Direkt zum Hauptbereich

3.17

Spätestens nach den Ausführungen von Axel Hellmann in der Pressekonferenz vor dem Spiel der Eintracht gegen Schalke war ich kurz davor, meinen Blog umzubenennen. Schwarzundweiß ist – ok, das sehe ich ein  - historisch korrekter, aber es ist, wie ich jetzt weiß, auch cooler und frischer, designmäßig und überhaupt.  Rotundschwarz ist out. Aber wenn ich erstmal anfange, mich jeweils den aktuellen Gegebenheiten anzupassen  – wer weiß, wo das dann noch endet. Ich müsste mir z. B. demnächst vielleicht sogar Funktionsunterwäsche bestellen, um  regelmäßig zu checken, ob meine Laufleistung den erhöhten Anforderungen, die das tägliche Leben  (nicht nur an Bundesliga-Profis) stellt, Stand hält.

Die Pressekonferenz hatte noch weitere spannende Neuigkeiten zu bieten: Für die neuen Heimtrikots gilt, was man von den Liegestühlen nach wie vor nicht behaupten kann: Sie sind da und heute im Stadion in allen Größen und in ausreichender Menge „available“.  Das ist gut, denn: „Der Verkaufserfolg ist unser vorrangiges Ziel.“  Also: in wirtschaftlicher Hinsicht. Und deshalb ist der Aufsichtsrat sich einig, dass man dafür im Stadion auch gerne weiter hinten, auf den (wahrscheinlich trotzdem nicht ganz so billigen) Plätzen Position bezieht. Gerne würde ich mir die Loge 3.17 mal aus nächster Nähe ansehen – hört sich an als sei das so was wie der Sperrsitz im Theater, direkt hinter dem Pfeiler ohne Blick auf die Bühne. Zum Saisonauftakt hätte man dann ja eigentlich – im Sinne des Verkaufserfolgs -  nicht nur die Loge 2.18, sondern auch die Loge 3.17 verkaufen und stattdessen - mit bester Sicht - im leeren Stehblock Platz beziehen können.  Oder gilt das Blockverbot auch für Aufsichtsräte? Hohe Aufmerksamkeit für eine Mini-Choreo wäre garantiert.  In schwarzundweiß, versteht sich, am besten alle in den neuen Trikots und dann - wie früher im Kino der Teaser für die Eiswerbung - auf dem Videowürfel der Hinweis: Können Sie auch gleich haben.

Aber mal im Ernst. Endlich wieder Fußball.  Und nicht nur bei der Eintracht,  auch in anderen Vereinen hat sich einiges getan, ob per Reißbrett oder einfach so: Es wird umgekrempelt. Am letzten Pokalwochenende habe ich mich z. B. gewundert, warum der Herr Weinzirl sich so über einen Sieg von Schalke freut, bis mir eingefallen ist. Mensch, logisch, der trainiert die ja jetzt. Auch dass Naldo jetzt in blau spielt ist vorerst noch gewöhnungsbedürftig. Weitere Top-Neueinkäufe  der Schalker sind der Schweizer Nationalspieler Breel Embolo  (hat letzte Woche im Pokal bereits seinen ersten Treffer für Schalke erzielt) und Abdul Baba, der von Augsburg über Chelsea jetzt auf Schalke gelandet ist. Und bei uns?  Ante Rebic, der bereits bevor er ein einziges Mal für die Eintracht gespielt hat, als „Leistungsträger“ gilt, fällt länger aus. Joe Flum ist krank. Haris Zahn tut nicht mehr weh und die restlichen Spieler der Mannschaft tun das, was laut Auskunft unseres Trainers ihre Stärke ist: Sie halten zusammen. Das Wetter ist heiß. Die Sonne brennt erbarmungslos und die Luft flimmert. Too darn hot. Schwierige Rahmenbedingungen für eine Mannschaft, die auf keinen Fall Schönwetter-Fußball spielen will.

