Der Winter will und will dieses Jahr – zumindest in
unseren Breitengraden - nicht so richtig zum Vorschein kommen. Ab und zu von
fern ein paar nasse Schneeflocken, die durchs Bild stieben. Das muss und wird
sich noch ändern. Ich fordere: Mehr
Winter.
„Mehr Eintracht“ hat vor dem Spiel gegen Braunschweig
Armin Veh verordnet. Das war nach dem letzten Sonntag nicht unbedingt zu
erwarten. Da haben wir bei „diesen Bayern“ verloren, was aber vollkommen ok
ist. 0:5 – so what? Die spielen halt mit allem pepapo und gewinnen sogar, wenn
Ribery sich erst nach dem Spiel (tschuldigung) den Hintern aufreißt.
Für uns ist also letzte Woche gewissermaßen alles perfekt gelaufen, deswegen
wollen wir auch jetzt nach dem Spiel nochmal einiges ändern.
Mehr Eintracht? Wird prompt erledigt. Heute spielt Eintracht gegen Eintracht,
mehr geht nicht. Ein Schuss mehr Risiko? Sieht doch auch schon ganz gut aus. Wir stehen knapp
am Rande der Abstiegsplätze und die…ähem…riskanten Gegebenheiten zwischen
Eintracht e.V. und AG lasse ich dabei ganz außen vor. Gegen einen Schuss mehr - z.B. ins Tor der Braunschweiger - hätte ich aber durchaus nichts einzuwenden.
Sowieso: Warum sollte uns der schreckliche Februar einen
Schrecken einjagen? Ich bin da ganz ruhig. Der Hügel des Grauens hat für
die nötige Kondition und Härte gesorgt
und wenn alle Stricke reißen, haben wir jetzt ja Alexander Madlung und Tobias
Weis.
Wichtig ist, dass
man zum richtigen Zeitpunkt den Hegel, sorry: den Hebel, umlegt. Das sieht man
z.B. auch an Sotschi. Da wurden bekanntermaßen gestern die olympischen
Winterspiele eröffnet. Auch dort von Schnee keine Spur, nächste Woche soll es
bis zu 15 Grad warm werden – und während wir uns vor ein paar Tagen noch über
den Veranstaltungsort und über die staatlich sanktionierte Schwulenfeindlichkeit
erzürnt haben, konzentrieren wir uns jetzt auf das Wesentliche und sind vor
allem eins: Aufgeregt und stolz (wobei ich geneigt bin im regenbogenfarbigen Outfit
der deutschen Mannschaft eine äußerst subtile Form des Protests zu vermuten).
Apropos Protest: Srdjan Lakic hat Anfang der Woche die
Eintracht in Richtung Kaiserslautern verlassen – das war logisch, denn im
Rahmen des Wunschstürmerzweitverwertungsabkommens sind wir (was viele nicht
wissen!) dazu verpflichtet, regelmäßig Spieler in Richtung Pfalz
zu entsenden. Lakic? Wir erinnern uns: Das ist der Mann, der so ziemlich
genau heute vor einem Jahr beim Hamburger SV zwei Tore erzielt hat und als
neuer Heilsbringer (ugs. auch: Endlich ein Stürmer, der perfekt in unser System
passt) gefeiert wurde. Macht aber nix, denn fürs Nicht-Spielen haben wir jetzt
Kadlec. Aber hoppla – das stimmt ja gar nicht. Kadlec wird, wie es aussieht,
heute spielen wird. Wenn ich das richtig interpretiere, ist der dann also das
fleischgewordene Risiko.
Was gibt es denn noch, das ich euch vor dem Spiel aufs
Brot schmieren könnte? Nutella feiert in diesen Tagen 50-jährigen Geburtstag. Facebook
ist erst zehn und es wird einem ein bisschen schwindlig, wenn man sich die
Zahlen anschaut. 1,2 Milliarden User, alle zwanzig Minuten werden weltweit eine
Million Links geteilt, stündlich knapp 6 Millionen Statuseinträge
veröffentlich, gut 8 Millionen Fotos gepostet und 30 Millionen Kommentare abgegeben
Und das ist erst der Stand vor dem Spiel gegen Braunschweig ,-) Da klingt es
fast heimelig und handfest, dass Bastian Oczipka sich seine
Achillessehnenbeschwerden mit Blutegeln hat heilen lassen. Blutegel. Ich gehe fest davon aus, dass demnächst, der
erste Spieler auch wieder zur Ader gelassen werden (also: im wörtlichen und
nicht nur im übertragenen Sinne).
Genug geblödelt, denn eigentlich bin ich vor dem Spiel
gegen Braunschweig vor allem eins: Nervös bis in die Haarspitzen, bemühe mich aber selbstverständlich trotzdem, die vom Trainer geforderte Lockerheit mit ins Spiel zu bringen. Heute werden
- erstmals seit Europa - nur knapp 40.000 Zuschauer im Stadion erwartet.
Angesichts der Wichtigkeit des Spiels ist das ja verständlich, zumal am
Dienstag ja auch das Pokalspiel gegen Dortmund ansteht. Das ist ausverkauft.
