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(K)ein Ding der Unmöglichkeit

„Veh wird seine Entscheidung heute bekannt geben.“  Das war die erste Nachricht, die mir am Montagmorgen  vom Bildschirm entgegen leuchtete und es war als ob das Volk sich vor dem Palast des Herrschers versammelt habe, geduldig  zum Balkon empor blickt, auf dem er demnächst erscheinen wird und zitternd  sein Urteil erwartet. In und um Frankfurt vibrierte die Luft. Atemlose Spannung hing über dem Rhein-Main-Gebiet: Hopp oder Topp? Glorreiche Zukunft oder zementenes Grau? Großer Armin, sprich zu uns!

Dann ging alles ganz schnell. Der große Armin hat gesprochen. Er bleibt.  Nicht nur das: Er hat sozusagen die Welt gerettet. Statt dem Mammon zu folgen, hat er gezeigt, dass im Leben und im Fußball auch andere Dinge zählen. „Veh beweist, dass es doch noch Vereinstreue gibt im Fußball.“ „Die Eintracht atmet auf.“ „Das Zittern hat ein Ende.“

Und das merkwürdige dabei: Da ist was dran. Man erkennt, wie sehr öffentlich zelebrierte Vorgänge dazu beitragen, Sinn zu stiften und Symbolkraft gewinnen, die weit über den eigentlichen Sachverhalt hinaus gehen.  Hätte Armin Veh vor ein paar Wochen verkündet, dass er – „der Mann, der Wert darauf legt, Dinge bis zum Schluss durchzuziehen“ -  keinen Grund sieht, seinen Vertrag bei der Eintracht nicht zu verlängern, seine Mission bei uns noch nicht beendet sieht: Wir hätten es erfreut zur Kenntnis genommen und wären zur Tagesordnung übergegangen. Jetzt ist alles anders: Armin Veh hat mit sich gerungen. Er ist begehrt, andere wollten ihn haben, er hat gezögert, sich gequält und sich dann entschieden: Für uns. Und so liegt zwischen „good guy“ and „bad guy“ manchmal nur ein Wimpernschlag respektive ein Wochenende. Und wieder einmal zeigt sich, dass meine Oma recht hatte und es mit den guten Nachrichten so ist wie mit den schlechten: Es gibt immer drei davon. Letzte Woche Veh, Trapp und Zambrano. Diese Woche Veh, Fiat und Jung.

Höchstwahrscheinlich, dass es unmöglich ist, dass Jogi in Brasilien Weltmeister wird. Mag sein, dass der Frühling dieses Jahr ausfällt. Aber in Frankfurt singen sogar die Mülltonnen. Und auch ich, die ich gestern noch gehadert und gewütet habe, freu mich darüber, dass Armin Veh uns erhalten bleibt. Nein, nicht weil ich vergessen habe, wie sehr ich mich über sein Verhalten in den letzten Wochen geärgert habe (so schnell geht das dann doch nicht), sondern weil ich denke, dass es eine gute Entscheidung für die Eintracht ist – und für Armin Veh. Habe jedenfalls nicht den geringsten Zweifel, dass wir selbstverständlich in Fürth gewinnen werden und auch gegen die Bayern keineswegs chancenlos sind. Selbstverständlich gehe ich davon aus, dass wir in dieser Woche noch weitere gute Nachrichten erhalten werden. Das Interview von Seppl Rode gestern in Spox (?)  hatte schon so einen freundlichen, heimatverbundenen Klang.

Gestern Abend dann noch der krönende Abschluss in den Tagesthemen. Carmen Miosga eröffnet sogar damit ihre Sendung. „Es war wie in einem Actionkrimi. Bis zur letzten Sekunde hing der Held an einer Felsklippe, konnte sich zum Schluss nur noch mit den Fingernägeln festkrallen, aber dann in letzter Minute die Rettung – er wurde nach oben gezogen.“

Wie? Da ging es gar nicht um die Eintracht und Armin Veh? Da ging es um Zypern. Na,dann!