Was mich mit Blick auf die Saison positiv stimmt? Wenn es nach Prognosen und Umfragen geht, brauchen zwei Mannschaften die Runde erst gar nicht anzutreten:  Erstens die Bayern, weil sie sowieso wieder Meister werden (so what? Von mir aus) und zweitens die Eintracht. Die steigt nämlich (voraussichtlich zusammen mit Darmstadt) ab.  Ha – liebe Meinungsabgeber- und forscher, so nicht. Das werden wir nicht auf uns sitzen lassen. Die Einmütigkeit des Meinungsbildes kann nur eines bedeuten: Wir spielen eine Riesensaison. Und mit einem Sieg gegen Schalke fangen wir heute an.

PS; Eigentlich sollte hier jetzt noch eine supergeniale Infografik zum Schalke-Spiel stehen, in "schwarzundweiß wie schee" natürlich. Zeit hat leider dafür nicht gereicht (wird für einen der nächsten Gegner nachgeholt!). Aber ein kleines Bildchen soll auch heute trotzdem nicht fehlen.

Bildtitel:  "Wo bin ich? Oder: Querulant in flirrender Sonne."

Kommentare

  1. Ui, das Rotwell der SGE-Alien-Szene.

    Ansonsten? Geht doch. Alle Leistungsträger haben Leistung getragen.

    Schönen Samstagabend noch, ich geh jetzt an besagten Rand.

    AntwortenLöschen
  2. Meinungen zählen in der Tabelle nicht. Nur Tore und Punkte. Und Punkte haben wir jetzt schon drei. Völlig verdient zudem. Ich bin vom Spiel, der Stimmung und der Leistung ... hin und weg.

    AntwortenLöschen
  3. Ich konnte heute leider kurzfristig nicht im Stadion sein und habe das Spiel in Sky geschaut - #amRande (aber in der ersten Reihe und mit enorm vielen Sätzen). Die erste Viertelstunde war der Hammer - schnell, mit Biss, spiel- und einsatzfreudig. Schon die erste Chance - dieser weiche, genau getimte Meier-Pass in den Lauf von Gacinovic, der dann von einem Schalker Bein fast ins Tor getrudelt wäre... Nach dem 1:0 - wie er den macht, baaaah - sehr klug ein bisschen Dampf aus dem Spiel genommen - ich dachte schon zu viel - aber sie blieben auch da konzentriert. Und wenn wir vors Tor gekommen sind, war es immer gefährlich - tatsächlich: WENN WIR VORS TOR GEKOMMEN SIND, WAREN WIR IMMER GEFÄHRLICH. Hrgota und Gacinvoc im Zusammenspiel mit Meier. Hasebe ruhig, mit Überblick. Hector gefällt mir (trotz doppeltem Platzverweis - das heute war einfach nur ein bisschen dabbisch). Vallejo nach seiner Einwechslung sehr vielversprechend (putzig: Jetzt haben wir einen Fußballgott und einen Jesus). Was war denn los mit Chandler? Der hat heute sehr nachdrücklich aufgezeigt, dass er ins Team will und so wohl auch gehört. Auch nach dem verschossenen Elfer sind wir ruhig geblieben, haben auch nach dem Platzveweis die Ordnung behalten. Und dann haben wir ja auch noch diesen wunderbaren, großartigen Finnen im Tor. Bin i Hradi, bin i König.

    Habe ich letzte Woche geschrieben "Das war keine Mannschaft"? Das heute sah aus wie eine - und was wäre es für eine Geschichte, wenn diese Truppe aus wilden, fast-noch-no-names aus aller Herren Länder wirklich - wie unser Trainer sagt - zusammenwächst, von Spiel zu Spiel und Sieg zu Sieg - und vielleicht das Zeug dazu hat, die Liga aufzumischen?

    Der Platz, auf dem wir heute stehen, gefällt mir. Und Träumen ist nach diesem Spiel ganz sicher erlaubt.

    AntwortenLöschen
  4. Dabbisch war Hector nach meiner Einschätzung (Sky) eher nicht. Er hatte blöderweise in der Situation, da er den Stürmer nicht rechtzeitig regelkonform stoppen konnte, nur die Wahl zwischen laufen lassen und einem möglichen/wahrscheinlichen Treffer der 06er - und dem taktischen Foul. Ich denke, er hat innerhalb des Möglichen alles richtig gemacht und sich so gewissermaßen für die Mannschaft geopfert. Klar hat er sie auch geschwächt durch seinen Platzverweis, aber es ging ja letztlich gut. Ohnehin sind das Entscheidungen innerhalb Bruchteilen von Sekunden, wo man nicht groß zum Überlegen kommt.

