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Es werden Posts vom Juni, 2010 angezeigt.

Spanien : Portugal - App

Vor einigen Jahren hatte ich eine überaus schwierige Begegnung mit dem Spanischen. Nur eine Woche vor einer wichtigen Prüfung erfuhr ich, dass mein Colloquium in der Landessprache – spanisch – zu führen sei. Nun war ich des Spanischen zwar einigermaßen mächtig, aber vollkommen ungeübt, zumal in einem doch recht komplizierten und sehr speziellen Themenfeld, das da lautete: „Nietzsche en España“. Von der Prüfung habe ich nicht mehr allzu viel in Erinnerung – immerhin: ich habe sie bestanden. Für immer in mein Gedächtnis eingebrannt ist jedoch die Übersetzung für Nietzsches Übermenschen, der auf spanisch wirklich und wahrhaftig „Superhombre“ heißt. Genau den gleichen Ausdruck benutzen die Spanier auch für Superman, was zwar in der Sache richtig sein mag, aber doch ein irgendwie befremdliches Bild auf Nietzsche wirft. Was das mit dem Spiel heute Abend zu tun hat? Na ja, könnte ja schließlich sein, dass Villa (oder Torres?) heute zum Superhombre wird. Und wenn die Spanier heute abend gewi

Am Hang im Glück

In der Nacht von Freitag auf Samstag habe ich vom Endspiel der U17 geträumt. Ein Fußballplatz, der eigentlich mehr so etwas wie eine große Wiese war, überall Eintrachtler, die im Grünen saßen, ein Fläschchen in der Hand, die Sonne schien. Die Eintracht gewann mit 2:0. Vom Traum zur Wirklichkeit. Wir sind früh dran, an der Autobahnabfahrt Richtung Riederwald bildet sich ein kleiner Stau, vor uns ein Eintrachtler, neben uns ebenfalls und als wir an der Eissporthalle parken, fängt mein Herz an zu hüpfen: Tatsächlich. Von allen Seiten strömen Menschen heran, die sehen wollen, wie unsere Jungs, wie die Jungs von Alex Schur sich im Endspiel um die Deutsche Meisterschaft schlagen. In Eintracht-Trikots, Bembel-, Traumatisiert- und Frankfurt-Shirts, mit Eintracht-Kapp und Eintracht-Fahnen. Kleine EFC-Trupps, Grüppchen von Ultras, Mama, Papa, Kind – alle, alle sind da. Am Tickethäuschen eine Schlange („Ach wär das schön, wenn man auch bei einem richtigen Eintracht-Spiel ganz selbstverständlich a

Der Coach

Als Jörg Berger 1988 aus Freiburg zur Eintracht wechselte, war ich noch an der Uni und jobbte nebenher. An meinem Arbeitsplatz sorgte die Verpflichtung von Berger für große Heiterkeit. Die Eintracht spielte gegen den Abstieg – kein Wunder, sie hatte ja auch einen Zweitligatrainer verpflichtet. Haha. Lächerlich. Ich war mir zunächst nicht sicher, ob ich ihn mochte – und nicht wenige in meinem Adler-Umfeld, zum Beispiel auch mein Vater, waren skeptisch. „Mmh…ich werd net warm mit dem…“ Seine merkwürdig gravitätische Art, der Dialekt, der ihn eindeutig als „Zoni“ auswies, die bunten Trainingsanzüge (gerne in lila) mit den dicken Schulterpolstern, denen er schnell entwuchs und fortan immer betont modisch und elegant auftrat. Apropos wachsen: Auch mir wuchs er im Laufe der Jahre immer mehr ans Herz. Er war eigenwillig, fast ein wenig stur – gut so. Er war standhaft und wehrhaft – noch besser. Er hatte keine Scheu, Gefühle zu zeigen – Zorn, Erschütterung, Glück, Trauer und doch hatte die Ar

