War mir sicher, dass mir das in dieser Saison nicht passieren würde. So viel Kredit haben
sich die Jungs erspielt, mitten ins
Herz, haben uns den Glauben an eine glorreiche Zukunft der Eintracht
zurückgegeben. Wer wollte ihnen da eine Schwächephase übelnehmen, macht doch
nix. Wir lassen uns nicht mehr so
einfach aus der Spur bringen. Dachte ich. Undam Freitagabend, beim Spiel der Eintracht gegen Gladbach, ist es dann also doch
passiert. Schon in der Halbzeit schimpfe
ich wie ein Rohrspatz, kann kaum an mich halten. Bin wütend, so wütend. Und wisst ihr was: Es tut gut.
Was. Machen. Die. Denn. Da. Kein Mut. Kein Druck. Keine
Spielfreude. Erste Viertelstunde war doch ok? Ach, was. Von Anfang an hat man
gesehen, dass das heute nichts wird.
Zaghaft. Halbherzig. Mutlos. Ängstlich. Auf der rechten Seite hätte man parallel ein
D-Jugend-Spiel austragen können. Dieser
kompakte Keil durch die Mitte, mit dem die Gladbacher uns zustellen. Da muss man doch schnell
spielen. S.C.H.N.E.L.L. Wege gehen. Sich anbieten. Mal etwas Überraschendes
machen. Umschaltspiel? Nichts davon zu sehen. Kaum zu glauben, dass wir davon
schon mal was gehört haben. Statt einen eroberten Ball schnell und direkt
mitzunehmen, immer noch einmal stoppen, sich um die eigene Achse drehen. Hinten
rum spielen. Hast du das gesehen? Warum spielt
Inui die Ecke nicht gleich zurück zu Trapp. Die Beine von Oczipka:
Schwer wie Blei. Lakic körperlos. Meier, meindeinunser Meier, kann keinen Ball mehr stoppen, ohne dass er
ihm drei Meter vom Fuß springt. Rode wuselt sinnfrei. Sebi Jung, der sich müht und ackert. Alles
frei rechts. Alles. Bis der Ball dann endlich bei ihm ankommt, sind die
Gladbacher längst mit aufgerückt. Aigner versucht lang zu gehen, der immer gleiche
Spielzug. So berechenbar. So kraft- und mutlos.
Immer ein Gladbacher dazwischen. Pirmin Schwegler ist die Ratlosigkeit
über 100 Meter in jeder Körperfaser anzusehen.
Inui, immerhin. Ja, er bleibt viel zu oft hängen. Aber er versucht
zumindest mal einen Akzent zu setzen, im 1:1 Löcher zu reißen. Aber ansonsten. Nichts. Gar nichts, kein kollektives Wollen, kein
Aufbäumen, kein Ruck, halbherziges Ballgeschiebe. Das muss der Trainer doch
sehen. Da muss er doch reagieren.
Aber Hauptsache immer lustig, der
Herr Veh. Noch nie was von dem gehalten...
Und als ich mich soweit in meinen Frust hineingezohrt habe,
ist die Pause um und ich muss dann doch über mich selbst lachen. Alla fort. Wie
ausgewechselt werden sie aus der Kabine kommen. Ich sehe aufs Spielfeld. Die
Gladbacher stehen schon auf dem Platz. Wir, WIR sollten da jetzt schon stehen
und dem Gegner signalisieren, dass hier jetzt ein anderer Wind weht. O jesses.
Nach dem Abpfiff
stehe ich an der Bande, der Jubel der Gladbacher brandet über mich hinweg. Eine
schwierige, anstrengende Woche liegt
hinter mir. Ich bin erschöpft und leer, aber vor allem bin ich immer noch wütend, so wütend. Über die Welt an sich, über die Kurven, die
das Leben manchmal nimmt, über Träume und Hoffnungen, die platzen, über die
Eintracht, die mir heute einmal mehr keinen Gefallen getan hat und über mich,
dass ich wirklich und aus vollem Herzen daran geglaubt habe, dass wir es
schaffen könnten. Europa. Reingefallen.