    Was für ein Saisonbeginn! Nach dem M'burg-Gegurke empfand ich die ostentative Ruhe von Kovac manchmal fast ein wenig provozierend - aber der Mann wusste genau, was er sagte. Die Wundertüte ist geöffnet, und heraus fliegt zunächst einmal: ein ziemlich schöner Adler. Wie hatte der nur Platz zuvor darin?

    AntwortenLöschen
  5. Der Adler aus der Tüte - das Bild gefällt mir sehr. Und wg. Hector hast du definitiv recht. Habe im Sportstudio nochmal genau hingeschaut und es war in der Tat nicht dabbisch, sondern notwendig. Zudem war sein Eingriff sozusagen "minimal invasiv" (null bösartig) - die Sperre wird hoffentlich entsprechend moderat ausfallen.

    Wg. Kovac: Ich habe - ansatzweise bereits in der zurückliegenden Woche, viel deutlicher gestern - gemerkt, dass mir in der Sommerpause - vor lauter Bobic und Marketing bld bla und alles neu und noch und noch ein Betreuer - das Kovac-Gefühl abhanden gekommen war. Sein manchmal allzu kernig-asketisch-diszipliniertes Auftreten, der immer stählern in die Ferne gerichtete Blick (schön zu sehen auch beim atuellen Titelbild des neuen Stadionmagazins) und das "Krieger"-Ethos hat mich zunehmend irritiert. Jetzt tritt das Abstiegsspiele-Kovac-Bild wieder in den Vordergrund. Für mich das frappierendste an diesen Spielen und an Kovac war, dass der Mann in der Lage war, aus jedem Spiel die richtigen Schlüsse zu ziehen und immer genau die Stellschrauben zu identifizieren, die für das nächste Spiel nachjustiert werden mussten. Das konnte man von Spiel zu Spiel suf dem Platz sehen. Das ist keine Garantie für nix, aber zeigt, dass Kovac sehr genau hinsieht, Mängel auf den Punkt bringt und in drr Lage ist, Ideen zu entwickelt, um sie abzustellen. Er arbeitet akribisch und hat einen Plan. Das ist doch schon mal ein Pfund. Wenn dann diese bunte Truppe mit vielen zweifelsohne talentierten Spielern tatsächlich zusammenwächst...

    Ich hatte mich darauf gefreut zu sehen,
    was möglich ist, wenn kovac eine mannschaft von anfang an formt. Dieses Gefühl ist jetzt wieder da. Nach
    gestern bin ich so was von gespannt wie weit und hoch der Adler aus der Tüte noch fliegen wird.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Kovac und ich - das passt nicht. Und das wird auch zukünftig nicht passen. Aus den von dir beschriebenen Gründen. Kovac und diese Mannschaft - das passt. Sehr gut sogar. Ebenfalls aus den von dir beschriebenen Gründen.

      Besser so als umgekehrt. Zumal ich ja ohnehin mit kaum einem Trainer etwas anfangen kann. Das liegt also eindeutig an mir und nicht an denen. Ich bin zu empfindlich.

      Löschen
  6. Muss ja net gleich ein Instant-Adler sein : - )

    Ja, der gute Hector ist bei seinen Interventionsversuchen wirklich sehr diskret verfahren. 2, 3 dezente Zupfer, bis Huntelaar kapiert hatte, dass er sich jetzt fallen lassen kann. Bis in den Strafraum rein hat es halt nimmer gereicht. Und das war auch gut so.

    Kid, den Dietrich Weise m u s s t Du einfach geliebt haben. Der feinste Trainer, den die Eintracht, seit ich sie kenne, gehabt hat. Das waren andere, ganz andere Zeiten.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Dietrich Weise war und ist mein Lieblingstrainer. :-) Ein feiner Mensch, der natürlich auch seine Ecken und Kanten hat, und ein Fußballlehrer, für den diese Bezeichung gemacht wurde. Er ist das Muster, das Original. Und bleibt damit unerreicht.

