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Es werden Posts vom April, 2011 angezeigt.

Auseinandergenommen

Nach dem Spiel. Das Interview mit einem unserer Spieler. Falls irgendetwas in ihm brodelt, an ihm nagt, ihn fertig macht. Er kann es gut verbergen. Fast unbeteiligt. Vielleicht ist es der Schock? Ein Gesicht, dem weder Kampf, noch Leid, noch Enttäuschung anzusehen ist. Hat er überhaupt geschwitzt? „So kann man im Abstiegskampf nicht bestehen.“ Nein, kann man nicht. Christoph Daum findet, jetzt muss man der Tatsache ins Auge schauen, dass die Frankfurter (wen meint er? Ach, so: Uns), bestenfalls noch um einen Relegationsplatz spielen. "Wir dürfen uns jetzt nichts mehr vormachen" . Ach. Keine Sorge. Wir machen uns schon lange nichts mehr vor. „Das war’s für die SG Eintracht Frankfurt.“ Sagt der Sky Reporter. Alle mal herhören. Ihr, ja Ihr! Ihr, die ihr euch da heute Nachmittag in Mainz habt vorführen lassen. Die ihr vom Platz gefegt worden seid. Kein erkennbares Lebenszeichen gegeben hat. Ihr, die ihr zugelassen habt, dass die Eintracht zur Lachnummer, zur komischen Fi

Rein hessisch in Mainz

Ich bin Hessin. Ur-Hessin. Mein Familie ist eine Fußballerfamilie, mein Opa, mein Vater waren Eintrachtler. Das bin ich auch. Seit vielen Jahren lebe ich in Mainz bzw. in der Nähe von Mainz, ich habe hier studiert, ich mag die Stadt. Ich mag sie sogar sehr. Und zwar trotzdem.  Bereits letztes Jahr, vor dem Spiel der Eintracht in Mainz, habe ich hier im Blog darüber geschrieben, wie „die 05“ Mainz verändert hat. Wollt ihr mehr davon hören? Bitte sehr: Mainz 05 ist nur vordergründig ein Fußballverein. Umso tragischer, dass es (ich weiß verbindlich, dass es so ist!) auch unter den Anhängern der 05er eine ganze Reihe von Menschen gibt, die den Fußball lieben und eine ganze Menge davon verstehen. Mainz 05 ist wie eine zweite Haut, die sich die Stadt Mainz übergezogen hat. Es gehört zum guten Ton für „die 05“ zu sein, was unter anderem dazu führt, dass – tschuldigung – Mainz 05 eine unverhältnismäßig große Zahl weiblicher Anhänger hat. Das zieht sich quer durch alle Altersklassen und que

Mitten ins Herz

Kennt ihr das? Wenn man sich so aufregt, dass man für einen Moment nicht mehr weiß, was man tut? Aufspringt. Aufstampft. Sich losreißt. Nicht zu halten ist. Hände, Arme, Körper, die zu nahe kommen, wegstößt. Laute ausstößt, die an den Schrei einer Hyäne erinnern. Worte schreit, kreischt, von denen man nicht einmal geahnt hat, das sie zum eigenen Sprachgebrauch gehören. Die Rede ist nicht von Maik Franz, sondern von mir. Gerade noch – eben, im Moment - hatte Gekas das 100 Prozent, ach was fünfhunderttrillionen Prozent sichere 2:0 auf dem Fuß. Und jetzt das. Und jetzt das. Das kann, das darf nicht wahr sein. Samstag, 23. April, 88. Minute, Waldstadion. Leider. Ich neige zum Jähzorn, habe ihn in der Regel aber ganz gut im Griff. Und zum Glück habe ich Mit-Adler, die eine beruhigende Wirkung auf mich haben. Hey, komm. Alles gut. Punkt. Wir haben einen Punkt. Ok. Ich bin ja schon ruhig. Ganz ruhig. Händedrücken. Festhalten aneinander. Klaps auf den Rücken. Der kleine Junge im Bayerntrikot