Ätschbätsch. Jetzt habe auch ich es begriffen: 40 Punkte, das ist unser
Saisonziel und wir werden Mühe haben, die in absehbarer Zeit unter Dach und
Fach zu bekommen. Egal, es wird reichen. Reicht ja jetzt schon. Hoho. Ist doch prima für einen Aufsteiger. Was für
geniale Moment wir erlebt haben. Denk doch mal an das Elend vor zwei Jahren.
Nicht zu vergleichen. Wir stehen da wie ne Eins. Zweite Halbzeit war doch ganz ordentlich.
Haben doch unsere Chancen gehabt. Und wenn der Inui sich im Strafraum fallen
lässt, kriegen wir sogar einen Elfer. In der Hinrunde wär der Kopfball von
Meier reingegangen. Ja, ja, ja. Alles im grünen Bereich. Noch ist alles drin. Mir doch egal. Ich will jetzt nicht gerecht
sein. Ich bin wütend. So was von.
Wütend stapfe ich die Treppen nach oben. Wütend esse ich
eine Bratwurst. Wütend brause ich durch die Nacht nach Hause. Kein Magic Bus heute, nirgends, aber immerhin
zu Hause ein kaltes Bier.
Nachtrag
Heute am nicht mehr ganz frühen Samstagmorgen. Ich bin im
Halbschlaf, das Fenster ist geöffnet, von fern klingt das kreischende Geräusch einer
Kreissäge, die Katze, die an meinen Füßen liegt, streckt ihre Pfötchen und
wälzt sich auf den Rücken. Ich döse noch einmal ein und träume.Von einem
Treffen mit alten Freunden. Riesenchaos. Jeder hat irgendetwas mitgebracht, sucht etwas. Wir sind in einem Haus mit vielen verschiedenen Räumen, alle laufen
durcheinander. Ich erkenne niemanden, verstehe erst nicht, was abgeht, dann doch: Aha, wir wollen
„früher“ noch einmal nachspielen. Jeder hat dabei eine bestimmte Aufgabe
übernommen, es gibt ein Drehbuch und Bücher und Fotos und allerlei
Gerätschaften und Utensilien. Stühle. Blumen. Kleider. Ich überlege, wie ich es
anpacke, was ich beitragen kann. ***Schnitt.*** Gleiche Szenerie, noch chaotischer
als vorher. Dämmerlicht. Offensichtlich the day after. Menschen, die auf Matratzen und Sofas liegen,
einige laufen herum, suchen etwas. Lachen, leise Gespräche, die Stimmung ist
entspannt. Ich bin verwirrt, erinnere mich an nichts mehr. Filmriss. Blackout.
„Hey, sagt mal, war ich da auch dabei heute Nacht?“ Frage ich die zunächst Stehenden. Sie sehen mich ungläubig an. „Ja klar, warst du dabei. Ganz groß in
Form.“ Sie lachen. Du liebes bisschen, mir wird ein wenig mulmig. „Und?“ Hake
ich nach. „Was habe ich gemacht?“ „Das
weißt du echt nicht mehr?“ „Nein…“ Sie
kichern, einer schlägt mir auf die Schulter: „Mensch, du hast ein Tor geschossen.“
Von meinem eigenen Lachen wache ich auf. Alles muss man selber machen. Vielleicht kommt sie ja am Ende doch, die Zeit, in der nicht
nur das Wütend sein, sondern auch das Träumen wieder hilft.
Wahre Gefühle, die auch mich am Freitag umgetrieben haben und ein schöner, versöhnlicher Traum. In Hannover wird die Mannschaft Taten folgen lassen. Gruß, Carsten
AntwortenLöschenMir hätte nach einer mehr als bescheidenen Woche ein Sieg wirklich gut getan. So als Trostpflaster. Nach dem Rückstand war ich mir dann aber auch schon sicher: "Das war`s."
AntwortenLöschenWütend bin ich nicht. Vielleicht fehlt mir wegen meiner Müdigkeit aber auch nur die Kraft dazu.
