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EM- und Sommerschnipsel (5): Mit dem Jürgen und dem Ringo. Und dem Oli.

Schnipsel heißen Schnipsel, weil sie verschiedene Themen kurz streifen und wild zusammengewürfelt sind. Here we go.

Mit dem Jürgen, mit dem Jürgen.  Der große Jürgen Grabowski wird heute 77 Jahre alt.  Übervater aller jetzigen und kommenden Eintracht-Idole und Legenden. Alles, alles erdenklich Gute,  vor allem Gesundheit.

Bei der EM sind wir  jetzt kurz vor dem Ziel. Erstes Halbfinale ...und dann setzen sie sich am Ende doch durch, die Italiener. So viele Emotionen, so ein (Sportreporter-Sprech) mitreißendes, wenn auch nicht hochklassiges Spiel. Die Italiener zeigen, dass sie trotz neuer Spielkultur, doch auch immer noch italienisch können (nach weit verbreitetem Vorurteil ist das:  fallen, liegenbleiben, sich hinten rein stellen, Zeit schinden), aber dann und wann blitzt ihr Können auf und sie können nicht anders, als richtig gut Fußball spielen. Trotz des nicht überzeugenden Halbfinal-Auftritts, trotz Elfmeterglück, stehen sie für mich - als bisher überzeugendste Mannschaft des Turniers - verdient im Finale. Wunderbare Szenen am Rande dieses Spiels - die Trainer Luis Enrique und Roberto Mancini  liegen sich in den Armen, der alte Haudegen Bucconi herzt den  spanischen Trainer.  Die herzerwärmenden Grüße an den verletzten Spinazzola (wir erinnern uns, wie er im Viertelfinale kurz vor Schluss weinend vom Platz getragen wird). Sehr schön auch die Charakterstudien, die sich allein schon anhand der Kleidung der Trainer betreiben lassen: Enrique  im weichen, grauen Pullover, mit schmaler grauer Hose,  sehr cool, sehr lässig, sehr distinguiert, Mancini mit roter Krawatte, weißem Hemd, blauer Stoffhose - sehr... mmh....italienisch. Freu mich jetzt schon drauf, die Italiener am Sonntag nochmal ihre Hymne singen zu hören. Kämpferisch, mit wild entschlossenen Mienen schmettern Sie das "Fratelli d'italia" in den Himmel. Ein irgendwie verwegener, cooler Haufen.

Was war noch:

André Silva war kein Büffel, ist auch kein Adler mehr, sondern wird (fast zum Schnäppchenpreis) jetzt ein Bulle. Das ist sehr schade oder (um es einmal mehr mit dem Social Media-Team der Eintracht zu sagen: ) Danke, André. *** Oli, Michi und Ronny - was klingt wie eine Boyband oder sagen wir: wie Fanta3, ist aber unser neues Trainerteam. Oliver Glasner, Michael Angerschmidt und Ronald Brunmayr.   Und während wir unsere neue Crew sympathisch und vielversprechend finden, tun die Fan-Kollegen im gar nicht so fernen Mönchengladbach das nämliche. "Sehr sympathisch," finden sie unseren Ex. Jedem Anfang wohnt ein Zauber oder doch zumindest ein Sympathievorschuss inne. Es sei denn, man ist Eintracht Frankfurt und verpflichtet Friedhelm Funkel oder Lothar Matthäus. Oder Andi Möller. Jedenfalls: Oli Glasner sieht aus wie Konrad Adenauer. Oder wie Pirmin Schwegler. Oder doch eher wie Helmut Schmidt? Mit Heinz Becker finde ich: Keins von beidem. Wir werden diese Frage im Laufe der Saison noch klären.

Trainingsauftakt mit Spaßmacher-Tim, einigen Neuen (auf Fabio Blanco bin ich echt gespannt), einige Wie-lange-wohl?-Rückkehrer (Dany da Costa, Gonzalo Paciencia, inzwischen auch Dejan Joveljic) und auch Filip Kostic ist noch dabei, vorsichtig hoffe ich, dass das so bleibt. Klar, dass jetzt vor dem Saisonstart auch viele Namen potenzieller Neuzugänge durch die Gegend schwirren, Dänen, Norweger, Südamerikaner. Alles schon in festen Tüchern. Ben Manga gesichtet. Bereits beim Test. Vertrag schon vorbereitet. Finanzierbar. Demnächst. Jetzt. Sieben Millionen. Alternative für. Wir werden sehen.

Die erste Pokalrunde wirft bereits ihre verheißungsvollen Schatten voraus. Beim Waldhof - schön. Ach, Ante.

Bis zu 25.000 Fans dürfen nach aktuellem Stand beim Saisonauftakt zum Spiel gegen Augsburg im Waldstadion sein. Wie lange ist Normalität schon her, dass diese Nachricht komplett unwirklich klingt und man innerlich ein bisschen zusammenzuckt?

Markus Krösche mag Apfelwein. Nur an der richtigen Aussprache muss er noch feilen. Vielleicht hilft es, wenn er ein paar Gläser trinkt.

Und hier noch ein kostenfreier Headline-Service für potenzielle Schweinsteiger-Werbepartner: Mit der Rollex kommentiert sich's besser.

Und sonst:

Sonntag, 4.7.