Rotundschwarze WM-Randgänge: Bildstörung

Es war auf dem Weg zur U17 nach Langenselbold als uns zum ersten Mal der Gedanke kam: Vielleicht ist diese Weltmeisterschaft in Südafrika gar nicht echt, sondern sie ist einfach ein gigantisches Fantasy-Spiel. Es würde so vieles erklären. Z.B. diese merkwürdigen Bilder von Fußballspielen, die wir täglich im Fernsehen zu sehen bekommen. Wie bei FIFA oder Pro Evolution Soccer. Vollkommen steril und leblos. Im Hintergrund des Spielfelds die Stadionkulisse – immer nur bis zu einer bestimmten Höhe des Unterrangs zu sehen, merkwürdig einheitlich, die Köpfe verschwommen. Ab und zu winkt ein einzelnes Fähnchen – fast könnte ich wetten, dass es immer an der gleichen Stelle ist. Die immer gleiche Einstellung auf das ganze Feld. Die manchmal heran gebeamten Gesichter oder Figuren der Spieler, bei denen im Hintergrund die Kulisse immer weiter verschwimmt. Und am allermerkwürdigsten: die ab und zu eingeblendeten Fangruppen. Da stehen sie. Meistens komplett maskiert, springend oder hüpfend. Beim Sp

England : Algerien - "Apps"

Algerien Für ihn liegt das Eigentliche einer Sache nicht im Typischen, sondern gerade in dem - vielleicht sogar winzigen - Moment, der davon abweicht. Im Verstreuten, Abwegigen, Disparaten. Wie Habib Bellaid ist auch er ein algerisch stämmiger Franzose. Er träumte davon Berufsfußballer zu werden. Dazu hat es nicht gereicht. Stattdessen ist Jacques Derrida einer der bedeutendsten und umstrittensten Philosophen der Gegenwart geworden. Auch nicht ganz schlecht. Und wer oder was macht heute Abend im Spiel der Algerier gegen die Engländer den Unterschied? Ich glaub, ich weiß es. Aber abwarten - vive la differ a nce! *Das Foto von Jacques Derrida (links) und seiner Mannschaft stammt aus dem Buch "Jacques Derrida - Ein Porträt von Geoffrey Bennington und Jacques Derrida", Frankfurt 1994

Schon Halb (im) Finale

Mittwoch, 16. Juni. Bei der WM in Südafrika laufen heute die letzten Spiele der ersten Vorrundenetappe, im Hanauischen gibt es heute bereits ein Halbfinale zu sehen – die U17 der Eintracht spielt gegen Hertha um den Einzug ins Meisterschaftsfinale der B-Junioren. Den Termin habe ich mir schon lange vorgemerkt, die Tickets liegen seit Tagen auf meinem Schreibtisch und dann, im letzten Moment, sieht es dann doch so aus, als könnten wir nicht fahren. Bei uns tobt im Moment arbeitsmäßig der Bär, wir wussten, dass es eng werden würde mit dem Fahren. Aber jetzt. Um drei. Um vier. Um fünf. Als hätten alle sich verschworen. Das muss unbedingt noch raus. Frau M.wartet auf Feedback, Frau F. braucht noch Input, Herr S. will anfangen zu drucken. Wir kommen nicht weg, Halbfinale ohne uns. Kacke. Menno. Gibt’s doch nicht. Wut. Ich will, ich will. Noch ein Mail. Schluss jetzt. Basta. Egal - wir fahren. Schnell noch zwei Mit-Adler abholen, um zwanzig vor sechs sitzen wir zu viert im Auto Richtung Fr

Rotundschwarze WM-Randgänge: Das ganze Dorf war da!

Public Viewing auf dem Lande. Ja. Doch. Natürlich. Auch. Da traf es sich gut, dass in dem kleinen rheinhessischen Ort, in dem ich lebe, am Wochenende Weinfest war. Das Zelt war sowieso aufgebaut, es gab zu essen und zu trinken. Und da am letzten Abend des Weinfestes das erste Spiel der deutschen Nationalmannschaft auf dem Plan stand und ein verlassen daliegender Festplatz auch nicht so das Wahre ist, lag der Gedanke nah: Wir machen Public Viewing. Als wir uns gestern um halb acht auf den Weg "ins Ort" machen, ist es ruhig in den Straßen. Vor uns ein paar Kiddies im Deutschland-Trikot mit Vuvus. Trööt. (Ich finde es gar nicht so einfach, einen gleichmäßigen Ton aus einer Vuvuzela herauszubekommen – das geht den Jungs vor uns wohl ähnlich. Elefant. Maus. Gekreische. Alles dabei. Sie gickeln sich halbtot. Nur ein Ton? In Südafrika vielleicht. Bei uns: Von wesche. ) Kerb und Weinfest finden bei uns am Platz bei der alten Schule mitten im Ort statt. Der ohnehin spärliche Verkehr w