Li-La-Launebär

Christoph Daum will nicht immer nur den Li-La-Laune-Bär geben. Er will auch nicht Trainer einer Zweitliga-Mannschaft sein, was ich - aus Sicht eines Vorreiters der Tuchel-Generation - gut verstehen kann. Vermutlich hat er das ja sowieso nur deshalb gesagt hat, um letzte Motivationsreserven zumindest außerhalb des Platzes zu mobilisieren. „Christoph Daum muss bleiben. Schon allein deshalb müssen wir die Klasse erhalten“ – das hab ich gestern so oder so ähnlich mehrfach im Eintracht-Forum gelesen. Na ja. Einen Grund muss der Mensch haben. Auch dass Christoph Daum genervt ist, wenn er jetzt – im Vorfeld des Spiels der Eintracht gegen Bayern – immer wieder auf Uli Höneß angesprochen wird – hat mein vollstes Verständnis. Da reagiert er allergisch. Dazu sagt er nichts , weswegen es sicher eine 1a-Entscheidung ist, heute Abend der Einladung ins Sportstudio zu folgen, weil dort sicher von diesem Thema überhaupt nicht die Rede sein wird, sondern stattdessen ausschließlich vom außergewöhn

Vorher/Nachher

Das Gesicht des Trainers ist der Spiegel des Zustands seiner Mannschaft. Sagt Christoph Daum. Das ist wohl wahr: Das gleiche gilt im Übrigen für das Gesicht eines Fans: PS: Ein Daumenkino (sic!) mit dem Gesicht des Eintracht-Trainers vom ersten Trainingstag bis zum letzten Spieltag der Saison ist aus mannschaftszustandsdokumentarischen Gründen bereits in Vorbereitung.

Es ist wieder soweit

Das merkwürdigste an Fußballweisheiten ist, dass sie zutreffen. Immer und grundsätzlich. Zum Beispiel die Sache mit dem „das rächt sich“, wenn eine Mannschaft in einem Spiel ein um die andere Torchance nicht nutzt. „Das rächt sich“, denke ich, denkt wohl fast jeder. Und jedesmal, wenn ich diesen Satz denke, schiebe ich gleich hinterher: „ Nein, heute nicht.“ Aber keine Chance. Der große Fußballgott, wo immer er sich derzeit aufhalten mag, lässt sich nicht austricksen. Am Ende, hat der obwaltende Geist des Fußballs sich materialisiert. Aus Visionen werden Fakten:  Es rächt sich. Immer. So auch gestern, beim Spiel der Eintracht in Hoffenheim. Und deswegen haben wir jetzt den Salat: Es ist wieder so weit... Die Menschen, die mich umgeben, nehmen merkwürdige Verhaltensweisen an. Entfernte Bekannte, die mich sonst nur flüchtig grüßen, bekommen, schon wenn sie mich von weitem sehen, einen besorgten Gesichtsausdruck. Noch bevor wir ein „Hallo“ oder „Guten Tag“ gewechselt haben, gleic

Entgeistert.

Als Christoph Daum in seiner ersten Pressekonferenz bei der Eintracht vom Kopf erzählte, der das dritte Bein werden sollte, musste ich spontan an einen früheren Kollegen – Kai - denken. Kai galt als ein wenig schusselig – „verpeilt“ heißt das heute – und ihm passierten die merkwürdigsten Dinge, die immer noch ein bisschen merkwürdiger wurden, wenn er darüber erzählte. Einmal wurde er zufällig dabei beobachtet, wie er auf der Suche nach der richtigen Bürotür einen langen Flur entlanglief. Der Gang war vollkommen leer, nur vor einer Tür stand eine große Kiste – und genau auf die lief er mit voller Wucht zu. Peng. Kai hielt sich das Bein und jammerte: „Mein Kopf, mein Kopf.“ So wusste ich also schon lange vor Christoph Daum, dass der Kopf zum Bein werden kann. Auch mit den anderen Daumschen Wortschöpfungen kann ich mich ganz gut anfreunden. Statt Abstieg heißt es Klassenerhalt. Nur logisch, dass der Abstiegskampf zum Klassenerhaltungskampf und dementsprechend das Abstiegsgespenst zum K

Rotundschwarze Eintracht-Schnipsel vom 29. März bis 13. April 2011 (Back-Again-Edition)

In diesem Jahr hat es noch keine Ausgabe der Schnipsel gegeben. Ich habe gesammelt und gesammelt, bin aber nicht zum Verarbeiten gekommen. Deswegen heute jetzt einfach ein Neueinstieg. Die Schnipselsammlung Januar, Februar und März gibt es dann irgendwann als Rückblick. Und die Zwei-Wochen-Schnipsel ab jetzt (hoffentlich) wieder einigermaßen regelmäßig. Dienstag, 29. März Gestern war die Welt grau und visionslos . Nach den Landtagswahlen in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg hat jetzt auch die SPD wieder Visionen , was mich nicht unbedingt wundert. Schon eher erstaunt es mich, dass Jupp Heynckes an die Börse geht. Tut er nicht? Ach so. Die Rede ist von Osram.  Naja, kann man schon mal verwechseln. „Wenn du abhauen kannst, hau ab.“ Sagt Ansgar Brinkmann.  Wie recht der Mann doch hat. Mittwoch, 30. März Bericht in der Lokalzeitung. Na, so was: In Mainz gibt es schon seit 15 Jahren eine Clowns-Schule.   Ich vermute mal, dort werden Komiteter für die Kappesitzung ausgebildet.

