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Alles Standard?


Seit meinem letzten Blogeintrag ist einige Zeit ins Land gegangen und dementsprechend hat sich viel getan. Bei der Eintracht, in der Bundesliga und in der Welt. Da die Welt  (und mehr noch die Bundesliga) ein doch etwas zu weites Feld für ein Update wäre, halte ich mich einfach mal an die Eintracht und an das muntere Auf und Ab von Höhenflügen und Niederlagen der letzten Wochen. Das Last-Minute Gegentor im Heimspiel gegen Lüttich, die Auswärtsniederlage beim newborn Meisteraspiranten Gladbach (manche sagen: unverdient), die dabbische Niederlage bei Standard Lüttich, der grandiose Sieg gegen die Bayern und die, unverdient-verdiente Niederlage in Freiburg mit der durchaus ungewöhnlichen Einlage von David Abraham, der jetzt erst einmal eine Weile fehlen wird. Nicht so richtig gut gefallen mir die Meldungen vom Eventuell-Winter-Transfer von Filip Kostic, aber der beste Manager von allen wird schon die richtigen Entscheidungen  zu unser aller Wohl treffen.  Irgendwie scheint dem Eintracht-Höhenflug ein wenig die Luft auszugehen und ich kann nicht einmal wirklich behaupten, dass mich das so wirklich unglücklich macht. Ich fühl mich einer Eintracht auf dem Boden der Tatsachen irgendwie näher als einer Eintracht im kontinuierlichen Höhenflug, vielleicht die Macht der Gewohnheit. War ich „früher“ vor jedem, wirklich jedem Spiel aufgeregt und hibbelisch ohne Ende, bin ich heute in der Regel weitgehend gelassen, zwar sehr gespannt, ob und mit welchen Salti  (oder sollte ich sagen „Märchenstunden“) Trainer und Mannschaft uns heute überraschen werden, aber händeringend aufgeregt – nö.

Heute also gegen Wolfsburg, die nach starkem Saisonauftakt im Moment ein wenig vor sich hin dümpeln, zuletzt zuhause gegen Leverkusen verloren haben. Also vor der Länderspielpause, die den Saisonverlauf einmal mehr zerstückelt hat  Gefühlt spielen wir gegen Wolfsburg (ähnlich wie – sic! - gegen Mainz) immer im Dezember – diese Erinnerungstäuschung mag daran liegen, dass ein Heimspiel gegen Wolfsburg das kälteste Spiel war, dass ich je im Stadion erlebt habe. Es war (wie ich eben nochmal im Eintracht-Archiv gecheckt habe) in der Saison 2009/10 und wir bibberten kurz vor Weihnachten bei minus 17 Grad, das heißt: wir bibberten nicht einmal mehr, wir saßen oder standen fest gefroren, stocksteif und bewegungslos auf unseren Sitzen, nur unterbrochen von zwei kurzen „Arme zum Torjubel nach oben strecken“-Unterbrechungen. Mein Mit-Adler hatte keine Handschuhe dabei und die Hoffnung, im Eintracht-Shop schnell noch welch erstehen zu können, erwies sich als falsch – andere hatten den gleichen Gedanken und waren schneller. Das Spiel endete 2:2, so wie (auch dies gefühlt) alle Spiele gegen Wolfsburg enden. Z.B. erinnere ich mich an ein Auswärtsspiel der Eintracht in Wolfsburg (ich vermute, es war in der Saison 2007/08), bei dem ich – am Rande eines Abends mit Gerd Knebel im Mainzer Unterhaus – in der Pause zufällig mit meinem Eintracht-Schal neben Henni Nachtsheim an der Getränkeausgabe stand und ihm auf Nachfrage den Halbzeitstand aus Wolfsburg übermittelte. (Endstand - logisch: 2:2)

Die Eintracht läuft heute mit einem Sondertrikot auf, das statt Sponsor in groß, Sponsor nur in klein und stattdessen ganz viele Flaggen und damit die Vielfalt der Eintracht zeigen wird. Kann man sicher auch gleich im Shop erwerben und ich vermute, dass der Vorrat größer sein wird als damals der an Handschuhen. Ist es nicht erstaunlich, dass unser Präsident, über ein groß-groß-großartiges Trikot mit fast genauso maßlosem Enthusiasmus und wilder Verve schwärmen kann wie über einen Pokalsieg? Muss daran liegen, dass wir einfach die größten sind. Der beste Präsi. Die besten Fans. Die genialsten Trikots. Die beste Mannschaft Europas. Und natürlich die vielfältigste. Also ganz in echt jetzt.