Deutschland : Australien - "App"

Deutschland im Juni 2010 – was für ein Idyll. Nachmittags standen sich in Südafrika die Mannschaften von Serbien und Ghana gegenüber (0:1, gut für „uns“), heute abend spielt die deutsche Nationalmannschaft gegen Australien und wir alle waren und sind dabei. „Der Fußball ist eine der wichtigsten Aktivitäten, die Menschen zusammenzubringen,“ sagt Nelson Mandela und wir nehmen ihn beim Wort. Nachmittags gehen wir mit Kind und Kegel zum Public Viewing ins evangelische Gemeindezentrum und führen in der Halbzeit ein gutes Gespräch. Abends zieht der Herr der Familie dann ein paar Häuser weiter, lässt die Vuvuzela blasenden Kinder hinter sich und sucht das Bordell seines Vertrauens auf, um – nein, natürlich nicht dazu – sondern, um sich dort das Deutschland-Spiel anzusehen. Falls der Public Viewende Bordellbesucher doch noch andere Pläne mit seiner Stippvisite verbindet, muss er sich gut überlegen, wie er sich seine Zeit einteilt. Halbzeitpause vielleicht. Denn nach dem Spiel ist nämlich des

England : USA - "Apps"

Wayne Rooney entspricht so ziemlich genau all dem, was man mit englischem Fußball verbindet. Und deshalb wird er auch in nahezu jedem Pressetext als Held, Liebling, Perle oder Ikone der englischen Arbeiterklasse bezeichnet. Oder wie eine mir unbekannte Kabarettistin es gestern in Waldis WM-Club ausdrückte: „Nach dem Spiel ungeduscht in den nächsten Puff und hoch die Tassen.“ Beim ultimativen „WM-Spaß-Quiz“ landet Rooney jedenfalls in allen Kategorien ziemlich weit vorn, z.B. auch vor Lionel Messi, der heute Mittag gegen Nigeria gezeigt hat, was er kann – und dass auch er nicht immer trifft. Rooney ist (laut Quizkarte) schneller, impulsiver, haariger – nur beim Kuschelfaktor hängt Messi („so lala“) den Engländer deutlich ab: „Schwer vermittelbar.“ Mir egal. Ich mag beide – als Fußballer, versteht sich ,-) Hör- und/oder Lesetipps zu England? Zu den USA? Wo anfangen, wo aufhören? Ich piekse mal irgendwo rein (beide Teams spielen ja zum Glück noch öfter ,-) England Eine weitere Perle der

Südafrika : Mexiko - Meine "Apps" zum Spiel

Südafrika Lesetipp: Barbara Trapido "Karierter Affe" (Berlin Verlag, 2005). Barbara Trapido ist eine im besten Sinn englische Romanautorin: Sarkastisch, schräg, unterhaltsam, abgründig - ganz in der Tradition anderer großer englischer Schriftstellerinnen wie z.B. Nancy Mitford. Ihre Kindheit und Jugend verlebte Barbara Trapido in den 40er/50er Jahren in Südafrika und über diese Zeit hat sie einen halb-autographischen Roman geschrieben. "Karierter Affe" erzählt vom Heranwachsen der kleinen Dinah, die mit ihrer Familie zunächst in Kapstadt, dann in Durban lebt. Dinah ist weiß und schmächtig; ihre Familie ist sehr englisch, sehr eigenwillig, ein bisschen versponnen, naiv, weltfremd und liebenswert. Dinah sturzelt durch diese Welt, in der Häkeldeckchen, Klaviermusik, schwesterliche Kabbeleien und weiße Söckchen auf eine exotische, geheimnisvolle, pragmatische Welt voll Hitze und Staub und allgegenwärtigem Rassismus treffen. Dinahs Familie ist jeglicher Rassendünkel fre

Rotundschwarze WM-Randgänge: Let's go schopping!

