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Rotundschwarze Eintracht-Schnipsel im August (Teil 1)

Donnerstag, 5. August
Das Leben ist kein Kinderspiel, nicht einmal für Kinder. Die Supernanny empfiehlt ein Wut-Zelt. In Marburg hat ein Elternpaar für seinen 14-jährigen Sohn eine andere, pflegeleichte Lösung gefunden: Ein Kifferzimmer. „Die Eltern sollen selbst auch Haschisch besessen haben.“ Das hätte ich jetzt nicht gedacht.

Am übernächsten Wochenende spielt die Eintracht zum Bundesliga-Auftakt in Hannover. Am Mittelkreis des Stadions in Hannover werden merkwürdige Vorkehrungen getroffen. Nützt alles nichts. Den ersten Höhepunkt in dieser Saison - den haben wir.

Freitag, 6. August
Spontanausflug nach Speyer. Wir brausen durch die Spätsommersonnenlandschaft und landen vor Ort mitten in den Vorbereitungen für ein Straßenfest. Aha – die Kaisertafel. Zu unterschiedlichen Zeiten kommen wir an der Festmeile vorbei - Eindrücke vom "making of...": 11 Uhr – die ersten Wagen rollen an, Tische werden abgeladen, Klappstühle, Aufsteller werden mit Angeboten und Preisen beschriftet. 15 Uhr: Vereinzelt steht bereits Blumenschmuck auf den Tischen. Menschen auf Leitern befestigen Girlanden und Lichterketten. 17 Uhr – die Würste schmurgeln, die Gläser klirren, alles fein. Beim Einmarsch der Wirte treten wir aus der Kulisse und nehmen im Rang Platz. Körper in Cafés.

Samstag, 7. August
Seit Tagen wird in der Mainzer Lokalzeitung von einer Wildsau berichtet, die in der Mainzer Innenstadt auf- und wieder abtaucht. Die Wutz ist los. Wie in Österreich, wo die Eintracht heute gegen Udinese ihr erstes Vorbereitungsspiel verliert.

Eine amerikanische Studie kommt zu dem erstaunlichen Ergebnis: Bücher Lesen verbessert die Lesefähigkeit. So wird das wohl sein. Mindestens ebenso spektakulär ist, was rotundschwarz in mühsamen und jahrelangen Studien herausgefunden hat: Mit Ball spielt man besser Fußball.

Sonntag 8. August
Die Spannung war kaum noch zu ertragen, aber jetzt ist es endlich auf dem Tisch - das Ziel, das die Eintracht sich für diese Saison gesteckt hat. 50 Punkte sollen es sein. Zappe mich durch die letzten zehn Jahr der Bundesligadatenbank. Aha. Mit 50 Punkten werden wir mit großer Wahrscheinlichkeit Achter (50%). Vielleicht Sechster (30 %), eventuell Siebter oder sogar Fünfter (jeweils 10%).

Aha - Mindestens Achter also - sagt das doch gleich! 50 Punkte = Geheimcode, damit Heribert nichts merkt.

Bei uns im Ort gastiert der Zirkus Danielo. Das Zelt ist auf dem Platz hinter der Turnhalle aufgeschlagen. Ein paar Wohnwagen. Ein Kamel. Ein Lama. Ein Pferd mit einem Püschel auf dem Kopf. Wir kommen zufällig vorbei – drei kleine Hunde umkreisen uns, laut kläffend. Ob die auch auftreten? Mein Mit-Adler spricht einen der kleinen Kläffer direkt an: „Wie viele Punkte gibt es für einen Sieg?“ Der Hund hört auf zu kläffen, stutzt – rennt weg. Hab ich’s doch gewusst: Der Hund kann gar nicht sprechen. Doch. Wohl. Kann er. Der hat nur die Frage falsch verstanden.

Montag 9.August
„Ein Lothar Matthäus gehört in den Sportteil der Zeitung und nicht auf die Klatschseiten.“ Ich weiß mindestens noch einen weiteren Ort, von dem ein Loddar Maddäus sich so fern wie möglich halten sollte.

Jim Knopf wird heute 50 Jahre alt. Von ihm kann man einiges lernen. Zum Beispiel, dass Dinge von Fern manchmal schwieriger aussehen als von Nahem. Was von weitem aussieht, wie ein Riese ist aus der Nähe ein ganz normal großer Mensch. Und wenn etwas aussieht wie Zement, kann man mit Lukas Lokomotive einfach durchfahren.

Dienstag, 10. August
Das österreichische Zweit-Trainingslager der Eintracht neigt sich dem Ende entgege. Allmählich, ganz allmählich wird es wieder ernst. Das merkt man auch daran, dass Uli Höneß darüber klagt, dass er seinen Mietwagen (Arjen Robben) zerkratzt zurückbekommen hat. Karl-Heinz Rummenigge wünscht sich ein Zugriffsrecht auf Spieler, die für die Nationalmannschaft abgestellt werden: „Wenn ich eine Wohnung vermiete, darf ich ja auch ab und zu nach dem Rechten sehen.“

Hausmeister, Telefon!

Donnerstag 12. August
Fährmann oder Oka? Heute will Michael Skibbe eine Antwort auf die T-Frage geben. Bei Nieselregen brausen wir Richtung Frankfurt zum Stadion im Wald und kommen gerade rechtzeitig zum Trainingsbeginn. Sollte ich je daran gezweifelt haben, dass man die Gefühlslage eines Menschen an seiner Körpersprache erkennen kann – spätestens sei t heute weiß ich es besser. Wer ist die Nummer 1? Schon von weitem erspähen wir Ralf Fahrmann, der bei Andi Menger steht und wissen: Er nicht.

Freitag, 13. August
Die Eintracht startet in Wilhelmshaven in die neue Saison. Wir sitzen (leider nur) vor dem Fernseher und garnieren unsere televisionären Beobachtungen mit Kurzmitteilungen von vor Ort. „Superschöne Stimmung im Stadion.“ „Ich bin Teil der Choreo. SEHT IHR MICH?“ „Bier im Stadion ist alle.“ „Sonne versinkt grade hinter dem Stadiondach. Traum-Auswärtsfahrt.“ Wir freuen uns an den vier Toren und am tätschelnden Tzavellas. Das ist doch auch ganz schön!

Die Handkäs-Mafia kenne ich aus Mainz. Jetzt lese ich in der Zeitung über einen Handkäs-Mörder. Ein Mann hat versucht, seine Frau mit einem Harzer Käse umzubringen. Der Anschlag scheiterte. Vermutlich hat der Mann gedacht, wer so was ißt, fällt sofort tot um?


*** to be continued ***

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