Um halb sieben sitze ich im Auto. Heute allein, treffe mich
mit meinen Mit-Adlern am Stadion. Die
Nacht ist dunkel. Straßenlaternen. Nasse Straßen. Regen fällt. Ich wühle in den
CDs auf dem Rücksitz, werfe eine CD ein (Hank Williams Tribute) und fahre los. Kaum
zehn Minuten später frage ich mich, ob das so eine gute Idee war - und dann
weiß ich nichts mehr. Tauche ein in einen Tunnel aus Schwärze, blinkenden
Lichtern und nass glänzenden Straßen. Im
rheinhessischen Hinterland ist kaum noch
eine Socke unterwegs. Ab und zu leuchtet eine Straßenlaterne. Regen- und
Windböen. Der Scheibenwischer kratzt. Wo und wer bin ich? Wohin fahre ich und
warum? Grade halten, immer gerade aus. Dort ein paar eingemummelte Gestalten an
der Bushaltestelle. Schwärze. Die Autobahnauffahrt, hurra. Der Scheibenwischer knarzt, Jack White singt. Das Autoradio meldet sich. Staus. Überall. Kilometerweise. Der Regen wird dichter. Ich fahre.
Ins schwarze, blinkende, nass glänzende Nichts. Mein Herz klopft. Sind das
Autos? Aliens? Weiter, nicht denken. Fahren. Grade aus, immer gerade aus.
Runter von der Autobahn. Irgendwie auf Seitenpfaden durchschlagen. Wird schon gut gehen. Path Finder ist mein zweiter Name. Schilder am Straßenrand. Was stand da? Vorbei. Schwärze. Eine
Baustellenmarkierung. Holprige Wege. Der Regen fällt. Wohin führt mein Weg? Schemenhafte
Gebäude am Straßenrand. Blätter wirbeln. Die Lichter, die in der Ferne blinken –
ist das vielleicht Wanne-Eickel? Bietigheim-Bissingen?? Tombestone? Dodge City? Laredo? Würde mich nicht wundern, wenn gleich noch Tumble Weeds durchs Bild wirbeln. Da. Ein neues Schild: Frankfurt Stadtmitte. Yeah. "I'm crying, cause I'm so lucky that I found you." Singt Lucinda Williams.
Geschafft. Bin da. Einigermaßen rechtzeitig und genau dort
wo ich hinwollte. Es ist viertel vor Acht. Mein Auto und ich stehen
mitten im Wald. Es ist stockfinster. Ich stehe in einer Pfütze. Meine Schuhe
triefen. Stapfe, schlurfe, rutsche durch glitschige Blätter. Regen nieselt. Dort,
dort hinten leuchtet es hell und freundlich. Rotundschwarze Regenjacken und Zipfelmützen. Menschliche Stimmen: "Ei, Gude!" Geschafft. Waldstadion, Eintracht – ich komme!
Zurück zu den Fakten: Mike Büskens hat vor dem Spiel an das 0:0 im vorigen Dezember erinnert und war sich sicher, dass die Fürther aus diesem Spiel "einiges mitgenommen" haben. Ich stelle fest: Wir anscheinend auch:!
„'Es gibt so Tage, an denen man nicht so gut drauf ist. Das
kennt jeder, der ins Büro geht,' sagte Armin Veh am Tag nach dem Spiel. Mmh.
(...) Wie viel hatten wir uns erhofft als wir am Montag abend (ersetze durch; Freitag Abend) losgefahren sind - nein, nicht ins Büro, sondern ins Waldstadion. Hibbelig waren wir, erwartungsfroh - was für eine Riesenchance, auf 5 Punkte davonzuziehen (ersetze durch: den Spitzenplatz abzusichern) - und wir waren ein bisschen ängstlich (man kennt ja seine Eintracht). Müd, aufgewühlt, enttäuscht und doch auch irgendwie zufrieden sind wir jetzt (...) Alles ok. Punkt geholt.