Heute morgen werde ich von Donnergrollen geweckt. Ein Gewitter, morgens um sieben, so was. Die Welt ist grün, es tropft von Büschen, die letzten Rosen lassen ihre Blütenköpfe hängen, die Gurken und Zucchini gedeihen prächtig. Und irgendwann ist es jetzt auch mal genug mit dem Regen. Wie wäre es zur Abwechslung mit einer Sonnendusche?

Montag, 6.7. 

Hätte ich unbefangen eine Nachricht darüber gelesen, dass es jetzt Badekappen für "Afro-Haar" gibt - ich hätte die Nachricht als tendenziell rassistisch empfunden. Aber jetzt weiß ich: Umgekehrt ist es der Fall - die Afrohaar-Badekappe hat das Ziel die Diversität im Schwimmsport zu fördern, wer gegen die Zulassung der Badekappe als Wettkampfausrüstung ist, steht unter Rassismusverdacht. Aber wer hat gesagt, dass es einfach wäre, die Welt zu verstehen?

Dienstag, 6.7

Da wir heute Abend ins Theater gehen wollen und das Theater in Mainz Teil einer wissenschaftlichen Studie ist, ist hier nach wie vor Inzidenz-unabhängig ein Corona-Test die notwendige Voraussetzung des Besuchs. Unsere zuständige Zelt-Teststation befindet sich direkt neben dem Eingang  des öffentlichen Schwimmbads im Nachbarort. Es hat den ganzen Tag immer wieder geregnet, jetzt bricht die Sonne durch. Gemeinsam mit anderen Menschen auf den Steinbänkchen vor der Teststation und warten auf unser Schnelltestergebnis. Ein Familien-Van kommt angebraust und hält ein paar Meter vor uns. Die Türen hinten und vorne  springen auf und es quellen Menschen heraus: Eine kräftige mittelalte Frau mit Schwimmring, ein kleines moppeliges Mädchen im Badeanzug , ausgestattet mit einer riesigen, aufgeblasenen Schwimmente, zwei etwas größere, moppelige Jungs mit Badelatschen, kurzen Hosen und Schwimmnudeln in pink und quietschgelb. Der Vater am Steuer braust (erleichtert?)  wieder davon, der bunte Trupp tappert in Richtung Schwimmbad. Und es war Sommer :)

Zurück zum Fußball.

Jetzt also gleich: das zweite Halbfinale. Die Dänen, die bereits Europameister der Herzen sind,  gegen die Mannschaft, die es wirklich auch mal wieder verdient hätte, in einem großen Finale zu stehen.  Echt wahr, seit 1966 haben die Engländer bei einem großen Turnier nichts mehr gerissen. Kaum zu glauben. Klar, wer würde es dem vermeintlichen, noch dazu sympathischen Außenseiter Dänemark nicht gönnen,. Aber ich wünsche es England, the Brave, dass der "Summer of Sterling" noch ein bisschen weiter geht. Das Wembley-Stadion ist gemäß Anordnung der UEFA vollgepackt mit 60.000 Menschen.  Bestimmt sind auch Willi Windsor, Kate und der kleine staunende George wieder vor Ort. Und wir alle frönen vor dem Fernseher der Bigotterie, dass wir uns über Gesänge (Sweeeet Caroline) und tolle Stimmung im Stadion freuen, und ein paar Minuten später in Diskussionen die Skrupellosigkeit der UEFA anprangern. Strange Times.

PS: Hatte ich schon erwähnt? Jürgen Grabowski wird heute 77 Jahre alt. Und hier kommt  ein Geburtstagsständchen von einem weiteren Geburtstagskind.  

(Mehr denn je vermute ich: Die Beatles hatten recht)

Kommentare

  1. Okay, ich liebe die Engländer. Ich liebe King Arthur, Milton, Shakespeare, Gibbons, George Berkeley, William Blake, die Beatles, Sting, Quentin Crisp, die Queen, die Rabenwächter an der Towerbridge, even the Wellerman, Linda Karshan, von den Iren und Schotten ganz zu schweigen. Sicherlich einen Tic mehr als Dante, Dario Fo oder selbst Errros Rrrrammazotti. (Monteverdi, Vivaldi, Leonardo, Piero della Francesca, Mantegna, Morandi und tausend weitere Maler unterschlag ich jetzt mal.) Wenn da dieser Brexit nicht wäre. Pöse Priten peißen sich auf Insel fest - pitte sehr, pitte schön, wie's conveniert. Aber europäischer Meister wird Italien. Wenn Orbi nicht Einspruch erhebt. Cheers ak

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  2. ich bin hin und her gerissen. Fratelli d'Italia oder Sweet Caroline/Football's coming home - ich gönne es beiden. Und wenn eine Mannschaft in Wembley gewinnen kann, weil ihr das ganze Drumherum sonstwo vorbeigeht - dann die Italiener. Was für ein geniales Finale. Ich freu mich drauf.

    PS: Die Zeit wird weisen, ob der pöse Prexit für die Engländer vielleicht vielleicht am Ende ein Segen war... mer waas es net ,)

    PPS: War übrigens nur Willi Windsor da, keine Kate, kein Georgie. Und er sah ein bisschen aus als hätte er Mumps. Vielleicht hatte er aber auch grade ein Bratwurst verzehrt.

    PPS: Linda Karshan? Gleich mal googeln.

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    1. Um genau zu sein: Linda ist halb USA, halb GB.

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  3. Die Woschd mumpst den Prince - gefällt : - )

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