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Europa-Pokal-Sieger-Sommer-Schnipsel (6): Ready!

Seid ihr bereit? Die Eintracht jedenfalls ist  "ready" für die neue Saison. Das bestätigt unser Trainer in der PK vor dem Spiel auf Nachfrage, und ich denke, er hat recht. Die Vorbereitungsspiele liefen glatt und erfolgreich, die Mannschaft wirkt schon erstaunlich gut eingespielt. Es kann los gehen. Auch Peter Fischer (wie immer der richtige Mann, um zum richtigen Zeitpunkt die Dinge auf den Punkt zu bringen und die Awareness zu steigern) findet, dass von den drei Gegnern, gegen die wir in den kommenden zwei Wochen spielen - Magdeburg, Bayern, Real Madrid -  nur ein Gegner schwer ist: na klar - Magdeburg. Und obwohl ich bis  vor kurzem in Kopf und Bauch ein eher schwammiges lalala-Europacup-Eintracht-dirridum- huch- geht die Bundesliga echt schon wieder los-Gefühl  hatte und null angespannt war - das ist spätestens jetzt vorbei: Es fängt heftig an zu kribbeln.

Erstaunt nehme ich zur Kenntnis, dass die Erstrundenspiele im DFB-Pokal alle eine Minute später angepfiffen werden. 15 Uhr 31, 18 Uhr 01, 20 Uhr 46 (wir am Montag). Der DFB setzt damit ein Zeichen für den Klimaschutz. Die zusätzliche Minute soll für "Lautsprecherdurchsagen" zum Klimaschutz genutzt werden.  Ein echtes Fanal. Ein entscheidender Impuls. Wahnsinn. Ungünstig, dass gerade dieser Spieltag auch dazu genutzt wird,  in den Stadien der Republik des verstorbenen Uwe Seeler zu gedenken. Da fehlt mir ein bisschen die Fantasie. Warm-würdigende Worte für uns Uwe und danach der Aufruf, keine Bierplastikbecher in die Landschaft zu schmeißen? So in der Art: "Wir gedenken Uwe Seeler und finden, Klimaschutz ist super." 

...57, 58, 59....

Anpfiff.

In letzter Zeit entdecke ich beim Stöbern in meinem Blog immer mehr vergrabene Schätze  - fast unvermeidlich, es gibt ihn jetzt halt schon (oops) dreizehn  Jahre -  und deswegen kann ich schwuppdiwupp auf einen Eintrag zu einem Pokalspiel gegen Magdeburg verlinken, das ziemlich genau vor sechs Jahren stattgefunden hat, am 21. August 2016. Magdeburg damals in der 3. Liga, das Spiel ebenfalls zum Saisonauftakt, unter deutlich bangeren Vorzeichen, aber mit viel Hoffnung. 

"Vielleicht, vielleicht erleben wir mit dem Pokalspiel in Magdeburg gleich den Anfang einer Saison, durch die wir wie auf Flügeln getragen werden. Nach den Sternen greifen. Großartigen Sußball sehen. An glorreiche Zeiten anknüpfen. Berlin, Berlin wir fahren nach Berlin. Europa. Warum eigentlich nicht? Warum?"

Die Flügel waren es dann nicht, eher ein ziemliches Gegurke mit üblen Tumulten in der Kurve, Böller und Pyro flogen auf den Platz und die Geschlossenheit der Fanszene stand nach dem Spiel einmal mehr zur Disposition. 1:1 stand es nach der regulären Spielzeit. In der 119. Minute erzielt Magdeburg den Führungstreffer. Abseits. Uff. Elfmeterschießen. Hradecky, der damals noch bei uns zwischen den Pfoten stand, hält den entscheidenden Elfer und mit mehr als einem blauen Augen stolpern wir in die zweite Runde. In der Rückschau war das Spiel damals aber doch so etwas wie der ruckelige Start in die glorreiche Zukunft, in der wir uns jetzt gerade befinden. Am Ende der Spielzeit standen wir im Pokalfinale in Berlin, im Jahr darauf haben wir ihn geholt. Wir waren in Europa, aber so was von. Und wir haben nicht nur an glorreiche Zeiten angeknüpft, sondern sind mit einem lauten Knall in einer neuen Ära gelandet.

