Jedenfalls führt die (wie das so ist) mit akribischer Verfolgung des Vereinsgeschehens verknüpfte FC-Verbundenheit des Nachwuchsadlers dazu, dass ich aus Köln schon mal ein bisschen mehr mitbekomme oder sehe als das bei anderen Bundesligavereinen der Fall ist und es ist nur logisch, dass auch das letzte Köln-Gastspiel von Christoph Daum vor ein paar Jahren immer wieder ein Thema bei uns war. Besonders deutlich in Erinnerung ist mir ein Ausflug zu einem Vorbereitungsspiel der Kölner bei Eintracht Trier, bei dem wir uns darüber mokierten, wie Christoph Daum nach dem Spiel von mehreren Platzwarten vor der – durchaus überschaubaren – Menge geschützt und ohne links und rechts zu kucken, zum Mannschaftsbus geleitet wurde. Dort unterschrieb er in Windeseile einen Stapel Autogrammkarten und ließ die Karten dann von einem Assistenten an die Umstehenden verteilen. Ob sie wollten oder nicht. Das war doof.
Von ganz anderer Art ist ein zweites Überbleibsel aus dieser Zeit. Ein Begriff, der überdauert und einen festen Platz in meinem Sprachschatz gefunden hat, sich dort fast schon verselbstständigt und von der Person Christoph Daum gelöst hat, bis – ja bis Christoph Daum dort gelandet ist, wo ich ihn im Leben nie vermutet hätte: Bei uns, bei der Eintracht.
Die Rede ist vom Gerommel-o-mat. Und um zu verstehen, was gemeint ist, stellt euch bitte Folgendes vor:
Flashback
Ein Fernsehbericht. Christoph Daum steht in einem Raum, über den sich in meiner Erinnerung eine domförmige Glaskuppel spannt. Er ist umgeben von Unmengen blinkender Bildschirme, auf denen Grafiken und Animationen und Zahlenkolonnen zu sehen sind. Das hier, verkündet der Sprecher aus dem Off, sei so etwas wie die Schaltzentrale des FC. Hier werden tausende und abertausende Informationen über Spieler in aller Welt gesammelt, verarbeitet und ausgewertet. Fähigkeiten. Fertigkeiten. Tore. Technik. Hobbies. Haarschnitt. So ist es möglich, die talentiertesten und charakterstärksten Spieler überall auf der Welt aufzuspüren. Tausende von Profilen, die in unterschiedliche Konstellationen und Mannschaftsgefüge eingepasst, korreliert und verglichen werden können. Listen mit geeigneten Spielertypen können jederzeit eingegrenzt, abgerufen und daraus dann einzelne Spieler ganz gezielt, anhand bestimmter Vorgaben, ausgewählt werden. Das, liebe Leute, das ist die Zukunft. Und beim FC hat sie bereits begonnen. Kaum ein anderer Verein, der über ein so ausgeklügeltes System verfügt.
Ein erstes Ergebnis hat der FC auch schon vorzuweisen: Geromel. Ja, genau: Pedro Geromel, der brasilianische Verteidiger. Nur dank des überaus klugen Systems konnte der nämlich aufgespürt und verpflichtet werden. Der passt zum FC. 1000-prozentig. Und das ist nur der erste Schritt - der FC wird künftig in Stand gesetzt sein, jederzeit passgenau und bedarfsorientiert genau die Spieler zu verpflichten, die gerade benötigt werden. Per Mausklick. Wahnsinn.
Flashbackende.
In diesem Moment war er also geboren, der Gerommel-o-mat, der sich – anders als der leibhaftige Geromel – natürlich nicht „brasillianisch“, sondern hessisch (= Gerommel) ausspricht, und den ich immer einmal gerne in die Runde werfe, wenn nach einer einfachen, hundert Prozent sicheren Lösung eines Problems gesucht wird: „Dann nimm doch einfach den Gerommel-o-mat.“
Tja. Und nun sind also Christoph Daum, Roland Koch, Daum-Sohn Marcel und – wie ich fest annehme – mit ihnen auch eben jener Gerommel-o-mat in Frankfurt, bei der Eintracht, im Waldstadion angekommen. Die ganze Welt (und vielleicht auch das Tor in Wolfsburg) stehen uns offen. „Wir sind Adler“, „Wir sind Eintracht“ – das ist der Anfang. Ich bin sicher: Sobald Christoph Daum einen Moment Zeit erübrigen kann, wird er die Namen „Jürgen Grabowski“ oder „Bernd Hölzenbein“, gern auch „Uwe Bein“ in den Gerommel-o-mat eingeben. Dann rattern die Listen. Dann wissen wir, was zu tun ist. Dann steht auch uns die Zukunft offen. Endlich.
Mann, bin ich froh!