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Es werden Posts vom September, 2010 angezeigt.

Butter aufs Brot statt Wurst vom Teller

Walstadion, Samstag, 25. September, 17. 15 Uhr . Die Jungs in rotundschwarz bilden einen Kreis, in der eigenen Hälfte, die in der zweiten Halbzeit vor der Ostkurve war.   Ich lehne an der Bande. Juble nicht. Hüpfe. Nicht. Mir ist immer noch flau. Bin erleichtert, still, fast ein wenig apathisch.   Stadiongeräusche wie durch einen Lärmfilter aus ganz weiter Ferne.   Stütze den Kopf in die Hände. Mann o Mann. Wir haben es tatsächlich geschafft und das Ding nach Hause gebracht. Durchschnaufen. Uff. Dieses Mal nicht eingeknickt. Dieses Mal nicht die Butter vom Brot nehmen lassen. Schwer gewankt, gezittert, fast wieder das Spiel weggegeben und dann doch ins Ziel gerettet. In der zweiten Halbzeit der Faden komplett gerissen. Zweikämpfe im Mittelfeld verloren. Nur noch einzelne Konter gefahren. Latte. Pfosten. Wildes Tumummel im Strafraum  abgewehrt und überstanden.   Richtig ein- und ausgewechselt.   70. Minute, Sonny Kittel kommt:   Hey - wir wollen uns nicht nur gegen den Ausgleich wehr

Momentan deprimiert.

Früher, als ich noch ein kleines Mädchen war, war ich viel mit meinem Opa unterwegs. Meine Oma war mein Zuhause - und mit meinem Opa entdeckte ich die Welt. Er war Schreiner und arbeitete (wie alle Rüsselsheimer) „beim Opel“. Den Sommer verbrachten wir beide (ohne Oma) in Opas Heimatdorf im Odenwald. Nach seiner Pensionierung war Opa täglich geschäftig mit dem Fahrrad in Rüsselsheim unterwegs – und ich saß (die Fußstützen heruntergeklappt) auf seinem Gepäckträger. Samstags hörten wir die Radiokonferenz und kuckten die Sportschau und die Eintracht. Und Sonntags fuhren wir mit dem Bus ins Stadion, zu den Oplern – dem SC Opel Rüsselsheim. Mein Opa brachte mir das Lesen und die Musiknoten bei. Aber auch sonst habe ich viel von ihm gelernt. Übers Leben. Und über Fußball. Vorm Fernseher und vor allem im Stadion gehörte mein Opa zur Spezies der Knotterer. Er schwätzte mit seinen Rentnerkollegen, winkte ab, schimpfte, wollte nie wieder ins Stadion und war doch jeden Sonntag bei Wind und Wett

O wie schön ist Panama!

Dienstag, 21. September 2010. Heute ist der 150. Todestag von Arthur Schopenhauer . Gerade haben die 05er mit 2:0 gegen den FC aus Köln gewonnen, bleiben weiterhin ungeschlagen und stehen mit 15 Punkten an der Tabellenspitze der Bundesliga. Die Eintracht dümpelt am Tabellenende. Bevor bei mir die Schnappatmung einsetzt, nehme ich einen großen (sehr großen) Schluck Apfelwein und blättere in der Zeitung. "Wenn schon der Wurm des blinden Willens durchs Lebendige kriecht, so kann es sich der Mensch in seiner grundsätzlich misslichen Lage doch trotzdem ein bisschen wohnlich machen (wenn er Lärm und Fußball meidet)." Mmh. Das wäre zu überlegen. Ich lese weiter: "Wer Verstand hat, sollte ihn auch nutzen, das heißt, er sollte erkennen, dass Glücksstreben Illusion ist und unsere Möglichkeiten allenfalls zur Unglücksvermeidung reichen." Mmh. Langsam komme ich wirklich ins Grübeln, ob es hier um die Eintracht oder immer noch um Schopenhauer geht. Egal. Weiter: &quo

Blablabla

Gut, dass das endlich mal jemand gesagt hat:

Desperately seeking football oder: Sau Mist das.