Heute ist es noch nicht ganz Dezember, es ist auch nicht sonderlich kalt. Sonnig, windig, kühl – prima Fußballwetter. Aber das Ergebnis wird am Ende sein wie immer gegen Wolfsburg. 2:2. Echt.

Kommentare

  1. Ich wollte den Boden der Tatsachen und jetzt, wo ich ihn bekommen habe, bin ich mir nicht mehr so sicher, ob es wirklich das war, was ich hätte wollen sollen. Das war schon richtig, richtig schwach. Gefühlt hundert Ecken und doppelt so viele Flanken, die komplett sinnfrei irgendwo in Richtung Strafraum geflogen sind. Und nie das Gefühl, dass wir dem Spiel noch geben können eine Wende. Es war einfach: nichts. Schon die Anfahrt stand irgendwie unter schrägen Vorzeichen. Da ich nachts im Winter nicht gerne Autobahn fahre, lasse ich seit einiger Zeit mein Auto auf einem P+R Parkplatz stehen und fahre mit der S Bahn zum Stadion. Dann bin ich auch früher und verlässlicher dort und kann Verabredungen mit Adlerfreunden einhalten. So der Plan, der gut funktioniert, meistens. Heute blieb die S-Bahn kurz vor Stadion in einem Tunnel stecken und landete erst um zehn vor drei am Stadion gelandet. Mein Anmarsch erfolgte dann im Laufschritt und entsprechend kurz war das Vor-dem-Spiel-Wiedersehen mit einem Adlerfreund aus Bremen, der zum jährlichen Waldstadion Besuch angereist war (letztes Jahr beim 7:1 gegen Karlsruhe hatte er mit der Auswahl des Spiels mehr Glück).

    Gegen Felix Wiedwald habe ich nichts, im Gegenteil, trotzdem waren wir doch recht erstaunt, warum er heute im Tor stand und bis jetzt weiß ich nicht, was Frederic Rönnow fehlt bzw. warum er nicht dabei war. Konnte man jedenfalls nicht ahnen, dass der Wechsel im Tor so direkte Auswirkungen auf das Spielergebnis haben würde. Obwohl, na ja, der Patzer (nachdem zwei Minuten vorher die fast gleiche Situation noch glimpflich abgegangen war) war dann nur noch das Tüpfelchen auf dem i bzw der Haken unter einem Spiel, in dem wir, trotz mehr Ballbesitz und mehr Torchancen (wie man es gemeinhin nennt, wenn Bälle irgendwie aufs Tor kommen) eigentlich nie eine richtige Siegchance hatten.

    Merkwürdige Zufälle gibt es: Der von mir oben im Text angeführte "Boden der Tatsachen" ist ein Begriff, der heute wörtlich auch in einem ausführlichen Aushang zu lesen war, den die Ultras überall im Stadiom ausgehängt hatten. Ich konnte den sehr langen Text im Stadion nicht komplett lesen, habe ein Foto gemacht und werde das nachholen. Es ging - wenn ich es richtig rekapituliere - um die Gefahr des Ausverkaufs der Fankultur, um den überbordenden Merchandise Boom, den Event-Tourismus und um die Gefahr des grenzenlosen Immer-Mehr und die Eintracht als Everybody's Darling. Schon putzig, dass weite Teile der Ultra-Magenschmerzen auch die meinen sind. Das hätte ich so nicht unbedingt für möglich gehalten.

