Soto doch für stark untertrieben – der ist doch von Kopf bis Fuß behaart, der Kerl. Das wissen wir ja spätestens seit dem Zusammentreffen mit dem armen Diego und dem Artikel in der Zeit.
AntwortenLöschenAber wenden wir uns wichtigeren Dingen zu. Ich gehe jetzt gleich einmal vor die Tür, hisse meine Fahne und dann warte ich darauf, dass du auf einem deiner Randgänge auch mal hier vorbeikommst.
Weltmeisterlich grüßt: Carsten
Ich glaube es ja nicht, aber angenommen wir scheiden nach der Vorrunde aus, geht der Hype dann weiter oder werden die Fahnen eingemottet und die Public Viewing Bühnen abgebaut?
AntwortenLöschenUnd noch ein Vorschlag für unsere evangelischen MitbürgerInnen. Für zwei Flaschen trockenen Weißwein (gerne auch aus der Region) macht Frau Käßmann bestimmt die Frontfrau, natürlich im Geiste Nelson Mandelas und der Nächstenliebe. Kampflied: Ein Festival der Liebe!
Uiuiui. Wie bös. Die arme Frau Käßmann - in die Nähe eines Hools gerückt, wo sie doch fast schon als BuPrä im Gespräch war ,-) Denk doch an die Würde des Amtes. Und bedenke bitte außerdem, lieber Celtix, war für eine schöne Aufgabe dem Fußball da doch zugedacht wird: Menschen einander näherbringen. Wie gut, dass ich bald Besitzerin eines Fanklopfers bin.
AntwortenLöschen@Carsten: O ja. Das zottige Ungeheuer, von dem die Zeit damals berichtet hat, ist mir auch noch gut in Erinnerung. Übrigens: Wenn du eine Fahne vor deinem Haus hisst, komme ich garantiert. Nicht. **gggg
Bin erfolgreich von euren Kommentaren begeistert – Grüße in alle Richtungen!