Die Stunden, der Abend nach einer Niederlage sind nicht schön. Nein, wirklich nicht. Richtig schlimm ist aber der Morgen danach. Abends - da geht man durch ein Wechselbad der Gefühle. Ist fassungslos. Enttäuscht. Niedergeschmettert. Zornig. Hadert. Diskutiert. Analysiert. Motzt. Trinkt zwei, drei Biere oder Ebbler. Entwickelt Galgenhumor. Hahaha. Wird irgendwann stumpf und müde. Schläft. Morgens, beim Aufwachen, gibt es kein Entrinnen mehr, nur noch die Gewissheit: Verloren. Freitag, 17. September 2010. Flashback ins Waldstadion. Ein kühler, windstiller Spätsommerabend. Hat das Spiel schon angefangen? Doch, doch. Die ersten zehn Minuten sind bereits vorüber, aber wir sind uns noch nicht sicher, ob wir das, was wir da sehen, glauben wollen. Während vor dem eigenen Strafraum Dreiecke gebildet werden und gepasst wird, steht der Rest der Mannschaft in der gegnerischen Hälfte und schaut interessiert zu. Na ja, mach mal Halblang. Sind erst zehn Minuten. Die kommen schon noch ins Rollen.

Grün oder nicht grün? Das ist hier die Frage!

Das Oktoberfest gibt es ja längst nicht mehr nur in München – Oktoberfeste gibt es überall, zum Beispiel auch in Mainz, wo man ohnehin gerne lustig ist und das Oktoberfestfeiern als Anlass nutzt, um sich bereits vor dem Beginn der neuen Fastnachtskampagne nach Herzenslust zu verkleiden. Die Mainzer Kaufhäuser sind derzeit überflutet mit „Bavarian wear“ (= Lederhosen und Dirndl) und es ist allerorten ein fröhliches Anprobieren. So beobachtete ich vor ein paar Tagen eine kräftige, junge Dame, die mit einem Kleid über dem Arm in einer Umkleidekabine verschwand und kurz darauf wieder herauskam. Sie trug jetzt ein bauschiges, rotkariertes Dirndl, mit großzügigem Decolleté, Rüschen und rosageblümter Schürze. Schade, es war ein wenig zu eng – deswegen wurde eine Verkäuferin herbeigewinkt, um das Kleid in anderer Größe herbeizuholen. Doch die hatte schlechte Nachrichten: „Tut mir leid - in rot hammer des net mehr da." Pause. "Aber dasselbe in grün.“ Ehrlich gesagt, glaube ich nic

IgeBoMWaSt

Also: Der Henni Nachtsheim, der macht ja immer so lustige Sketche. Gerade jetzt auch wieder - für die Frauen-Fußball-WM in Frankfurt . Obwohl er in Wirklichkeit selbstverständlich  überhaupt nichts gegen Frauenfußball hat, gründet er als Mattes - zusammen mit dem Batscher - eine "Initiative gegen kickende Weiber im Stadion" (IgeWiS), um zu verhindern, dass der "heilische Rasen" im Waldstadion durch fußballspielende Frauen entweiht wird. Dank Charly Körbel besinnt er sich eines Besseren und die IgeWiS ist vom Tisch. Also, ich kann den Henni-Mattes und den Batscher gut verstehen. Die Idee ist ausbaufähig, mehr noch: sie ist überfällig. Wie es der Zufall so will, kenne ich nämlich ein paar ganz reale Bedrohungen, denen unser "heilischer Tempel" ausgesetzt ist, was sag ich; Ausgesetzt wird. Also in echt. Und dagegen sollten wir in echt etwas unternehmen. Wie wäre es z.B. mit einer "Initiative gegen boxende Männer im Waldstadion" (IgeboMWaSt)? Ich

Wir sind am Zug!