Kommentare

  1. Ja Kerstin,
    wer hätte es gedacht!-Ich auch nicht!Einfach 4.Mille Gehalt opfern für die gute Sache!!
    Respekt Herr Veh!!
    Paul glaubt wieder an das Gute und was noch wichtiger ist, allen Unken zum trotz ( der Veh bleibt eh nicht!! ja sogar Mutter und Tochter können sich irren!
    Für meinen Sohn sind es tolle Ferien und sein Vater träumt wieder von einem Sieg gegen die Bayern!!
    Doch keine Meisterfeier in Frankfurt lieber John!!
    Bis denn

    Thomas, der dem Meier ein Tor göhnt!!

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  2. Unverhofft kommt eben oft. :-)

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  3. "sondern weil ich denke, dass es eine gute Entscheidung für die Eintracht ist – und für Armin Veh."

    Genauso ist es. Auf den Punkt gebracht, liebe Kerstin!

    Vielel Grüße & weiterhin sichere Straßen, Fritsch.

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  4. @ Thomas: Ja, es ist wirklich schön, dass manches (eigentlich sogar das meiste) anders kommt als man denkt. So ganz ohne Delle kommt Armin Veh bei mir nicht davon, aber - man steckt ja net drin - vielleicht waren diese quälenden Rumeier-Wochen mit der einigermaßen spektakulären "Erlösung" am Ende der entscheidende Impuls, der uns Richtung Europa befördert (du weißt ja, wir haben da eine Verabredung..:) Ohne "Rumeier" wären wir vielleicht in ein Satt-und-Zufrieden-Fahrwasser gedümpelt, wer weiß, wer weiß... Im Forum hab ich einen schönen Satz gelesen: "Das ist wie in einer Beziehung - da muss man auch mal verzeihen können." Auch die Mannschaft scheint sich sich ehrlich über den Verbleib des Trainers zu freuen. Das spricht ja dann auch nicht unbedingt gegen Veh ,-)

    Hast recht: Grad und ganz besonders für Nachwuchs-Adler wie Paul ist es sozusagen in einem höheren Sinn wunderbar, dass Veh bleibt. Wir, die wir schon ein paar Jährchen dabei und klug und erwachsen sind, tun ja gerne so, als hätten wir uns damit abgefunden, dass er halt so ist der moderne Fußball, sind halt Profis, es geht ums Geld etc., auch wenn unser Herz uns etwas anderes sagt. Die Desillusionierung kommt früh genug - so lange es geht, soll Paul träumen und glauben dürfen. He'll never walk alone :)

    @Kid: :)... obwohl es sich bei mir schon am Sonntag verdichtet hatte. Irgendwie war ich mir auf einmal sicher, dass er bleibt - wusste allerdings nicht, ob ich das überhaupt noch wollte. Jetzt weiß ich's wieder :).

    @Fritsch: Freu mich sehr, dich wieder einmal hier zu lesen. Habe in den letzten Wochen so oft bei dir im Blog vorbeigeschaut, geblättert, gehört und gestaunt und irgendwie fehlte mir immer die Zeit und Inspiration, um ein paar Worte da zu lassen. Wird wieder anders!! Übrigens habe ich durch dich jetzt auch Pixartix entdeckt (wunderbar!) und bin dort auf eine weitere Blog-Bekannte (Frau Blau) gestoßen. Danke für den Hinweis!

    Danke für die bunten Kommentare und Anmerkungen!

    lgk (...Körpertäuschung Inui, der - statt sich festzudribbeln - den Ball kurz zurücklegt auf den frei stehenden Schwegler, der sieht aus dem Augenwinkel wie Meier sich im Rücken von Dante löst und in den freien Raum startet, schiebt den Ball gefühlvoll in die Gasse, Meier nimmt den Ball direkt, Neuer hechtet, macht sich lang und länger, ist mit den Fingerspitzen noch dran, aber der Ball schlägt unhaltbar ins linke obere Ecke ein ...Toooooooooooooooooooooor!)

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  5. Vor allem müssen wir jetzt umdenken. Der Mann ist nicht erst 22, nein: bereits 23 (!) Jahre in dem Geschäft!

    Möchte nicht wissen, wie viele Böcke, Kühe ...

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