Wie viel hatten wir uns erhofft als wir am Montag Abend (ersetze durch: Freitag Abend) losgefahren sind - nein, nicht ins Büro, sondern ins Waldstadion. Hibbeling waren wir, erwartngsfroh - was für eine Riesenchance, auf 5 Punkte davonzuziehen (ersetze durch: den Spitzenplatz abzusichern) - und wir waren ein bisschen ängstlich (man kennt ja seine Eintracht). Müd, aufgewühlt, enttäuscht und doch auch irgendwie zufrieden sind wir jetzt. (...) Alles ok,. Punkt geholt. (...)Was war das für ein konfuses, zerfahrenes, destruktives Spiel. Nur sporadische Ansätze zum Spielaufbau. Alle zehn Sekunden ein Pfiff. Der Ball fast immer mindestens in Knie- meistens in Brusthöhe. Aggressiv pressende Fürther. Eine Eintracht, die in der ersten Hälfte minutenlang (ersetze durch: das gesamte Spiel über) nicht aus der eigenen Hälfte herauskommt, fast über das gesamte Spiel hinweg nicht in der Lage ist, ihr Spiel aufzuziehen. Bälle, die erobert und gleich wieder verloren werden. Fürther, die immer einen Tick eher am Ball sind. Die schneller sind. Die mehr laufen (...)) Kann passieren. Solche Tage. Wir wollten abheben, vielleicht sogar fliegen - und sind stattdessen auf einer etwas holprigen Straße weiter geradeaus gerollt. Oder um es mit Bruno Hübner auszudrücken: 'Wir haben einen direkten Konkurrenten auf Distanz gehalten.' Stimmt. Und darüber freuen wir uns. Leise.“
Wie viel hatten wir uns erhofft als wir am Montag Abend (ersetze durch: Freitag Abend) losgefahren sind - nein, nicht ins Büro, sondern ins Waldstadion. Hibbeling waren wir, erwartngsfroh - was für eine Riesenchance, auf 5 Punkte davonzuziehen (ersetze durch: den Spitzenplatz abzusichern) - und wir waren ein bisschen ängstlich (man kennt ja seine Eintracht). Müd, aufgewühlt, enttäuscht und doch auch irgendwie zufrieden sind wir jetzt. (...) Alles ok,. Punkt geholt. (...)Was war das für ein konfuses, zerfahrenes, destruktives Spiel. Nur sporadische Ansätze zum Spielaufbau. Alle zehn Sekunden ein Pfiff. Der Ball fast immer mindestens in Knie- meistens in Brusthöhe. Aggressiv pressende Fürther. Eine Eintracht, die in der ersten Hälfte minutenlang (ersetze durch: das gesamte Spiel über) nicht aus der eigenen Hälfte herauskommt, fast über das gesamte Spiel hinweg nicht in der Lage ist, ihr Spiel aufzuziehen. Bälle, die erobert und gleich wieder verloren werden. Fürther, die immer einen Tick eher am Ball sind. Die schneller sind. Die mehr laufen (...)) Kann passieren. Solche Tage. Wir wollten abheben, vielleicht sogar fliegen - und sind stattdessen auf einer etwas holprigen Straße weiter geradeaus gerollt. Oder um es mit Bruno Hübner auszudrücken: 'Wir haben einen direkten Konkurrenten auf Distanz gehalten.' Stimmt. Und darüber freuen wir uns. Leise.“
Deja vu. Ende
Kurz vor elf. Das Spiel ist längst abgepfiffen. Die Eintracht hat 1:1 gespielt und kann froh sein über den gewonnene Punkt. Während des Spiels hat es noch einmal kräftig geregnet. Wir stapfen durch Schlamm und Pfützen. Das Schuhwerk meines Mit-Adlers ist nicht so wie es sein sollte, die Füße klitschnass und eiskalt. Siehe - dort, der Bratwurststand. Es duftet und dampft. "Das glaubt uns keiner..." Höre ich eine männliche Stimme hinter mir. "Freitagabend im November. So ein Scheißwetter. 50.000."
Zurre meine Kapuze fester und beiße in meine Rindswurst. Tja, so ist das. Immerhin. Punkt ist Punkt. Und dann fahren wir heim.
PS: Einen wesentlichen Unterschied zum letzten Spiel gegen Fürth gilt es unbedingt festzuhalten. Damals, im Dezember 2011, wurde der Weihnachsmann zum Spieler der Stunde gewählt. Heute nicht - Ausrufezeichen!
Sehr schöne Nachbetrachtung vom Deja vu und dem Spiel gestern Abend.
AntwortenLöschenEs war bestimmt kein guter Abend-Shit-Wetter-und eine Gästemannschaft,die unseren Jungs sehr schnell den Schneid abkauften-trotz der schnellen 1:0 Führung-durch uns-Alex.
Es gibt so Tage und Rode wie Schwegler hatten nicht ihren besten Tag(lag für mich daran,dass sie noch angeschlagen waren-sind.)
Dass einige Fans schon wieder anfangen Spieler von ihrer Mannschaft auszupfeifen und bashen,geht garnicht.
Kevin,hat von mir die Stimme bekommen,weil er uns den eminent wichtigen Punkt festgehalten hat.