Schon klar, man muss Prioritäten setzen.
Am 14. Februar ist nicht nur Valentinstag, sondern es findet
auch der weltweit größte Protesttag statt. „One Billion Rising“ – gegen Gewalt
und für Gerechtigkeit. Überall auf der Welt gehen Menschen auf die Straße und
tanzen. Im Vorfeld kann man – z.B. in Mainz - Kurse belegen, um die richtigen
Tanzschritte zu erlernen. Damit ja keiner aus der Reihe tanzt und die Gewalt
einen richtigen Schreck bekommt. Falls – ich sage: falls – wir heute gegen
Braunschweig nicht gewinnen, erwäge ich ähnlich drastische Maßnahmen. Um dem
rotundschwarzen Veitstanz zu entgehen, gibt’s nur eins: Mehr Punkte!
Russ will gewinnen und das Spiel früh entscheiden, Trapp steht im Tor und Armin Veh nimmt die Favoritenrolle an. Alla dann: Ich auch!
Sieg gegen Braunschweig und sonst gar nix!
0:5? Achillessehnenentzündung? 40.000 Zuschauer? Ich habe in dieser Woche u. a. den Spielbericht zum Heimspiel gegen Braunschweig am 19.8.1978 geschrieben. Damals hatte die Eintracht zum Saisonauftakt bei Schalke 0:4 und Bernd Nickel durch seinen ersten Achillessehnenabriss verloren und beim Bundesligadebüt von Bruno Pezzey kamen 24.000 Zuschauer ins Waldstadion. Die wurden bei brütender Hitze mit einem 3:1 belohnt. Und heute wie damals gilt, was seinerzeit Neuzugang Werner Lorant vor dem Anpfiff sagte: „Gegen Braunschweig macht‘s Peng und wir gewinnen – irgendwie!“
AntwortenLöschenRegen statt Sonne. Und 3:0 statt 3:1. Noch besser. Und dazu wieder mal streckenweise Fußball gespielt. Wenn der Druck weniger wird, geht natürlich plötzlich wieder mehr.
AntwortenLöschenDen Hegel umlegen, ich muss doch sehr bitten, die Dame. Wie eine großangelegte Studie unlängst ergeben hat, kostet das Hiren eines Contractkillers in England so im Durchschnitt schlappe 1.200 britische Pfund. Kann auch mal 100.000 sein, oder gar völlig umme, wenn ein hoffnungsvolles junges Bandenmitglied die Aufnahmeprüfung macht. Bei einem Viel-oh-soffen, den eh keiner liest, wäre es wahrscheinlich ziemlich preiswert, obwohl auch dann noch zu erwägen wäre, ob nicht das bissle Knete für die Fahrten nach Turin und Berlin besser angelegt wäre. Beziehungsweise solchermaßen besser aufgehoben im dreifachen Wortsinn. Dass er schon tot ist, der Hegel, hab ich jetzt mal bwusst aus pädagogischen Gründen außer acht gelassen. Wäre aber freilich auch noch zu berücksichtigen.
AntwortenLöschenMan sieht mal wieder: alles nicht so einfach wie man denkt. Aber gestern wurde ja auch nicht gedacht (was bekanntlich früher oder später hinter Gitter bringt, oder auf's Eis), nein, es wurde, ansatzweise zumindest, gespielt, und da war's auf einmal doch ziemlich einfach. Dreinull. Und dabei war das noch nichtmal auf Fahnenstangenhöhe. Das kommt erst nächst Woch. Glaubt Ihne Ihrn ak aka ak :-)
P.S.: OK, KID: Mehr, Mehr ... http://www.youtube.com/watch?v=PxMZ23_qVoY
LöschenGnihi - das gibt's ja wirklich :)
LöschenIch knie grade nieder - Wunschstürmerzweitverwertungsabkommen - böseböse :-)
AntwortenLöschenJa, mehr von dem gestern Gesehenen, dafür nehm ich sogar die äußerst spaßbefreiten An- und Abwege in Kauf. Unsre Eintracht, sie lebt noch, sie lebt noch :-)
Und wer ist jetzt eigentlich diese regenbogenfarbene Olympia, mmh, werd ich mal gugeln müssen.
Entspannten Sonntag,
die Sarroise
Jaaaa, hurra, wir leben noch :) Das sah aus wie Fußball, hat sich angefühlt wie Fußball (pitschpatschnass und durchgefroren wieder zu Hause), der Sonntag war entspannt wie lange nicht, die Fußballwelt sieht doch gleich wieder ganz anders aus und ich spüre schon wieder einen kleinen Hauch von Größenwahn.. Gegen Dortmund im Pokal weiterkommen? Warum eigentlich nicht? Berlin, Porto, Swansea - wir kommen. Den Hegel hat ja irgendwie schon der Herr Marx umgelegt bzw. auf die Füße gestellt. Und um den Rest, lieber adlerkadabra, kümmern wir uns dann spätestens nächste Woche.. Von wegen: Um so schlimmer für die Tatsachen ,-))
AntwortenLöschenKunterbunte Regenbogengrüße, K.