Das jetzt anstehende Wochenende ist in dem kleinen rheinhessischen Ort, in dem ich lebe, ein Festwochenende. Es ist Kerb – wie jedes Jahr am zweiten Wochenende im September. Das hat zunächst mal mit der Eintracht nichts zu tun und dann wieder doch. Denn am Samstagnachmittag zieht der Kerbeumzug durch die Straßen. Er startet um 16 Uhr und ungefähr dann, wenn die Bundesligapartien in die entscheidende Phase gehen, wenn im Radio die Schlusskonferenz beginnt – dann kommt der Zug hier bei uns vorbei. Im letzten Jahr war das ungefähr der Moment, in dem Maik Franz das 1:0 beim Spiel in Freiburg erzielte. Hier im Ort gibt es ein paar aufrechte und lautstarke Adler. Es gibt ca. zwei Schalker (hihi), viele 05er und noch mehr Lauterer. Und es gibt einen Borussia Mönchengladbach-Fanclub, die „Selztal-Fohlen“, die immer mit einem eigenen Wagen beim Kerbeumzug mitfahren. Dumm, dass ihre Stimmung heute nachmittag nicht so besonders gut sein wird – spätestens dann, wenn sie um ca. fünf Uhr hier an

Email-Tausendschönchen

Auch außerhalb dieses Blogs verbringe ich viel Zeit mit Schreiben (und Lesen und Hören). Nur folgerichtig, dass ich – wie Esau Matt, der Held in Erwin Strittmatters „ Der Laden“ – „empfindlich uff die Wörter“ bin - und in dieser Woche gab es viele, auf die man (so oder so) empfindlich sein konnte. Der “ Erotikikone“ begegnete ich (wo sonst? ,-) in der Boulevardpresse. Sie ist kein Schreibfehler, sondern sie ist: erotisch. Den Begriff „Email-Tausendschönchen“ entdeckte ich in einem alten Kinderbuch. Es wird nicht elektronisch verschickt, sondern baumelt als Anhänger an einer Kette um den Hals. Ein „Geschichtszeichen“ sieht mancher am Horizont dräuen – vielleicht ist es aber auch ein Meneteke l? „Was macht der kleine Caio?“ fragte HR-Moderator Volker Hirth im Heimspiel und ließ Michael Skibbe ähnlich hilflos aus der Wäsche schauen wie einst Jürgen Klinsmann, als er während der WM 1990 gefragt wurde: „Warum steht der Kaiser 90 Minuten?“ Auch Heribert Bruchhagen war in dieser Woch

Rotundschwarze Eintracht-Schnipsel im August (Teil 3)

Sonntag, 22. August Es ist noch einmal heiß. Und doch liegt bereits ein Hauch von Herbst in der Luft. Erste gelbe Blätter am Kirschbaum, die Weinranken haben braune Ränder, Vogelschwärme ziehen. Montag, 23. August Über Hessen tobt ein Tornado. Die Eintracht kann es nicht gewesen sein. Dienstag, 24. August Die Eintracht bestreitet ein Benefizspiel bei Viktoria Aschaffenburg. Eigentlich hätten wir uns gerne davon überzeugt, ob Heribert Bruchhagen im Internet auf der Homepage von Perm, Tomsk oder „wie der Kas heißt“ tatsächlich Nikola Petkovic entdeckt hat, oder ob der sich vielleicht doch noch unerkannt im Eintracht-Trikot tummelt– wir fahren dann aber doch lieber in das nahegelegene Büttelborn, wo die Eintracht-Traditionsmannschaft gegen die „Old Boys“ des SKV antritt. Ein feiner Abend. Mittwoch. 25. August Millionen Liter Öl sind in den Golf von Mexico geflossen. Täglich haben Unterwasserkameras das ins Meer sprudelnde Öl gezeigt. Tiere, Menschen, Vegatation, eine komplett