Smells like Team Spirit*

Freitag abend. Es ist zehn vor Acht als der Hessische Rundfunk live ins Walstadion schaltet. „Eine großartige Atmosphäre, das Stadion brodelt“, vermeldet Dirk Schmitt und bei uns im Auto macht sich Verzweiflung breit. Kann das wahr sein? Es ist zehn Minuten vor Acht und wir sitzen immer noch im Auto, stehen seit knapp einer Stunde im Stau, mittendrin, kein Ende in Sicht, alles dicht und wir sind noch nicht einmal vorbei am Rüsselsheimer Dreieck. Bis eben hatten wir uns noch mit Galgenhumor gerettet, herumgeblödelt („Cool, dass wir in letzter Sekunde noch eine fehlende Karte aufgetrieben haben..." (vielen, vielen Dank lieber Forums-Adler :-), "da haben wir jetzt noch eine mehr, die verfällt...“) aber jetzt blicken wir unerbittlich den Tatsachen ins Auge: Wir werden es tatsächlich nicht pünktlich ins Stadion schaffen. Zweite Halbzeit - vielleicht. Scheiße. Scheiße. Große Scheiße. Es wird still. Fast apathisch. Verdammt. Und da, plötzlich. Es ist wie ein kollektiver Ruck, der

Wahnsinn. Vor dem Spiel der Eintracht gegen Werder.

Damals, in den Wochen nachdem die Mauer gefallen war, gab es allerlei Absurdes zu sehen und zu hören. Nachhaltig in Erinnerung geblieben ist mir eine Live-Übertragung des Musikantenstadl , direkt aus Leipzig. Also – Hilfe – nicht, dass jemand auf den Gedanken kommt, dass ich zur Klientel der Musikantenstadl-Zuschauer gehöre (mir geht’s da eher, wie es einer der Weil-Brüder von den Biermösl-Blasn mal formuliert hat: „Dass man diese Sendung übersteht, ist für mich fast schon ein medizinisches Phänomen...“) - aber der Auftritt von Karl Moik in Leipzig ist in gewisser Weise sinnbildlich für die Wende-Semantik geworden. Der Text, den er in der drei-stündigen Sendung von sich gab, ach was: stammelte, bestand nämlich fast ausschließlich aus vier Worten: „Wahnsinn. Es ist der Wahnsinn.“ „Wahnsinn“ – das habe ich in den vergangenen Wochen mehr als einmal im Zusammenhang mit der Eintracht gedacht. Zum Beispiel auch in der zurückliegenden Woche, gleich am Montag. Da war Calli Calmund zu Gast

Hauptkerle

Heute morgen bin ich aufgewacht und das Herz schlug mir von der ersten Sekunde an bis zum Hals. Heute. Es gilt. Ist das erst zwei Wochen her, dass wir im Waldstadion den ersten Rückrundensieg der Eintracht erlitten haben? Was ist seit dem alles passiert...Ich merke, wie fast so etwas wie Angst in mir hoch kriecht. Und schlagartig wird mir klar: ich habe mich zwar in den letzten beiden Wochen jeden Tag mit dem beschäftigt, was draußen im Stadtwald vor sich gegangen ist, aber kann es sein, dass das alles mit der Eintracht gar nichts zu tun hatte. Eintracht. Hilfe. Die Saison fängt mit dem Spiel gegen Wolfsburg wieder neu an, hat Christoph Daum in der Pressekonferenz zu seinem Amtsantritt gesagt, und für den, der seinen Vitalfunktionen getraut hat, haben sich die letzten beiden Wochen dann auch genau so angefühlt: Neu, befreit, amüsiert, bereit aufzubrechen, belustigt, beeindruckt, manchmal zweifelnd, aber immer zuversichtlich, euphorisiert. Schnips. Heute morgen, als ich da so im Bet