Es ist Samstag und die Eintracht spielt heute gegen Leverkusen. Meine Woche war mal wieder pickepackevoll, ich war erkältet, hab kaum geschlafen, viel gearbeitet. Heute
hat mein Mit-Adler Geburtstag. Ich hechele und wusele durch
den Vormittag, um mich rechtzeitig auf den Weg nach Frankfurt machen zu
können. Es regnet in Strömen. Um viertel
nach Eins streiche ich die Segel – ich
schaffe es einfach nicht. Einen Moment fürchte ich, dass der Eindruck entstehen könnte, ich kapituliere vor dem Terror und verrate die freiheitlichen
Ideale? Ich kann es nicht ändern und esse wie Helge Schneider erst einmal eine
Mandarine.
Zur Einstimmung aufs Spiel zappe ich mich
nochmal durch die Pressekonferenz vom Freitag. Die Eintracht spielt ohne fünf,
eigentlich ohne zehn, genau genommen sogar ohne dreizehn (= Die, die nicht spielen, weil sie krank oder
verletzt sind. Die, die nicht spielen, weil sie sowieso nie spielen. Und die, die zwar auf dem Platz anwesend sind, aber auch nicht so recht mittun). Veh will kein Psychologe sein. Das Leben ist
normal und es ist normal gefährlich und wenn wir weitermachen wollen wie immer,
dann müssen wir es auch tun. In jeder Hinsicht. Vaclav
Kadlec hat in seiner Antrittspressekonferenz bei Midtjylland darüber berichtet,
dass er sich in Frankfurt immer ein bisschen einsam gefühlt hat. Könnte da was
dran sein? Fragt eine anwesende Journalistin. Heribert Bruchhagen zitiert Wilhelm Busch: „Wer einsam ist, der hat es
gut. Weil keiner da ist, der ihm was tut.“ Oder wie Dicki Hoppenstedt sagt:
Zickezackehühnerkacke. Noch kürzer: Pfft.
Jetzt kommt
er doch, der Winter. Bevor die Säcke mit Laub noch eine Schneehaube bekommen, schleifen mein Mit-Adler und ich sie im unentwegt plätschernden Regen durch den Garten
und packen sie zum Abtransport auf einen Anhänger. Und dann ist
es 15 Uhr 30.
Kadlec, der (O-Ton PK) "nicht unser Feind ist und
vielleicht in den letzten sechs Spielen noch einmal wichtig werden kann", unterstreicht diese Möglichkeit, indem er nicht einmal auf der Bank sitzt. Luc Castaignos, der für den immer gut gelaunten Haris
Seferovic in die Mannschaft gerutscht ist, verletzt sich früh. Für ihn kommt
Chandler. Wer kommt? Chandler. Ach, so. Ja, dann. „Bayer hat 73% Ballbesitz,
aber die Eintracht lässt wenig zu“, vermeldet die Adler-App und da fällt auch schon das 0:1
Zur Halbzeit steht es 1:2 und ich bestaune den
leibhaftigen Stepi, der einem Sky- Reporter Fragen beantwortet und das Spiel erklärt: „Beim erste wie beim zweite Tor.
Mache Fehler. Beim erste, weiß net wer, beim zweite, der Japaner, weiß net wie der
heißt…“ Reporter: „Hasebe.“ Stepi: „ Ja.
De Japaner. Hasebe. Und dann da hinne immer. Unser 21. Wie heiße? Die 21….?“ Reporter: “Moment, ich schau mal auf meinem Notizzettel…“ (blättert…) „21…Stendera.“ Stepi: „Ja. De Stendera. Junge Kerle. Die 21…“
Wir geben zurück ins Stadion.
.
Die Stimmung dort ist hörbar gut. Schwarz
und weiß wie Schnee, schallt es in unser Wohnzimmer. Adler-Freundin Nicole vermeldet per SMS, dass das Spiel elend ist und die
Westkurve dem OFC Tod und Hass wünscht. Das hat zwar nichts miteinander zu
tun, musste aber endlich mal gesagt werden. Aigner hat eine 150%ige Chance, die er vergibt. Spielt
Meier eigentlich mit? Dann fällt das 1:3, was Armin Veh zum Anlass nimmt, jetzt Joel Gerezgiher und dann Luca Waldschmidt einzuwechseln, weil es zweifelsfrei sinnvoll ist, jungen Spielern genau dann Spielpraxis zu geben, wenn sowieso nix mehr geht.
Im Prinzip ist es im Moment egal, mit wem oder ob wir überhaupt spielen
oder es sein lassen. Es ist, wie wenn ein Sack Reis umfällt. Das alles hat null Perspektive. Wir verwalten
den Mangel und erklären, dass das alles seine Richtigkeit hat, weil es halt
nicht besser geht. Der Sky-Reporter sieht das fast genauso: „Veh hat das ja prognostiziert. Das ist ok,
das die Eintracht verliert. Bei der Personallage…“ Die Eintracht war vor dem Spiel gelassen – nach dem Spiel ist sie es auch. Veh: „Ich
hatte das so erwartet.“ Und – heeeey, wir haben nicht zufällig so gespielt wie
wir gespielt haben: „Das war von uns so geplant.“ Da haben wir sie also, die "gewisse Struktur für die kommenden Jahre."
Das Spiel ist aus. Ich blödele herum mit der Google Sprechfunktion und frage - ok google - nach allerlei albernen Dingen. Mein - schwäbischer - Mit-Adler schlägt in Erinnerung an seinen putzigen, aber etwas schlichten Grundschulfreund Walter vor, welche Antwort Google mir sprechenderweise geben sollte:
„Wois do i edde.“ Deutsch: Woher soll ich das wissen?
Vor zwei Tagen habe ich einen TV-Bericht
über den Filmdreh zum Spielberg-Film „Berlin Wall“ mit Tom Hanks gesehen. Eine schwäbische (!) Produktionsfirma
durfte die Spezialeffekte beisteuern. Effekte kamen etwa dann zum
Einsatz, wenn – so erzählt einer der
Mitarbeiter – die realen Aufnahmen von
Landschafts-/Städte- oder Wettersettings Spielberg nicht überzeugten. Dann wurde zum Beispiel die gefilmte
Schneestadtkulisse so bearbeitet, dass sie
im Film realistischer aussah. Darüber kann man lange nachdenken.
Was das mit der Eintracht zu tun hat? Ok Google. Fassen wir doch einfach mal kurz zusammen:Wie geht es mit der Eintracht in dieser Saison weiter? Wois do I edde. Ansonsten gehe ich bis auf weiteres davon aus, dass wir bisher die unbearbeitete Fassung gesehen haben.
Tja, da macht sich Resignation breit. Wo man hinschaut. Auch bei dir, Kerstin.
AntwortenLöschenHat schon mal mehr Spaß gemacht. Aber das hat man ja vorher sicher auch schon gewusst.
War es nicht einst Armin Veh, der die fehlende Euphorie bemängelte?
LG Nicole
Ja. Alles "pfft" irgendwie. Aber vielleicht wieder bald so bitter, dass es schon wieder lustig ist? Mainz. Darmstadt. (Rhein-) Hessenmeister ist doch auch ganz schön.
LöschenDem Mitadler verspätet und unbekannterweise meine besten Glückwünsche
AntwortenLöschenDanke :)
Löschen