Gruß vom Kid
ich bin 2 von 32 - auch nicht gerade ein berauschendes Ergebnis :-(
AntwortenLöschen@ Carsten: Solange ich in Hannover nicht atsächlich aus Versehen selbst mit auflaufe, besteht Hoffnung *g
AntwortenLöschen@Kid: Ja, so ging es mir auch. Kann gar nicht sagen, wie sehr ich mich darauf gefreut hatte, LAUT zu schreien. Stattdessen war ich dann kreuzfuchsteufelwütend, irgendwie musste ich die Woche aus den - müden - Knochen bekommen.
@Thorsten: Mmh... nicht nur die Mannschaft, auch der SdS dümpelt und hat die 40er-Hürde ein weiteres Mal verfehlt. Danke dir/euch dafür, dass ihr helft, die SdS-Fahne auch an solchen Spieltagen irgendwie noch auf Halbmast zu halten. Neues Spiel, neues Glück *hope*
Grüße in alle Richtungen, K.
Für Wut hat es bei mir nicht gereicht, nur für Enttäuschung.
AntwortenLöschenBei der Wahl zum SdS habe ich mich sehr schwer getan, da ich eigentlich alle Spieler als unter ihren Möglichkeiten spielend empfand, habe aber noch kurz vor Ende der Abstimmung noch unseren Japaner gewählt.
Hoffentlich wird unsere Mannschaft am Sonntag erfolgreicher sein und wir werden 41 Punkte erreichen.
Mein persönliches Pendel zwischen Ärger und Enttäuschung schlug dann unerwartet in Selbstbespöttelung um. Ich hatte doch tatsächlich vollmundig mein Geburtstagsdinner vertagt, weil ich mir mein Dreipunktegeschenk im Wald persönlich abholen wollte. Aaaaargs, nächstes Jahr wünsch ich mir halt wieder Blümcher und ein gutes Buch oder so. Und zwar pünktlich auf den Tag, so!
AntwortenLöschenHZ 2 gab aber doch Anlass zu berechtigter Hoffnung, schade nur, dass wenn kein Glück auch noch Pech ..., und dass mein Platz keinen Sichtkontakt auf den rotundschwarzen Platz bietet, das rotundschwarze HB-Männchen-Imitat hätt ich gern mal gesehen :=)
@ Mark: Das ist dieses Mal wohl allen so gegangen - wahrscheinlich mit ein ein Grund, warum die Teilnahme dieses Mal so bemerkenswert niedrig war. Aber auch das Ergebnis selbst ist irgendwie Ausdruck der allgemeinen Ratlosigkeit. Zwar hat am Ende Taka - wie ich finde: zurecht - gewonnen, aber fast jeder andere Spieler hat auch zumindest eine Stimme abbekommen. Habe auch bereits eine Auswertung verfasst, kann mich aber nicht so recht entschließen, sie freizuschalten - sie ist zu lang. Und vielleicht immer noch ein bisschen zu wütend (weiß auch nicht, was das im Moment bei mir ist..*gg)
AntwortenLöschen@Sarroise: Dann will ich dir erstmal recht herzlich nachträglich zu deinem Geburtstag gratulieren. Alles Liebe und Gute für dich im neuen Lebensjahr - nein, sie kann einem einfach keinen Gefallen tun, die Eintracht, sie kann es einfach nicht, aber vielleicht besteht ja noch Hoffnung und das verschobene Geburtstagsessen kann irgendwann im Laufe des Jahres am Rande eines Eurocupspiele in einem netten kleinen Restaurant in Mailand oder Valencia (Hauptsache Italien) nachgeholt werden :)
Hihi. Das rotundschwarze HB-Männchen gefällt mir. Warum denn gleich in die Luft gehen? - sieh: Drei Punkte sind so nah - frohen Herzens genießen, dann geht alles wie von selbst *gg
Auf nach Hannover!
Liebe RuS
LöschenSchalte es frei, zulang kann es nicht sein, so lang wie bei Kid ist genau richtig. ;-)
Jaa, bitte. Ich auch lesen will, gerne auch nochmal den leise wütenden Unterton, vulgo Gegrummel ;=))
LöschenSoderle. Ein bisschen gekürzt und entgrummelt :)
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