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  2. Forstetzung:

    Wenn meine Anfahrt etwas schwierig war, war die Rückfahrt chaotisch. Die S-Bahnen vom Stadion verkehren wegen Bauarbeiten zu bestimmten Uhrzeiten (lustigerweise z.B. auch nach dem Spiel) nur in Richtung Frankfurt Hauptbahnhof und um in Richtung Mainz zurückzukommen, müssen wir also alle erst in die entgegengesetzte Richtung fahren, um dann in unsere Richtung umzusteigen und wieder zurückzufahren. Sagen wir mal so: Das war heute nicht so ganz einfach. Es war extrem voll auf den Bahnsteigen und in den Zügen. ES war abends dann doch recht kalt. Und es hat alles eine Weile gedauert. Aber egal. Und S-Bahn-Fahren vor und nach einem Fußballspiel hat den großen Vorteil, dass man sehr viel von dem hört, was Fan so redet. Zusammengefasst: Das, was da in den letzten Monaten war, haben wir uns mehr oder weniger nur eingebildet. Die Mannschaft war nie richtig gut, nur im Pokalendspiel, weil der Prince da ausnahmsweise mal wollte, sonst hat er doch immer nach 60 Minuten gepumpt, und einen Kopf und Lenker hatten wir damals nicht und heute sowieso nicht und sollen sie uns den Kostic doch für viele Millionen abkaufen, na und, und der Silva? Ach was, der hat gegen Bayern geglänzt und ist heute einfach mituntergegangen. Und der Gacinovic erst. Waldstadion, Waldstadion - singt der schwankende junge Mann, den sein Kumpel gerade noch daran hindert einen Schritt zu viel in Richtung Gleisbett zu machen. "Mich deprimiert es immer so, wenn ich mir so ein Kackspiel 90 Minuten anschauen muss", meint der Mann, der in der S-Bahn schräg hinter mir lehnt.

    So war das heute mit dem Boden der Tatsachen.

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  3. ...spricht mir aus der seele...
    ...sass gegenüber in 14A, und hab mich (nach 1 jahr mal wieder LIVE in FfM) gewundert, dass man ,das "steeeh auf,wenn...usw." bereits nach wenigen Munuten rauskramt..., das gabs "früher"
    NUR bei gradiosen Aufholjagden oder Rausch-Siegen...(siehe auch "pipi L")
    ...is nur so ne Wahrnehmung...
    GLG AUS BREMEN... :-)

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  4. Das war einfach ein Grottenkick an einem gebrauchten Tag. Ich hatte vor dem Fernseher nicht das Gefühl, dass unsere Mannschaft den Ehrgeiz hatte gewinnen zu wollen.
    Bei diesen Formschwankungen merke ich, dass es gefühlt wie immer ist, bei meiner launischen Diva weiss man nie, was beim nächsten Spiel kommen wird.

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    1. Genau so hat es sich auch im Stadion angefühlt.

      Es ist schon merkwürdig wie schnell und nahtlos Stimmungslage, Gedanken und Gespräche an die Zeit "ante Ante" anknüpfen. Vielleicht gibt es sie ja doch, die Kontinuität der einträchtlichen Dinge - dann vermutlich im Guten wie im Schlechten. Sogar freddie Bobic reagiert bereits gereizt wie einst Heribert. Was, wenn wir jetzt auch noch Elfter werden?

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  5. Wenn wir Elfter werden, heißt es wahrscheinlich nur: wir sind weit weg von einem Abstiegsplatz.
    Same procedere as every year, James.

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  6. War was? 11? So weit zu zählen ist der gemeine Eintrachtfan nicht mehr gewöhnt. Ein Patschehändchen reicht völlig. Dazu noch London. London? Arsexit, you know. Singende, eigentlich nicht vorhandene Adler. KillerKamada. Deathly Daichi. Fliegen. Überfliegen. Adlerkernkompetenz. Saludos!

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    1. Hach Matthias, du hast ja so recht. Und wenn wir Elfter werden? Na, und. So simmer halt :)

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