Heute, im August 2022, sind wir, ist die Eintracht wieder eine Größe im deutschen Fußball, die Fanszene einig wie nie, und wir sind damit so was wie ein Traumlos für Magdeburg - der Europapokalsieger zu Gast beim Zweitliga-Aufsteiger. 

Die Magdeburger sind (Stand heute) ordentlich, aber nicht überragend in die erste Zweitligasaison nach dem Wiederaufstieg gestartet. Wir haben in diesem Jahr traurig Jürgen Grabowski in den ewigen Fußballhimmel verabschiedet, und auch die Magdeburger haben  einen ihrer Größten verloren. Wenige Wochen nach Grabi verstarb der legendäre Joachim Streich, der "Gerd Müller des Ostens" - und einem lieben Adler-Freund, mit (nicht nur) fußballerischen Wurzeln in der ehemaligen DDR hat der  viel zu frühe Tod seines Jugend-Idols einen echten Schlag versetzt. 

Für die wieder erstarkten Magdeburger ist das Erstrundenspiel gegen uns ein richtig großes Ding und sicher auch die Chance, ein Zeichen zu setzen bzw. an große Zeiten (=  mehrfacher DDR-Meister und Rekordpokalsieger) anzuknüpfen, auf sich aufmerksam zu machen, hey, da sind wir wieder. Und das Zeug dazu haben sie offensichtlich - Oliver Glasner kam in der PK regelrecht ins Schwärmen. Angriffsfußball. Technisch versiert im 1 gegen 1. Schnell über die Außen. Trainerhandschrift. We'll see about that. 

Für das Pokalspiel in Magdeburg rufen die Magdeburger Fanclubs dazu auf, dass "Alle in blau" ins Stadion  kommen. Fürth fährt im Pokal im "20er Jahre Look" nach Stuttgart, inklusive "Motivationsvideo", der Waldhof formiert sich mit "alle im Trikot" gegen die Kieler, die ganz in weiß in der Gästekurve stehen. Cottbus ist mit einem Motto-Shirt in rot dabei und auch die Nürnberger fahren alle in rot zum Sieg nach Kaan-Marienborn, während in Dresden schon am Freitag alle in gelb die Niederlage gegen den VFB Stuttgart betrachtet haben.

Und es wird marschiert, überall. Wahlweise in einheitlichen Motto-Shirts oder in einheitlichen Farben. Die 60er marschieren durch Giesing. Wernigerode marschiert in rot zur 0:10 Niederlage gegen Paderborn, der FC Heidenheim fährt "alle im Trikot" mit dem 9 Euro-Ticket  nach Illertissen. Und was macht Elversberg? Die gewinnen ganz ohne Motto und Marsch mit 4:3 gegen Leverkusen.

Zurück nach Magdeburg. Dort sind insgesamt drei blaue Fanmärsche geplant  und wenn ich voraus in die kommende Saison blicke, sehe ich sie überall, Fanmärsche von links, von rechts, von Ost nach West, in Blau, in Rot, in Orange (ach nö... orange... auf die Idee kommt doch keiner...)  in Weiß, in Schwarz -  das erinnert doch stark an die Feiertagsprozessionen in "Asterix in Spanien". Oder an  Mainz in einer stino-corona-freien Fastnachtssaison, wenn aus jedem Gässchen und um jede Ecke eine singende und trötende Garde in einheitlichen Uniformen herausmarschiert kommt. 

Kölns Trainer Steffen Baumgart will (so der TV-Kommentator) unbedingt nach Berlin und beendet die Reise bereits in Regensburg. So kanns gehen. Und auch. wenn wir in den vergangenen Jahren europäisch immer dann besonders erfolgreich waren, wenn wir im Pokal früh rausgeflogen sind, können wir in diesem Jahr gerne mal eine Ausnahme machen -  einfach im Pokal, in der Liga UND in Europa erfolgreich sein.  