      Löschen

Kommentar veröffentlichen

Beliebte Posts aus diesem Blog

Die nächste Strophe vom alten Reisbrei

Am Samstagabend höre ich im ZDF Sportstudio die Vorankündigung für das Spiel am Sonntag im Waldstadion. „Hannover kann morgen auf den zweiten Tabellenplatz vorstoßen“, verkündet Katrin Müller-Hohenstein. Tatsächlich? Was Sie nicht sagen. Und die Eintracht? Hey – hallo, das ist unser Heimspiel, und wir werden es gewinnen, weil nämlich dann wir es sein werden, die zu Hannover und zur Spitzengruppe aufschließen. Capisce? Und tatsächlich. So machen wir es. Impressionen vom Spiel: Patrick Ochs, der in der ersten halben Stunde auf der rechten Seite herum mannövert als habe er tatsächlich vor, was er vorher verkündet hatte: Sich festbeißen – und von dem in der zweiten Halbzeit nichts mehr zu sehen ist. Halil Altintop, der (auch in seinem eigenen Sinn) zur Halbzeit hätte ausgewechselt werden müssen, und von seinem Trainer, der voll hinter ihm steht, eine viertel Stunde vor dem Ende zum Abschuss freigegeben und – sichtlich um Fassung bemüht – regelrecht vom Platz gepfiffen wird. (Ja, ja.

Kleines Fußball-ABC - Heute "U" wie "Unterschiedsspieler"

Unterschiedsspieler, der (pl. (selten die); fußballneudeutsch für einen Spieler, der – wie der Name schon sagt – den Unterschied machen und ein Spiel entscheiden kann. Bsp .    → Rebic, Ante (Eintracht Frankfurt) , der in der ersten Runde des DFB-Pokals 2019/20 “ den aufmüpfigen Drittligisten Waldhof Mannheim quasi alleine in die Knie zwang. “ In der Regel ist der → Unterschiedsspieler ein Offensivspieler, aber auch Defensivspieler „mit einer starken Technik und einem guten Gespür für Räume imOffensivspiel“  können Unterschiedsspieler sein  -   Bsp.   → Baumgartner, Christoph TSG Hoffenhei m) , → Kimmich, Joshua (FC Bayern München) oder  →Kostic, Filip (Eintracht Frankfurt), der für seinen Trainer →Adi Hütter derzeit „der absoluteUnterschiedsspieler“ ist. Auch Torhüter  können den Unterschied machen ( Bsp. Neuer, Manuel, FC Bayern München ), was als Beleg dafür gelten kann, dass auch Spieler, die nicht der Mannschaft von →Eintracht Frankfurt angehören, →Unterschiedsspieler sein kö

Hans-Dieter "Fips" Wacker - ein Fußballerleben

Es ist ein paar Monate her, dass ich für diesen Blog im „Kleinen Fußball-ABC“ einen eher satirisch gefärbten Beitrag zum Thema  Nachwuchstalente verfasst habe. Es war Kid Klappergass, der das Thema in einem Kommentar in ernsthaftere Bahnen führte: Es gebe nicht viele große Eintracht-Talente, denen er nachtrauere, aber eines davon sei ganz gewiss Fips Wacker. Fips Wacker? Diesen Namen hatte ich noch nie gehört und machte mich auf die Suche nach ein paar Informationen. Es war nicht viel, was ich im Netz aufstöbern konnte – aber was ich fand, machte mich neugierig. Die „Spur“ führte zum Heimatverein von Fips Wacker, der SKV Büttelborn und wie es der Zufall so will: Einige Wochen später sollte in Büttelborn ein Spiel der Alten Herren – der  Old Boys   gegen die Eintracht-Traditionsmannschaft ausgetragen werden. Wenn für Hans-Dieter Wacker alles so gelaufen wäre, wie es hätte laufen können, hätte er in diesem Spiel vielleicht eine Halbzeit lang für die Eintracht und eine für den SKV auf de