20.Punkte,man sollte sich mal überlegen,was man von einem Aufsteiger erwarten kann,nach 10.Spieltagen und wenn wir in den letzten 7.Spielen nur 6.Punkte holen,haben die Jungs ihr Vorrundenziel-mehr als erreicht.
Denke aber,dass es mehr Punkte werden und wir beruhigt und relaxt in die Winterpause gehen können.
Hab ein schönes Wochenende und sei nicht enttäuscht,war wie zu erwarten-ein verdammt schweres Spiel und jeder Punkt ist wichtig um so schnell wie möglich den Klassenerhalt zu sichern,damit man schnell planen kann für die neue Saison,denn die wird bekanntlich schwerer werden.
LG
(B).
Danke, liebe Kerstin für deinen kleinen und sehr persönlichen Bericht.
AntwortenLöschenDer gestrige Abend: Gruselig. Mieses Wetter, fieses Spiel, zum Vergessen.
Am Hbf nach dem Spiel konnte ich immerhin durch meine Aufmerksamkeit und lautes Herbeirufen anderer Hilfewilliger dazu beigetragen, einen älteren Herrn am Bahnsteig ins Leben zurück zu bringen. Was ist man hilflos manchmal, erschreckend. Glücklicherweise gab es aber in der Menschenmenge jemanden, der tatsächlich etwas tun konnte.
Der Eintracht konnte ich auch nicht wirklich helfen, aber das war dann nicht mehr so wichtig.
Auch heute ist das Wetter bescheiden und ich könnte mich gerade wieder zu den schlafenden Katzen aufs Sofa legen...
Die Wahl des Spielers der Stunde fiel aber selten so leicht.
EINTRACHT!
LG Nicole
PS: warum habe ich meinen Tipp eigentlich von Unentschieden auf Sieg geändert? Man sollte doch beim ersten Gefühl bleiben...
Ich fühle mich bei einer kurzen Rundreise durchs Netz auch ein bisschen an die letzte Saison erinnert, in der sich Lamento und Euphorie ebenfalls abwechselten. ;-) Hier allerdings nicht: Bei dir, Kerstin, finden sich immer auch die positiven Aspenkte - wenn du welche finden konntest. :-)
AntwortenLöschen@ B: Alles richtig, was du sagst. Bin im Moment noch ein wenig unsicher, in welche Richtung wir weiter denken dürfen - jetzt sind die kommenden Spiele eben doch eine Art Weichenstellung. Wir sind mehr als im Soll und trotzdem haben die letzten Wochen eben doch die Hoffnung auf mehr genährt - würde es jetzt einfach eine "normale" Saison, wäre es jetzt halt doch - bei allem Realitätssinn - irgendwie eine Enttäuschung. Ich hoffe inständig, dass es bis zum Winter mehr als 26 Punkte werden. Diese Zahl will ich da nicht stehen haben. 30, 32 - dann können wir WIRKLICH sicher sein, dass da nix mehr anbrennt...
AntwortenLöschen@Nicole: Du liebes bisschen und was für ein Glück, dass du, dass ihr helfen konntet. Da tritt das Spiel dann wirklich in den Hintergrund - ein Licht in diesem trüben, vermatschten Tag. Die SdS-Wahl ist diese Mal (abgesehen von den technischen Problemen...) wirklich einfach. Und wenn ich immer nach meinem Gefühl tippen würde - wir könnten uns vor Punkten nicht retten *g - ich tippe (leider) gerne gegen Mannschaften, die ich nicht mag, auch wenn Gefühl UND Verstand dagegen sprechen...
@Kid: Doch, lieber Kid - ein paar habe ich gefunden. Z.B. auch die Spielergebnisse von heute Nachmittag :)
Danke sehr für eure Einschätzungen und Ergänzungen.
lg in alle Richtungen, K.
Dunkle Nächte & schwarze Tunnel, da kann es nur folgende Heilung geben:
AntwortenLöschen1. Lucinda Williams / Hank Williams
2. unserer Torwächter &
3. rotundschwarz!
Viele Grüße & weiterhin sichere Straßen, Fritsch.
Hallo, ich kenne diese Seite nicht sehr lange, aber seitdem lese ich Sie mit Großer Freude. Toll geschrieben, und sehr gelungen, weiter so.
AntwortenLöschenNun, ein Punkt war in diesem Spiel wahrlich nicht schlecht, durchaus aber die Pfiffe, die leider nicht nur von ein Paar vereinzelten kamen.
Singe ich "You´ll never walk Alone" nur weil es alle anderen tun, oder weil ich es so meine wie ich es singe?
Als Fan sind wir der 12. Mann, ist das nicht viel besser?