Rotundschwarze Eintracht-Schnipsel im August (Teil 2)

Samstag, 14. August Wenn Adler feiern. Gestern war das Wetter kühl und regnerisch. Morgen wird das Wetter kühl und regnerisch sein. Aber heute scheint die Sonne und aus allen Richtungen strömen Autos mit Eintracht-Bebbern zum Sommergrillfest eines Forums-Adlers. Ich ströme mit. Der Adler weist uns den Weg und wir kraxeln 65 Stufen nach oben zum Horst. Alle, alle haben etwas mitgebracht, das Büffet quillt über, auf dem Grill bruzzeln Steaks und Würstchen. Nachwuchs-Adler kugeln auf dem Boden. Wir sitzen, schwätzen, trinken, blödeln, fachsimpeln und sind – wie immer, wenn irgendwo Eintrachtler zusammenkommen – in allem und jedem vollkommen einer Meinung. Beispiele? (Zutreffendes bitte ankreuzen!) Zum Sieg in Wilhelmshaven: 0 Cooles Spiel. 0 Ich hatte mir mehr erwartet. 0 Na ja. Gekas: 0 Gut, das wir den haben. 0 Hätte mer net gebraucht. 0 Ich mag den net. Altintop: 0 Gut, dass der geblieben ist. 0 Warum wir den behalten haben, is mir schleierhaft. 0 Ich mag den net.

Rotundschwarze Eintracht-Schnipsel im August (Teil 1)

Donnerstag, 5. August Das Leben ist kein Kinderspiel, nicht einmal für Kinder. Die Supernanny empfiehlt ein Wut-Zelt. In Marburg hat ein Elternpaar für seinen 14-jährigen Sohn eine andere, pflegeleichte Lösung gefunden: Ein Kifferzimmer. „Die Eltern sollen selbst auch Haschisch besessen haben.“ Das hätte ich jetzt nicht gedacht. Am übernächsten Wochenende spielt die Eintracht zum Bundesliga-Auftakt in Hannover. Am Mittelkreis des Stadions in Hannover werden merkwürdige Vorkehrungen getroffen. Nützt alles nichts. Den ersten Höhepunkt in dieser Saison - den haben wir. Freitag, 6. August Spontanausflug nach Speyer. Wir brausen durch die Spätsommersonnenlandschaft und landen vor Ort mitten in den Vorbereitungen für ein Straßenfest. Aha – die Kaisertafel. Zu unterschiedlichen Zeiten kommen wir an der Festmeile vorbei - Eindrücke vom "making of...": 11 Uhr – die ersten Wagen rollen an, Tische werden abgeladen, Klappstühle, Aufsteller werden mit Angeboten und Preisen beschr

Anders vorgestellt

Was für eine merkwürdige Woche, was für ein Nebeneinander von Allem und Jedem. Wie jede Woche, wie keine Woche. Roland Koch geht - niemals so ganz. Wir hadern mit der Eintracht, lecken unsere Wunden und diskutieren uns einen Wolf. Selbiger spricht prompt abends mit Ochs im häsischen Rundfunk - über Flaschen und als Gegenleistung bekommt er als Geschenk einen Kapitän  Umgekehrt. Natürlich. Die Eintracht backt kleine Brötchen und gewinnt in Haibach, ganz ohne in der zweiten Halbzeit einzubrechen,  im Gegenteil, woran wir einmal mehr merken, dass sich gute Trainingssteuerung auszahlt. Schalke klotzt statt zu kleckern – ebenso wie Herr Sarrazin, der die öffentliche Meinung bedient und genügend aufrechte Demokraten findet, die bereitwillig von Talkshow zu Talkshow wandern, um die kruden Thesen noch ein bisschen breiter zu treten (Ich frage mich ernsthaft, ob es irgendwo ein Klon-Archiv gibt, aus dem die verschiedenen TV-Sender täglich eine neue junge, attraktive und unglaublich gebildet