„Mit seinen 602 Spielen wurde Karl-Heinz Körbel zur
Eintracht-Legende. Deshalb ist es kaum verwunderlich, dass das
Stadion-Maskottchen seinen Spitznamen Charly trägt.“
So ist es in der 50-Jahre-Bundesligastatistik der Welt zu lesen (Chart 3 von 11), so kann man im Leben doch immer noch etwas dazu lernen. Aber im Ernst, liebe Leute, nochmal zum Mitschreiben: Unser Maskottchen heißt
natürlich gar nicht Charly, es heißt - das weiß doch jeder – Attila. Nach dem berühmten Spieler Attila
Pfaff.
Man kann sich ja mal irren. Macht ja nix. Dafür gibt es genügend
andere kuriose Dinge in der Welt des Sports (vom Rest wollen wir hier erst
einmal gar nicht reden), über die man sich durchaus und ernsthaft ärgern kann. So können wir von Glück sagen, dass das (ohnehin eher überflüssige) Supercup-Endspiel dieses Jahr noch einmal in Deutschland stattgefunden hat, und nicht etwa in China, wie Karl-Heinz Rummenigge es im vergangenen Jahr vorgeschlagen hatte. Bundesliga-Export nach China? Das ist eine gute Idee.
Möglicherweise könnten wir uns alternativ auch ein Loch ins Knie bohren oder die Fußball-WM nach Katar und die Winter-Olympiade nach Sotschi vergeben. Ach, haben wir schon? Stimmt ja. Sotschi eignet sich deshalb so
besonders gut für die Austragung von Skiwettbewerben, weil es dort im Winter häufig besonders
mild ist und kaum Schnee fällt. Deshalb haben die Organisatoren ein paar Hundertausend Tonnen Schnee gesammelt und auf den Bergen der Umgebung gestapelt, um ihn dort –
unter speziellen Kältefolien – für die Zeit der Olympiade aufzubewahren. Solche Sorgen hat man in Barcelona
nicht. Dort findet derzeit die Schwimm-WM statt. Es ist praktisch, dass man für die Becken-Wettkämpfe – bei
strahlendem Sommerwetter – eine passende Halle gefunden hat. An gleicher Stelle
wurde dort im Vorjahr die Turn-WM ausgetragen – ohne Wasser, versteht sich. Für
die Schwimm-WM hat man dort jetzt einfach ein Becken aufgebaut, das man
hinterher auch einfach wieder wegklappen kann. Wie gesagt: Praktisch.
Da lässt sich auch der TV-Trash nicht lumpen und zeigt, dass
er absurditätsmäßig mithalten kann: Die Himba sind ein kleines Nomadenvolk, das im Norden Namibias lebt und von der Zivilisation fast noch unberührt ist. Wenn es nach den Himba ginge,
würde das auch so bleiben, aber die Touristen dringen immer weiter in den
Norden des Landes vor und auch die namibische Regierung ist der Auffassung,
dass das Nomadenvolk „ein Anrecht“ darauf hat, an Modernisierungsprozessen und an Bildung
teilzuhaben. Teil des Zivilisierungskonzeptes ist es, regelmäßig mobile Schulbusse in das Nomadengebiet
zu schicken. Vor zwei Wochen war in der unsäglichen Sommertrash-Show von RTL zu sehen, wie
ein Bus - vollgestopft mit durchgeknallten Casting-Schnepfen, die sich (Zitat Oliver Kalkofe) aus einem Klumpen
Silkon selbst erschaffen haben - bei den Himba vorfuhr, um sich mit Highheels neben den nackten Buschmännern fotografieren zu lassen. Fast schon eine Form der Menschenrechtsverletzung. Bildung und Zivilisation
sind schon ein wahrer Segen.
Aber zum Glück hat die Welt dann im Kleinen doch immer
wieder einen Ausgleich parat. So als wollte sie sagen: Hey – kuck doch mal genau hin, das ist alles
nicht ernst gemeint. Schon seit Wochen erfreue ich mich an der
Berichterstattung über Michael Skibbe, der - nachdem er „bei Galatasaray und Frankfurt wenig Spuren“ (stimmt, war ja nur ein Abstieg) hinterlassen hat - jetzt als Trainer bei Grashoppers Zürich angeheuert hat. Über die vielen Irrtümer,
denen er in den vergangenen Jahren ausgesetzt war, die widrigen Umstände,
die immer wieder zu Entlassungen geführt haben, das Unrecht, das ihm angetan
worden ist, die Enttäuschungen, die er erlebt hat und
die Genugtuung darüber, dass er jetzt, mit den Grashoppers, immerhin schon zwei
Spiele gewonnen hat und sich „an der Spitze festsetzt.“ Vielleicht schafft er mit den Grashoppers sogar die Qualifikation für die
Champions-League, aber erst einmal muss „unser Torhüter, die meisten Bälle, die auf unser Tor kommen, abwehren.“ Das wäre natürlich nicht schlecht.
So weit, so erwartet. Aber die Meldung, die am Sonntag erstmals durchs Netz schwappte,
die hätte ich in meinen kühnsten Träumen nicht für möglich gehalten. Es ist
wahr, es ist wirklich wahr: Skibbe
„holt“ Caio.
Das ist so schön, dass ich es immer noch kaum glauben kann. „Caio und Skibbe wieder vereint.“ Sag noch einmal, dass der Mann keinen Humor hat. „There are no guarantees. Even that life is nothing more than one
big joke.“ (Bob Dylan, Chronicles)
Große Klasse, Kerstin!
AntwortenLöschenHey Kerstin, du bist in Hochform!
AntwortenLöschenLG Nicole
Schon mal dran gedacht ein Buch zu schreiben?
AntwortenLöschenVg Horst
Danke für die tollen Texte dieser Woche (und natürlich auch für die vielen anderen).
AntwortenLöschenSehr schön und erstaunlich, in welchem Tempo du solche Perlen produzierst, wie in den letzten Tagen. (Eine echt heiße Kiste; Der Kirschbaum; It's a Caio)
Wie schon Kid und Horst Hellmann empfehle ich, deine Texte in Buchform herauszubringen.
Ich bestelle dies schon mal vor.
hey, das stadion-maskottchen heißt tatsächlich charly und eiert manchmal durchs gelände, hat aber mit der eintracht nur den zusammenhang körbel.
AntwortenLöschenhttps://de-de.facebook.com/CharlyCommerzbankArena
so, geh jetzt mal schnee holen. gruß, beve
Doch, kann gut sein, dass es irgendwann ein Buch geben wird. Darin geht es dann sicher nicht nur um die Eintracht, aber sie wird als rotundschwarzer Faden ganz sicher dabei sein - wie im richtigen Leben :)
AntwortenLöschen@Marc: Der Kirschbaum-Text ist schon ein paar Tage älter - musste ihn erst ein wenig ruhen lassen.
@Beve: Sag ich's doch - man lernt nie aus. Der Charly, unser Stadion-Maskottchen. Na so was. 148 Likes - immerhin *g.
Danke für das nette Feedback und Grüße in alle Richtungen!
lgk
Nochmal @ Mark: Grad erst gesehen. Danke fürs Verlinken :)
AntwortenLöschenHabe ich gerne gemacht, der Text war es doch auch wert.
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