Wenn ich abends lange arbeite, gehe ich, speziell in Herbst
und Winter, hinterher gerne noch eine Runde durch unseren kleinen Ort. Die
nächtlichen Straßen, die kühle Luft, Regen, Wind, auch mal ein paar Schneeflocken, der verschleierte Mond, schön. Ich laufe, denke erst noch an die Arbeit, an der ich gerade gesessen habe, dann an dies und das, an die Welt, die mal so und mal so ist, oder an die Eintracht, für die das gleiche gilt.
Ich biege in unsere Straße ein und nach so viel bunt freue ich mich, dass die Hauswand des Nachbars direkt gegenüber komplett undekoriert und still im Dunkeln liegt. Überhaupt die Nachbarn. Als mögliche Belastung gut nachbarschaftlicher Beziehungen kann sicher auch die blinkende Dauerinstallation eine Straße weiter betrachtet werden. Blau, rot, grün im Wechsel blinkt die Girlande, die den Hauseingang umrahmt – dagegen kann das kleine zarte Glitzerreh gegenüber nicht anstinken bzw. anblinken.
Wenn ich spät dran bin mit meinem Rundgang ist ein Teil der Beleuchtung bereits erloschen – die Zeitschaltuhr regelt die Nachtruhe-konforme Lichtberieselung. Und jetzt ratet mal, wie es vor unserem Haus aussieht?
Überall sind die
Rollläden herunter und die Gehwege schon hochgeklappt. Auf dem einen oder
anderen Balkon oder an einem Hoftor lehnt noch ein nächtlicher Raucher im
Trainingsanzug mit Mütze, manchmal begegnet mir ein älterer Herr, der vor der Nachtruhe nochmal mit dem Hund geht. Dort hinten huscht eine Katze über
die Straße. Meistens laufe ich mitten auf der Straße, nur ganz selten kommt mir
ein Auto entgegen. Eine Kurve über den Weg in die Weinberge. Hier bläst der
Wind besonders stark, es ist stockfinster, die Wege sind matschig. An der schwach erleuchteten Bushaltestelle
am Ortsausgang steht ein junges Mädchen, im Dunkel blinken die Scheinwerfer des
heran nahenden Busses.
Einen besonderen Touch bekommt der abendliche Rundgang in
der Vorweihnachtszeit. Dann rüstet der Ort auf und es gibt viel zu entdecken.
Die Weihnachtslichter sind los und überall blinkt und glitzert es, zum Beispiel in den Vorgärten, in denen Lichtergirlanden um dicke oder dünne Tannen und Büsche geschlungen sind.
Beliebt sind auch dicke Lichterketten, die serpentinenförmig um Treppen- oder Balkongeländer
gewunden werden. In dem großen alten Haus, das während des Sommers renoviert worden ist, wohnt seit kurzem eine Familie mit kleinen Kindern. In den von Innen
erleuchteten Fenstern hängen selbst gebastelte Sterne und gemalte Weihnachtsmänner. In Küchenfenstern, die in der Regel nach vorne
zur Straße liegen, sind häufig halbkreisförmige oder stufige Kerzenständer postiert, meist einfach
nur leuchtend, mitunter blinkend, manchmal auch bunt. Am Bökelberg, einem Gartengelände auf dem das
Vereinsheim des ortsansässigen Gladbach-Fanclubs steht, ist alles still – ich hätte einen großen leuchtenden Stern über der Hütte vermutet, aber hier wird wohl erst im nächsten Mai illuminiert. Auch andere bevorzugen es schlicht:
Ein großer Stern, wahlweise leuchtend oder einfach nur gold farbig, hängt im
Fenster. Neckischer geht es eine Haustür weiter zu. Dort sitzt ein aufgeblasener
Weihnachtsmann auf dem Bänkchen vorm Haus, eine Linie blinkender Sterne markiert
den Weg zum Eingang, eine glitzernde Laterne
baumelt vor dem Garagentor.
An Haustüren hängen häufig Kränze, sie sind still und stumm,
aber aufwändig dekoriert mit Beeren, Schleifen und Borten. Dort auf dem Pfeiler
des Hoftores steht ein Blumentopf, in dem
fast rührend ein einzelner roter Stern mit Glitzer leuchtet. Andere setzen auf bunt und viel:
Grüne Girlanden, blaue Lichterketten am Dachfirst, erleuchtete Rentiere und
Weihnachtsmänner stehen auf Balkonen oder im Hof. Merkwürdigerweise scheint es –
ähnlich wie bei der Begrünung im Sommer – unterschwellige Commitments in
Nachbarschaften zu geben. So als gäbe es eine geheime Absprache: Bei uns wird
nicht geleuchtet (bzw. bei uns blüht nichts) und zwar bei niemandem. Kein
einzelnes Sternlein blinkt – huch, doch -
dort im Fenster, ein Stern, vielleicht ein
renitenter Querulant? - während dann direkt um die Ecke ein anderer Wind weht und der Weihnachts-Overkill
einsetzt. Das große Eckhaus, dessen
Seitenfront zur Haupt- und Durchfahrtsstraße zeigt, steht in vollem
weihnachtlichem Prunk. Hier gibt es alles: Aufgeblasene Weihnachts- und
Schneemänner, die wahlweise leuchten oder blinken, ein Reh aus Glitzersternen, bunte
Lichtergirlanden, blau und rot und gelb und als ob das nicht genug wäre, wird außerdem die Hauswand zur
Filmprojektionsfläche. In einer überdimensionale
Animation drehen sich bunte Kreisel, Nikoläuse, Geschenkpäckchen und Engelchen.
Ein Trend, der die an der Hauswand hochkletternden Nikoläuse abgelöst zu haben
scheint, denn auf meinem Weg „durchs Ort“
entdecke ich dieses Phänomen gleich vier mal.
Ich biege in unsere Straße ein und nach so viel bunt freue ich mich, dass die Hauswand des Nachbars direkt gegenüber komplett undekoriert und still im Dunkeln liegt. Überhaupt die Nachbarn. Als mögliche Belastung gut nachbarschaftlicher Beziehungen kann sicher auch die blinkende Dauerinstallation eine Straße weiter betrachtet werden. Blau, rot, grün im Wechsel blinkt die Girlande, die den Hauseingang umrahmt – dagegen kann das kleine zarte Glitzerreh gegenüber nicht anstinken bzw. anblinken.
Wenn ich spät dran bin mit meinem Rundgang ist ein Teil der Beleuchtung bereits erloschen – die Zeitschaltuhr regelt die Nachtruhe-konforme Lichtberieselung. Und jetzt ratet mal, wie es vor unserem Haus aussieht?
Zu einfach, das Rätsel: The Pogues singen And the Bells Are Ringing Out For etc., eine Kazz fängt Mäuse und über allem weht der Eintrachtadler im Wind. Bitte was Herausfordernderes nachschieben ; - )
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