Erster Halt also Magdeburg. Mit Götze in der Startformation?  Als hängende Spitze? Oder doch offensiver Teil der Doppelsechs?  Ndicka ist wohl wieder fit.  Mit Alario oder Borré? Oder mit beiden? Touré oder Tuta? Und Smolcic. Jedenfalls: Trapp. Und Kostic, der immer noch, immer noch da ist und dort auch hoffentlich bleibt. Zitat Oliver Glasner:  "Der Filip ist leicht zu unterhalten. Leg ihm ein paar Bälle hin und stell einen Torwart ins Tor - und er ist glücklich." Dann hat er vermutlich morgen einen prima Tag!

Unser Fanmotto fürs Spiel? Mein Vorschlag: Alle einträchtlich-bunt und jeder so, wie er oder sie lustig ist. 

Auswärtssieg!

Es grüßt: rotundschwarz (die sich gerne rotundschwarzundweiss kleidet, aber nie und niemals nicht marschiert, sondern geht, läuft, sitzt, hüpft, tanzt, springt, manchmal auch trippelt und trabt, rennt und wuselt. Oder schwimmt.) Letzteres wollen wir von der Eintracht morgen nicht hoffen.

Fanmarsch

PS: Gut möglich, dass ihr nachher  um 18 Uhr irgendwo in der Sonne unterwegs und draußen  seid. Wenn ihr stattdessen Fußball schaut, gehe ich fest davon aus, dass eure Wahl nicht auf die 18.01-Pokalspiele, sondern auf das EM-Finale der Frauen fällt. Klassiker im Wembley-Stadion und schon das Halbfinale war richtig, richtig stark.


Kommentare

  1. ...irgendwann isses "IN", bunt zum Spiel zu gehen... :-)))

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    1. :) - Ingo, bist du's? Freu mich, dass du hier mal wieder vorbeischaust.

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  2. Der Pokalabend gestern - mal ehrlich: Das war doch fast schon unheimlich. Waren/sind das wir, die da in Magdeburg auf dem Platz gestanden haben? Fast - also fast - war ich erleichtert als die Pyro im Block los ging - irgendetwas bleibt also doch wie es immer war... So was von souverän, so was von abgeklärt, so was von variabel. Kamade aus der etwas defensiveren Position mit viel mehr Durchschlagskraft. Kostic (bin immer immer wieder überrascht, was der Mann für einen Wumms hat, Wahnsinn) - aber er ist jetzt nicht länger Alleinunterhalter. Was war das für ein tolles Debüt von Mario Götze. Spielübersicht, immer anspielbar, kämpferisch. Und bei der Auswechslung konnte man sehen, wie gut er sich offensichtlich mit Seppl Rode versteht - das gefällt mir. Ich schätze Seppel sehr, und ich war nicht so megamäßig begeistert von der Götze-Verpflichtung, aber wenn Seppel einen Draht zu Götze hat, dann kann der Junge nicht ganz verkehrt sein, denke ich mir. Ein bisschen enttäuscht bin ich doch - und zwar von den Magdeburgern. Von denen hatte ich mir mehr erwartet, schade - oder waren wir einfach zuuu stark? Ich bin sicher, auch wenn Trapp den (schwach geschossenen) Elfer nicht gehalten hätte - wir wären in keinerlei Bedrängnis geraten. Und dann wechselt Glasner z.B. Borré aus und es kommt stattdessen Alario... Eine so gut besetzte Bank hatten wir in der Breite echt lange nicht mehr.

    Merkwürdig war es auch, viele unserer Fangesänge in blau zu hören, aber in einem komplett anderen Rhythmus. So, als wäre die Platte hängen geblieben und liefe einen Tick zu langsam. Auf ---gehts---Magedburger Juuuuuungs.... Aber sie waren tatsächlich alle in blau.

    Muss doch mal sehen, was der Schnellcheck ergibt: Welche Mannschaften waren erfolgreicher in der ersten Runde - die mit Motto und Farbcode oder die, die einfach angereist sind?

    Jedenfalls: Wenn das noch die Aufwähmphase ist und wir nicht nur annähernd so weiterspielen, sondern noch stärker werden - wo soll das enden in dieser Saison... The sky is the limit? Mir ist das unheimlich.

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