Deutschlandfähnchen, schwarzrotgelbe Tröten, Eimerchen, Kopfbedeckungen, Badelatschen – die gibt es derzeit überall. Einen Akzent der ganz anderen Art setzt das Backhaus Lüning zu Mainz mit seiner eleganten Tragetasche im African Style. Mag sein, dass der Jogi bei Nacht schläft, der Elefant jedenfalls ist hellwach und trabt zielstrebig dem untergehenden Ball, also der Sonne, entgegen. Das ist dezent. Das ist trendy. Das ist cool. Und ordentlich Grillgut und Adlerschoppe zur ambulanten Versorgung in der freien Natur bringt man in diesem Ungetüm auch unter. Yebo!

Auf nach "Langenselbold" *

„Alles drin – in eenem Satz“, pflegte mein guter Freund Axel (er kommt aus dem Hunsrück) zu sagen – und zwar immer dann, wenn er seine Begeisterung für einen literarischen Text, eine Zeile in einem Lied oder einem Gedicht zum Ausdruck bringen wollte, und ihm die Worte fehlten. So etwas ähnliches ist mir gestern Nachmittag durch den Kopf geschwurbelt, als ich den neuesten FuFA-Newsletter in meinem Mail-Eingang fand. Direkt nebeneinander wird dort nämlich über den Mitglieder-Vorverkauf für zwei Spiele informiert: Für das Freundschaftsspiel der Eintracht gegen den FC Chelsea am 1. August und für das Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft , das die U17 der Eintracht heute in einer Woche in Langenselbold austragen wird. Alles drin – zwar net in „eenem Satz“, aber in ,-) eenem Newsletter - Kontraste, wie sie größer nicht sein könnten und die doch trotzdem den Bogen, von dem, was Fußball ist, von einem Ende zum anderen spannen: Der FC Chelsea und die Spielvereinigung Langenselbold. Europa

Rotundschwarze WM-Randgänge: Eins, zwei, drei mit großen Schritten

Es kann keinen Zweifel geben: Die WM naht mit großen Schritten. Das merkt man zuvorderst daran, dass die PKWs, die einem auf der Straße entgegenkommen, seit diesem Wochenende nicht mehr nur mit einem Fähnchen (dem für Lena), sondern jetzt gleich beidseitig beflaggt sind. Vor vier Jahren hatten wir ein inszeniertes Sommermärchen, in diesem Jahr sind wir gründlicher, denn: Jetzt wissen wir ja schon wie das geht. Jetzt ist alles institutionalisiert – wir haben unsere Standards. Wär doch gelacht, wenn wir das jetzt nicht generalstabsmäßig durchziehen werden. Melde gehorsamst: Auto vorschriftsmäßig beflaggt, Fahnenmast vor der Haustür bereits installiert, pünktliche Hissung der Flagge bereits terminiert. Ebenfalls rechtzeitig zum Feier-Countdown ist bei Buch Habel ein Tisch mit Fußball-Lektüre aufgebaut worden. Bei „Nelson und Mandela“ handelt es sich um ein - erstaunlicherweise rechtzeitig zur WM erschienenes - urkomisches Kinderbuch. Bei „111 Gründe den Fußball zu lieben“ (Autor: Tho

Ausgerechnet.

Ausgerechnet gegen Wilhelmshaven muss die Eintracht also in der ersten Pokalrunde antreten. Ausgerechnet gegen eine Mannschaft gegen die es einem wirklich schwer fällt, sich ein „ausgerechnet“ auszudenken. Unter dem Blickwinkel des „ausgerechnet“ hätte es doch weitaus bessere Gegner gegeben: Ausgerechnet Oxxenbach (gähn). Ausgerechnet Mainz (gähn gähn). Ausgerechnet der FSV (Schon besser). Oder wenn schon im Norden dann doch zumindest Osnabrück, das ist nämlich ausgerechnet der Heimatort unseres voraussichtlich neuen Bundespräsidenten. Oder doch lieber ein Heimspiel – z.B. ausgerechnet gegen den VFL Bochum. Na ja. Das war wohl nix. Stattdessen also Wilhelmshaven. Dort ist Meer und es ist sehr schön da, aber ansonsten weisen Wilhelmshaven und der dort ansässige Fußballverein als Erstrundenpokalgegner leider ein „Ausgerechnet“-Potenzial auf, das streng gegen Null tendiert. Dachte ich. Wollte ich eigentlich hier schreiben. Aber wie gut, dass es den Blog von Kid Klappergass (und das Ein